Me Sirene.
Novelle von F. von Limpurg.
1) (Nachdruck verboten.)
Cylvesterpunsch und Bleigirßen wird stets zusammen betrieben, wußten Sie das nicht, Herr Kandidat oder — sind Sie abergläubisch und fürchten sich, Ihr künftiges Schicksal zu erfahren?" frug eine Helle Mäbchrnstimme und glänzende graue Augen schauten zu dem jungen Forstmann hinüber.
„Nein, gnädiges Fräulein, abergläubisch bin ich nicht," lautete die ruhige Entgegnung deS jungen Forstmannes, „ich glaube keineswegs an derlei Schicksalsfragen, will jedoch gerne mich dabei beteiligen."
Es war eine ziemlich zahlreiche Gesellschaft in dem großen, elegant eingerichteten Wohnzimmer versammelt und soeben wurde noch einmal der Chn'stbaum angezündet. Der junge Forstmann und die vorige Sprecherin, ein bildhübsches, junges Lockenköpfchen, standen ein wenig abseits von den andern, im lebhaften Gespräche begriffen.
„Woher mag eS wohl kommen," begann die junge Dame jetzt von neuem, „daß man am Sylvester sich eines gewissen Ernstes nicht erwehren kann. Es ist doch, streng genommen, jeder Tag ein Jahresabschluß."
„Aber die oberflächliche Menschennatur denkt eben nur selten daran und bedarf einer Erinnerung von außen her," entgegnele der ForstamISkandjdat ernst, doch sein Blick hing wie gebannt an der lieblichen Erscheinung ihm gegenüber. „Die feierlichen Sylvester- glocken rütteln uns auf und mahnen an die Vergänglichkeit des Irdischen, an den Tod und die dunkle Zukunft, die sich uns langsam erschließt."
„Ick möchte aber keine dunkle Zukunft haben," munnelte das junge Mädchen leidenschaftlich, „ich n öchle glücklich werden — sehr glücklich, sonst werde ich, glaube ick, einmal sehr böse."
„DaS können Sie gewiß gar nicht, Fräulein von Halden," entgegnete der junge Mann und sein Atem stockte bei den Worten, „Ihre Augen strafen Ihre Rede Lügen."
„Meine Augen", lachte sie übermütig, „was wissen Sie von denen, Herr Baumann?"
„Jutta", klang es von drüben her und die Gerufene flrllerte wie eine Libelle davon, während der Kandidat wie ein verblüffter Echulknabe stehen blieb. Ihre Augen sollte er nicht kennen? Diese schönen grauen Sterne, die ihn nun bereits über acht Tage mit ihrem Sirenerflimmern selbst bis in den Traum hinein verfolgten!
Es war heute die alljährliche Sylvester- grsrllschaft beim Amtmann Freist, an der die ganze Familie nebst dem siebzehnjährigen Sohn und dessen älteren Freund, den Forst- amtSkandidaten Baumann, teilnahm. Die einzige Tochter des Haufes, Anna, ein wenn auch nicht auffallend hübsches, so doch angenehm aussehendes Mädchen von etwa zwanzig Jahren, schien sich sehr dafür zu interessieren, wie Herr Konrad Baumann sich unterhalte; zu ihrem Glücke freilich entging ihr vollständig, daß er nur Auge und Ohr für Jutta von Halden, Annas Freundin, hatte, welche für die Festtage zum Besuch bei der Familie Freist war.
Fräulein Jutta bemerkte um so besser ihren stillen Verehrer und ließ es sich an
gelegen sein, durch das Blitzen ihrer Äugen und den Klang ihrer Stimme denselben immer tiefer in ihre N>tze zu verstricken. Verwöhnt, kokett und lebhaft, schien eS dem schönen Mädchen als eine unterhaltende Beigabe ihres Besuches, diesen stillen jungen Forstmann zu erobern.
Jetzt stand sie wieder vor ihm, dessen blasses bartloses Gesicht wohl kaum schön genannt werden konnte und rief, ihm einen Schlüssel hinhaltend:
„Herr Kandidat, hier ist ein Erdschlüsse!, durch den man das Glücksblei gießen muß. Nicht wahr, Sie halten ihn mir, wenn ich gieße?"
„Gewiß, gnädiges Fräulein", erwiederte er fröhlich, „ich will Ihnen auch in Gedanken alles Gute und Angenehme wünschen, was Ihnen durch das Blei verkündet werden soll."
Sie schaute kokett lächelnd in sein ihr zugcwandies Gesicht und antwortete in gedämpftem Tone:
„Weiß ich denn selbst, was ich mir wünsche?"
„O, Sie werden doch Wünsche für die Zukunft haben?" Die empfindet ein jeder im Innern.
„Meine Mutter wohl", nickte Jutta, „sie wünscht mich zu verheiraten, denn seit Papa tot ist, meint sie, würde es ihr schwer, eine erwachsene Tochter in die Welt zu führen."
„Sie haben Geschwister, gnädiges Fräulein?"
„Nein, und doch wünschte ich mir immer solche. Aber kommen Sie, Herr Baumann man sängt dort an, Lichter schwimmen zu lasten, wir müssen dabei sein, denn diese schwimmenden Lichter sind auch ZukunftS- verkünder."
Sein Herz schlug höher, bei dem flammenden Blicke aus ihren Augen, der ihn streifte und wie im Traume folgte er der voraneilrnden Gestallt und Baumann hörte nur ihr silbernes Lachen herüber tönen, so- daß jene sanfte Stimme, die ihn anredete, zweimal seinen Namen nennen mußte.
„Konrad, Konrad, hören Sie mich denn gar nicht?"
„Anna, meine liebe Anna", stammelte der junge Mann verlegen, „ich habe die ganze Zeit — vergeblich versucht — Sie zu sprechen."
Die Worte kamen sehr unsicher heraus und eine schärfere Beobachlerin als das liebende Mädchen hätte wohl sogleich erraten, daß dieselben nicht aus dem Herzen klangen. Nicht so Anna. Eine tiefe Röte färbte ihr hübsches Gtstchlchen, in den dunklen Augen schimmerte eine Thräne und sie flüsterte ganz leise: „O Konrad, ich danke Ihren für all Ihre Liebe! Was wäre ich ohne dieselbe und wie sehnlich wünsche ich, daß wir im neuen Jahre den Eltern unser Geheimnis mitteilen können."
„Im neuen Jahre", wiederholte er, ohne zu wissen, was er sprach, denn soeben kam Jutta auf die Freundin zugeeilt, schob ihren Arm unter den Annas und zog sie mit sich zu der Gesellschaft, die soeben be- gann, Nußschalen schwimmen zu lassen.
„Komm, Anna, ich Hobe Dir schon eine Nußschale bestimmt", rief sie übermütig, „wir wollen sehen, ob sie allein bleibt oder sich eine verwandte Seele aufsucht. Herr
Kandidat, sie dürfen sich nicht ausschließen."
„Weißt Du auch liebe Frau", meinte der Hausherr, als er zufällig einige Augenblicke allein neben seiner Gattin stand, „daß ich eine Beobachtung gemacht habe?"
„Nun und welche?" frug die Frau Amtmann, eine kleine dicke Dame mit gutmütigem Gesicht,„Du machstt mich neugierig, Alterchen."
„Ich glaube, der Konrad Baumann und unsere Anna haben sich recht herzlich lieb — und ich wollte sehr froh darüber sein, denn er ist ein braver ordentlicher Mensch und unser Kind paßt so vortrefflich zu einer stillen Frau Oberförster!»."
„Also hast Du es endlich auch bemerkt", triumphierte Frau Amtmann Freist, „das ist mir längst kein Geheimniß mehr und ich hoffe Baumann spricht sich bald einmal aus. Gott segne die Kinder."
Freilich dachte der Kandidat in dem Augenblicke nicht mit einem Gedanken an das schlichte Mädchen, dessen Herz für ihn allein schlug; er sah nur Juttas schlanke weiße Finger in dem Glücksblei wühlen, um sich das interessante Stück znm Gießen auszusuchen. Bavmann's Pulse flogen dabei fieberisch, seine Hand bebte, als er nun den Schlüssel, durch welchen sie gießen wollte, über eine Schale mit Wasser hielt.
„Eins, zwei, drei — nun komm über mich, Fortuna", rief Jutta übermütig und, ungesehen von der Gesellschaft, flammte ein heißer Blick zu dem jungen Kandidaten hinüber, daß ihmalleS Blut zum Herzen schoß.
„Was ist denn geworden? Laß sehen, eS muß ausgelegt werden!" so rief die Schar der jungen Mädchen und sie olle drängten heran, daß kleine wunderliche Bleigebilde zu sehen, welches Fräulein von Halden mit spitzem Finger emporhielt. „Ein Kranz", sagte sie kaltblütig, „ohne Zweifel ein Kranz; seht h'er die Bläter und Blüten und hier die Schleife, mit der er zusammengebunden ist —" (Fortsetzung folgt.)
Wenig, wenig begehr' ich im Leben ...
Wenig, wenig begehr' ich im Leben, Wenig, wenig und doch so viel!
Gütige Götter, wollet mir'S geben Bis an all' meiner Tage Ziel.
Rüstige Hand zu jeglichem Werke,
Das die Stunde mich schaffen heißt, Frischen Mut und freudige Stärke,
Klare Slirne und klaren Geist I
Allen den Meinen, groß und kleine, Rosige Wang' und ein lachend' Aug', Feuer am Herde, Brot im Schreine Und ein Tiöpflcin Wein im Schlauch!
Frieden im Haus und im Herzen Frieden Und ein klingendes Soitcnspiel!
Wenig, wenig begehr' ich hinieden,
Wenig, wenig und dock so viel.
Malzkaffes heiß! ein- » zigderKalhreinrr'jche, denn allein diesem ausgezeichneten Fabrikat hat Pfarrer Kneipp sein Bild und seine Unterschrift als Schutz-Marke gegeben. Verkauf nur in plombierten
Packeten! lO
Redaktion, Druck und Verlag von Ber uh. Hosm « un in Wlldbad.