selben Felseneiland, ein Opfer britischer Treue, sein Leber. auShauchte, an das schöne Wort „Moskau" errinnert wird, das — ins Südafrikanische übersetzt und auf den Lord of Kandahar angewendet — gar bald vielleicht — Bloemfontein heißt.
Denn In Bloemfontein wird eS sein, wo der erste Axthieb füllt gegen den Baum des englischen Imperialismus, den der verblendete Joseph Chamberlain — ach gar zu gerne — in den Himmel wachsen lassen möchte.
— Trotz der Wachsamkeit der Behörden zirkulieren in der K-pkolonie ein Aufruf KrügerS und Steijns, worin di« Kap-Holländer aufgefordert werden, sich dem Kampfe gegen dir ihre nationale Freiheit bedrohenden Tyrannen anzuschließen. Aus Bcira wird gemeldet: Drei Transportschiffe mit 11000 Mann australischer Buschmänner» 1200 Maulesel, und zahlreichem Material an Bord sind hier eingetroffen. Ein anderer Dampfer mit Eisenbahn-Material ist fällig. Für nächsten Monat werden 22 Transport» schiffe hier erwartet; sie werden eine große Menge Vieh aus Südamerika bringen.
— Besoldung englischer Generale. Nicht jedem dürfte bekannt sein, welche Besoldungen die englischen Generale im akiiven Dienst empfangen. Lord Roberts als Oberbefehlshaber bezieht 10 Pfd. 15 Sch. (215 per Tag, während ein General, der nicht den Oberbefehl führt, wie z. B. Sir RedverS Buller, 8 Pfd. per Tag erhält. Ein Generalleutnant erhält 5 Pfd. 10 Sch., und ein Brigadegeneral 2 Pfd. 10 Sch. per Tag. Diese Besoldungen verstehen sich exkl. Zulagen für Futter u. s. w. Ein Kolonel beim Generalstab erhält 2 Pfd. per Tag mnd ein gewöhnlicher Kolonel 18 Sch. bis 24 Sch., je nach der Waffengattung, welcher er angehört. Die Offiziere der K. reitenden Artillerie erhalten die höchste Besoldung.
Ladysmith, 22. April. In der Nähe von ElandSlaogte wurde den ganzen Tag geblänkclt. 1000 Buren rückten morgens früh auf die Bergkette nicht ganz 3 Meilen von Elandslaagte vor, welche früher von der britischen Infanterie besetzt war. Als sie die Engländer zu Gesicht bekamen, begannen sie den Flügel zu bombadieren, ohne Schaden anzurichten. Als die Schiffs- und Garnisongeschütze der Engländer das Feuer auf- nahmen, räumten die Buren die vorgeschobenen Stellungen. Ueber die Verluste ist nichts gemeldet.
London, 20. April. Das Reutersche Bureau meldet aus Brandfcrt vom 19. April: General Delarcy kehrte gestern nach seinem Lager von der Rekognoszierung, die er mit einer größeren Truppenabteilung östlich der Eisenbahn bis an den Modderrivcr auS- führte, zurück. Er stieß nur auf einige Vorposten und sah die Befestigungswerke der Engländer längs der Hügel.
— Ein Pariser Abendblatt veröffentlicht am 20. ds. MiS. ein Londoner Telegramm, worin erklärt wurde, der Prinz von Wales habe sehr schlimme Nachrichten vom Kriegsschauplätze erhalten. Danach sei Kimberley in die Hände der Buren gefallen. Das KriegSamt hat keine diesbezüglichen Meldungen erhalten. In amtlichen Kreisen betrachtet man das Telegramm als eine Erfindung. DaS Ausbleiben jeglicher Nachrichten erklärt sich durch die strenge Zensur, welche englischerscitS angewandt wird, um
wichtige strategische Bewegungen, welche Lord Roberts ausführt, geheim zu halten.
Rundschau.
— Seine Majestät der König hat unterm 19. April den Ministerialdirektor im Justizministerium Dr. v. Weizsäcker zum wirklichen StaatSrat und Chef des Departements deS Kirchen« und Schulwesens ernannt.
Stuttgart, 20. April. Ministerpräsident Freiherr Dr. von Mitlnacht ist erfreulicherweise wieder soweit hergestellt, daß er heute den ersten Ausgang machen konnte. Auch die Geschäfte hat derselbe in vollem Umfang wieder übernommen.
Sillzbach, 21. April. Gestern abend um ',«8 wurde der Bahnwärter Bader von hier von dem um diese Zeit von Oehringen herkommenden Lokalzug beim hiesigen Bahnübergang überfahren und war sofort lot. DaS Unglück geschah, wie wir hören dadurch daß Bader kurz vor dem Zuge das Gleis überschreiten wollte, aber aus irgend welchem Grund ausglilt und zu Boden fiel und so unter den Zug kam. Der Verunglückte hinterläßt eine Frau und mehrere uner« wachsen« Kinder.
Dobel, 20. April. Als gestern um 12 Uhr der Zimmermann Wilh. Bott zum Mittagessen heimkam sah er zu seiner Verwunderung , daß noch nicht einmal Feuer zur Vorbereitung des Mittagsmahls ange- facht war. Seine eben erst vom Felde heimgekehrte Tochter konnte ihm keine Auskunft über die Ursache dieses Säumrns und den Verbleib der Mutter geben. Nach längerem Suchen fand Bott seine Frau tot in der Scheuer liegen. Dieselbe hat nach dem Ausspruch des Arztes einen Herzschlag bekommen und ist dabei vom Heuboden heruntergefallen. Der brave Mann und seine zahlreiche Familie wird allgemein von Herzen bedauert.
Berlin, 21. April. Im Postkartenver kehr mit dem Ausland wird leicht übersehen, daß noch § 15 der Vollzugsordnung zum Weltpostvertrag die Postkarten für den internationalen Verkehr die Aufschrift „Oarts postuls* tragen müssen; nötigenfalls kann der Vermerk handschriftlich hinzugefügt werden. Postkarten, welche dieser Bedingung nicht entsprechen, müssen als Briefe behandelt werden, dürften also für die Regel ungenügend frankiert sein und mit einem Strafporto belegt werden. Die frühem Bestrebungen, die Notwendigkeit dieser Aufschrift zu beseitigen, sind bisher an dem Widerspruch der PostvereinSverwaltungen gescheitert, die an der Ueberzeugung sesthielten, daß diese Aufschrift für die posttechnische Behandlung ein rasch erkennbares äußeres Zeichen liefern müsse. Um so mehr sollten die Drucker und Verleger vsn Ansichtspostkarten darauf acht geben, daß die Aufschrift „Oarts postals" ohne weiteres aufgedruckl wird, damit die Empfänger yon Karlen ohne solche Aufschrift nicht noch ein Strafporto zu zahlen haben.
Altona, 20. April. Der Prinz von Wales traf gestern abend 10'/« Uhr auf der Durchreise nach London hier ein und wurde vom Kaiser und Prinzen Heinrich auf dem Bahnhofe herzlich empfangen. Die Ankunft des Kaisers erfolgte völlig unerwartet, sodaß die Ehrenkompagnie, die den kaiserlichen Sonderzug bei der Ankunft im Rücken hatte, erst zum Katserzuge Front machen mußte. Nach herzlicher Begrüßung begaben sich der Kaiser, Prinz Heinrich und
der Prinz von Wales mit Gefolge in daS Fürstenzlmmer. Der Kaiser mit dem Prinz Heinrich begleitete den Prinzen von Wales zum Kölner Zug, verabschiedete sich vom Prinzen und kehrte unmittelbar nach Berlin zurück, Prinz Heinrich nach Kiel. Der Aufenthalt des Prinzen von Wales dauerte dreiviertel Stunden.
Genf, 20. April. Heute mittags brachte der Lyoner Schnellzug den Hauptmann Alfred DreyfuS. Früh gealtert, trägt er schneeweiße Haare und geht gebeugt. Sein einziger Begleiter ist sein Neffe. Am Bahnhof kennt ihn niemand, niemand wußte um seine Ankunft, nur zwei Herren, Bernhard undCra- mcr, welche ihm eine Villa gemieteter, er» warteten ihn. Nachdem die Zollwächter sein Gepäck untersucht hatten, bestieg Hauptmann DreyfuS mit seinem Neffen und den genannten Herren einen Zweispänner und fuhr durch die Stadt nach Cologuy zu der herrlich gelegenen Villa Turrettint, wo er sechs Monate wohnen will. In Cologvy selbst wußte niemand von DreyfuS' Ankunft. Er will überhaupt still leben; nachmittags kam auch Frau DreyfuS nach Cologny.
— Im Sarg geboren. In Lecce (Süd» Italien) schien eine junge Frau vom Lande einer schweren Entbindung, welche ärztliche Hilfe notwendig gemacht hatte, erlegen zu sein. Wie es in Italien gebräuchlich ist, wurde daö Begräbnis auf den nächsten Tag festgesetzt und die Leiche im Sarge in einer auf dem Kirchhofe befindlichen Totenkapellc aufgestellt. Als der Sarg vor dem Begräbnis nochmals geöffnet wurde, bot sich ein entsetzliches Bild: Die Leiche lag nicht mehr auf dem Rücken, sondern auf einer Seite, und dicht daneben lag der Körper eines kleinen Kindes ohne Arme, die während der geburtshilflichen Operation verletzt worden waren. Sofort wurde die Gerichtsbehörde hinzugerufen und diese stellte fest, daß die Frau nur scheintot gewesen sein könnte, aus ihrem totähnlichen Zustande im Sarge erwacht und dort ihrem Kinde daS Leben gegeben haben müßte. Ueber diese That- sache existiert ein amtlicher Bericht. Sowohl die Mutter wie das Kind waren, als der Sarg geöffnet wurde, bereits gestorben. Der Wächter der Kapelle sagt aus, daß es ihm in vergangener Nacht so gewesen wäre, als wenn er schwache Hilferufe in der Toten« kapelle.venommen hätte. Die Tragödie hat die Bevölkerung in die größte Aufregung versetzt.
— Ein entsetzlicher Irrtum. Durch einen verhängnisvollen Mißgriff eines Chica» goer Arztes hat ein hübsches, zwanzig Jahre altes Mädchen, Anna Dudley aus Marion, Indiana, das Augenlicht gänzlich eingebüßt. Der Arzt sollte ihr das eine Auge, welches durch einen Unfall die Sehkraft verloren hatte, entfernen, beging jedoch den entsetzlichen Irrtum, dem Mädchen daS gesunde Auge herauszunehmen. Erst nach der Operation , als die Patientin aus der Narkose wieder zu sich gekommen war, wurde das schreckliche Versehen bemerkt. Ewiges Dunkel umgab die Unglückliche. Fräulein Dudley war von ihrem jüngeren Bruder, der eine Windbüchse als Geschenk erhalten hatte, mit einem Pfeil in das eine Auge getroffen worden. Die Sehkraft war vernichtet, und das nutzlose Organ sollte, da eS das andere Auge in Mitleidenschaft zu ziehen drohte, beseitigt werden. Di« Patientin war zu dem Zweck« nach Chicago gebracht worden,