Der Knabe mußte sofort ins Bezirkskrankenhaus überführt werden, wo ihm daS eine Bein abgenommen wurde.
Eßlingen, 6. Mai. Die Kaserne des Dragoner-Regiments Nr. 25 in Ludwigs- burg ist, wie man hört, baufällig geworden und soll deshalb abgebrochen werden. Aus Veranlassung von OBM. Dr. Mülberger haben sich nun die bürgerlichen Kollegien von hier dem Staat und der Militärverwaltung gegenüber bereit erklärt, ein entsprechendes Grundstück mit Kasernement kostenfrei zur Verfügung zu stellen, wenn bei dieser Gelegenheit die Verlegung deS Dragoner-Regiments von Ludwigsburg nach Eß' lingen bewirkt würde. Dem Vernehmen nach sind die Verhandlungen mit dem Kriegsministerium bereits im Gange; ob sie zu einem für Eßlingen günstigen Ergebnis führen werden, steht heute noch dahin; bekanntlich hat sich die Stadt, die ehemals eine Garnison hatte, schon früher um ein Regiment beworben.
Eßlingen, 9. Mai. In dem Einlaufkanal der Reparaturwerkstälte wurde heute ein weiblicher Leichnam gefunden, der schon fast ganz in -^Verwesung übergegangen ist. Die Persönlichkeit der Toten konnte nicht festgestellt werden.
Wildberg, 6. Mai. Am 29. Juli d. I. findet das Gauturnfest des Nagoldgaues hier statt. In anerkennenswerter Weise wurde der frühere KameralawtShof und -Garten als Festplatz zur Verfügung gestellt und bleibt nur zu wünschen übrig, daß der bestimmte Tag schönes Wetter mit sich bringt, damit dem Turnverein die Freude zu teil wird, recht viele Gäste in den alten Kloster« mauern begrüßen zu dürizn.
Berneck, 6. Mai. Zwischen hier und Altensteig sprang ein junger Mann während der Fahrt aus dem Zug. Wie man hört, hat derselbe sich ungebührlich benommen auf der Fahrt und stand ihm eine Untersuchung auf der Altensteiger Station bevor, der er sich unvorsichiigerweife durch einen Sprung aus dem Zug zu entziehen suchte. Schwere innerliche Verletzungen sind allem nach bei dem Verunglückten vorhanden.
Altensteig, 8. Mat. In voriger Woche entfernte sich der hiesige Polizeidiener Bauer unter Mitnahme von ca. 1200Wasser- zinS den er eingefammclt halte. Von seinem Aufenthalt hat man bis jetzt keine Spur.
Knitllingen, 7. Mat. Gestern mittag ereignete sich hier ein bedauerlicher Unglücks, fall. Das 3 Jahre alte Töchterchen des Harmonikamachers Louis Etters wurde in der vor dem Hanse befindlichen Güllengrube tot aufgefundrn. DaS Kind, das bereits mehrere Stunden vermißt wurde, scheint beim Spielen in die schlecht zugedeckte Güllengrube gefallen zu fein.
Tübingen, 8. Mai. Se. Majestät der König wird voraussichtlich am SamStag den 19. Mai. hier eintreffen, um der Einweihung des neuen KorpshaufeS der „Suevia* anzuwohnen.
Mühlhausen a. N., 7. Mai. Als Seltenheit berichtet der »Sch. M.", daß an der Kammerz des Kaufmanns Mergenthaler hier seit gestern die ersten blühenden Trauben zu sehen sind.
Tettnang, 7. Mai. Hier und in der Umgegend treten die Maikäfer in erschreckend großer Anzahl auf. Es ist zu befürchten,
daß ste in unserer vbstbaumreichen Gegend Schaden anrichten werden.
Erzgrube, OA. Freudenstadt, 7. Mai. Hier soll der frühere Bergbetrieb wieder ausgenommen werden. Wie der „Grenzer" berichtet, ließ Dr. Z mmermann aus Haiter- bach letzten Herbst, unter Aufsicht von Bauführer Kaupp von da, in der Nähe unseres OrtS graben, um nach Eisenerz zu suchen, In einer Tiefe von etwa 9 Meter stieß er auch wirklich auf eine Gesteinsart, die eisenhaltig zu sein verspricht, weshalb die Grabungen eingestellt wurden. Letzte Woche war nun Obcr-Regierungsrat Mayer von Stuttgart hier, um die bisherigen Ergebnisse zu untersuchen. Sowohl im Schacht, als in dem unten in der Thalstraße liegenden Sleinbruch fand sich der Brauneisenstein vor. Es wurde eine Kiste voll solcher Steine an das Bergamt nach Stuttgart gesandt, um dieselben dort zu untersuchen. Wie man hört, soll, falls die genügende Menge Eisen vorhanden wäre, an einer anderen Stelle, mittels einer Maschine, die Dichtigkeit dieses Erzganges untersucht werden.
Furtwangen, 9. Mai. Vorgestern mittag ereignete sich ein schwerer Unglücksfall. Der verheiratete 34jahrige Elcktrizitätsarbeiter Adolf Eschle von Schönwald war an der elektrischen Leitung beschäftigt und erfaßte aus Versehen wahrscheinlich den Draht der Hauptleitung. Er konnte erst, nachdem die Hauptleitung abgestellt war, befreit werden. Der Unglückliche war sofort tot, seine Hände waren vollständg verbrannt.
Aus der Seegegeud, 8. Wai. Dieser Tage trat eine 89jährige Frau, aus der Schweiz gebürtig, ganz allein über Friedrichshasen die Reise nach Amerika an, um bei ihrer Tochter fernerhin zu leben und „weil ste jetzt auch noch mehrere Jahre ein lustigeres Leben als in dem traurigen Europa genießen wolle." Ob der doch nicht mehr jungen Dame ihr Wunsch in Erfüllung gehen wird?
Aus Franken , 6. Mai. Beim Aus- bksscrn des Wohnhauses des Bauern Peter in Flaumheim, stürzte dasselbe zusammen und konnten sich von den 10 anwesenden Personen nur 6 gleichzeitig retten, während der 73 Jahre alte Vater deS Besitzers, dessen Schwester, der Zimmermann Hock und sein Sohn Josef unter den Trümmern begraben wurden. Fr. Hock erlitt einen Beinbruch, die drei andern Verschütteten konnten glücklicherweise ohne jede Verletzung aus den Trümmern geholt werden.
— Die elektrische Bahn in Karlsruhe hat ein Opfer gefordert. Ein von Durlach kommender elektrischer Wagen erfaßte ein Steinsuhrwerk; der ledige Dtenstknecht Langen- törfir aus Weingarten wurde vom Wagen geschleudert und buchstäblich in zwei Stücke geschnitten, so daß der Tod sofort cintrat.
Karlsruhe, 8. Mat. (Plötzlicher Tod.) Infolge Genusses kalten Bieres in erhitztem Zustande wurden hier an einem Tag zwei Personen, ein Radfahrer und ein Taglöhner, während des Trinkens vom Schlag getroffen und waren sofort tot.
— Pfalz. Ein unerhörter Bubenstreich wurde in Fiommersheim verübt. Ein roher Mensch setzte das 34 Bienenwohnungen enthaltende große Bienenhaus des Lehrers Dexheimer in Brand. Das Haus brannte im Nu lichterloh. Nicht weniger als 32 Bienenvölker sielenden Flammen zum Opfer.
Nur 2 konnten gerettet werden. Es war ein Jammer, zuzuschen, wie die kleinen Tierchen aus den brennenden Kasten in die Flammen schossen, wo ste sich die Flügel verbrannten und auf die Erde niederstürzten.
— Mannheim. Walldorf-Astor, einer der bekanntesten amerikanischen Milliardäre, besten Familie au« dem nahen Walldorf stammt, wurde kürzlich vom Walldorfer Kriegerverein zum Ehrenmitglied ernannt. Astvr dankte in einem sehr freundlichen Schreiben und spendete als „Vereinsbeitrag" die Summe von 10 000 ^1.
München, 8. Mai. Ueber das Befinden deS Königs Otto wurde folgendes Bulletin ausgegebcn: Im Befinden seiner Majestät ist eine weseniliche Aenderuug eingetrelen. Schmerz wurde nicht mehr geäußert nach genügender Nahrungsaufnahme. Der wiederholt mehrstündige Aufenthalt im Garten hat das Allgemeinbefinden etwas gebessert.
Berlin, 7. Mai. Der „Reichsanzeiger" meldet: Die Kaiserin Friedrich ließ dem Kronprinzen zur gestrigen Feier die Huldig- ungsadresse der Stadt Berlin, von Menzels Hand geschmückt, überreichen, mit der Berlin am 18. Okt. 1849 dem Kaiser Friedrich, dem damaligen Prinzen Friedrich Wilhelm, die Glückwünsche zur Mündigkeitserklärung darbrachte.
— In 8—10 Wochen wird Deutschland sein erstes überseeisches Kabel haben. Am Freitag begann von der Insel Borkum aus die Legung des Kabes nach Nordamerika. Die Arbeit wird 8—10 Wochen in Anspruch nehmen.
Münster i. W, 7. Mai. Nestersuchende Jungen verursachten gestern einen Waldbrand, durch den 2000 Morgen Wald zerstört wurden. Zahlreiche gefährdete Bauernhöfe wurden durch vier Feuerwehren erfolgreich geschützt.
Aachen, 7. Mai. Ein kolossaler Waldbrand vernichtete mehrere tausend Morgen Wald zwischen Raeren und Eupen. Der Schaden ist enorm. Alle Löschversuche waren erfolglos.
Aachen, 8. Mai. Der Waldbrand kann als gelöscht angesehen werden. Nach oberflächlichen Schätzungen von Sachverständigen dürfte der Scvaden ^ 800 000 bis 1 Million betragen.
Hannover, 7. Mai. Dem „Hannoverschen Kurier" zufolge ernannte der Kaiser den Generalobersten der Kavallerie Grafen Waldersee zum Generalfeldmarschall.
Wien, 7. Mai. Wie in Hofkreisen verlautet, wird der Kaiser Ende Juni oder Anfang Juli den Besuch Kaiser Wilhelms empfangen.
Neapel, 8. Mai. Seit 48 Stunden wirft der Vesuv Lava aus. Besonders gestern abend war seine Thätigkeit eine sehr ausgiebige. Der Krater schleuderte unter gewaltigem Getöse große Steinmasten zu beträchtlicher Höhe empor, während glühende Lava den Rand des Kraters überschritt.
Neapel, 10. Mai. Die Ausbrüche des Vesuv nehmen ab. Der Auswurf hat aufgehört. Die Bevölkerung ist ruhig.
— Eine schreckliche Feuersbrunst hat die Stadt Dolhinow, Gouvernement Wilna, vollständig eingcäschert. Ueber 4000 Personen sind obdachlos. Acht Menschen sind bei den Rettungsversuchen verbrannt. Das Feuer war an allen Ecken angelegt.
Sie-gkitsn. Druck und Verlag vor» B e r» h. Hofm « « n in Mlbbatz.