Unsicherheit herrscht. Grubenarbeiter sagen aus, daß Regierungsbeamte und andere Per­sönlichkeit-,'. offen den Entschluß ausgesprochen hätten, die Maschinenanlagen der Hauptminen und hervorragende Gebäude von Johannes­burg zu zerstören. Man nimmt an, daß die Wcmmer- und andere Minen wegen dcS Abzugs der Arbeiter ausgelassen werden müssen.

Letzte Nachrichten vom Kriegsschauplatz.

London, 12 März. In Militärkretseu sagt man, daß die Verluste Roberts bei Driefontein am SomStag bedeutender ge­wesen seien, als bisher verlautete. Der Widerstand der Buren setzte die Militärbe­hörden nicht wnter in Erstaunen, sie seien neuer Gefechte gewärtig und verlangten Ver­stärkungen. Die Bewegung der Afrikander, die zwei von Kitchener ousgesandte Regimen­ter in der Nähe von de Aar geschlagen haben, erregte große Besorgnis. Die Berichte über das Treffen bei Driefontein lassen sämtlich an Klarheit zu wünschen übrig. Man nimmt hier in militärischen Kreisen an, daß der Zusammenstoß beiderseitig unerwartet gewesen und dadurch veranlaßt worden sei, daß die aus dem Norden der Kapkolonie anrückende Abteilung durch den raschen Gang der Er­eignisse die Richtung und den Anschluß an das burische Hauptheer verfehlt und statt dessen die brittischen Truppen, die in einem Umgehungsmarsch gegen den linken Flügel des Burenhceres begriffen waren, erreicht habe. Bezeichnend ist, daß der Berichter­statter derTimes" meldet, daß der britischen Infanterie stellenweise die Munition ouSge- gangen sei, weil man den Leuten, um sie für den langen Marsch von 20 Kilometern zu entlasten, fünfzig Patronen weniger als sonst mitgegeben habe. Daß hart gekämpft wurde, geht aus Roberts Angabe hervor, daß die Buren 102 Tote zurückg-lasfen haben, woraus man auf 500 V-rwundete schli ßt.

London 12. März. (Amtlich.) Wie Ge­neral Gatacre berichtet, hat er sich gestern eine Meile von der Eisenbahnbrücke befunden ; dieselbe ist teilweise zerstört. Der Feind hält das (gegenüberliegende Ufer beseht. Lord Roberts meldet: Wir stießen während des gestrigen Marsches auf keinen Wider­stand. Die Verlustliste vom 10. März ist unvollständig; es ist bekannt, daß 2 weitere Offiziere gefallen und 3 verwundet sind.

Colesberg, 12. März. Die fahrbare Brücke über den Oranje-River ist vom Feinde zerstört worden.

Brüssel, 12. März. Auf der hiesigen Gesandschafl von Transvaal weiß man nichts von Frikdensvorschlägen der beiden Präsiden­ten ; man könne die Nachricht weder demen­tieren noch bestätigen.

Rundschau.

Stuttgart, 10. März. Nach der Zu­sammenstellung des Reichsversicherungsamtes sind die Gelder der Jnvalidenversicherungs- anstalten, soweit gemeinnützige Zwecke in Betracht kommen, wie folgt angelegt. Von der Gesamtsumme (133 Millionen Mark) entfallen auf den Bau von Arbeiterwohnungen 52 Millionen Mark, auf die Befriedigung des landwirtschaftlichen Kreditbedürfnisses (Hypoteken, Land- und Wegeverbesserungen, Hebung der Viehzucht, Kleinbahnen, Linderung der Futternot, u. s. w.) 45 Millionen Mark und auf den Bau von Kranken- und Ge- nesungshäusern, Volksheilstätten, Gemeinde»

pflegestationen, Herbergen zur Heimat, Ar- beiterkotonien, u. s. w. 36 Millionen Mark. Den landwirtschaftlichen Gebieten kommen von letzterer Summe 10 Millionen Mark zu gute, so daß, abgesehen von Arbeiter- Wohnungen, die auch vielfach schon auf dem glatten Lande mit den Mitteln der Ver­sicherungsanstalt errichtet wurden, allein etwa 55 Millionen Mark, d. h. weit mehr als ein Drittel der Gesamtsumme im Interesse der Bevölkerung angelegt worden ist.

Stuttgart, 10. März. Gleichzeitig mit seinem 60. Geburtstage feiert der Hauptre­dakteur desNeuen Tagblattcs" Professor A. Müller-Palm am heutigen SamStage das 25jährige Jubiläum als Redakteur an der genannten Zeitung. Die Deutsche Ver­lagsanstalt hat zum Jubiläum seine neuesten NovellenIm Lindenhof",Das Lob der Armut" undDie Muttergottes von Aliöt- ting" herau-gegeben.

Stuttgart, 10. März. Die vier ersten Tage haben dem Wohltätigkeitsbazar im KönigSbau eine Brultoetnnhme von über 30 000 ^ gebracht; gewiß ein erfreuliche« Ergebnis; für heute SamStag ist wieder der Besuch des Königspaares in Aussicht genommen. Am nächsten Montag werden bei freiem Eintritt alle noch vorhandenen Gegenstände ausverkauft; es sind immernoch wertvolle Spenden etngelaufen, die manchem begehrenswert erscheinen dürften.

Stuttgart, 10. März. Hofkapellmcister Doppler ist im Alter von 74 Jahren an Influenza gestorben.

Stuttgart, 10. März. Der sozialdemo­kratische Landesausschuß fordert die Partei­genossen in Welzheim auf, energisch für den Volksparteiler Hinderer bei der Stichwahl einzutreten.

Untertürkheim, 9. März. Gestern sprach hier in öffentlicher Versammlung Herr Pfarrer Umfried aus Stuttgart über das Thema Protest gegen den Krieg in Südafrika." Redner geißelt das Vorgehen Englands mit scharfen Worten und meint, daß der Er­oberer auch diesmal, welcher nach einem Aus­spruch Friedrich des Großen, wie der Straßen­ränder den Strick verdient habe, schließlich doch den Lorbeer erhallen werde. Redner hält nur den Verteidigungskrieg für berech­tigt und meint, die Völker Europas mit ihren 1700 Schiffen sollten sich verbinden zum Schutze des gekränkten Rechts, um den englischen Seeriesen mit seinen 900 Schiffen zu bezwingen. Eine Resolution, welche einen Protest gegen den von England provozierten Krieg enthält und dem Wunsch einer dies­bezüglichen Intervention von Seiten der neu­tralen Mächte Ausdruck verleiht, fand ein­stimmige Annahme.

Welzheimer Wald, 10. März. (Stich­wahl.) Der Wahlkampf ist sehr erbittert. Auf beiden Seiten werden ungeheure An­strengungen gemacht. Morgen Sonntag bereisen die Kandidaten nochmals den Bezirk. Die Volkspartet hat auf allen Linien Führer stehen. Konrad Haußmann, Käß, Schock sprechen in den einzelnen bedeutenderen Oertern Professor Hieber sprach sich in einer neulich in Lorch stattgefundcncn Vertrauensmänner- Versammlung für Beibehaltung der kon. fcjsionellen Volksschule aus. Symtomatisch für die Wahl ist neben der Eisenbahnfrage der alte Gegensatz zwischen den Berg und Thalbewohnern.

Spaichingm, 10. März. (Plötzlicher

Tod. Brandfall.) Gestern wurde die Leiche der in Tübingen während einer Operation verstorbenen Tochter des Mathias Haller in Aldingen nach Hause verbracht; beim An­blicke des Sarges sank der Vater vom Schlage gerührt zu Boden. Gestern früh brannte in Nusplingen das Wohnhaus des Bauern Xaver Schnell bis auf die Grundmauern nieder. Die Entstehungsursache des Feuers ist noch unaufgeklärt.

Horb, 10. März. Heute vormittag ist auf der Strecke Eyach-Horb ein etwa 50jähr. Reisender, der mit einer Rückfahrkarte Ba­lingen-Pforzheim versehen war, im Eisen­bahnwagen an einem Herzschlag gestorben. Nach den von der Bahnhofverwaltung Horb sofort angestellten telegraphischen Erhebungen ist der Verstorbene Bärenwirt Lutz von Ba­lingen.

Herrenalb, 9. März. Durch die Blätter geht wieder einmal die falsche Nachricht von Erschließung einer heißen Quelle, an welche schon eine Reihe von allen möglichen irrigen Meldungen sich geknüpft haben. Dir Bohr­ungen werden zwar fortgesetzt; doch hat sich bis jetzt noch kein Erfolg gezeigt.

Lauterbach, 9. März. Der in ziemlich dürftigen Verhältnissen lebende 78 Jahre alte Taglöhner Jacob Haas von hier erhielt dieser Tage zu seiner nicht geringen Freude eine Altersrente im Betrage von ca. 1040 -/A (Nachzahlung vom Jahre 1892 an.) Ge­wiß ein klarer Beweis, wie segensreich die betreffenden Versicherungsgesetze für die ar­beitende Bevölkerung wirken können.

Ravensburg, 8. März, Der Landes, verband der Geflügelzucht und Vogelschutz­vereine in Württemberg hält über Ostern hier eine Landesverbandsausstellung ab, mit welcher am Ostersonntag die Generalver­sammlung verbunden ist. Zu gleicher Zeit wird der Verein süddeutscher Taubenzüchter hier seine Generalversammlung abhalten, die erste seit seinem Bestehen.

Geislingen a. d. St., 8. März. Ein Muster der Treue und Anhänglichkeit ist die gestern im Alter von 80 Jahren hier verschiedene Dienstmagd Anna Seyfaog, welche volle 61 Jahre hindurch in ein und derselben Familie (Breitschwerdl) Dienste leistete. Die Verstorbene besaß das silberne und goldene Olgakreuz und ein Anerkennungs­schreiben aus dem Kabinett der Königin. Ein solches Verhältnis zwischen Herrschaft und Dienstbote verdient gewiß ehrende An­erkennung füt beide Teile.

Ein Brautpaar von Schemmerberg bei Biberach fuhr in die Kirche zur Trau­ung. Da wurden die Pferde scheu und rasten davon. Jedermann sprang entsetzt zur Seite, selbst starke Männer. Plötzlich stürzte ein 20jährigeS Mädchen herbei, fiel den Pferden in die Zügel und brachte die rasenden Tiere zum Stehen. Hoffentlich haben sich die zuschauenden Männer geschämt.

Ulm, 9. März. Im Alter von 70 Jahren starb gestern der langjährige Vor­stand der hiesigen Sladtpoststelle, Postmeister Hacker, der dieser Stelle 25 Jahre Vorstand; er war ein fleißiger und im dienstlichen Ver­kehre beliebter Beamter, der nicht bloß die Achtung seiner Kollegen, sondern auch der weitesten Kreise genoß. Mit Hacker scheidet einer der ältesten, aktiven württembergischen Postbeamten aus dem Dienste.