richtigt worden. Die Zeit der Reise ist ihnen freigegcben. Hier erhalten sie 100 und in Paris auf der Württ. Auökunfts- stelle weitere 100

Calw, 26. Juni. Die Wahlen in dem Handelskammerdezirk Calw sind vollzogen und haben folgendes Resultat ergeben. Ge­wählt sind die neun Mitglieder: A. KoL, Fabrikant in Rohrdorf mit 114, Julius Stösfler, Fabrikant in Herrenberg mit 114, C. Commerell, Kommerzienrat in Höfen mit 112, G. Münster, Fabrikant in Freuden- stadt mit 110, Emil Zoepritz, Fabrikant hier mit 108, Eugen Staelin, Fabrikant hier mit 81, E. W. Lutz, Kaufmann in Altensteig mit 71 und Fr. Schmidt, Kom­merzienrat in Neuenbürg mit 70 Stimmen. Weitere Stimmen erhielten H. Lempenau, Fabrikant in Höfen 67, Christian Gaiser, Hvlzhändler in Freudenstadt 42; die übrigen Stimmen sind zersplittert.

Herrenalb, 28. Juni. Ein Unglücks­fall ist heute von hier zu berichten: Ein Herr Bloch aus Stuttgart hatte sich augen­scheinlich auf einem Spaziergang zu weit vorgewagt. Er stürzte herab und war tot. Erst vor wenigen Jahren war ein ähnlicher Unglücksfall von der gleichen Stelle zu be­richten , welcher damals einem Karlsruher Studierenden das Leben kostete.

Ebingen, 27. Juni. In Bitz ging eine ältere Frau mit einem Backkörbchen voll Asche gestern Abend ins Feld, um zu düngen. Da aber diese Asche teilweise noch glühte, so fingen die Kleider der Frau un­weit des OrtS Feuer und brannten bald lichterloh. Die Frau trug selbst schwere Brandwunden davon, so daß die Aerzte be fürchten, dieselbe könnte an den erlittenen Brandwunden ihr Leben verlieren.

Langenargen, 27. Juni. Letzten Sonn- tag ertrank hier im See ein 8jähriger Knabe. Derselbe kam von seiner Mutter in Amrisweil geschickt kurz zuvor hier an, um seinem Großvater zu gratulieren. Die Teilnahme an dem Unglücksfalle ist eine allgemeine.

Pforzheim, 26. Juni. H-ute fand der 6. Verbandslag deS freien deutschen Bäcker- verbandeS statt, der sehr zahlreich besucht war. Den Vorsitz führte PhilguS-Frank- furt o. M. Nach den üblichen Begrüßungen durch die Vorstände der staatlichen und städtischen Behörden wurde der Geschäfts­bericht von dem Vorsitzenden erstattet, der eS beklagte, daß die verbündeten Regierungen berechtigten Forderungen der Handwerker oft so wenig Gehör schenkten, obwohl sie sich so gern als hanwerkerfreundlich hinstellten. Der Vorstand hatte mit dem Verlag des Ver- bandsorgans und mit dem Stuttgarter Ver­sicherungsverein Vereinbarungen getroffen. Durch die letzteren werde es den Mitgliedern ermöglicht, Haftpflichtverträge abzuschließen, auf deren Prämien sie 10°/o Rabatt ge- niesen. Der Verband hat in den letzten 2 Jahren um etwa 800 Mitglieder zugenom­men. Von MoximolarbeitStag im Bäckerei- gewerbe will die Versammlung nichts wisst», jedoch erklärt sie sich mit einer Minimal- Ruhezeit von 10 Stunden einverstanden. In den Städten sollen allgemein 3 Frcinächte an Ostern, Pfingsten und Weihnachten ein- geführt werden, die Festlegung der Nächte aber durch OrtSstalut gleichmäßig für die einzelnen Orte folgen. Die Beratung von Maßregeln zur Bekämpfung der Strcikjucht

wird von der Tagesordnung abgesetzt und in einer engeren Versammlung erledigt. Auf Anregung der k. württ. Zentralstelle für Gewerbe und Handel wird die Ausstellung von Lehrlingsarbeiten aus dem Bäckereige- werbe zur Diskussion gestellt. Die meisten Redner halten eine solche Ausstellung für wertlos. An die Verhandlungen schloß sich ein Festessen im Hotel zum schwarzen Adler, bei dem eine Anzahl Toaste ausgepracht wurde.

Pforzheim, 27. Juni. Zwei geriebene unverheiratete Gauner suchten bei hiesigen reichen Einwohnern Darlehen und Unter­stützungen zu erbetteln, indem stk Vorgaben, krank und im Besitze einer großen Familie zu sein. In verschiedenen Fällen erhielten dieselben auch größere und kleinere Geldbe­träge, bis der Betrug entdeckt und diekranken Familienväter* hinter Schieß und Riegel gebracht wurden.

Dillstein, 27. Juni. Ein jähes Ende ereilte heute morgen den 37 Jahren alten Fässer Wilhelm Wenninger hier. Derselbe starb nach kurzem Unwohlsein infolge eines Herzschlages. Der Verschiedene hinterläßt, nachdem ihm kürzlich ein Knabe von zehn Jahren durch den Tod entrissen wurde, Frau und neun Kinder, von denen noch keines aus der Schule entlassen ist.

Angesichts der neuerdings wieder er­örterten Frage der Nichtbestätigung von So­zialdemokraten als Mitglieder des Schul­vorstandes ist darauf hinzuweisen, daß schon vor längerer Zeit vom preußischen Unter­richtsminister in einer allgemeinen Verfüg­ung den staatlichen Schulaufsichts-Behörden nachdrücklich in Erinnerung gerufen ist, daß die gesamte Auffassung der Sozialdemokraten sie zu einer Mitwirkung bei der Verwaltung der preußischen Schulen absolut ungeeignet mache und daß demzufolge keinem Sozial­demokraten die Bestätigung als Mitglied deS Schulvorstands erteilt werden könne.

Potsdam, 23. Juni. Der wegen Gift­mordes an der Luise Bergner «»geklagte Töpfer Eugen Jänicke wurde heute abend vom Schwurgericht zum Tode verurteilt.

Tschifu, 28. Juni. Das Reuterschc Bureau meldet: Admiral Seymour wurde entsetzt. Es gelang ihm nicht, die Verbind­ung mit Peking herzustellen. Er kehrt jetzt nach Tientsin zurück. Seine Truppen haben schwer gelitten. Der russische General Stoessel dürfte sich jetzt mit einer 10 000 Mann betragenden internationalen Truppenmocht auf dem Marsch nach Peking befinden. Aus Peking liegt keine Nachricht vor. Die chi­nesischen Treppen vor Peking wurden auf 4060 000 Mann geschätzt. Von allen Seiten eilen Brxer herbei.

Shanghai, 28. Juni. Nach einer Meld­ung derDaily News" haben die Boxer die Militärschule in Mulden, Mandschurei, zerstört. 3000 Russen sollen ihnen ent­gegen marschieren.

Shanghai, 28. Juni. Nach Meldungen aus Tschifu sind 1000 Japaner gelandet worden. Weitere 2000 Japaner und ein Bataillon französischer Infanterie sollen noch folgen.

London, 29. Juni. Ein Telegramm desDaily Expreß" von Schanghai besagt: Abends wurde eine Kaiser! Kundgebung be­kannt gemacht, wonach der Kais. Palast in Brand gesetzt und von aufrührerischen Trup­pen angegriffen wurde.

Berlin, 29. Juni. Der kaiserliche Con« sul in Tschifu meldet unter dem 28.:Ad­miral Seymour ist befreit. Jede nähere Nachricht, auch darüber, ob die Gesandten bei ihm sind: fehlt, Die Eisenbahnverbind­ung mit Taku fehlt. Die Beschießung Tientsins von der Westseite dauert fort. Die chinesischen Geschosse explodieren schlecht."

London, 30. Juni.Daily Telegraph* meldet aus Kanton vom 28. ds.: Die Abreise Li Hnng Chang's nach dem Norden aus dem russischen SchiffeBrooklyn" unter­bleibt infolge des gestern abend ganz uner­wartet eingetroffenen Befehls des Kaiser« und der Kaiserin Wtwe. Auf Befehl Li Hung Changs wurden gestern 130 Piraten und Boxer geköpft, um den aufrührerischen Elemente, die mit eiserner Hand niederge- wvrfen werden sollen, Schrecken einzujagen.

Kiel, 30. Juni. Nach der Seeklarbe­sichtigung ist der große KreuzerFürst Bis­marck* heute vormittag nach Ostasten in See gegangen. Die Besatzung der im Hafen liegenden Schiffe brachte den scheidenden Ka­meraden begeisterte Hurras dar.

Weitere deutsche Truppensendungen? In militärischen Kreisen erhält sich das Ge­rücht, daß außer den beiden auf Kriegs­stärke gebrachten Seebataillonen weitere Trup- penabteilungcn in die chinesischen Gewässer entsandt werden sollen. Man spricht von 6000 Mann. Wir glauben, annehmen zu dürfen, daß hierüber zwar noch keinerlei definitife Entschlüsse gefaßt worden sind, daß aber allerdings angesichts der ungemein bedrohlichen Lage im nördlichen China und der zunehmenden Unruhe in den mittleren und südlichen Provinzen des Reiches mit der Möglichkeit einer weiteren Verstärkung unseres militärischen MachtaufgebtoS ernst­lich gerechnet wird.

Prätoria, 29. Juni. Lord Roberts be­richtet von einigen neuen Scharmützeln und Woffeoablieserungen seitens der Buren.

Prätoria, 29. Juni.Daily Telegraph" meldet: Seit Sonntag bemühen sich die Generäle French auf dem linken Flügel, Hamilton auf der rechten und die 1. Divi­sion in der Mitte die Stellung des Feindes auf den Hügeln 15 Meilen östlich von Sil- verton zu umzingeln. ES fand ein drei­tägiger Kampf statt, aber Dienstag nacht rückte der Feind längs der Delogoabahn ab. Die englischen Verluste betragen insgesamt 150 Mann. Man hoffe, eS werde Buller gelingen, den Buren den Rückzug abzu­schneiden.

London, 30. Juni. DieTimes* melden aus Laurenzo Marquez vom 29. dS.: Die Buren, wie die Ausländer, die aus Trans­vaal eintreffen, sind fest davon überzeugt, daß man 36 Monate brauche, um die Buren zu unterjochen. Es sei offenbar, daß, solange Krüger aushalte, er für die Beschaffung einer genügend starken Truppen­masse Sorge tragen werde. Für den Augen­blick kann Krüger sich noch nicht zu der be­dingungslosen Uebcrgabe entschließen, obgleich mehrere Burenführer sich für eine solche auSsprachen.

(Merkwürdig.) Dame:Warum verheiraten sie sich nicht, Herr von Blume? Es giebt ja so viele glückliche Ehen." Assessor:Gewiß, meine Gnädige; aber wissen Sie, in den guten Ehen, die ich kenne, da sind die Frauen eben schon alle ver­heiratet."