Lokales.

Wildbad, 7. Juni. (Kgl. Kurtheater.) Eine freudige Ueberraschuug bringt uns Herr Jntendanzrat Liebig zur Eröffnung un­seres Kurtheaters, die Fortsetzung des über« wäliigend komischen LustspielsIm weißen Röß'l." Den Faden eines Lustspiels in einer Fortsetzung weiterzuspinnen, dürfte eine neue Erscheinung in der Literatur sein. Blu­menthal und.Kadelburg, die beidenLust- spteldioskuren", haben es, mit glänzendem Erfolg, unternommen, ihremweißen Röß'l" noch 3 Akte hinzuzusügen und daraus ein neues Lustspiel unter dem Titel:Als ich wiederkam ..." zu bilden. Dieses üb<L- trifft in seiner gemütvollen Natürlichkeit fast noch das weiße Röß'l und wird überall mit den größten Erfolgen gegeben. Eine bessere Wahl hätte wohl Herr Jntendanzrat Liebig nicht treffen können, denn dies Lustspiel bietet gerade Gelegenheit sein vortreffliches En­semble zu zeigen, welches sich ja hier seit Jahren unter seiner Direktion eines künst­lerischen Rufes I. Ranges erfreut. Auch in dieser Saison ersehen wir aus dem Personal- Verzeichnis, wie angelegen es sich die Direk­tion hat sein lassen unser Kurtheater auf der Höhe zu erhallen, ja womöglich noch zu ver­vollkommnen. Zunächst begrüßen wir, mit freudigem Herzen, die Stützen deS Ensembles vom vergangenen Jahr: Herrn Große, Gotthardt, Trnhaeff, Müller, die uns so manche heitere, sorgenverscheuchende Stunde bereitet haben, als liebe Bekannte wieder. Unter dem übrigen Personal lesen wir Namen von künstlerischem Ruf, wie z. B. Frl. Illing, die in BrrSlau der Liebling des Publikums ist, Frl. Rossi, Frl. Altenhoser, die Herren Klein, BarnowSky u. s. f. Alle von ersten Theatern, wie Leipzig, Hannover, Nürnberg, Breslau, Graz, Bremen etc. Als Ober- regtsseur fungiert der, auch als Echrifsteller rühmlicht bekannte Herr A l b e r t. So möge denn Herr Jntendanzrat Liebig zu Schluß, wie all die Jahre hindurch, auch dieses Mal auSrufen können:Als ich wieder­kam," da hat man mich reichlich belohnt, durch Anerkennung meines ernsten künst­lerischen StrebensU

England und Transvaal.

Pr'ätorin, 31. Mai. Johannesburg ist heute vormittag 11 Uhr den Engländern formell und in geordneter Weise übergeben worden. Roberts war dabei von einer kleinen Truppenabteilung begleitet. Die Banken werden bewacht. Vor der Uebergabe fanden Blänkeleien außerhalb der Stadt und auch in den Straßen statt; nach Beendigung der­selben wurde an den nächststehenden eng­lischen General die Mitteilung gesandt, daß die Stadt nicht verteidigt werden würde.

London, 3. Juni. Feldmarschall Roberts meldet aus Johannesburg vom 1. Juni: General Wavclls Brigade bleibt in Johannes­burg zur Aufrechterhaltung der Ordnung. Die übrigen Truppen haben auf dem Wege »ach Pretoria Lager bezogen. Die Besetzung von Johannesburg ging ruhig vor sich, dank den vortrefflichen Vorkehrungen des Kom­mandant n Krause. Ich ritt mit demselben nach de» Negierungsgebäuden, wo er mir die obersten Beamten vorstelltc, die sämtlich einwilllgtcn, während der zu treffenden An­ordnungen auf ihren Posten zu bleiben. Di- Sladt Johannesburg ist recht leer; aus dem

Hauptplatze der Stadt hatte sich aber eine Volksmenge versammelt, als die britische Flagge gehißt wurde und die Truppen in ausgezeichneter Haltung defilierten.

London, 4 Juni. Ein amtliches Tele­gramm aus Pretoria besagt: Ein schweres Gefecht fand bei Irene, (8 Meilen südlich von Pretoria) am 31. Mai statt. Die Buren behaupteten ihre Stellung bis Sonnen­untergang. 15 Zöge mit Vorräten werden täglich von Machadorf bis Lydenburg abge­sandt.

London, 5. Juni. Nach einer Meldung derTatly Telegraph" aus Maribozo vom 31. Mai bewirkte Oberst Mahon (der ab­geschnitten war) am Donnerstag die Ver­einigung mit den Truppen des Generals Hunter.

London, 5. Juni. DaS Reutersche Bureau meldet aus Newcaste (Natal) vom 1. dg.: ES sind jetzt Anzeichen dafür vor­handen, daß die Buren LaingSnek aufgeben. Nur wenige Freistaatburen besetzten noch die DrackenSberge.

London, 5. Juni. Eine Depesche Lord Roberts aus Pretoria von heute 11 Uhr 40 Minuten vormittags lautet: Wir sind im Besitze von Pretoria. Der offizielle Einzug erfolgt um 2 Uhr nachmittags.

Rundschau.

Stuttgart, 2. Juni. An dem heutigen zweiten großen FrühjahrS-Reuncn in Weil nahmen wiederum Ihre Majestäten der König und die Königin sowie Ihre Kgl. Hoheit die Frau Erbprinzrsjin von Wied nrbst Gemahl teil. Die Rennen waren vom schönsten Wrtter begünstigt und hatten ein äußerst zahlreiches Publikum angelockt.

Stuttgart, 3 Juni. Der König und die Königin besuchten mit den erbprinzlich Wied'schen Herrschaften den Gottesdienst in der Schloßkirche. Abends wohnten dieselben der Vorstellung im Wilhelmtheater bei.

Cannstatt, 6. Juni. Gestern abend ist ein Kanonier der hiesigen Artillerie-Abteilung, der mit 2 Kameraden im Neckar badete, er­trunken. Der Mann scheint einen Schlog- anfall bekommen zu haben. Odschon ärzt­liche Hilfe alsbald zur Stelle war, blieben die Wiederbelebungsversuche erfolglos.

Vom Remsthal, 5. Juni. Unseren mit Fruchtansätzen übervoll behangenen Obst- bäumen, insbesondere den Apfelbäumen, droht eine große Gefahr. Der etwas aufmerksame Beobachter bemerkt fast an jedem Baum kleinere Raupennester und werden sich diese immer mehr ausbreiten. Ratsam wäre eS daher für jeden Baumbesttzer, diese Schäd­linge möglichst bald zu vernichten, indem man die befallenen Aestchen abschneidet und die Brut vertilgt.

Nagold, 2. Juni. Der hiesige Ge- flüzelzuchtverein, welcher seit einiger Zeit hier eine Eiereinkaufsstelle errichtet hat, macht mit dieser Neueiusührung gute Erfahrungen. U»ter den über 100 Mitgliedern liefern regelmäßig von hier und Umgebung 3040 Lieferanten ihre Eier an die Einkaufsstelle. Der wöchentliche Eingang schwankt zwischen 300500 Stück und die Absatzgebiete sind hauptsächlich Stuttgart und Hcilbronn, wo die Eier als Frischeier in den Gasthöfen und Hotels gute Bezahlung finden. Da durch Umgehung des Zwischenhandels die Produzenten durch die Einkaussstelle günstige Preise für ihre Ware erzielen, wird die

Einrichtung sich rasch immer weiterer Be­nützung erfreuen.

Pfalzgrafenweiler, 2. Juni. Eine Tochter des Dampfsägewerkbesttzers F. hatte vor 14 Tagen einige Stengel von Wiesenbocksbart (Habermarken genannt) gegessen. Schon abends erkrankte sie heftig und der Arzt stellte Vergiftung wahrscheinlich' durch künst­lichen Dünger (Kainit) fest. Die Wiese war mit solchem bestreut worden und selbst der heftige Schneefall war nicht im stände, die Pflanzen vollständig abzuwaschen; jeden­falls waren noch kleine Reste in den Blatt­winkeln vorhanden, die die Vergiftung her­beiführten. Seither liegt das Mädchen schwer krank darnieder.

Altbach, 5. Juni. Der hier wohnhafte und auf Posten 26 stationierte Bahnwärter Kuhn, welcher in vergangener Nacht auf einem Kontrollgang beim BahnwarthauS in Obereßlingen sich befand, wurde von einem Zuge erfaßt und aus die Seite ins Gebüsch geschleudert, wo er kurz darauf tot aufge­funden wurde. Der Getötr war verheiratet.

Allmendingen, 5. Juni. Auf schreck­liche Weise verunglückte gestern abend der ca. 43jährige Söldner Matthias Kneer von Schmicchen bei Schelklingen. Derselbe, erst seit 3 Wochen zum zweiten Mal verheiratet, Vater von 2 minderjährigen Kindern, war mit Düngerführen beschäftigt und rauchte auf dem von ihm geleiteten Wagen. Leider ließ er sich vom Schlaf überwältigen und währenddessen fingen seine Kleider von einem aus der Pfeife fallenden Funken Feuer. Durch den aufsteigenden Rauch aufmerksam gemacht, fanden im Feld beschäftigte Leute den Unglücklichen mit furchtbaren Brand­wunden bedeckt. Nach Empfang der hl. Sakramente erlag er noch in der gleichen Nacht seinen schrecklichen Leiden.

Rottenburg, 2. Juni. Aus dem hiesigen Landesgefängnis ist gestern früh ein Insasse namens Engelbert Schmid aus Stuttgart entflohen. Derselbe war als Heizer im Kesselhaus thätig; während der Ausseher in der anstoßenden Werkstätte eine Reparatur vornahm, ließ er sich an einem Waschtrockenteil an der hohen Mauer am Kesselhaus hinab. Schmid muß außer­halb des Gefängnisses einen Helfer gehabt habt haben, welcher ihn mit Zivilkleidern versah; denn seine SträflingSkleider ließ er zurück.

Stockach, 1. Juni. Am Mittwoch zog über die Gegend von Heudorf ein furcht­bares Unwetter, das großen Schaden an­richtete. Bet der KrettleSmühlr fielen die Hagelkörner so dicht, das die Gegend einer Winterlandfchaft glich. Noch andern Tags war der Boden mit Schloffen bedeckt, die an vielen Stellen 20 ow. dick lagen. Die reiche Obsternte, welche die in herrlichem Blütenschmuck prangenden Bäume versprachen, ist vernichtet, Futterkräuter und Halmfrüchte, sowie die Gartengewächse sind auf den Boden geschlagen und ebenfalls vernichtet. Die von dem schweren Schicksalsschlag Betroffenen sind versichert bis auf einen Landwirt. Da- rum ihr Landwirte beherzigt die wohlge­meinte Warnung:Versichert euch gegen Hagelschaden I"

Großes wird aus München be­richtet: der Konsum deS Hofbräuhauses, aus den der Münchener stolzer ist als auf irgend eine Großthat seiner Stadt. Der DurchschnittSaurschank beläuft sich an Wochen-