Schwer erkämpft.

Roman von H. von Ziegler.

7) (Nachdruck verboten.)

»Ich will aber keinen Zwang, gnädige Frau.«

»Mit Nichten, Herr Graf; halten Sie mich für eine Romanmutter, die ihr Kind dem Bräutigam in die Arme bringt?«

Ich bin ein alter Mann und jener Oelzen ein ebenso eleganter, schöner wie ein» nehmender Mensch."

»Sie sind nicht alt, Graf Posau," unter­brach ihn die Dame verbindlich, »auch ist es eine längst anerkannte Wahrheit, daß junge Mädchen Männer in ihren Jahren stets bevorzugen.«

»Wann wollen Sie reisen, gnädige Frau?"

»Uebermorgen, bis dahin"

»Ich werde an diesem Tage früh dem gnädigen Fräulein schreiben und hoffe, daß Eie, gnädige Frau» mir eine Antwort zu­kommen lassen mögen.«

»Gewiß, Graf. Zweifeln Sie nicht, eS muß alles gut werden! Und nun lasten Eie uns in den Saal zurückkehren.«

Lächelnd schaute drinnen der General dem bunten Treiben zu; immer neue Weisen erklangen vom Orchester und in Heller Ju- grndlust wirbelten die tanzenden Paare durch­einander. Soeben trat Leutnant von Oelzen erhitzt und fast atemlos in die Reihen zurück.

»Schwere Arbeit, Herr Kamerad, bei der Wärme draußen noch zu tanzen," meinte launig der alte Herr.

»Nicht für mich, Herr General ich tanze unbeschreiblich gern, besonders mit einer guten Tänzerin."

»Hm, Sie meinen doch meinen Liebling, die Eva? das Prachtmädchen kann alles!"

»Und doch muß man sich hüten, zu tief in diese blauen Augen zu blicken.«

So mutlos, Herr von Oelzen, trotz Seiner Majestät Rock, den Sie tragen?«

»Ich besitze kein Vermögen, Herr Gene­ral, und darf einem geliebten Wesen nicht von meinem Herzen reden.«

»Ach was! früher sprach das Herz zu­rrst und dann der Beutel."

»Herr General,« sprach tiefernst der junge Offizier. »Ich bin meinem Vorsätze untreu geworden und habe von dem gesprochen, was in meinem Herzen verborgen bleiben sollte. Sei eS drum! Ja, ich liebe Fräu­lein von Lingen, treu und ehrlich, aber eben deshalb will ich ihr sonniges Dasein an mein Leben nicht ketten."

»Liebt Eva Sie gleichfalls?«

»Ich weiß es nicht, Herr General."

»Potz Element, Herr Leutnant, find Sie zaghaft! Wenn Sie noch länger zaudern, kommt ihnen der grämliche Mensch, der Graf zuvor, meine Tochter begünstigt ihn auf­fallend, aber was an mir liegt will ich thun das Kind von ihm zu retten, denn er ge­fällt mir nun einmal nicht. Also, Mut Kamerad, wenn Eva Sie liebt, verschaffe ich Euch Kommiszulag« und gebe selbst noch etwas in die Wirtschaft, damit das Kind beim Regiment bleibt.«

»O, Herr Generali Träume oder wache ich! Wär'S möglich.«

»Gewiß,« nickte der alte Herr, »und nun gehen Sie wacker zum Angriff vor, das rate ich Ihnen I"

»Kommen die Damen morgen zum Ka- stnokonzert?"

»Natürlich. Eva muß dabei sein, wo nur eine Fiedel klingt. Aber noch eins, Oelzen, Sie werden das Kind glücklich machen, nicht wahr?"

»So wahr mir Gott helfe, Herr Gene­ral, ihr Glück soll meines Lebens ganzer Inhalt sein I«

Aber der Mensch denkt und Gott lenkt! ES sollte anders kommen I

Am zweiten Abend nach dem Ballabend standen mehrere Ordonanzen wartend vor der noch verschlossenen Thür der Waldheim'fchen Villa. Die Sonne stand hell am Himmel und soeben schlug eS auf der Turmuhr die sechsste Morgenstunde.

»Wenn nur endlich geöffnet würde, brummte einer der Soldaten,wie lange sollen wir hier stehen und warten!"

»Ich möchte wohl nähreö hören," be­merkte ein anderer, »gleich nachdem das Unglück geschehen, schickte man mich fort.«

»Als eS der Oberstabsarzt sagte, da hätte ich wie ein Schuljunge aufweinen mögen."

Mir ist auch recht trübe umS Herz,« nickte ein alter Unteroffizier, wir hatten ihn allesamt lieb.«

»Nur müssen wir klingeln, eS dauert doch zu lange.«

Auf den schrillen Ton der Glocke näherten sich drinnen Schrille, ein Dienstmädchen schloß auf und frug ziemlich ungnädig: »Was sollö denn schon so früh?«

»Dringende Meldung für den Herrn General.«

»Er schläft noch," lautete die kurze Ant­wort.

»So muß er geweckt werden, meine Meld­ung ist von höchster Wichtigkeit."

Des Unteroffiziers barscher Kommando­ton schüchterte das Mädchen ein, sie ging und bald darauf wurden die Soldaten zu dem General beschicken.

»Guten Morgen Leute! WaS giebtS so zeitig? Ist etwas vorgesallen?"

In strammer Diensthaltung, aber mit aschfahlem Gesicht trat der Unteroffizier vor und meldete: »Zu Befehl, Herr Generali Heute nacht hat sich in seiner Wohnung der Leutnant von Oelzen erschossen!«

»Was sagen Sie dal« schrie der Gene­ral, in höchstem Entsetzen aufspringend, als habe er nicht recht gehört. »ES muß ein Irrtum sein es ist nicht möglich Oelzen!"

»Heute früh 4 Uhr fand man ihn tot," fuhr der alte Soldat eintönig fort, während es in seinem wetterharten Gesicht heftig zuckte.

»Allmächtiger Gott," stöhnte Waldheim, sich mit der Hand vor die Stirn schlagend, »mein lieber, braver Oelzen I Da muß ein entsetzliches Verhängnis obwalten!"

Der Unteroffizier fuhr In seinem Be­richte fort, von Zeit zu Zeit innehaltend, um sich zu sammeln, denn die Stimme drohte ihm zu versagen.

»Die WirtSleute deö Herrn Leutnant haben den Schuß gehört und wollten öffnen, doch die Thür war verschlossen, und als man sie endlich aufbrach fand man den Herrn Leutnant am Boden liegend. Ob er schon tot gewesen weiß ich nicht.«

»ES ist gut," sagte Waldheim nach einer Pause etwas gefaßter,ich komme gleich

selbst. Aber daß Eie hier Im Hause reinen Mund von dem Unglück halten. Die Damen reisen heute ab und sollen nichts erfahren. Verstanden?«

Bald darauf stand der General vor dem stillen Toten und schaute tief crgrifstn in dessen Antlitz. Außer dem Revolv.r in der krampfhaft geschlossenen Hand fand man bei Oelzen nichts, was über dessen rätselhaften Selbstmord Aufschluß hätte geben können. Und doch müßte darüber ein Geheimnis ob­walten.

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

Wie man Schwiegereltern zähmt. Der Inhaber eines Agenturengeschäfts wurde seit einem halben Jahre planmäßig bestoblen; nach längerem Bemühen gelang es einem Detektiv-Jnstut, den Hausdieb in der Per­son der 22jährigen Tochter des Bestohlenen zu ermitteln, die mittels eines Nachschlüssels den väterlichen Geldschrank erleichtert hatte. Als sie sich überführt sah, verschwand Fräu­lein S. und gab brieflich die Absicht kund, sich das Leben zu nehmen- Ihr Bräutigam, -in in einem ersten Etablissement angestellter Techniker, der überaus freimütig erklärte, seine Braut hahe im gegen Quittung ^ 60V geliehen, wollte nichts über den Verbleib der Verschwundenen wissen. Während noch die engagierten Detektive die angebliche Selbst» mordkandtdatin eifrig suchten, erhielten ihre Eltern eines Tages von dem erwähnten Tech­niker eine Einladung nach dem Prälaten, »behufs Rücksprache in der Angelegenheit ihrer Tochter.« Dort fanden sie die Ver­mißte etwas blaß, aber sonst wohlbehalten, an der Seite deö Geliebten sitzend, der unter Zuhilfenahme zahlreicher belebender Tropfen seinen Schwiegereltern folgendes erbauliche Geständnis machte: Fräulein S. habe die vorgenommenen Diebstähle in seinem Auf­träge ausgeführt, da seine Gläubiger, denen er Ratenzahlungen versprochen, unangenehm wurden, weil er von seinem Gehalt die ziemlich beträchtlichen Raten nicht regelmäßig abstoßrn konnte; den Nachschlüssel habe er angefertigt. Man möge die Geschichte doch vergessen und schon morgen das Aufgebot bestellen, die zwangsweise cmliehene Summe könne von der Mitgift abgezogen werden. Unter solchen Umständen hielten die ver­blüfften Eltern es für das Beste zu allem Ja und Amen« zu sagen. Somit erhält Herr S. als Ersatz für das ihm abgenommene Geld einen Schwiegersohn.

.'. (Auskunft unter Vorbehalt.) Karl- chen: »Papa, was ist denn ein Jungge­selle?« Papa: »Ein Junggeselle ist ein beneidenswerter Mensch, aber sage es nicht der Mama!«

(Ein Schlicker.) Gast: »Das sind Ihre ganzen Räume? Sie sagten doch, hier könnten zweihundert Personen speisen?« Wirt:Ja, aber nacheinander!«

(Der Pantoffelheld.)Wie denken Sie über den Weldfricden?" Pantoffel­held:Ich denke, meine Alte wird sich doch nicht fügen!«

Merks.

Am Abend wird man klug Für den vergangenen Tag; Doch niemals klug genug Für den, der kommen mag.

Rrdakitou, Druck und Verlag von Ver « h. Hosm « vv in Wildbad.