oster Jnsaße teS hiesigen LanbeSgefängnIsscS namens Albert Wiscniewsky von Landsberg a. d. W., welcher heule vorm't'ag mit einer Ableitung Gefangener aus der Allstatt Feld­arbeit verrichtete, ergriff von dort die Flucht. Bei der Verfolgung versuchte er den N-ckor bei Niedernau zu durchschwimmen, welches Vorhaben er durch Ertrinken bezahlte.

Oehringen, 28. April. (Ein gefährlicher Mensch.) Der Bäcker Wild von Wecklieden bet Hall, welcher bekanntlich fr. Zt. vom Kgl. Schwurgericht Hall wegen Brandstift­ung zu einer mehrjährigen Zuchthausstrafe Verurteilt worden war, wurde vorgestern früh von Hall aus mittelst Gefangenen- w'gens in die Strafanstalt abgeliefert. Unter­wegs auf dem hiesigen Bahnhof gelang es demselben einen Brief aus dem Wagen zu werfen, welcher der Bahnbehöide übergeben wurde. In dem Brief stand, daß er un­schuldig fei, und wenn die Sache nicht noch einmal untersucht und er freigelasscn werde, bringe er das ganze R'chter-Kolleglum, das ihn unschuldig verurteilt habe, nach seiner Entlastung aus dem Zuchthaus um. Der Brief wurde der zuständigen Behörde über­geben.

Pforzheim, 25. April. Gestern nach­mittag stürzte dos hoch in den 50er Jahren stehnde Frl. Johanna Leicht Vom Dach ihrer Wohnung in den Hof. Die Verletzungen führten alsbald ihren Tod herbei.

Der Kaiser bat bestimmt, daß in den öffentlichen Schulen die Schüler bei dem Unterrichte am 5. Mai ds. I. in geeigneter Weise auf die Beteutug der am nächsten Tage eintretenden Großjährigkeit des Kron­prinzen htngewiesen werden.

Berlin, 27. April. (Die Flotten-Vor- loge in der Budget-Kommission.) In der Budget-Kommission des Reichstags brachte das Zentrum zur Flottenvorlage einen An­trag ein, wonach die Vermehrung der Aus­landsflotte um 5 große und 5 kleine Kreuzer und die Vermehrung der Materialreserve um einen großen und 2 kleine Kreuzer gestrichen wird. Nach dem Zentrums»,,trage' soll be­stehen: die Schlachiflctie aus Flottenflagg- schisien, 4 Geschwadern zu je 8 Linien­schiffen, 8 großen Kreuz-rn und 24 kleinen Kreuzern, die Auslandsflotte aus 3 großen Kreuzern, 10-kleinen Kreuzern, die Material- rescrve aus 4 Linienschiffen, 3 großen Kreuzern und 4 kleinen Kreuzern. Die Bereitstellung der Mittel soll jährlicher Fest­setzung durch den Etat unterliegen. Soweit die Summe der fortdauernden und ein­maligen Ausgaben der Marineverwaltung in einem Elatsjahre den Betrag von 117 235 494 Mark übersteigt, soll der Mehrbetrag gedeckt werden durch Erhöhung der Stempelabgaben auf Wertpapiere und Lotterielose, durch die Einführung einer Stempelabgabe aus Kuxe, Echiffskonossements und Seefahrkartcn , durch Einführung einer Abgabe auf Schaumwein, sowie Erhöhung der Zollsätze auf ausländische Schaumweine, Liqueure, Zigarren, Zigar- relten, und soweit diese Abgaben und Zölle nicht genügen, durch Einführung einer er­gänzenden , den Massenverbrauch nicht be­lastenden Reichssteucr. Dieser Antrag, so­weit er den Schiffsbestand und die jährliche Bereitstellung der Mittel betrifft, wurde mit 20 gegen 8 Stimmen angenommen.

Der Weg in den Papierkorb. Der bayerische Gesandte in Berlin, Graf Lerchen- seld, hat, wir einem Berliner Blatt nach

zuverlässiger Erkundigung aus München ge­schrieben wird, dem Ministerpräsidenten Frhrn. v. Crailsheim persönlich berichtet, daß die Isx Hcinze den Weg in den Papier- korp angetreten habe. (Dort gehört sie auch hin I)

Der veraltete Kuppelei-Paragraph

spukt in neuester Zeit wieder in Oberfranken. Kürzlich wurde bei Schwarzenbach a. W. eine ehrliche brave noch niemals bestrafte Mutter, die das Zusammenleben junger Ver- lobt-r, die sich in nächster Zeit ehelichen, duldete, von böswilligen Hausgenossen wegen Kuppelei zur Anzeige gebracht. Aus Furcht vor der hohen Strafe machte die arme Frau ihrem Leben durch Erhängen ein Ende.

Ein gräßlicher Mord ist in der Nähe von Ko Ylagora (Posen) verübt worden. Der frühere Wirt Wojciech Dolata aus Ligota war wegen schweren Diebstahls an­geklagt und gegen ihn sollte sein früherer Knecht Ponitka als Zeuge austreten. Um diesen Belastungszeugen zu beseitigen, lockte ihn Dolota in eine Gastwirtschaft, woselbst er ihn traktierte. Als letzterer den Heim­weg angetreten hatte, verfolgte ihn Dolata, stach ihn zunächst mit einem Taschenmesser, begoß ihn alsdann mit Spiritus und zündete die Kleider an. Ein kurz darauf des Weges kommender Mann aus Zwyslona fand den Ponitka bereits tot vor. Dolata wurde ver­haftet.

SigmaringkN, 26. April. Gestern nach­mittag verunglückte lautH. V. Z." auf dem hiesigen Bahnhofe ein daselbst beschäf­tigter , junger, lediger, 20jähriger Mann, Namens Poppel, dadurch, daß ihm beim Rangieren eines Zuges der linke Fuß voll­ständig abgefahren wurde. Es mußte am selben Abend noch eine Amputation vorge- nommen werden.

Unwetterunfälle in Bayern. Aus

Zwiesel (Ntederbayeru) wird berichtet, daß der Blitz in die elektrische Leitung deö Elek­trizitätswerks schlug und die Dynamomaschine zerstörte. Sic konnte jedoch durch eine Re­servemaschine sofort ersetzt werden. In Ober­bayern ist ein Bauer mitsamt dem Ochsen­gespann beim Ackern vom Blitz erschlagen worden, an einem anderen Orte ein Junge, der nach Hause fuhr, ebenfalls mitsamt dem Ochsengespann. Aus verschiedenen Gegenden wird starker Hagelschlag gemeldet. Die Ge birgSflüsse OberbayernS sind stark gestiegen.

Leipzig, 25. April. Eine große offizielle Gutenberg-Feier wird aus Anlaß deö 500- jährigen Jubiläums der Erfindung der Buch­druckerkunst Mitte Juni in Leipzig statt­finden. Zur Feier werden große Vorbe­reitungen getroffen. In sämtlichen Räumen des BuchgcwerbehauseS wird gleichzeitig eine allgemeine Ausstellung für das gesammte Buchgewerbe vor sich gehen.

Auch der deutsche Reichskanzler hat nunmehr die Pariser Weltausstellung be­sucht. Fürst Hohenlohe erschien daselbst am Mittwoch in Begleitung seiner Tochter, des deutschen Botschafters Fürsten Münster und des deutschen Generalkommissars Geh.- RatS Richter; besonders eingehend wurde die deutsche Abteilung besichtigt. Einen po­litischen Hintergrund soll der jetzige Pariser Aufenthalt deö Fürsten Hohenlohe laut einer Versicherung von Berliner offiziöser Seite nicht haben.

Eine ergreifende Scene spielte sich vor einigen Tagen auf dem Friedhose des

honoverschen Stäbchens Uelzen ab. Vor 15 Jahren verstarb die Frau eines dortigen Zigarrenfabrikanlen M. und bald darauf wurde der Hinterbliebene Mann irrsinnig. Der bedauernswerte wurde in ein Irren­haus gebracht und ist 15 Jahre dort ge­wesen. Vor einigen Tagen wurde M. als geheilt entlassen und eilte nach Uelzen, um an der Stätte seines verlorenen Glückes zu beten. Man erblickte den unglücklichen Mann mehrere Tage am Grabe seiner Frau, wobei er alles um sich her vergessen zu haben schien. Als nun jüngst der Totengräber über den Kirchhof ging, sah er zu seinem Ents-tzen, daß der Unglückliche den Grab­hügel entfernt hatte, fast bis zum Halse in der Gruft stand und mit den Händen in die Erde nach dem Sarge grub. Der un­glückliche Mann war plötzlich wieder wahn­sinnig geworden, er schrie und verlangte nach seiner Frau. Man hatte die größte Mühe, den sich wie rasend Geberdenden vom Kirch­hof zu entfernen.

Ern in seiner Art wohl einzig da­stehendes Vermächtnis machte ein katholischer Bürger von Kyllbnrg (Eifel), der dieser Tage starb. Er hinterließ sein Besitztum im Werte 50 000 ^ der dortigen jüdischen Gemeinde, die bisher noch kein Gotteshaus besitzt, mit der Bestimmung, daß dort eine Synagoge errichtet werde, andernfalls die Gemeinde den Platz erst nach 50 Jahren veräußern darf.

Von dem Umsang der Hungersnot in Indien wird man sich eine Vorstellung machen können, wenn man ließt, daß die Zahl der Empfänger von Unterstützungen schon gegen Ende Januar auf 3'/» Millonen gestiegen war. Die Gesamtzahl der unter der Hungersnot leidenden Bevölkerung wird von einem Kenner Indiens auf 80 Millionen geschäht. Dabei fehlt es nicht etwa in Indien überhaupt an Nahrungsmittel», die englische Verwaltung hat sich nur unfähig gezeigt, den Ueberfluß der Provinzen mit guter Ernte aufzukaufen und ihn den Hunger- leidenden zuzufahren.

Tiflis, 28. April. Unweit Elisabeths! wurde der Postwagen, welcher gegen 180 000 Rubel in Banknoten beförderte, von einer Räuberbande überfallen und auSgeraubt. Der Postillion und die beiden Kondukteure wurden von den Räubern niedergeschoffen. Von den Letzteren fehlt jede Spur.

Gut pariert. In dem Audienzimmer eines Generals der französischen Armee, der während des deutsch-französischen Kieges viel genannt wurde, erschien kürzlich ein etwa 54jäbriger Mann von höchst sonderbarem Aussehen als Bittsteller. Er ersuchte um eine Beschäftigung als Schreiber, indem er sich auf seine, dem Vaterland geleisteten Dienste berief. In einem heißen Gefecht hatte ihm eine Kugel die Nase forlgerissen. Als der Verstümmelte seinem ehemaligen Vorgesetzten unter die Augen trat, brach der wenig zartfühlende Offizier in lautes Lachen aus und fragte:Wo zum Teufel, mein Lieber, ist Ihnen denn ihre Nase abhanden gekommenIn derselben Schlacht, Herr General, in der Sie den Kopf verloren," erwiederte der brave VaterlandSverteidiger, ohne mit der Wimper zu zucken.

.'. (Eben deshalb ) A:Warum danken sie diesem Herrn auf seinen Gruß nicht - Sie kennen ihn doch, so viel ich weiß. . .* B.:Ja eben weil ich ihn kenne!"