Me Sirene.
Novelle von F. von Limpurg.
4) (Nachdruck verboten.)
Am folgende Tage hielt der Reisewagen vor dem Hause des Amtmanns Freise; er sollte Jutta zur Bahnstation bringen. Lachend, plaudernd stand sie mit der gastfreundlichen Familie vor der Thür, während der Koffer erst aufgeladen wurde; droben erschien ein MSnucrkopf an dem einen Fenster, doch niemand bemerkte ihn. Die junge Dame sah bildschön aus; ein duukelrotes samtnes Kapoitehülchen faß auf den blonden Locken, der weiße Tüllschleier war heraufgefchoben, ein schwarzer Reisemantel mit Pelz verbrämt lag über den Schultern und die kleinen Hände stacken in langen dänischen Stulphandschuhen.
„Und nun adieu, adieu/ rief sie lebhaft, umarmte Frau Freise und Anna, schüttelte dem Hausherrn, sowie dem siebzehnjährigen Sohn Oskar die Hand und stieg dann leicht und graziös in den Wagen; ein rascher aufleuchtender Blick ihrer Etrenenaugen hatte doch noch droben jenes Fenster gestreift und erbleichend trat Konrad Baumann zurück ins Zimmer, während das Rädergerasfel des abfahrenden Wagens an sein Ohr schlug.
„Vorüber, vorüber", murmelte er abermals, „es war eine Versuchung, der mein Herz erlag aber nie mehr — nie mehr I Unsere Pfade werden wohl im Leben nicht wieder sich kreuzen und wenn auch — ich werde durch Annas Liebe gewappnet fein vor neuen Versuchungen dieser grauen Sterne."
Die Sonne ging in strahlendem Glanze unter, eS war ein köstlicher NeujahrStag gewesen; Oskar kam soeben ins Zimmer Bau- mannS hereingesprvngen, um ihn zu einem Spaziergang abzuhoien.
„Die Eltern und Anna wollen auch mitgehen„, rief Oskar fröhlich, „die Tage nehmen ja zu und eö bleibt noch eine ganze Weile hell."
Der Kandidat seufzte tief auf, wie ein Fingerzeig des Schicksals erschien ihm dieser Spaziergang, aber er wich nicht zurück. Er wollte Heilung suchen von jener tiefen blutenden Wunde drin im Herzen und die freundliche sanfte Amtmannstochler war bereit, alles was in ihren Kräften stand zu thun, um ihn glücklich zu machen sür's ganze Leben.
Ja, es war ein ereignisreicher Wegl Die Ellern gingen voran, das Paar hinterdrein und Oskar trieb sich abwechselnd vor oder hinter ihnen in Gesellschaft eines Hühnerhundes umher.
„Anna, teure Anna, der Zeitpunkt ist gekommen", begann Baumann ernst, „mein Vater schrieb mir, ich würde zum Sommer eine gute Stellung erhallen und — so will ich denn mit Ihren Ellern sprechen s"
„Thun Sie es, Konrad", hauchte sic bewegt, „so brauchen wir unser Glück und unsere Liebe nicht mehr geheim zu Hallen. Ach, wie namenlos selig bin ich doch!"
Die Eltern standen in dem Augenblick still, Baumann ergriff des Mädchens Hand und trat mit ihr näher: „Herr Amtmann, ich bitte um die Hand Ihrer Tochter I"
Das war ein Jubel und ein Glück dort auf dem freien Felde, im Schnee und bei den letzten goldenen Strahlen der Abendsonne. Oskar jubelte, die Eltern umarm
ten abwechselnd das Brautpaar und Anna vergoß Thränen reinster Seligkeit.
Sie alle bemerkten nicht, wie bleich und ernst der Bräutigam aussah und wie gepreßt seine Stimme klang, als er jetzt sagte: „Gott helfe uns in allem Glück und Leid — bis zum Tode, liebe Annal"
„Ja, das wolle er, mein Konrad, aber in Deiner Liebe werde ich immerdar glücklich sein."
III.
In Frau von Haidens eleganter Wohnung in der Residenz herrschte Viel Leben, es sollte eine große Gesellschaft fiatlfinden, obgleich draußen bereits die Hand des Frühlings über Baum und Strauch geglitten war. Es sproßte und trieb überall, die Vöglein zwitscherten im frischen Grün und die Lerche stieg jubilierend zum blauen Aether auf, aber das störte die elegante Gesellschaft nicht, denn man flüsterte von „Verlobung" am heuug'n Abend. Jutta rauschte schon im eleganten rotseidenen Abendanzuge durch die Salons und blieb endlich auf dem Balkon stehen; eS war sieben Uhr, die Gäste konnten jeden Moment kommen, daher blieb sie gleich hier, um dieselbe» zu empfangen.
Wird Graf Rolhenau heute wohl sprechen? Ihr grau s Auge hing sinnend an dem soeben verschwindenden goldenen Sonnenball, es war, als erblicke sie in demselben allerlei glänzende Bilder der Zukunft, denn ein stolzes Lächeln überflog das schöne Antlitz. Eine neungezackte Krone und rin uraltes Wappenschild leuchteten ihr entgegen, sie öffnete den Fächer, um sich Lust zuzuwehen, die Aussicht berauschte das stolze Mädchen.
„Siöre ich Sie, mein gnädiges Fräulein?" frug eine tiefe Männerstimme und als sich Jutta umwandte, verneigte sich ein junger Offizier ritterlich vor ihr.
„Herr von Zeunerl Ah so, ich hörte gar nicht, daß Sie eintraten I"
Der Ton klang kühl und seltsam und der, dem er galt, biß sich heftig aus die Lippen, aber er blieb.
„Wie freue ich mich, einige Worte ungestört mit Ihnen reden zu können, Fräulein Jutta," begann er dann wieder und schaute sie so recht tief und innig an, „seit dem letzten Gartenkonzert vor vierzehn Tagen habe ich umsonst daraus gehofft."
„Sie haben ein gutes Gedächtnis — mir war das längst entfallen."
„Mir nicht — ich habe die JaSmiu- blüte, welche Sie mir beim Kotillon gaben» verwahrt wie ein Heiligtum."
Nun wußte das kokette Mädchen, wo hinaus er wollte; einen Augenblick schlug ihr Herz stärker, dann aber kräuselte sie verächtlich die vollen Lippen.
„O, das war die Blume nicht wert! Wie viele Kotillonsachen empfange ich immer und rmlch einen großen Raum betürsie ich, um sie alle zu tewahreml Nein, bei mir wandern sie ohne Gnade und Barmherzigkeit in's Feuer."
„Und Sie machen keine Ausnahme babei?"
„Nein," st- zog die Schultern empor, „mir sind alle Geber sehr gleichgültig."
Er biß sich abermals auf die Lippen. „Das ist wenigstens deutlich, meine Gnädigste, und ich war ein Thor, zu denken, daß jener Blick, jenes Lächeln, welche die JaSminblüte begleiten, an mich speciell gerichtet wurden.
Sie gehören jedenfalls stets mit zu den Ko- tillonspendcn?"
„Sie sagen das so eigentümlich, Herr Hauptmann?"
„O, gewiß nicht, eS soll ja scherzhaft klingen, meine Gnädigste."
„Wir wollen auch heute etwas tanzen", begann Jutta ablcnkend, „wenn schon es nicht mehr recht in den Frühling paßt."
„Ich komme eigentlich — um Abschied zu nehmen, Fraulein Jutta."
„Sie, Herr von Zeuncr? Wohin gehen Sie?"
„Ich bin für ein halbes Jahr nach der Residenz versetzt und fürchte beim Wieder- kommen, Sie meine Gnädigste nicht mehr zu treffen!"
Sie erötete, als sei» ernster und doch sehnsuchtvoller Blick auf ihr haften blieb, unwillkürlich wandte sie das Haupt seitwärts und stotterte einige unverständliche Worte. !
Die Sv'ne war hinter den Bäumen des Parkes verschwunden, rosige Wölkchen flammten am Himmel und ein leises Abend» lüstchen wehte über das stattliche Paar auf dem Balkon.
Hauptmann von Zeuners blaue Augen hingen an Juttas feinem Profil, schon ließen sich im Salon Stimmen vernehmen, Schleppen rauschten, da neigte er sich zu ihr und wie ein Hauch glitt es an ihr Ohr, in ihr Herz: „Ich liebe Dich, Jutta, du mußtest es längst wissen."
Hatte sie es gar nicht gehört? Mit vollendeter Ruhe wandte sic sich sitzt zürück und begrüßte kokett lächelnd einen grauhaarigen , gebückt gehenden alten Herrn der herantrat.
(Fortsetzung folgt.)
KcruswirtfchcrftLiches.
Die alten Griechen wuschen sich mit Holzasche, und erst die Gallier sollen die Seife erfunden haben, indem sie Ziegentalg zu der Holzasche mischten. Heutzutage dagegen hat jedes Mädchen auf dem Lande seine parfümierte Toilettenseife, und keiner erfahrenen Hausfrau fällt es noch ein, ihre Wäsche mit der schlechtriechenden Schmierseife von ehemals waschen zu lasten. Seitdem die moderne Chemie sich auch der Seifenindustrie bemächtigt hat, steht jeder Hausfrau für ein billiges Geld Dr. Tompson's Seifenpulver zur Verfügung, das nicht nur die Wäsche ohne langwierige Bleiche und verderbliches Reiben auf Waschbrettern leuchtend weiß macht, sondern ihr zugleich einen Dust verleiht, wie wenn sie auf frischen Wiesenblumen getrocknet wäre. So sind die allbekannten roien Packele mit dem weißen Schwan und dem Namen „Dr. ThompsonS Seifenpulver", die man allenthalaen kaufen kann, auch ei» Beweis für den Fortschritt der Menschheit in den letzten Jahrz-nten.
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besitzt Kathreiner's patentierter Malzkaff e, nach wissenschaftlichem Urteil der beste und gesündeste Ersatz für Bohnenkaffee; als Zusatz allgemein beliebt.
Redaktion, Druck und Verlag von Bern h. Hofmann in Wildbad.