Die Sirene.

Novelle von F. von Limburg.

8) (Nachdruck verboten.)

Wohl sah er im Geiste noch mitunter jene grauen Sirenenaugen, die einst sein Blut heißer fließen gemacht, wohl klang Juttas silbernes Lachen ab und zu in seinem Ohr, seiner Seele wieder, aber er schüttelte nur leise das Haupt, die Versuchung sollte keine Macht mehr über ihn gewinnen, er war ein nüchterner Ehemann geworden I

Freilich äußerlich hatten ihn die letzten sechs Jahre sehr vorteilhaft entwickelt; ein dunkler Vollbart gab dem noch immer etwas blassen, aber männlich anziehenden Gesichte etwas imponierendes, dazu war sein Auftreten sicherer und sein Benehmen gewandter ge« worden. Kurz, der Obcrföester Baumonn galt für einen sehr stattlichen Mann, be­sonders fand auch seine Frau, daß kein Anderer so gut und schön aussähe als ihr Gatte.

Die Glocken hatten aufgehört zu läuten die Kirchgänger waren heimgekchrt und Kon- rad schloß bewegt sein Weib in die Arme, als sie ihm den friedlich schlummernten Täufling hinhielt.

Gott segne das Kind und uns Alle, lieber Mann" , flüsterte die Frau Ober» firsterin mit feuchtem Auge,es muß ihm gut gehen, denn die Ostersonne glänzte auf sein Köpfchen und das bringt Glück."

Abergläubisch ist meine Anna," lachte Baumann heiter und küßte sie auf die Stirn. Was soll ich denn da sagen, wenn mein eigenes Frauchen an Glücks- oder Unglücks­zeichen glaubt?"

Wie schade, daß Oskar nicht selbst hier sein konnte, um sein Patchen über die Taufe zu halten," fuhr Anna fort, als sie nach einer Weile ins Zimmer trat, und zwar ohne den Kleinen.

Aber er hat uns schon avS Florenz telegraphiert", entgegenete ihr Gatte, sich an's offene Fenster setzend,es ist ein großes Glück für ihn, diese gute Hauslchrcrstelle beim Baron von Dehrenthal zu haben."

Weißt Du denn auch schon, daß er dort eine alte Bekannte wiedergeschen hat? Jutta von Roihenau, die Schwägerin der Baronin."

Die Gräfin Rothenau? frug er er­staunt. Er wandte sich ins Zimmer und nur die Hand bebte leise, mit der er ein Z'itungSblatt vom Tische nabm.Wie kommt sie denn nach Florenz?" frug er dann.

Nun, sie ist seit fast zwei Jahren Witwe", erzählte Anna, welche ihr Strick­zeug zur Hand genommen hatte,und hielt sich längere Zeit in Italien aus; Frau von Dehrenthal ist die Schwester des verstorbenen Grafen."

Woran starb dieser?

Im Duell. Jutta soll ihm Anlaß zur Eifersucht gegeben haben, und er forderte jenen Mann, dessen Kugel ihn daun sofort zu Boden streckte."

Ja, die Gräfin neigte schon als Mäd» chen stark dazu, eine Kokette zu sein."

,O, Konrad, Du urteilst sehr scharf, ich liebte Jutta herzlich, als sie bei uns war und bedauerte ihre Vernunstehc mit dem alten Grafen sehr."

Fräulein von Halden hatte aber von

jeher den Vorsatz, so bald sie könne, sich reich und glänzend zu vermählen. Der alte Graf thut mir von Herzen leid daß er Jutta geheiratet hat."

Sie soll sich jetzt in Deutschland ein Gut gekauft haben, schrieb Oskar, und ist deshalb von Florenz wieder abgereist."

Hoffentlich hat er ihr nicht zu tief in ihre Augen gesehen; sie ist eine Sirene."

Ich möchte sie wohl einmal wieder- sehen," meinte Anna nachdenklich,ich glaube sie ist nie glücklich und dabei sehr.leiden­schaftlich veranlagt gewesen. Hätte sie einen Mann bekommen, zu dem sie in Stolz und bewundernder Liebe hätte cmporschcn können, dann wäre ein Charakter aus ihr geworden."

Kleine Philosophin," lächelte Baumann, doch er schien zerstreut und sein Auge schweifte über das Zeitungsblatt, welches er in Härden hielt.

Weißt Du auch schon, daß unser herren­loses Schloß nun bald wieder einen neuen Besitzer bekommt?' frug die junge Frau nach einer Weile,es ist verkauft und soll demnächst bezogen werden."

So, und wer hat eS den» erworben?"

Ich weiß es nicht. Ein Agent soll die ganze Sache geleitet haben. Doch horch, eS klingelt. Wenn Du nur nicht heute noch­mals in Anspruch genommen wirst, mein Konrad."

Das Dienstmäachen schaute in dem Augen­blicke ganz betreten zur Thüre herein und winkte der Frau Overförsterin.

ES ist Besuch draußen" flüsterte das Mädchen.Wer den Susanne? frug Anna, die Arbeit bei Seite legend,ist es jemand zu mir oder dem Herrn?"

Zu Dir, Anna, oder zu Euch beiden!" rief eine silberhelle Stimme, ein seidenes Gewand rauschte über die Schwelle und gleich darauf schlang Gräfin Jutta beide Arme um die erstaunte, sprachlose Freundin,

Jutta", schrie diese nach der ersten Betäubung,wo kommst Du her? Bist Du eS denn wirklich? Eben noch sprachen wir von Dir."

Wenn man vom Wolfe spricht so kommt er" lachte die schöne Frau und ihr Blick flog zu dem bleichen stattlichen Manne hinüber, der dort, hochaufgericht't mit halb abwehrend erhobenen Händen stand, ohne sich zu rühren.

Herr Oberfoörster, Sie schauen mich au wie einen Geist und haben mir noch kein Willkommen geboten. Ist das so Sitte im Forsthause, wenn ungebetene Gäste kommen ?" rief Gräfin Jutta.

Ungebetene Gäste," jubelte jetzt Anna in Hellem Entzücken,o, Jutta, Du bist der liebste Gast, den ich mir am Tauftag unseres Oskars nur wünschen könnte. Ach, laß Dich nochmals ansehen, ich kann es gar nicht glauben, daß Du eS bist. Konrad, Du freust Dich ebenso wie ich, nicht wahr?"

Er kam näher, er nahm mit höflichen Worten die kleine weiche Hand in die seine und ein heißer Blutstrom drang ihm an's Herz; da ruhten ja wieder die grauen be­rauschenden Sirenenaugen auf ihm, vor denen er am liebsten geflohen wäre bis arS Ende der Welt er, der verheiratete Mann.

So, und nun lege ab, Jutta, Liebste l Du mußt erzählen, wie Du hierher kommst, ich ahnte gar nicht, daß Du hier in der Nähe seist!" sagte Frau Anna freundlich.

Ich bin Eure Gchloßfrau geworden," lachte die schöne Frau, das schwarze Kapotte- Hütchen abnehmend,soeben hat mir der Agent das Schloß am Meere zum Eigen­tum übergeben."

Ein doppelter Laut der Ucberraschung und deS Stauens erklang von den Lippen des Paares, dann fiel Anna der Freundin jubelnd um den Hals.

Meine liebe, liebe Jutta, wie reizend, wie entzückend, Dich hier so in der Nähe zu haben I O, die schöne Schloßfrau, nicht wahr, Konrad l" (Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

(Nie recht.)Wie macht mans nun recht, der vorige Herr entließ mich, weil ich nicht gehorcht habe, und der jetzige jagt mich fort, weil ich gehorcht habe."

(Hyperbel.) Chef (zum Kommis): Wie, das nennen Sie einen Mahnbrief? Da brauchen Sie ja nur noch:Mit Gruß und Kuß" drunterzuschreiben, dann isi'S ein Liebesbrief I"

(Der Kavallerist.) Fräulein:Ich habe gehört, Herr Leutnant, Sie tummeln zuweilen auch den Pegasus?" Leutnant: Kleinigkeit, Gnädige! Schneidiger Kavallerist wird mit jedem Gaul fertig!"

(Falsche Renommage.) Mama: Aber Eugen, Deine Censur ist wieder ganz miserabel!" Eugen: Sol? und der Lehrer hat mir doch gesagt, die sei Viel zu gut sür mich!"

.'. Selbstbewußt. Junger Dichter (der sich die Haare schneiden läßt, zum Friseur): Heben Sie sich diese Locke auf Sie können damit einmal ein reicher Mann werden.

(Junger Dichter):Nun, finden Sie meine Gedichte nicht überaus zart?" Re» dakteur:O ja! Ich fürchte nur, sie werden den Druck nicht vertragen."

A.:Mein Schneider hat mir heute nahegelegt, daß ich seine Tochter heiraten soll." B-:Was? So groß können doch deine Schulden unmöglich sein."

Das Volk der Dichter und Denker" trinkt bekanntlich auch gern, wie eS schon seine Vorfahren, die Germanen, gethan. Wäh­rend die Männer im Allgemeinen dem Bier und Wein den Vorzug geben, haben die Frauen sich den Kaffee als Leibgetränk er­koren, welcher ja täglich zweimal fast in jedem deutschen Hause auf dem Tisch er­scheint. Sc kann eS kommen, daß Deutsch­land unter allen kafietrinkenden Nationen Europas den höchsten Kaffeeverbrauch hat. Neben dem Bohnenkaffee «erden aber noch kolossale Quantitäien von Surrogaten kon­sumiert, von denen namentlich die Cichorie ihrer Billigkeit halber obenan steht. Man sollte aber doch lieber zu einem gediegenen, der Gesundheit zuträglichen Kaffee-Zusatz greifen, wie z. B. Kathreiner'S Malzkaffee, der infolge seiner patentierten Herstellungs- Weise Geschmack und Aroma des Bohnen­kaffees besitzt und dadurch nicht nur ein idealer Kaffeezusatz, sondern sogar ein wirk­licher Ersatz des Bohnenkaffees ist. Damit die Consumenten sicher auch den richtige» Kathreiner'S Malzkaffe« erhalten, sei bemerkt, daß dieser nur in Packeten mit dem Bilde des Prälaten Kneipp als Schutzmarke ver­sankt wird.

Redaktion, Druck und Verlag von Bern h. Hosmann in Wildbad.