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Zur Erleichterung des Besuchs der in der Z it vom 5. bis 21. Mai d. I. in Stuttgart statttfindenden Marine-AuSstellung sind die soigenden Einräumugen gemacht worden: 1) Die im Binnenverkehr der

würit. StaalSeisenbahnen an den Tagen vom 5. bis etnschl. 21. Mai nach Stuttgart zur Ausgabe kommenden einfachen PersonenzugS- karten 2. und 3. Kl. berechtigen zur freien Rückfahrt in der betreffenden Wagenklosse am Lösungstage, sofern die Fahrkarlen (auf der Rückseite) vor Antritt der Rückreise iu der Ausstellung mit dem Ausstellungsstempel versehen worden sind. Von dieser Ein­räumung ausgeschlossen bleiben die Bahn­stationen , die weniger als 20 Kilom. von Stuttgart sind.

Stuttgart, 3. Mai. Deutscher Flotien- verein-MarincauSstellungili Stuttgart. Immer reicher füllen sich der große Saal des Königs­haus und seine Nebenräume mit staunens­wert pünktlich ausgeführlen Gegenständen, die sich auf unseren Sehverkehr beziehen. Unter den Organen, welche bestimmt sind, alle diese Sehenswürdigkeiten dem Publikum vorzuzeigen, befinden sich 4 Unteroffiziere von der Marine, welche über die Zeit der Aus­stellung von Wilhelmshaven hierher kom­mandiert und in der Kaserne des Regiments 119 untergebracht find. Diese 4 Mann und zwar ein Obermasch'nenmaat, ein Ober- torpedobovtsmaal, ein Oberstgnalmaat und ein OdersteuermannSmaat, erscheinen am Er­öffnungstag im Paradeanzug, später im Ordonanzanzug. Außer den Modellen werden sie hauptsächlich TvrpodS, Schnellfeuergc- schütze, Seeminen und den Signalapparat an der Kommandobrücke vorzeigen. In den Räumen deö Bergwerks, anstoßend an den Hauptsaal, hat Kronenmann eine Restauration eingerichtet.

Kirchentellinsfurt, 3. Mai. Seit etlichen Tagen hielt sich hier eine ca. 50- jährtge Frau von Eningen auf, die sich vom Bettel nährte. Heule nacht wurde sie in der Nähe des hiesigen Bahnhofs auf dem Bahndamme tot aufgesunden. Die geistig nicht ganz normal scheinende Frau scheint den Tod freiwillig gesucht zu haben und ließ sich deshalb vom Zuge überfahren. Sie trug ein Säckchen gebetteltes Mehl bei sich.

Weilen bei Schömberg, 3. Mai. Die Schreckenskundc eines heute nachmittag hier verübten Mords durcheilte unser kleines Dorf. Der 67 Jahre alte hiesige Waldschütze Josef Weinmann hat mit seinem Dienstgewehr seinen leiblichen, 38 Jahre alten Sohn Jakob Weinmann unweit des OrteS auf freiem Felde erschossen. Der Thäter ist verhaftet.

Biberach, 3. Mai. Gestein wurden im Gasthaus zum schwarzen Ochsen dahier 1400 mittelst Einbruchs gestohlen.

Friedrichshafen, 2. Mai. Die Mon­tierungshalle des Zeppelin'schen Luftschiffs ist heute Mittag wieder an ihre Verankerung gebracht worden.

Schiltach , 2. Mai. Schweres Unglück hat die Familie des I. M. Wölber, Kunst­mühlebesitzers in Weischdorf betroffen. Das 3jährige Töchterlein derselben stand auf dem Bahnkörper, als eben der von Schramberg herkommende, um 11.13 in Schiltach ein- treffende Zug an der Mühle vorbeifuhr. Der Lokomotivführer, der das Kind bemerkte, konnte denZug nicht mehr zum Stehen bringen pnd jo wurde dasselbe überfahren u. gelötet.

Breitenworbis, 2. Mai. Am Dienstag abend brach, veranlaßt durch spielende Kinder, ein Großfeuer aus. Völlig niedergebrannt sind 10 Wohnhäuser und 26 Hintergebäude, während 6 andere Gehöfte, Stallnngen und Scheunen teilweise verbrannten und stark beschädigt wurden. Zahlreiches Vieh ist in den Flammen umgekommen. Der Schaden ist bedeutend, jedoch meist durch Versicherung gedeckt.

Hannover, 3. Mai. General v. Kum­mer , der Führer der Division Kummer im Kriege 1870/71 ist, 84 Jahre alt, gestorben.

In Absroth bei Schöabach i. V. ermordete der aus der Strafanstalt entlassene Arbeiter Milfer den Gutsbesitzer Hoher, weil dieser vor Gericht gegen ihn ausgesagt hatte. Nach begangener That erschoß sich der Mörder.

In Neunkirchen wurde der Pfarrer Pieper verhaftet. Er ist beschuldigt, 26000 ^ Gelder deS Gustav Adolf-Vereins, die zu Kirchenbauzwicken dienen sollten, unterschlagen zu haben. Die Unterschlagungen sollen Jahre lang zurückdatieren. Die Verhaftung erregt großes Aufsehen.

Blomberg, 1. Mai. (Ein unglücklicher Schuß.) Gestern abend wurde im hiesigen Stadttheater der Kastellan Mtiewski während der Aufführung derZauberflöte" auf der Treppe zum 1. Range von einem Logen­schließer erschossen. Ein auswärtiger Theater­besucher hatte im Ueberzieher einen Revolver stecken lassen. Beim Zurechtlegen der Garde­robe wurde die Waffe bemerkt und von dem Logenschließer Kraenz herausgenommen. K. ging damit die Treppe empor, begegnete dem Kastellan und rief ihn scherzend an: Hali l Oder ich schieße I" Dabei zielte er und drückte los. Ins Herz getroffen siel der Kastellan tot die Treppe herunter. M. hinterläßt Frau und 5 Kinder, von denen 3 bereits erwachsen sind.

Berlin, 3. Mai. Heute vormittag 9 Uhr wohnte das Kaiscrpaar der feierlichen Ent­hüllung der Denkmolsgruppe König Friedrich I. in der Siegesallee bei. Der Kaiser hielt darauf auf dem Tempelhofer Felde Bataillons- bestchtigungen ab.

Berlin, 3. Mai. DieNordd. Allg. Ztg. schreibt: Staatssekretär Graf Bülow, der heule feinen 51. Geburtstag begeht, er­hielt vom Kaiser einen Tafelaufsatz aus deiv königlichen Porzellanmanufaktur zum Ge­schenk.

Berlin, 4. Mai. Kaiser und König Franz Josef ist heute vormittag 10 Uhr auf dem reich geschmückten Potsdamer Bahnhof eivgeiroffen.

Berlin, 4. Mai. Der Kaiser Franz Joseph ernannte den deutschen Kaiser zum Generalfeldmarschall der österreichisch-ungari­schen Armee.

Ein scheußlicher Doppel-Raubmord

ist an dem bereits bejahrten Gesckwisterpaare in dem argauischen Orte Eins verübt worden. Man fand die beiden Opfer, Bruder und Schwester, erschlagen auf der Tenne. Der Thäter, der cs auf die Ersparnisse der alten Leute abgesehen hatte, konnte verhaftet werden. ES ist ein Wüsterer Namens Rychner, der in Kost und Legis bei den Ermordeten war. Derselbe wurde wegen Raubes früher zu 16 Jahren Zuchthaus verurteilt, war aber nach 11 jähriger Gefangenschaft wegenguten Betragens" aus dem Zuchthause entlassen worden.

Ans Amerika, 2. Mai. Von drm

gestrigen furchtbaren Grubenunglück in Sho- field Utha wird noch gemeldet, daß von den 250 cing-fahrenen Bergleuten nur dreißig geretttet werden konnten. Ob wirklich Pulver­fässer sich entzündet und den Anlaß zu dem Entsetzlichen gegeben haben, steht noch nicht fest. Leute, die draußen auf dem Felde ge­arbeitet haben, sagen aus, daß sich der Berg um 10 ',1 Uhr unter fürchterlichem Getöse gewissirmoßen gehoben habe; eine Menge Erde und Steine wurden mehrere hundert Fuß hoch in die Luft geschleudert.

London, 3. Mai. Nach einer Meldung desMornivg Leader" ans Newyork ist das Kohlen-Gruben-Unglück bei Cchvfield in Utah eines der tragischsten und enisetzlichsten, welche man kennt. Allgemein wirb angenommen, daß jemand heimlich Sprengpulver in die Grube gebracht habe, welches den Kohlen­staub und das Kohlengas entzündete und so die Explosion veranloßte. Augenzeugen sagen, die ganze Spitze des Berges, in dem die Gruben sich befinden, sei scheinbar empor­gehoben worden. Von 250 Arbeitern, welche in der Grube waren, sind 225 getötet. Bis jetzt sind 180 Leichen zu Tage gefördert, aber nur 66 identifiziert worden. So furcht­bar sind sie alle zugerichtet. Besonders schrecklich ist der Umstand, daß der Tod der Opfer kein plötzlicher war. Sic hatten viel, mehr Zeit genug, zu erkennen, daß der Tod ihnen devorstehe. Viele bedeckten ihre Köpfe mit ihrer Kleidung, andere nahmen eine be­tende Stellung an und in einem Falle sah man, daß ein Vater sich mit seinen vier jungen Söhnen umschlungen hielt. Der auf die Explosion folgende Qualm verursachte viele Todesfälle und der Rauch hinderte auch daS Rettungswerk. Die Aerzte glauben daß keiner der Verwundeten am Leben bleiben wird.

London, 3. Mai. Nach einer Meldung derCentral News" aus Newyork sind in Schosteld 220 Leichen zu Tage gefördert worden. Es werden noch weitere 150 Per­sonen vermißt und es ist wenig Hoffnung vorhanden, daß man diese am Leben findet. Somit wird die Zahl der Toten sich auf beinahe 400 belaufen.

Der Gerichtsvollzieher in der Klemme.

Ein interessanter Fall beschäftigte dieser Tage das Schöffengericht in Gero. Wegen Ueber- tretung einer landesherrlichen Verordnung zum Schutze der Singvögel hatte sich der dortige Gerichtsvollzieher Schiede zu verant­worten. Er hatte in amtlicher Eigenschaft Singvögel gepfändet und diese in einer amt­lichen Auktionfeilgeboten und verkauft". Nun verbietet aber die Eingangs erwähnte Verordnung schlechtweg das Feilhaiten und Verkaufen von Singvögeln ohne jede Aus­nahme. Der Gerichtsvollzieher war deshalb vom Stadlrat in eine Strafe von 5 Mark genommen worden und hatte dagegen Ein­spruch erhoben, io daß sich das Schöffengericht mit der Angelegenheit beschäftigen mußte. Dieses bestätigte die stadtritliche Strafverfüg­ung, so daß also auch von Amtswcgen Sing­vögel nicht verauktioniert werden dürfen, weil die Landesverordnungalles" Feilbieten und Verkaufen unter Strafe stellt. Der Ver­urteilte, bezw. dessen Vorgesetzte Behörde, be­ruhigt stch aber bet dieser Entscheidung nicht, so daß stch auch noch höhere Instanzen mit der etwas verzwickt liegenden Angelegenheit zu beschäftigen haben werden.