mit 3040 000 Mann wohl nicht zu hoch eingeschätzt.)

London, 16. Mai. Die Depesche der ,Daily Mail" aus Laurevzo Marquez vom 15. dS. über die Gefechte, welche der Kapi­tulation Maf'ktngs vorausgingen, lautet aus­führlicher : Ein verzweifelter Kampf fand am Samstag in Mafektng statt. Man glaubt daß er zu Gunsten der Garnison geendet hat. Die Buren griffen die Stadt mit Artillerie an. DoS Kaffernviertel stand bald in Flammen. Während der entstehenden Verwirrung bemächtigten sich die Buren des Kaffernviertels und richteten von dort auf kurze Entfernungen Geschosse auf die Stadt. Durch geschicktes Manöveriercn gelang es der Garnison, trotz ihrer herabgeminderten Zahl, die Burenabteilung, weiche das Kaf- sernviertcl genommen hatte, zu umzingeln. Ein heißer Kampf folgte. Es scheint aber nach den letzten Meldungen, daß--M Buren daS Kaffernviertel noch besetzt halten, wahr­scheinlich umringt von den englischen Truppen.

Rundschau.

Bergfelden, 15. Mai. Kaum sind die Eisheiligen voiüber, so legt sich über unsere seit einer Woche im schönsten Blütenschmuck prange Landschaft eine Schneedecke. Die belaubten Neste der Bäume neigen sich unter der Last des Schnees, sodaß das Brechen derselben befürchtet werden muß. Der in Aussicht gestandene schöne Obstertrag ist natürlich vernichtet.

Rottweil, 15. Mai. Nach einem über­aus stürmischen, nebligen und regnerischen Tage fing es heute nacht an zu schneien und heute früh präsentierte sich uns die schönste Winterlandschaft; dabei schneit eS lustig in einem weiter. Das Termometer sank bis nahe auf den Gefrierpunkt und ist die Temparatur eine ungewöhnlich rauhe. Wenn auch alles noch ziemlich weit zurück ist, so ist doch die Obstbaumblüte aufs höchste ge­fährdet und darf man die Hoffnung auf eine reiche Obsternte bei uns wenigstens auf­geben.

Von den Fildern, 15. Mai. (Ver­nichtete Baumblüte.) Ein großes Lamento geht durch die Filderorte. Noch nie waren olle Obstläume so reich mit Blüten über- sät. Und weil die Blütezeit einige Wochen später als sonst eintrat, so glaubte man umso zuversichtlicher, Heuer auf reichen Obst­segen hoffen zu dürfen. Nun sind aber nicht bloß diese Hoffnungen durch die ein- gelretene Kälte vernichtet, sondern auch viele Bäume durch den starken Schneefall be­schädigt. Hunderte von Aesten liegen mit den herrlichsten Blüten am Voden. Am meisten scheinen die Steinobstbäume ge­litten zu haben. Aber auch viele reichbe­laubte Birnbäume vermochten die doppelte Last nicht zu tragen. Es ist begreiflich, wenn auch nicht zu entschuldigen, wenn da und dort die Leute in die »erbittertsten Aeußer- ungcn überdieses Wetter" ausbrechen. Möge der Schaden schließlich nicht so groß ausfallen, als jetzt befürchtet wird.

DerHeildr. General-Anz." schreibt: Eines gesundenAppetitskonntestch am letzten Montag ein hier bcschäst gter Erd­arbeiter erfreuen, derselbe vertilgte in einer Restauration in einer Stunde eine Portion Ochsenmaulsalat, eine Portion Preßwurst, anderthalb Pfund Brot, ein Pfund Preß­

wurst, drei halbe Liter Bier und zum Schluß eine Portion Gulasch, welche ihmleider" etwas zu klein vorkam.

Ditzingen, 14. Mai. Am SamStag abend 10 '«2 Uhr kam ein Bauer aus Ditz­ingen dadurch ums L-ben, daß er sich der Strafe wegen Nichtlöseus einer Fahrkarte entziehen wollte, er geriet aber dabei unter die Räder und war sofort tot.

Eutingen, 13. Mai. Der 14jährige Sohn des Herrn Gutsbesitzers Esstch auf Wartberg-Hof hat das 7jährige Söhnlein des Landwirts und Goldschmieds Geisel von hier aus Unvorsichtigkeit erschossen. Der kleine befand sich, wie schon oft auf dem Hof und der junge 14jährige Gymnasiast Karl Essig spielte mit dem Kinde. Während der Vater sich mit zwei Nachbarn unterhielt, schoß der Sohn, der im Gebrauch von Schußwaffen recht gut Bescheid weiß, erst nach der Scheibe und dann, als ein Eich­hörnchen sichtbar wurde, nach diesem. Als hierbei der Zimmerstutzen versagte, eilte der junge Esstch ins Haus zurück, um eine Jagdflinte zu holen und bas Eichhörnchen damit zu erlegen. Der Schuß ging los und traf statt des Eichkätzchens den kleinen G-isel so unglücklich, daß der Tod sofort cintrat. Trostlos über diesen Erfolg seines Schussts mrsuchte der unglückliche Schütze, «in aufgeweckter und begabter Knabe, erst Hand an sich selbst zu legen, was aber glücklicherweise verhindert wurde. Herr Esstch ging mit seinem Sohn nach Pforzheim, um die Sache selbst anzuzegen. Die Teilnahme mit beiden Familien ist allgemein.

Mühlacker, 14. Mai. In tiefes Leid versetzt wurde eine Familie aus dem nahen Kieselbronn. Der Sohn derselben diente als Sergeant bei der deutschen Schutztruppe in Afrika. Auf einem JagdauSflug entlud sich das Gewehr und die Kugel brachte dem jungen Krieger den Tod.

Wiesbaden, 12. Mai. Der Kaiser ist hier um 4 Uhr 52 Min. mit Gefolge ein­getroffen. Der Kaiser fuhr durch die reich mit Fahnenmasten und Gewinden geschmückte Wilhelmsstraße zum Schloß, von einer zahl­reichen Menschenmenge lebhaft begrüßt. DaS Wetter ist trüb und kalt. Der Fremdenzu- fluß ist sehr groß infolge der Festspiele im Hoftheatcr und der gleichzeitig vom deutschen Forstverein und der Kurverwaltung vorbe­reiteten glänzenden Festlichkeitey.

Wiesbaden, 12. Mai. Aus verschiedenen Gegenden wird gemeldet, daß Nachtfröste in den beiden letzten Nächten den Pflanzen, namentlich der Obstblüte ernstlichen Schaden gethrn haben, so in der Limburger Gegend, auf dem Westerwald, auch linksrheinisch in der Gegend von Alzey u. f. w.

Beraubung des Gepäcks des italieni­schen Kronprinzen. DemBerliner Tagebl." wird gemeldet: Dem italienischen Kronprinzen ist auf seiner Reise nach Berlin, wie erst jetzt bekannt wird, ein unangenehmes Aben­teuer passiert. Zn Basel bemerkte man das Fehlen des Gepäckwagens und telegraphische N'chforschungen in Italien ergaben, daß er dort ausgeraubt worden ist. Der Wagen enthielt neben G päck auch zahlreiche für die deutsche Kaiserfamilie bestimmte Geschenke.

Blutthat eines Kosaken. In dem russischen Dorfe Winowno, an der preußi­schen Grenze, überraschte ein Stellenbesitzer zwei Kosaken beim Stelldichein mit seiner

Ehefrau. Einer der Soldaten tötete durch Säbelhiebe den erzürnten Ehemann und legte dann sein Gewehr auf einen hilfsbereit herbeieilenden Nachbarn des Ermordeten an. Der Nachbar jedoch sprang zur Seite und die Kugel traf den dahtnterstehenden zweiten Grenzsoldaten, welcher tot zusammenbiach. Der Mörder ist festgenommen.

Verlorene Matrosen. Beim Auf­zug der aus Ladysmiih zurückgekehrten Matrosen desPowerful" durch London letzten Mon­tag gingen 7 Mann verloren. Der Zug kam stellenweise sehr ins Gedränge und das allzu enthusiastische Publikum entführte da­bei einige Matrosen vom Zuge. Die Ma- rinebehörden suchen noch immer nach den verschwundenen Matrosen.

Der türkische Personendampfer Os- mania ist auf dem Schwarzen Meere bei starkem Nebel unt-rgegangen. Das Schiffs­personal und die Reisenden, 80 Mann fanden den Tod in den Fluten.

Waldbrand. Im Bezirk der Ober- försterei Jacveniz ist ein Waldbrand ouSge- brochen, der etwa 20 Morgen Waldbestand vernichtete. Wie derKreisanz." meldet, wurde an der Brandstelle eine verkohlte Leiche aufgefunden, deren Identität noch nicht festgestellt ist.

Der Gonverneur von Deutsch-Ost- asrika, Generalmajor v. Liebelt, will sich am 19. Mai in Dar-eS-Salaam einschiffen, um nach Berlin zu fahren. Er will hier noch einen letzten Versuch machen, die Reichs­tagsabgeordneten zur Bewilligung der Mittel für die ostafrikanische Zentralbahn zu be­wegen. Der G.neral ist der Meinung, bei Versagung der Eisenbahn die Verantwort­lichkeit für die Entwicklung in Ostafrika nicht länger trogen zu können.

Humoristisches.

Sie bewegt sich doch! Zwei Luft­schiffer legten im Ballon die Reise von Friedrichshofen bis Mittenwald in drei Stunden zurück, wobei sie die Zugspitze in einer Höhe von 1300 Metern über der Spitze passtiert haben. Eir Mittenwalder Bäuerlein rrschrack beim Anblick des Ballons derart, daß eS in dir nächstgelegene Wirtschaft stürzte und schrie: Leut kimmts ausst, d'Sunn fallt abi".

.'. Dame:Ich schreibe nur unter fremdem Namen." Kritiker:DaS ist wenigstens ehrlich."

Gs schneit im Mai!

Die Wiesen, Bäum' in Thal und Höh' Voll Blütenpracht des Wonnemai,

Als wenn ein Frühlingsblütenschnee Vom Himmelszelt gefallen sei.

Und jubelnd tönt, in froher Lust,

Durch Wald und Feld ein Jubelschrei! Es jauchzt nach Wintersturm, die Brust: Es schneit im Mail Es schneit im Mail

Da zieh'n mit herrischer Gewalt,

DieDrei gestrengen Herrn" herbei.

Die Erd' erzittert fröstelnd kalt,

Als wenn'S Dezembermonal sei. Verschwunden ist die Bblütenpracht Durch Wald und Feld ein Weheschrei,

Im Hermelin die Erd' erwacht:

Es schneit im Mail ES schneit im Mail

E. Albert.

HL" Hiezu «:ine Beilage. -LL

Stebakttov, Druck uni» Verlag von Berich. Hofmann iv Wiibbad.