glück zu verhüten, dem jungen Menschen den Revolver aus der Tasche. Dabei ging ein Schuß los und traf den Sohn des Be­sitzers des Kochevhofs in die Brust, so daß nach wenigen Minuten der Tod eintrat.

Neuenbürg, 23. April. Zwei Wald­brände an einem Tag sind von gestern zu verzeichnen. Dieselben wurden durch Funken von Maschinen der Züge hervorgerufen. Der eine entstand bei unserem Bahnhof am WaldeSrand durch dürre? Laub. Die aus­gebrannte Fläche ist etwa 10 Morgen groß Fünf Feuerwehren der benachbarten Orte eilten zu Hilfe und erstickten das Feuer durch Auswerfen von Erde. Der zweite Brand entstand ebenfalls gestern nachmittag bei Unterreichenbach und zerstörte 4 Morgen Waldfläche.

Calw, 24. April. Am 22. Juli findet in Hohenwarlh das Nagoldgausängerfcst statt.

AuS dem Bezirk Saulgau, 21. April. Gestern früh 2 Uhr brach in der Mühle des Müllers Rimmele in Ragenreute, Gemeinde Eichstetten, Feuer aus. Das ganze Anwesen, Wohnhaus, Mühle und Oekonomiegebäude, sowie ein Nebengebäude ist vollständig nieder­gebrannt. Das Vieh konnte mit Not ge­rettet werden. Eine große Menge Mehl und Frucht, auch einige Schweine und Hühner und der größte Teil des Mobiliars ist ver» brannt. Gebäudeschaden samt Maschinen 37,000 Mobiliarschaden 30,000 Entstehungsursache unbekannt.

Ein Doppelmord aus Wahnsinn

Oderthal, 22 April. Eine gräßliche That verüvte in der Nacht vom Freitag auf SamStag der verheiratete Küfer und Wald­arbeiter Finkbeiner von der ParzelleSchloß". In einem Anfall von Geistesstörung erschlug er einen 14jährigen Sohn und ein 2 Jahre altes Kind, das er dann zum Fenster hinaus­warf. Ebenso versetzte er seiner Mutter einen Schlag, daß auch ihr Leben gefährdet ist. Die Frau und die übrigen Kindrr ret­teten sich durchs Fenster. Samstag früh brachte man den Irrsinnigen gefesselt aufs Amtsgericht nach Freudcnstadt. Die Auf­regung im ganzen Murgthal ist beispiellos. Vor einigen Tagen kehrte der Mörder, der schon längere Z it etwas schwermütig war, von Cannstatt aus der Villa Seckendorf zu­rück.

Ein zweiter Bericht lautet:

Freudensladt, 23. April. Eine schauder­hafte Blullhat hat in einem Anfall von Wahnsinn am Freitag abend der nervenkranke, auch Spuren von geistiger Umnachtung zeigende Kirchengrmeinderat Finkbeiner in der zu Ober­thal gehörigen Parzelle Schloß verübt. Er hat am Freitag abend zwei von seinen sieben Kindern erwürgt und seine eigene hochbe­tagte Mutier, welche in seinem Hause wohnte, schwer v-rletzt. Die übrigen Familienmit­glieder entgingen nur durch Flucht der ihnen drohenden Gefahr. Der ermordete Sohn ist 14 Jahre alt und wurde Heuer konfirmiert. Das zweite Opfer ist erst 2 Jahre alt. Das Motiv zu der gräßlichen Mordthat ist nach de« Mörders Aeutzerung, seine Kinder als Sühnopfer für die Sünden anderer darzu­bringen.

Ueber den Fall wird noch weiter ge­meldet: Johannes Finkbeiner, Holzer und Küfer, 44 Jahre alt und Vater von 7 Kin. dern, hatte bis vor kurzem ein geordnetes Familienleben und stand bei seinen Mit­

bürgern in gewissem Ansehen. In den letz­ten Wochen litt er sehr an Schlaflosigkeit und fuhr deshalb nach Cannstatt, wo er in einem achttägigen Aufenthalt in der Heilan­stalt von Fräulein Seckendorf Hilfe suchte. Er kam aber mit Spuren von religiösem Wahnsinn nach Hause. Schon Tage und Nächte vor der schauerlichen Blutthat kämpfte er mit dem Bösen und hatte Erscheinungen, an welche auch seine Angehörigen glaubten. Am Abend des Verbrechens gab er vor, alle seine Angehörigen segnen und bei ihnen den Teufel auStniben zu wollen. Es mußten alle niederknieen. Er steckte ihnen den Finger in den Hals und wer sich wehrte, dem wurde der Kopf rechts und links an die Tischecken, Wände und auf den Boden geschlagen. So trieb er es zuerst bei seiner Frau. Als diese floh, ging es an den 17jährigen Sohn. Dieser wehrte sich und floh auch, der Vater ihm nach. Unterdessen flohen verschiedene Kinder, so daß nur noch 3 in der Stube waren. Der Vater kehrte zurück und er­mordete nun durch Erwürgen, Treten und Schlagen seinen 14jährigen Sohn Eberhard, dessen letzte Worte gewesen sein sollen: Goti sei mir Sünder gnädig I Hierauf ging er an den zweijährigen Knaben Wilhelm. Er wurde, wie aus den Verletzungen zu schließen ist, an die Wand geschlagen, bis er tot war, und dann zum Fenster hinausgeworfen, vor dem er später gefunden wurde. Hierauf ging der Mörder auf die Suche nach dem ältesten 17jährigen Sohn auf die Bühne. Er verlangte dann von seiner hochbetagtcn Mutter Licht und als -sie kam, packte er sie, würgte sie und schlug ihr den Kopf auf die Treppenkante, bis sie scheinbar tot liegen blieb. Sie hat sich aber wieder erholt und ihre Verletzungen sind scheinbar nicht lebens­gefährlich. Während dieser Zeit hatte sich der zwölfjährige dritte Sohn, der in der Stube geblieben war, versteckt und wurde glücklicherweise von dem unmenschlichen Vater in der Stube nicht mehr gefunden. Erst als später Hilfe kam, entdeckte man den armen Jungen zitternd und bebend unter einem Bett. Inzwischen brachten Nachbarn Hilfe, die Thüre wurde eingeschlagen und der Mörder konnte gefesselt werde». Er wurde vor das Amtsgericht Freudenstadt verbracht.

Ulm, 21. April. In einem benachbarten württembergischen Dorfe an der Iller wurde kürzlich ein Bauer von schwerem Unglück heimgesucht, indem schnell nacheinander drei wertvolle Pferde krepierten. Die Krank­heit der Tiere war eine ungewöhnliche die selbst von den Tierärzten nicht sicher be­stimmt werden konnte; wahrscheinlich liegt Pilzvergiftung durch verdorbenes Futter vor. So traurig der Fall für den Bauer ist, so muß man doch lachen über eine Episode, die sich in Verbindung damit zutrug. Als die Pferde die ersten Anzeichen einer schweren anscheinend höchst geheimnisvollen Erkrank­ung zeigten, lief der Besitzer, statt zum Tier­arzt, zu einem Hexenbanner. Dieser kam in den Stall, machte seinen Hokuspokus und erklärte feierlichst, die Pferde seien ver­hext und zwar soll der Bauer nur aufpassen: das erste Weib, das von jetzt ab in sein Haus komme, das sei die Hexe I Der Hexen- banner ließ sich bezahlen ^ind der Bauer ging in seine Stube, um die Bäuerin von dem bösen Stand der Sache in Kenntnis

zu setzen. Da warteten dann beide angst­erfüllt, welches weibliche Wesen zuerst den Fuß über ihre Schwelle setzen werde. ES dauerte auch nicht lange, so ging die Thüre auf und herein trat die junge Frau Pfar­rerin deS Orts, die der kranken Bäuerin einen Besuch machen wollte. Tie Frau Pfarrerin merkte an den verdutzten Gesichtern, daß etwas nicht ganz richtig sei und auf längeres Befragen gestand dann der Lauer seinen Unsinn ein.

Von der bayer. Grenze, 23. April. In Kicklingen bei Dillingen wurde ein 9 Monate altes Kind von einem Mutterschwein ange, fressen, während die Leute auf dem Felde beschäftigt waren. Das Kind starb bald darauf.

Neustadt, 23. April. Der verheiratete Knecht Menner bei Hotelier Pfeiffer hier holte gestern in Lenzkirch Heu. Er setzte sich auf dem Heimwege auf die Deichsel zwischen 2 zusammengekoppelten Wagen und fiel auf der Kappeler Brücke herunter, so daß ihm ein Rad über den Kopf weg ging. Menner war sofort tot. Er hinterläßt eine Witwe mit 4 kleinen Kindern.

Karlsruhe, 24. April. Der Kaiser hat, derKarlsr. Ztg." zufolge, seinen Besuch bet den grobherzoglichen Herrschaften zum 26. April angesagt. Er kommt an diesem Tage von den Jagden des Grafen Görtz in Schlitz und trifft nachmittags nach 2 Uhr hier ein. Der Kaiser wünscht keinerlei Em­pfang und beabsichtigt bis zum 27. nach- ^ mittags hier zu verweilen. Dann wird die Reise nach Donaueschingcn fortgesetzt, wo der Kaiser bei dem Fürsten von Fürstenberg bis zum 30. die Auerhabnjagd besuchen wird.

Gefährliches Kriegsspiel. Einer .Burentruppe", bestehend in drei 11-bis14- jährigen Schulknaben aus Höchst am Main, die sich eine Flobertpistole nebst Kugelpatronen gekauft hatten, gelang es dieser Tage, einen Panzerzug der Engländer", beziehungsweise einen von Frankfurt am Main kommenden Personenzug auf offener Strecke zum Halten zu bringen. Sie hatten den Zug während ^

der Fahrt so erfolgreich beschoffen, daß dem !

Zugführer eine Kugel dicht am Kopfe vor­beigegangen war. Dem sie verfolgenden Zug­personal glückte es, die Burschen sestzunehmen und der Polizei zu übergeben, wo ihnen > ein derber Denkzettel zu teil werden wird. !

Berlin, 23. April. Unter dem Vorsitz des ReichSbankprästdenten Koch fand heute eine Sitzung hervorragender Vertreter be­deutender Finanz- und Jndustrikfirmen statt, ^ in der der Beschluß gefaßt wurde, zur Lin« ! derung der Hungersnot in Indien beizutragen.

Die sofort in Umfang gesetzten Listen weisen bereits Beiträge in der Gesamthöhe von 400 000 ^ auf.

Der Papst empfing dieser Tage die Gräfin Lonyay; Leo Xlll. will den Frieden zwischen dem König der Belgier und dem Ehepaare Lonyay vermitteln. !

Hauseinstnrz. In Venedig stürzte ein dreistöckiges, bewohntes Haus plötzlich zusammen und sank in den darunter fließenden St. JabobSkanal. Mehrere Personen sinh ! tot, andere verwundet.

Mriefkaflen.

Angehender Radler. Von den deutschen PnenmaticS ist der Excelsior- Reifen der beste und den englischen an Halt» I barkeit, Dichtigkeit und Elasticität überlegen.

»rdaktion, Dirack und Verla« vo« Beruh. Hofmas» i« Mtthlch.