derselben der andere batte vorh-r Reiß­aus genommen aufs Rathaus, stellte ihn in den Oehrn mit dem gemessenen Befehl das wettere obzuwarten und verschwand. Kurz darauf kommt ein Polizeisoldat und fragt den Stromer, was er wolle. Ich bin wegen Bettelnö verhaftet worden", lautete die prompte Antwort. Die Polizei verstaub nun keinen Spaß, sondern führte den Verhafteten dem kgl. O^eramt vor unv derselbe sitzt nun hinter Schloß und Riegel. Den Fasching- Landjäger ober erwartet sicherlich keine Prämie für seine Dienstleistung.

Alls Thüringen, l5. Febr. Eine Lon­doner Firma hat, wie derAugsb. Abendztg.« geschrieben wird, in der im Herzogtum Sachsen-Meiningen gelegenen Porzellanfabrik Gräfenthal, Firma Schneider« Erben, 5000 Dutzend Porzellanfiguren bcstellt, je einen englischen Afrikasoldaten darstellend, der trotz klaffender Wunden aufrecht dasteht und das Gewehr zum Anschlag fertig hält, während sein Tropenhelm durchschossen am Boden liegt. Spät'r soll die Firma in gleicher Anzahl einen englischen Marinesoldaten liefern der neben seinem Geschütze steht und auf den Burenfeind hinweist. Gegen diese Lieferung wird die Reichsregierung schwerlich etwas tinzuwenden haben.

Die Kosten des Kaiserbesnchs in Dortmund belaufen sich, wie jetzt feststeht, auf annähernd 200 000 Da von den Stadtverordneten nur 100 000 bewilligt wurden, so müssen jetzt 120 000 ^ nach­gefordert werden.

Potsdam, 2. März. Der König von Württemberg ist kurz nach 10 Uhr hier ein- getrvffeu und vom Erbprinzen und der Erb- prtnzesstn von Wied, dem württembcrgischen Gesandten und dem württcmbergischcn Mtli- tärbevollmächtigten in Berlin empfangen wor­den. Der König begab sich in geschloffenem Wogen nach der Wohnung dlS Erbprinzen.

Em übereifriger Gendarm in Groß. Moyeuvrr bei Metz hat einen 15jähiigen Knaben erschossen. Letzterer war am 1. September aus einer Besserungsanstalt ent­flohen und war über die Grenze gegangen, wo er bei einem französischen Bauern Dienste nahm, war aber dann anfangs Januar auf Wunsch seines VaterS noch Groß-Moyeuvre zurückgekkhrt und hatte in der benachbarten Rombacker Fabrik Arbeit gefunden. Einige Klatschbasen machten den Gendarmen auf den armen Jungen aufmerksam und dieser holte ihn nachts auS dem Bette, um ihn nach Hagenau zurückzutransportieren. Dabei machte der Junge, unterstützt von seiner Mutter, einen Fluchtversuch. Der Gendarm schickte zwei Rcvolverschüsse hinter ihm her, von denen der eine den Flüchtling in den Oberschenkel traf und ihn zunächst am Weiler­laufen verhinderte. Trotzdem versuchte er noch einmal zu fliehen, worauf ihn der Gendarm aus allernächster Nähe mit einem Schuß ins Genick nicderstrcckte. Der Junge Röder ist sein Name ist inzwischen an seiner schweren Verwundung gestorben. Man muß sich angesichts dieser Schilderung welche nicht etwa von einem radikalen Blatt, sondern derangesehenen deutsch-nationalen Metzer Zeitung" gegeben wird, die sicher­lich gegen den Beamten nicht voreingenom­men ist, doch fragen, ob ein derartiges Vor­gehen sich noch mit dem Mantel der Jn- struktionSvorschrift decken läßt.War cs nötig," fragt z. B, auch dieStraßb. Post"

den nach beS Tages Arbeit ruhig schlafenden Jungen aus dem Bette zu holen, zu f-sseln und nächtlicher Weile nach Hagenau zu bringen und war es thatsächlich notwendig, den fliehenden Knaben mehrmals anzuschießen? Wir müssen diese Fragen im Interesse der Menschlichkeit unbedingt mit Nein beantworten und glauben bestimmt, daß die angestellv Untersuchung für de» schießeifrigen Gendarmen kein günstiges Resultat ergeben wird."

Ein französisches Urteil über die deutsche Kriegsmarine finden wir in dem kürzlich erschienen BucheI-u ääksoss uationalo" von dem Datierten Lockroy Trotz seiner großen Anstrengung besitz! Deutschland noch nicht eine so starke Kriegs­marine, wie sie seine Handelsflotte und die Entwickelung seines Sechandels erfordert. Auf deutsch'» Handelsschiffen gixbt es 46000 Seeleute, an den Küsten mehr als 20000 Fischer, in seinen Häsen verkehren 900 Dampfer von denen mehr als 130 über 2 t groß find und unter letzteren befinden sich die bewunderungswürdigen Hilfskreuzer, welche die Ueberfahrt über den Atlantischen Ocean mit 21 Seemeilen Geschwindigkeii machen. Der Wert seines Seehandels be­trägt 5'/r Milliarden Mark. Um so viel Reichtum und so viele Menschen zu schützen, ist eine starke Kriegsflotte nötig. Von den anderen Nationen sucht sich Deutschland möglichst unabhängig zu machen und arbeitet unausgesetzt daran, seine Marine zu ver­größern. Trotz aller Schwierigkeiten wächst dieselbe sich auch immer mehr aus. Eine kluge urd voraussichtliche Politik macht nicht viel Aufhebens von dieser Arbeit in der Marine, man weiß nur wenig von ihrer Organisation, von den Manövern und der Rolle, die ihr im Kriege zufällt. Dennoch, eines Tages wird sie vielleicht das Erstaunen und den Schrecken Europas erregen I"

London, 1. März. Der Gedanke, der in vielen Zeitungen deS Festlandes zum Aus­druck gelangt, daß jetzt der Augenblick für England gekommen sei, FriedenSbedingungen anzubieten, da jetzt der Ehre Genüge gethan sei, findet, wie Reuters Bureau mitteilt, hier durchaus leinen Anklang. Hier herrscht durch­aus die Ansicht vor, daßdie Zeitungen, die beständig die Sache so darstellen, als ob Eng­land mit Hilfe von Söldnern zum Nutzen einiger Kapitalisten kämpfe, um die Gold­gruben sicher zu stellen und neues Gebiet zu erobern, ganz und gar die Stimmung der Engländer mißverstehen, die sehen, wie Tausende ihrer Landsleute opferfreudig ihr Leben hingeben, um einerseits britisches Ge­biet zu schützen, anderseits ein für alle Mae die britische Oberherrschaft in Südafrika zu sichern. Wenn die Militärmacht der Buren nicht niedergeworfen wird, würde England beständig eine Garnison von 100 000 Mann in Südafrika b.ibehalten müssen, nur um die Grenzen feines Gebietes gegen neue Ein­fälle zu schützen. Dies würde eine unerträg­liche Last fein. Es würde daher unverständ­lich sein, im jetzigen Augenblick aus Rück­sichten der Empfindsamkeit von Frieden zu sprechen."

London, 1. März. Reutermeldung aus dem Burenlager bei Ladysmich vom 24. Febr. Meldungen vom Tugela zufolge wurde dort bis spät nachts eine furchtbare Schlacht ge­schlagen. Die Engländer versuchten 4mal die Position bei Krügersdorp zu stürmen. Sie wnrden jedesmal mit schweren Verlusten

zurückgeschlagen. Augenzeugen behaupten, «ie englischen Verluste seien enorm. Die Engländer seien auf 70 AardS aus den Positionen der Buren geschossen und gerade­zu niedergemäht worden. Die Engländer vatten 30 Kanonen diesseits des Tugela auf- gefahren, jedoch in solcher Nähe, daß die- ielben nicht mit Erfolg gebraucht werden konnten. Die Buren hatten 9 Tote und 14 Verwundete. Das Reutersche Bureau meldet unterem 26. Febr. auS dem Buren­lager bei Ladysmilh: Die Belagerten machen an verschiedenen Punkten fortgesetzt nächtliche Angriffe, um über die Stärke der Belagerer sich zu vergewissern. Sie wurden aber von den Buren so heiß empfangen, daß sie umkehrcn mußten. Dann versuchten sic eS mit den südöstlichen Zugängen nächst der Straße nach Colenso, mit dem Resultat, daß Ladysmilh eine Stunde lang fast im Mauser­feuer eingehüllt erschien. Gestern suchten die Engländer um einen Waffenstillstand zur Beerdigung ihrer Toten nach und erhielten >hn. Die Gefechte am Freitag und Sams­tag waren sehr blutig. Die JnniSkilling- Füstliere und die Regimenter Dublin, Dorset und Connaught hatten ungeheuere Verluste.

London, 2. März. DieMorningpost* meidet aus Paardeberg vom 28., daß die Vorposten ostwärts mit dem Feinde Fühlung aenommen haben. Die Zahl der dortigen Buren betrage etwa 7000 Mann.Stan­dard" undDaily News" bestätigen diese Nachricht.

Kimberley, 2. März. Lord Roberts und Kitchencr trafen gestern morgen hier ein und verließen heute morgen die Stadt wieder. Eine Burenghteilung zeigte sich gestern bei Klippdamm und zerstörte einige Gehöfte. Sodann beschädigte und plünderte sie in Windsortonstation ebenfalls mehrere Jehöfte. Es verlautet, die Buren bemächtigten sich der Maschinen der Frank Smit Minen. Ein Teil der Buren zog nach Barkley und bezieht gegenwärtig die Stadt.

Die geringe Zahl der mit dem Gene­ral Cronje in Gefangenschaft geratenen Buren ist sehr auffällig. Man schätzte seine Macht immer auf mindestens 800010 000 Mann und kann sich auch jetzt noch nicht erklären, wie er so wagehalsig hätte sein können, eine so ausgedehnte Stellung wie die von Spyt- wntein und Magersfontein mit einer so ge­ringen Macht zu besetzen und gegenüber der auf etwa 50 000 Mann und mehr geschätz­ten Armee des Feldmarschalls Roberts be­setzt zu halten, bis er durch die bekannte Umgehung zum Rückzuge gezwungen wurde. Es wird darum jetzt vielfach angenommen, daß ein größerer Teil seiner Streitmacht auf irgend eine noch nicht aufgeklärte Weise ent­kommen sein könne. Auch die gertuzr An­zahl der den Engländern in die Hände ge- tallencn Geschütze erregt allgemeine Verwun­derung und giebt zu allerlei Gerüchten Ver­anlassung. Die schweren Geschütze seien an verschiedenen versteckten Stellen vergraben, wird behauptet.?^ Ein anderes Gerücht das »ur mit Kopfschütteln/ausgenommen werden wird, besagt^sogar, man habe gar nicht de» richtigen Cronje gefaßt. Der transvaalsche Nationalheld heiße Andries Cronje, gefangen fei aber Piet Cronje.

London, 2. März. Ein Telegramm des Generals Buller aus Nelthorpe vom 2. März besagt: 73 Wagen mit Nahrungsmitteln rücken soeben in Ladysmith ein.