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Smaldeel, 9. Mai. Nach Berichten von der panzen GefechtSlinie sind die Buren, wie die „Times" meldet, auf dem Rückzüge begriffen. — Der Oderbefehlshader der Buren General Botha hat offenbar, da sein rechter Flügel sich zurückziehl, cs lür nölig befunden d-n linken Flügel von Thabanchu zurück- zuzuziehen. _
Rundschau.
Stuttgart, 9. Mai. Die MarineauS- sicllung bildet alltäglich das Ziel für Tausende; am Sonntag zählte man eiwaS über 4000 Besucher, am Montag 4000 und am Dienstag diesfelbe Zahl. — Auch die Luloscope, mit der Hand drehbare Kinematographen, am Eingang und am Ausgang ausgestellt, erfreuen sich regen Zuspruchs. — Heule ist die Ausstellung ganz besonders zahlreich, auch von Schulklassen aus allen Teilen des Lindes besucht gewesen. Um 12 Uhr stellte sich der König ein und besichtigte unter Führung des Geheimen Regierungsrates Professor VuSby während anderthalb Stunden einzelne Teile der Ausstellung. Besondere Aufmerksamkeit wandte er dabei den älteren Segelschiffen zu, an welche sich die Anfangsgeschichte unserer Flotte knüpft, ferner den Jnstrumten, welche zur Bestimmung der Länge und Breite dienen, den Vorrichtungen des Rettungswesens, dem Trockendock, den modernsten Geschützen und den Schollenvorrichtungen im Innern deS Schiffs. — Ein bleibender und belehrender Eindruck läßt sich ja bei der Masse des hochinteressanten Stoffes nur gewinnen, wenn bei wiederholtem Besuch eine derartige Einleitung der ausgestellten Gegenstände statlfindet.
— Stuttgart. Fünf Gewinner von Pferden in der FrühjahrSloltcrie des würlt. Rennvereins haben es bis setz! v'rsäumt, ihre Gewinne abzuhvlen. Wie b.kannt gegeben wird, g-langten diese Pferde am Donnerstag 10. seitens des Vereins in der städtischen Reithalle zur öffentlichen Versteigerung.
Eßlingen, 8. Mai. In dem Filialort Wäldenbronn ist gestern nachmittag ein zwei Jahre altes Kind in einem unbewachten Augenblick in einen mit Wasser gefüllten Zuber gestürzt und darin ertrunken.
Gmünd, 9. Mai. Gestern wurde die Präparandenanstalt, welche jetzt eine Staatsanstalt ist, während sie seither eine private gewesen war, feierlich eröffnet. Zu diesem Zweck erschienen als Vertreter »er Oberschulbehörde die Regierungsräte Dr. Wahl und Kröningcr. 2 Oberlehrer, 2 Unter» lehrer und einige Fachlehrer wirken an der Anstalt, welche unter dem Rektor des Schullehrerseminars steht. Dieselbe zählt 47 Zöglinge, welche aber für Kost und Wohnung selbst sorgen müssen.
Thamm, 8. Mai. Am letzten Sonntag fand in unserer Gemeinde die seltene Feier einer goldenen Hochzeit statt. Die Jubilare, Jakob Mehle, Küfer, und Friedrike, geb. Mehle, beide im 79. Lebensjahre stehend, erfreuen sich noch einer guten Gesundheit und Rüstigkeit.
— Die ausgestopfte Radfahrerin. Ein ergötzliches Schauspiel bot sich am Samstag den Passanten der Rheinstraße in Wiesbaden. Eine Radlerin i» feinstem Sportskostüm (Pumphosen) fuhr stolz die Straße herauf, nicht merkend, daß sie bald allgemeinste Heiterkeit erregte. Sie hatte näm
lich nicht genügend Vorsicht auf ihre Toilette verwandt und das hatte die Folge, daß sie ihr Strumpfband verlor und dir feinen Seidenstrümpfe hinunterrutschten. Ihre offenbar zu dünnen Waden hatte sie ober mit Watte ausgestopft und mit Flanellbinden umwickelt I Sie bemerkte nicht das Spott- gelächter des vorübergehenden Publikums, als die Binden im Winde flätierten und die Walte abzubröckeln begann. Hoffentlich wird die Aermste sich in Zukunft eines besseren Mittels bedienen, um als schneidige und stramme Radlerin zu imponieren.
— Die bayerische Regierung wird, wie das „B. T." aus bester Quelle vernimmt, gegen die Erhöhung der Besteuerung der Lotterielose stimmen und zwar mit Rücksicht auf die Kirchenbaulose und die Lotterien der der Pferdezuchtvereine.
— Von einem Grabstein zerschmettert. Ein gräßlicher UnglückSfall ereignete sich in München. Dort hatte ein im Hause Thal- kirchener Straße 76 wohnender Sieinmetz- meister auf dem Hofe einen Grabstein an der Mauer aufgestellt. Ein mit seiner Mutter, der Schlossersrau Jrrgang, in den Hof gekommener achtjähriger Knabe machte sich an dem Grabsteine zu schaffen. Plötzlich gab der Aufsatz des letzteren nach, fiel um und traf das Kind mit seiner ganzen Schwere. Völlig zerschmettert wurde dasselbe unter dem Steine hervorgezogen und gab nach weniacn Minuten seinen Geist auf.
— Ein Bauernbursche im bay rischen Dorfe MauSham mußte auf der Letter, als er „kammerfensterln" wollte, lange warten. Er schlief dabei ein und fil von der Leiter herab, wobei er sich nicht unbedenklich am Arm verletzte. Das ist nicht so merkwürdig, daß eS in den Zeitungen bcrichtet werden müßte, merkwürdig ist aber die Naivetät der Ortsbehörde von MauSham. Sie verlangten für den armen Burschen eine Unfallrente. Damit hatte sie natürlich kein Glück.
— Ein furchtbares Unwetter ging am Dienstag nachmittag mit starkem Hagelschlag, Regengüssen und ungewöhnlich vielen Blitzschlägen in Kassel nieder. Zweimal hat der Blitz eingtschlagen. Das Holz- urd Dielenlager der Firma Leister ist mit allen Vorräten eing-äschert worden. Zwei anstoßende neue massive große Wohnhäuser sind vollständig ausgebrannt. Die Bewohner der oberen Stockwerke konnten nur das nackte Leben retten. Auch in der Umgegend hat eS mehrfach eingeschlagen.
Kassel, 10. Mai. Bei Corbach wurde ein fahrender Radfahrer, bei Spangcnberg ein Schornsteinfegermeister vom Blitz erschlagen.
— Ein tragischer Vorfall hat sich in Elbing zugetragen. Der Gütcrboden-Vor- arbeiter Gottfried Tb. war nach 30jährigem Dienste bei der Bahn arbeitsunfähig geworden. Er veifiel in eine Krankheit, von welcher er nicht kuriert werden konnte. Noch zahlte die Krankenkasse das übliche Krankengeld, doch drohte der Ausfall desselben, da er bereits 26 Wochen krank war. Er hatte sich deshalb mit einem Pensionsgesucht an die Bahnverwaltnng gewendet, bisher aber keinen Bescheid darauf erhalten. So gab er jede Hoffnung auf Erfüllung seiner Bitte auf und sah nur eine dunkle Zukunft voller Entbehrungen vor sich. Die Verzweiflung packle ihn, und er machte seinem Leben ein gewaltsames Ende. Seine Angehörigen fanden
den 62jährigen Mann erhängt vor. Eine halbe Stunde nach Auffindung traf der Bescheid der Behörde ein, wonach sein Pen- sionsgksuch genehmigt worden war.
— Ein Opfer der Mutterliebe. In Sant Agata Mililello, einem Fischerdörschen bet Palermo, war der kleine Salvatore Baglo mit seinem Vater zum Fischfang auf das Meer htnausgefahren. Als Stunden vergingen und der Kleine nicht zurückkehrte, begab sich die Mutter an den Strand. Mittlerweile brach die Nacht herein. Da hörte sie plötzlich vom Wasser ängstliche Hilferufe. Mit dem entsetzlichen Schrei: „Mein Sohu, mein Sohnl" stürzte sie sich ins Meer in der Richtung der Hilferufe, aber die Wogen begruben die Mutter in ihrer Tiefe. Unterdessen waren aber Vater und Sohn an einer anderen Stelle gelandet. Die Leute umringten die beiden Heimgekehrten und erzählten den Verzweifelten, was geschehen. Die Stimme nämlich, welche die Mutter als die ihres Sohnes zu erkennen glaubte, war die einer Frau, welche sich in selbstmörderischer Absicht tnö Meer gestürzt hatte und gerettet wurde, während der Leichnam der Mutter, die sich für ihren Sohn geopfert hatte, am anderen Tage von den Wellen an das Land gespült wurde.
Antwerpen, 8. Mai. (Explosion.) Heute nachmittag um 5 Uhr flog die Forcit- und Dynamit-Fabrik in die Luft. Sämtliche umliegenden Gebaüde sind vom Erdboden verschwunden. Die Explosion wurde mehrere Meilen weit gehört. Die Zahl der Opfer ist roch nicht festgestellt. Kurz nach der Explosion wurden vier Leichen aufgefunden. Eine ungeheure Menschenmenge hat sich an Ort und Stelle angesammelt. Die Ursache der Entstehung der Explosion ist noch unbekannt.
New-York, 11. Mai. In Manila ist eine Verschwörung entdeckt und 100 Verhaftungen sind vorgenommen worden. Unter den Verhafteten befinden sich auch Beamte. — 3000 Insurgenten haben Butan im südlichen Luzon gestürmt und die amerikanische Garnison getötet.
— Rentable Versteigerung. Bei einer in Mainsondheim stattgesunden Nachlaßver- steigerung wurden aus dem gesamten Mobiliar 1 75 und aus dem Wohn-
hause nebst Gärtchen 100 gelöst. DaS Häuschen muß wegen Baufälligkeit allerdings abgetragen werden.
— Ein Mißverständnis. Die Straßburger Post entnimmt dem „Arbeiterfreund" folgendes Geschichlchen: In einem Dörfchen ist der hochweise Gemeinderat zur Beratung des Budgets versammelt. Der Bürgermeister verliest einen Titel nach dem andern. Keine Einwendung wird seitens des Gemeinderats gemacht. Endlich bei Titel 12 der Ausgaben — Porto 35.40 — macht ein
neugebackenes Gemeinderatsmitglied die Bemerkung. „Halte Se, Herr, die Summe votir ich net; ich Hab' ke Porto (Bordeaux) trunke; die wuna g'esoffe Han, solle ne ot zahle."
.'. (Unter Studenten.) Süffel: „Wie machst du's denn, daß man dein Rad nicht pfändet?" — Pump: „Das habe ich in der Universität deponiert, da sucht'« niemand."
(Depesche.) „Bin 11 Uhr dort. Bitte mich roten Ochsen aufzusuchen. Gruß Emil."