England und Transvaal.

Warrenton, 24. März. Der Feind richlele gestern gegen die Biückenwache ein ziemlich lebhaftes Gewehrfeucr, daß von den Engländern gelegentlich erwidert wurde. Ar­tillerie trat nicht in Thätigkeit. Augenschein­lich wirb dem Uebergang über den Fluß er­bitterter Widerstand entgegengesetzt werden.

Hier sind Nachrichten etngetroffen, daß die Farmer an der Nordwestgrenze des Frei­staates , welche bereits in ihre Heimstätten zurückgekehrt waren, zurückbeordert wurden und den Befehl erhielten, sich über den Fluß nach Transvaal zu begeben.

London, 24. März. Dem Reutrrschen Bureau wird aus Sprtngfootein von gestern gemeldet: Nach hier eingetroffenen Nachrich- richten ist ein Kommando von 500 Buren unter Vanderpvst, welches bet Fauresmilh ist, entschlossen, bis zum Aeußcrsten zu kämpfen.

Kommandant Olivier, welcher von Ge­neral Brabant bei Altwal North geschlagen worden ist, flieht in der Richtung Sand­river mit 300 Mann und 70 Wagen. Die meisten seiner Truppen haben ihn schon früher im Stiche gelassen. OlivierS Lage ist bedenklich.

Diese Depesche setzt andere Nachrichten voraus. Olivier hätte demnach, was er wohl auch nicht konnte, seinen Sieg nach Bu­renart nicht auSgenützl und sein Ausweichen nach Osten fortgesetzt. Brabant ist derjenige englische General, der die Aufgabe halte, von Altwal North über Smithfiel» nach Blvem- sontein vorzuvrtngen. Die Situation bedarf noch der Klärung.

London, 24. März. Aus dem Buren­lager bei Kronstadt wird über Pretoria vom 23. März gemeldet: Die Buren werden in grvß-r Zahl mobil gemacht und scheinen zur Fortsetzung des Krieges entschlossener als je zu sein. Der Aufruf Krügers hat den be­sten Erfolg erzielt und gezeigt, daß die Re­gierung fest bleibt. Die Engländer sind noch immer in Blvemfvnlein und arbeiten im Süden an der Wiederherstellung der Eisenbahn Nor- vals Pont. Wir haben bis jetzt noch keine Bestätigung der Gefangennahme des Gene­rals Gatocre erhalten, doch berichtet man, daß bei Lobatst drei Engländer, darunter rin Leutnant von unfern Truppen, gefangen genommen wurden. Wir erbeuteten 14 Kisten Munition und viele Pferde. Ein Auf- ruf des Präsidenten Steijn teilt den Bürgern des Freistaates mit, daß sie ihre Militär- Pflicht erfüllen müssen. Niemand dürfte den Engländern Hilfe leisten und die Waffen niederlegen, außrx wenn er durch dringende Notwendigkeit dazu gezwungen ist. Wer diesen Befehl Übertritt, wird wegen Hochverrats mit den schwersten kriegsgerichtlichen Strafen be­legt-

Barkley, 25. März. (Reutermeldung vom 24. dS.) Am Donnerstag wurde amt­lich gemeldet, daß Griquatown von 400 Buren wieder besetzt worden sei. Gestern ging von Kimperley eine Abteilung ab, um sie daraus zu vertreiben. Die Buren haben alle loyal gesinnten Einwohner Griquatowns einschließlich der Frauen ins Gesäiignis ge- setz'.

London, 25. März. Lord Roberts mel­det aus Bloemfontein 23. März: 2 Ober­sten, 1 Kapitän und ein Leutnant der Garde, wurden, als sie sich auf einem Ritt ohne Beglrstnng 8 Meilen vom Mvdderriver-Lager

entfernten, von den Buren angegriffen. Der Lmtnant wurde durch Schüsse der Buren ge­tötet, die anderen schwer verwundet. Ein verwundeter Offizier winkte mit dem Taschen­tuche, worauf die Buren Hilfe leisteten und die Verwundeten nach einer Farm schafften.

Rundschau.

Neuenbürg, 23 März. In Schwarzen­berg wurde vorgestern der 96jährige Johann Michael Kraft, der älteste Mann des Be­zirks, unter außerordentlich zahlreicher Be­teiligung von nah und fern zu Grabe ge­tragen. Der Verblichene hinterläßt eine zahlreiche Nachkommenschaft, darunter allein 20 Urenkel.

Münsingen, 21. März. Ein bedauerns­wertes Unglück ereignete sich gestern bei Fertigstellung des LazaretgebäudeS auf dem Truppenübungsplatz. Beim Einsetzen der Fenster stürzte der junge Glasermeister Heß herab, brach einen Arm, schlug eine Anzahl Zähne ein, zerschmetterte den Kiefer und bekam noch weitere Wunden am Kopf, so daß sich die Folgen noch nicht feststellen lassen. Der junge Mann wollte am Oster­montag Hochzeit haben. Die Hebungen auf dem Truppenübungsplatz nehmen am 1. April ihren Anfang. Am genannten Tage wird daö Pionierbataillion das Lager beziehen.

Ehingen, 23. März. Bei der heute vor­genommenen Landtagsabgeordnetenwahl haben von 962 Wahlberechtigten der Stadt Ehingen 479 abgestimmt. Oberlandgerichtsrat und Vizepräsident Dr. Kiene, der sich wegen Be­förderung einer Neuwahl unterziehen mußte, erhielt 472 Stimmen.

Ehingen, 24. März. Das Wahlresultat des ganzen Bezirks ist folgendes: Stimmbe­rechtigte waren cs 5736, abgestimmt haben 3703, davon erhielt Dr. Kiene 3675 Stim­men. (Seine Wiederwahl war vorauszu­sehen, wie denn auch kein Gegenkandidat auf­gestellt wurde.)

Karlsruhe, 23. März. Die Verlobung deS präsumtiven badische» Thronerben Prinzen Max mit der ältesten Tochter des Herzogs von Cumberland wird als weiteres Zeichen der Annäherung des Welfenhausks ans deutsche Reich gedeutet. Man erblickt hier in der Thatsache, daß'der Herzog von Cumberland seine Zustimmung zur Verbind­ung seines Hauses mit dem bewährtesten reichstreuen Zähringer Hause gegeben, den aufrichtigen Wunsch des Herzogs nach völliger Aussöhnung mit den staatsrechtlichen Ver­hältnissen.

Straßburg, 21. März. Ein ungemein frecher Raubanfall bildet hier gegenwärtig das Tagesgespräch. Der 17 jährige Bureaugehilse Schaal liegt seit einiger Z it schwer an In­fluenza erkrankt zu Belt und war von seiner Pflegerin auf wenige Augenblicke in der Wohnung allein gelassen worden. Plötzlich betrat ein fremder Mann, anscheinend ein Kolporteur, das Zimmer und bot dem Kranken Zeitschriften und dergleichen zum Kauf an. Als nun Schaal sich im Bette aufgerichtet hatte, um ein ihm dargereichtes Werk näher zu besichtigen, stieß ihn plötzlich der Kolpor­teur mit Gewalt in die Kissen zurück und drückte dem Hilflosen einen bereirgehaltenen Knebel so lieg in den Mund, daß der Be­dauernswerte sofort die Besinnung verlor. Nun durchwühlte der freche Räuber die Ko- mode, den Kleidrrschrank , und sämtliche im

Zimmer befindliche Behälter, nahmein weißeS Taschentuch in dem etwa 40 Mark inGold- und Silberstücken eingebunden waren, an sich und entfernte sich dann schleunigst mit seinem Raube. Als bald darauf die Krankenpflege­rin in das Zimmer zurückkehrte, fand sie den jungen Mann mit zusammengebundcnen Händen und Füßen bewußtlos im Bett vor; einzelne Kleidungsstücke waren aus den Schränken gerissen und lagen im Zimmer umhergestreut. Nachdem der Unglückliche von seinen Fesseln befreit worden war, kehrte auch das Bewußtsein zurück, worauf er von dem rätselhaften Vorfälle die vorstehenden An­gaben machen konnte. Die Polizei forscht eifrig noch dem Thäter, der etwa 30 Jahre alt ist, doch konnte man seiner bisher nicht habhaft werden.

Vom Schnee verschüttet. Ein be­dauernswerter Unglücksfall hat sich in Ober­bärenstein in Sachsen ereignet. Dort wurden die beiden vier- u. fünfjährigen Töchter deS Schieferdeckers Klaus durch Schnee, der vom Dache herabfiel, verschüttet. Während das jüngere Kind gänzlich von der Schneemasse begraben war, erblickte man von dem älteren noch die Beine. Die Angehörigen hatten, als sie zur R-ttung herbeieilten, keine Ahnung davon, daß beide Schwestern in dem Schnee­haufen lagen. Sie gruben das noch sicht­bare Mädchen schnell aus und brachten es, obgleich es schon dem Erstickungstode nahe war, wieder zum Leben zürück. Nach einiger Zeit wurde das jüngere Kind vermißt. Die Eltern glaubten es bei den Großeltern zu finden und eilten dorthin. Als es jedoch dort nicht angctroffen wurde, eilte man zu dem Schneehaufen zurück und grub weiter nach. Hier fand man das Kind mit ge­brochenem Rückgrat tot unter dem Schnee vor.

17 Jahre im Schlaf. Im Dezember 1882 stürzte ein in Löbtau ansässiger Eisen» bahnschaffner vom Zuge ab und erlitt ver­schiedene Kopfverletzungen. Im März 1883 verfiel er plötzlich in einen schlafähnlichen Zustand, der nach derNordd. Allg. Ztg." bis jetzt angedauert hat. Der Mann liegt zu Bett auch ohne nur ein Wort zu reden. Flüssige Nahrungsmittel können ihm leicht etngeflößt werden, da er sobald sein Mund mit dem Löffel berührt wird, automatische Schluckbcwegungen macht. Nach jahrelanger großer Schäche ist der Kräflezustand deS sonderbaren Patienten ein befriedigender.

Eine Mustergesinnung hegt der Fürst- Heinrich XXII. von Reuß-Greiz. Er ist alt und taub, so daß er sich in der Aus­übung seiner Regentenpflichten gehemmt steht.. Sein Sohn und Thronerbe ist stumm und geisteskrank. Da trägt sich der Fürst mit dem Plane, sein Land dem deutschen Reiche abzutreten. Er will die Kleinstaaterei nicht weiter züchten, sondern zur Stärkung deS Reiches beitragen. Vorläufig handelt eS sich um private Mitteilungen, sic sollen aber von sehr vertrauenswürdiger Seite kommen.

Oberzahlmeister. Der Kaiser hat nach einer Meldung der «Kln. Ztg." ge­nehmigt, daß die Zahlmeilster, die den drei obersten Gehaltsstufen angehören und sich nach jeder Richtung in ihrer Stillung be­währt haben, vom Kriegsminsterium zu Ober- z chlmeistern befördert werden. Die Ober- zahlmeister haben auf EpauletteS und Achsel­stücken zwei goldene Rosetten zu tragen.