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umgehenden Feindes. Die Kavallerie sowohl wie die Znfanie-ie und Artllerie kehrte nachts in lehr gedrückter Stimmung in die Stadt zuiück. Lord Roß yn ist mit einer Anzahl Begleiter ang-blich gefangen. Die Buren sind jetzt Herren der Moedertinie.

London, 5. April. In Bloemivntcin ist das Siandrccht proklamiert worden. Nachtd wurden zahlreiche Einwohner unter der An­klage, mir dem Feinde zu kvn pkiercn , ver­haftet. Niemand darf nach 8 Uhr abends das Hans verlassen. Die Truppen arteilen fieberhaft an der Anlage von V-rschanzungen und Verbauen vor der Stadt. Alle Marine­geschütze wurden auf die Höhen neben dem Fort, die Straßen beherscheud, geschafft. Die Brigaden Knox und Clements sind glücklich h-er eingelroffin. D:e Sudkvm- mandos der Buren stehen nahe der Eisen­bahn vor der Stadt.

Paris, 5. April. Dr. Leyds erklärte einem Redakteur des »Matin", daß die Buren entschlossen seien, bis zum Aeußcrsten zu kämpfen. Auf die Frage, ob die Buren diesen Kampf bis zur Zerstörung der Gold­minen treiben, erklärte L<ydö, die Buren seien keine Zerstörer, niemand besitze ein höheres Maß von Achtung vor dem Eigen­tum wie sie. Sie werden keine unnützen Verwüstungen beginnen, aber wec vermöge zu sagen, wie weit die Notwendigkeit der Verteidigung führen werde. Die Buren haben, als sie das Gebiet von Natal ver­ließen, die Kohlengruben von Dundee zer­stören müssen, die den Engländern dienen konnten. Die Engländer selbst hätten Kohlen und Holz als Kriegsmaterial erklärt. Im weiseren Verlauf der Unterhaltung lehnte Dr. Lcyds es ab, bezüglich Beiras Erklär­ungen zu geben.

Der Korrespondent des Reuterschen Bureaus im Burenlager von Brandfort meldet vom 2. ds. E nzelheiten über den den Engländer gel-g'en Hinterhalt: Zn einem Wagen befanden sich 2 englische Offiziere. Die Bure» riesen ihnen zu, sie sollten sich ergeben. Der eine Ojfizier gehorchte, wo?^ rauf der andere den ersten lötete. Der zweite weigerte sich, sich zu ergeben ; er wurde von den Buren erschossen. Die Buren er­beuteten die Geschütze; die Gefangenen werden nach Wtnburg gesandt. Die Buren verloren 3 Tote und 10 Verwundete und machten 889 Gefangene. Die Buren, denen die Lebensmittel fehlten, haben fitzt ausreichend Vorräte, nachdem sie den englischen Convt genommen. Außerdem erbeuteten sie olle Geheimp'Piere der Engländer, darunter Pläne für den Einmarsch in den Orar-je- freistaat und Transvaal, sowie tun Plan eines Vormarsches von Bloemsontein nach Kroonftadt über Brandsorl, Windurg und VentcrSburg, firner einen Kasten, worin die Dokumente über die Eidesleistung der Burg- Hers ausbewahrl sind, welche dieselben ver­pflichteten , nicht gegen die Engländer zu kämpfen. Man hat diese Burghers aufge- sorderl, sich in dem Hanptq laruer von Krovnsiad einzufinden, wo ihnen der kom­mandierende General auscinanders tzen wird, daßihre Eide Null und nichtig seien, da sie unter Zwang geleistet wurden.

Rundschau.

Wildbad, 8. April. Was soll man beim Einkauf eines Fahrrades beachten? Ein erfahrener Spyrtmann, den wir um

Bcantworiung dieser zeitgemäßen Frage er­suchten , schreit unS: 1) Man kaufe nur eine von kundigen Fahrern empfohlene be­kannte Marke. 2) Man kaufe von einer Fabrik, die am Orte Reparatur-Werkstätten für alle, auch größere Schäden unterhält 3) Man kaufe ein Rad mit guter Hand­bremse. Fußbremsen sind von manchen Polizei-Behörden verboten. 4) Man achte auf guten Sattel, gute Laterne, gute Glocke. 5) Mau lege größtes Gewicht darauf, einen guten Pneumaüc zu erhalten. Der beste R ifen ist der Exeisior. 6) Damen sollen eine Lenkstange verlangen, deren Griff in der Höhe des Kngelkopfes liegt. 7) Man beachte, daß die Pedale nicht zu niedrig da sie sonst bei scharfen Curven der. Boden berühren und Stürze herbeiführen.

Neuenbürg, 5. April. Für die Mit­glieder des SchwarzwaldvereinS dürfte eS von Interesse sein, zu erfahren, daß die Vereinsleitung beabsichtigt, das erste Blatt der neuen Schwarzwatd-Vereinska'ten Wildbae Calw demnächst als Vcr-inS- gake an die Mitglieder auSzufolgen. Wir möchi n ans dies-m Anlaß wiederholt Freunde und Gönner des Schwarzwaio-Vercins zum Eintritt in den Verein einladcn und dieselben bitten, ihre Anmeldungen in möglichster Bälde beim VreinSkassier, Hrn. Schultheiß Feld­weg in Höfen zu machen, damit sie alsbald in den Besitz der Vereinskarten gelangen.

Heilbronu, 4. April. Dem bekannten schwäbischen Dichter und Kunstschriftsteller Ludwig Pfau soll in hiesiger Stadt, a>s der Vaterstadt desselben, ein Denkmal er­richtet werden. Zu dem Zweck hat ein Aus­schuß von Männern aus dem ganz-n Reiche einen Aufruf erlassen, in welchem Ludwig Pfauals ein Bahnbrecher für die erfreu­lichsten Entsaftungen des neu erwachenden Kunstlkbens, als der erste Deutsche, der die sonncnfrvhe, der Nttur hingegeb.ne Malerei der neuen großen Meister in ihrer Bedeutung würdigte und zu energischem Aufschwung mahnte", bezeichnet wird. Der Dichter war eine hervorragende Gestalt in der Bewegung von 1848 ; als politisch Kompromittierter floh er nach der Schweiz und Frankreich, von wo er 1863 zurückkehrte.

Eßlingen, 4 Ap i!. Am gestrigen Tage ist seitens der hiesigen Maschinenfabrik die für die Weltausstellung in Paris bestimmte Lokomotive abgegangen. Dieselbe führt die Nummer 3160, ist eine sogenannte Tender­lokomotive und hat Zrhnradgkttieb. Nach der Rückkehr aus Paris soll dieselbe voraus­sichtlich auf der Strecke HonauMünsiingen seitens der Würft. Staats-Eisenbahn Ver­wendung finden.

Heidelberg, 4. April. (Wilderer.) Heute wurden U. Frkf. Ztg. Altbürgermcister Braun und Gemeindcrat Collerman aus dem be­nachbarten Waldhilsbach wegen Wilderns verhaftet. Sie wurden am Sonntag von Jägern abgefangen. Collermann erhielt eine ^ Schußwunde.

Der Münchener Erzbischof verbot dem gesamten Klerus den Theaterbesuch. Radfahren dürfen nur noch Landgeistliche im Dienst.

In Nürnberg ist jetzt der sozialdemo­kratische ReichStogSadgeordnete Oertel gestor­ben. O-rtei war Besitzer des sozialdemo­kratischen BlattesFräukische Tagespost". Dieses sollte in den Besitz der Partei über­gehen und dabei wurde von den Genossen

so ruppig mit dem armen Oertel verfahren, daß dieser schließlich an Melancholie erkrankte. Die Versuche, ciiizulenkcn, kamen zu spät. Derlei ist toi, das Opfer seiner liebevollen Mitvolksbcgiückcr.

Ein jammervoller Unglückssall er­eignete sich zu S hma in Sachsen. Dort spielte das 3jährige Eöhnchcn des Arbeiters Oswald Süß in der Nähe des Mühlgrabens u»d fiel in einem unbewachten Augenblick in das Wasser. Das Kind wurde von der Strömung sortgeiragen und über das Wasser­rad der früheren Lohmühle hinweggcschleudert. Der zufällig in der Nähe beschäftigte Arbeiter Nötiger bemerkte dies und holte das Kind aus dem Wasser. Dieses hatte entsetzliche Verletzungen erlitten und sah aus, als ob eS skalpiert worden wäre, denn die Haut war vom Kopfe abgerissen und der Schädel lag völlig frei. Der sofort hinzugerufene Arzt nähte den Kopf des Kindes mit 44 Heft­stichen und den Leib mit 5 Glichen. Diese 2'/r Stunden dauerde Prozedur hielt der Kieme bei vollem Bewußtsein aus. Der Arzt glaubt, das Kind am Leben erhalten zu können.

Brüssel, 4. April. Auf den Prinzen von Wales wurde bei seiner Ankunft auf dem hiesigen Nordbahnhof von einem unbe­kannten Individuum geschossen. Der Thäter wurde verhaftet.

Der Attentäter heißt Sipido, ist ein 16jähriger Klempner und erklärte sich als Anarchist. Er wohnt in derRue de ia Forge" in St. Gllles, einer Vorstadt von Brüsfil. In seiner Tasche fand man eine Anzahl anarchistischer Papiere. Sipido hatte den besten Anzug angelegt, und um seinem Valer gegenüber diesen Umstand zu erklären, gesagt, er müsse sich vorstellen, um eine Stell­ung zu bekommen. Die Ellern des Atten­täters waren bei Empfang der Nachricht tief bewegt und wollten die Thai ihres Sohnes nicht glauben.

Sofort nach der Thai wurde der Atten­täter durch einen Poftz"ioffiz>er verhaftet und durch den Oberva-ntnspeklor einem Verhör unterzogen. Ec erklärte, daß er die Absicht hatte, den Prinzen zu löten und über seine Thal keine Reue empfinde. Er sei bereit, dieselbe noch einmal zu verüben. Der Staats­anwalt traf alsbald am Thalort ein, um den Verhafteten, weicher vorläufig im Po- iizeibureau des Nordbahnhofs unlergebracht tst, zu vernehmen.

Blutvergiftung durch Gesichtspuder.

Ein bedauerlicher Unglücksfall, dem ein blühendes junges Menschenleben zum Opfer fiel, ereignete sich in dem russischen Grenz­orte Steile nahe Kattowitz. Die junge Frau eines in der dortigen Kesseifabrik angestellten Beamten hafte über Nacht an der einen Wange eine unscheinbare Blatter erhalten. Sie war so unvorsichtig, dieselbe bei der Toilette zu zerdrücken. Als sie unmittelbar darauf Puder auflcgte, schwoll die Stelle an, und es stellten sich Anzeichen einer schweren Blutvergiftung ein. Diese machten so ungeheuer schnelle Fortschritte, daß der sofort hcrbeigehofte Arzt keine Hilfe mehr bringen konnte. Nach einem kaum einstündigen Krankheitsprozesse verschied die be­dauernswerte Frau unter entsetzlichen Qualen. Es wird angenommen, daß der verwendete Puder giftige Stoffe enthielt.