Batterien. ES gelang der Artillerie der vereinigten Truppen, dieselben nach achtstündigem Gefecht zum Schweigen zu bringen.
Berlin, 11. Juli. Der Ausschuß des Bundesrats sür auswärtige Angelegenheiten trat heute vormittag zu einer Sitzung zusammen, um die Erklärung des Staatssekretär Bülow über die Lage in Ostasien entgegenzunehmen. Bayern war durch den Ministerpräsidenten Freiherrn v. Crailsheim, Sachsen durch den StaatSminister v. Metzsch vertreten. Nach einer längeren Besprechung, an der sämtliche Mitglieder des Ausschusses sich beteiligten, konstatierte der Vorsitzende die einmütige Zustimmung des Ausschusses zu den eingehenden Darlegungen BülowS.
— Der Tod des Freihern von Kettrler. Die entsetzenerregende Nachricht von der unmenschlichen Folterung deS Freiherrn v. Kettrler scheint stch, nach der „M. A. A." leider zu bestätigen. Einem dem B. T. zur Verfügung gestellten Privat-Telegramm aus Aokohama zufolge wäre der deutsche Gesandte in Peking nach verzweifelter Gegenwehr von den Aufrührern überwältigt und aus mehreren Wunden blutend auf einen freien Platz unweit von der britischen Gesandtschaft geschleppt worden, woselbst man in bis zum Hals in die Erde eingrub, um ihm dann mit glühenden Eisen die Augen auszustoßen und die Zunge aus dem Halse zu reißen. Die entsetzlichen Qualen des Unglücklichen sollen stundenlang gedauert haben.
London, 11. Juli. Die Abendblätter melden aus Schanghai vom 10. ds.: Der Kampf um Tientsin am 6. Juli war bis jetzt der heftigste. Die Russen allein begruben 200 Tote. Die Chinesen beschießen die Stadl vom nordwestlichen Walle des StadtfortS. Die TaotaiMitglieder des Jamevs bezweifeln, ob die vorhandene Streitmacht der vereinigten Truppen im stände ist, auszuhalten, falls nicht bald große Verstärkungen eintresfen. Die Verteidiger Tientsins sind durch die beständigen Kämpfe ermüdet, nur dem glänzenden Kundschaftcrdienste der Ko- sacken ist es zu verdanken, daß die Geltungen der Verbündeten nicht schon längst erstürmt sind.
London, 12. Juli. „Daily Mail« meldet aus Schanghai vom 1l. ds.: LiHung Tschang erhielt ein kaiserliches Dekret, worin er angewiesen wird, sofort nach Peking zu kommen. — Auanschikat erhielt Nachrichten auS Peking, wonach zwischen den Führern der verschiedenen Parteien erbitterte Feindschaft herrscht. Ein Osfizier des Generals Aanglu ist nach einem Attentat auf den Prinzen Tuan enthauptet worden. Der Privatsekre- tär deS Kaisers und Kanzler an der Universität Peking Sunschtani ist mit seiner ganzen Familie und den übrigen Leuten, insgesamt 60 Personen, von den Boxern ermordet worden. Chinesische Beamten wollen wissen, daß General Nieh seine Truppen von Tientsin zurückzog und nach Peking marschierte, um den Prinzen Tsching in dem Bemühen, der Kaiserin Witwe beizustehen, zu helfen.
London, 12. Juli. „Daily Telegraph« meldet aus Kanton vom 10. dS.: Am Morgen des 10. fand ein Zusammenstoß zwischen deutschen Truppen und Boxern statt, wobei viele Boxer gelötet wurden.
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Stnttgart, 10. Juli. Dem Schwäb. Merkur zufolge stellt zu der nach China bestimmten Brigade das württembergische Armeekorps eine aus Freiwilligen zusammengesetzte kriegsstarke Kompagnie Infanterie. (Bayern stellt, den Blätter zufolge, ein kriegsstarkes Bataillon.
Stuttgart, 11. Juli. Amtliche Mitteilung. Gestern abend 7 Uhr sind auf dem Hauptbahnhofe Stuttgart zwei Rangierab- tetlungen zusammengestoßen und teilweise entgleist. Der Lokomotivführer Blum von Eßlingen ist den bei dem Zusammenstoß erlittenen Verletzungen kurze Zeit darauf erlegen. Der Materialschaden ist nicht unbedeutend. Die Geleise waren einige Stunden gesperrt. Die Züge konnten ohne nennenswerte Verspätung auf den Nebengeleisen befördert werden.
Stuttgart, 11. Juli. Von dem Humor eines Oberndorfer Schneidermeisters (oder ist es ein— heiteres Mißverständnis?) will ich Ihnen doch Kenntnis geben. Ein Stuttgarter Fleischermeister, welcher sein Geschäft mit Maschinenbetrieb einrichtcte, setzte in den Schwerazwälder eine Anonee: Eine Fleischerwiege — fünf Schneider — billig abzugeben. Darauf schrieb ein Oberndorfer Schneidermeister: Er wäre gerne bereit, die „fünf Schneider« in Arbeit zu stellen, wenn er sie billig bekommen könnte, eS müßten aber Rockschnrider sein.
Lorch, 9. Juli. Zu dem Raubmord- Versuch ist noch nachzulragen, daß der Raub, mörder Kunz heißt, 80—40 Jahre alt und mittelgroß ist, mageres Gesicht und dunklen Schnurrbart hat, ziemlich Hellen Anzug mit dunklem Hut^ trägt und nur einen dunklen Stock bei sich hatte. Kunzer hat stch jeden- fals selbst Verletzungen zugezogen.
Calw, 9. Juli. Unter den rach China gesandten deutschen Streitkrästen befindet stch auch ein hiesiger Bürgerssohn, der Matrose Schwämmle, Sohn der Frau Lammwirt hier, welcher in voriger Woche abreisen mußte.
— Die sämtlichen Kassen der Landesverwaltungen sind angewiesen worden, Reichsgoldmünzen zu fünf Mark nicht ferner aus- zugeben, solche aber bis zum 30. September 1901 zu ihrem gesetzlichen Werte sowohl in Zahlung anznnehmen al» auch gegen Neichsmünzen umzutauschen. Nach dem 30. September findet eine Annahme der genannten Münzen nicht mehr statt, weder in Zahlung noch im Umtausch.
— Nach einem Beschlüsse deS BundcS- rats findet am I. Dezemper dieses Jahres wiederum eine allgemeine Volkszählung im deutschen Reiche statt, die ähnlich wie die Volkszählung der früheren Jahren ausgeführt werden soll.
Glatz, 10. Juli. Dem GeneralstabS- osfizier der 11. Division, Freiherr v. Reitzenstein, wurde der Rest seiner Festungshaft erlassen (die er wegeu seiner Teilnahme am Burcnkrieg erlitt) und derselbe zugleich dem Stab des neuen Expeditionskorps nach China zugeteillt.
Straubing, 10. Juli. Rechtsanwalt Sch-, rin gegen 70 Jahre alter Herr, wurde vorgestern nvchmittag in seiner Wohnung erschossen aufgefunden. Ein Dienstmädchen suchte durch Jammern den Glauben hervor- zurnfen, Sch. habe stch erschossen; allein
eS liegt offenbar ein, wie es scheint heimtückischer Raubmord vor. Der Rechtsanwalt hatte kurz zuvor eine bedeutende Summe Geldes einkasstert und nach Hause verbracht. Am Todestag aber hatte das Dienstmädchen ihren Bruder in der Wohnung versteckt, und dieser dürste den alten Herrn während des Mittagschläfchens erschossen haben. Denn das Geld fand sich im Mobiliar des Advokaten nicht mehr vor, wohl aber 3700 in Wertpapieren und Gold in der Tasche des Bruders des Dienstmädchens. Natürlich wurden beide Geschwister verhaftet.
Sennheim i. Elf-, 8, Juli. Ein eigenartiges Wiedersehen ist vielleicht zwei Brüdern aus einer hiesigen Familie in China beschicken. Der eine davon steht nämlich in französischen Diensten in Tongking, der ander dient in einem preustschen Infanterieregiment; letzterer geht jetzt als Freiwilliger nach China.
— Von Ratten getötet. In Sagard auf Rügen wurde, während die Ellern nicht zu Hause waren, das l'/r Jahre alte Kind eines Arbeiters von Ratten angefallen. Sie nagten ihm ein tiefes Loch in den Hals und zerfraßen die rechte Gestchtshälftr so furchtbar, daß das arme Wesen kurze Zeit darauf starb. Als die Mutter heimkehrte, fand sie die gräßlich verstümmelte Leiche in einer großen Blutlache vor.
— Jndianerrache. Aus furchtbare Weise haben Mayo-Jndianer in Mexiko die Entehrung eines Angehörigen ihres Stammes gerächt. Ein weißer Goldsucher Namenö Wilson hatte sich in ein Mayo-Mädchen verliebt und es mit Gewalt entführt. Nach einigen Wochen gelang es dem Mädchen, Witson zu entflohen und zu ihrem Stamme zurückzukehren. Die Indianer zogen aus, nahmen Wilson gefangen und verurteilten ihn zu einem martervollcn Tode. Gänzlich entkleidet, banden sie ihn auf einem Ameisenhaufen fest, und die Ameisen bissen ihn tot. Es dauerte aber Stunden, ehe der Tod ihn von der entsetzlichen Qüal erlöste.
Prätoria, 10. Juli. Feldmarschall Lord Roberts meldet: Staatssekretär Dickson, Generaladvokat Vantander und das Mitglied des Rates des Oranjefreistaats Kupferbürger sind vorgestern in Heilbron angekommen und ergaben sich. Ein Angriff einer großen Anzahl Buren auf Heilbron wurde ohne große Schwierigkeit zurückgeschlagen. Nach einer Meldung des Revterschen Bureans sagte Blignant und Dickson, eine Abordnung einflußreicher Beamter solle Präsident Stejn aussuchen, um ihn zu Ueberreden.
.-. (Sonderbare Motivierung.) „Was, um 2 Uhr nachmittags bist du schon wieder im Wirtshaus?!« — „Na, ich kann doch bei dem schönen Wetter nicht daheim bleiben I« (Der kleine Naturalist.) Mutter: „Wer brüllt denn hier?« — Ernst: „Das ist der Otto, Mama. Wir spielen Menschenfresser, und er will stch nicht fressen lassen.«
.-. (Mißtrauisch.) Vater der Braut (prahlerisch): „Meine Tochter hat an jedem Finger zehntausend Mark!« — Bewerber (eilig): „Hat sie auch noch alle zehn Finger?«
.'. (Benutzte Gelegenheit.) Junger Ehemann: „Käihchen, Du bist das Licht im Dunkel meines Daseins.« — Junge Frau: „Dann mußt Du mich auch gehörig putzen!«
LL' Hiezu eine Beilage.
Redaktion, Druck und Verlag von Bernh. H «fmann in Wtlhad.