Der Spieker.
Novellen« von Fr. Ferd. Tamburins.
8) (Nachdruck verboten.)
Lauernd spähte der alte Schlaufuchs Kleemann in Bergs Antlitz nach der Wirkung seiner verführerischen Reden, und in der Thal die blinkenden Goldhausen Monacos von denen ein glücklicher Spieler sich reichliche Mengen in kürzester Zeit erwerben konnte, und ferner die Aussicht, mit Hilfe KleemannS vielleicht die reiche Mexikanerin freien zu können, hatten Bergs ursprünglichen Besserungsplan ganz aus seinem Herzen Verdrängt. Die alte leidenschaftliche Leichtlebigkeit und blinde Spielwut lebte wieder mächtig in ihm auf, sein Puls schlug lebhafter, seine blassen Wangen röteten sich und in einer Art Fieberphantasie gaukelten seltsame, verlockende Bilder vor seinim geistigen Auge. Weshalb sollte er auch durchaus den mühseligen Beruf eines Landwirtes mit ganz ungenügendem Kapital ergreifen, wenn sich ihm ganz andere Gelegenheit bot, rasch sein Glück zu machen. Freilich das Mißtrauen war auch nicht ganz aus Bergs Seele gewichen.
„Kann ich mich auf Ihre Angaben und Zusagen aber auch wirklich verlassen, Herr Kleemann," srug Berg jetzt.
„Sie können sich ja roch heute davon überzeugen, ob ich die Wahrheit gesprochen habe. Ich werde Sie Madame Gusnez vorstellen in deren Hotel oder im Club."
„In einem hiesigen Cp elclub möchte ich nicht gern mehr verkehren/ bemerkte Berg, „ich habe Ihnen schon ongedrutee, welche Gründe ich dag-gcn habe. Ich fürchte jedes fatale Zusamm'Ntreffen mit mir bekannten Spielern. Auch wäre es wohl in Gegenwart der Dame toppelt ärgerlich, Differenzen zu haben."
„Ach ja das müssen wir v rm-iden," erklärte Kleemann, „ich verst.he Ihre Lage zu beurteilen. Ich werde also dafür sorgen, daß Sie heute oder morgen Madame Gusnez auf andere Weise kennen lernen. Lassen Sie mich nur dasür sorgen. Wir reisen dann sobald als möglich nach Monaco ab und sprengen womöglich mit Hülse des G ldes der M-xikanerin die Bank. Wir sind doch nun einig, Herr von Berg, nicht wahr?"
Kleeman streckte dem jungen Manne seine magere Hand entgegen, in welche dieser ohne Zögern einschlug.
,S>e haben wohl die Güte, mich jetzt bis unten an den Fahrweg zu begleiten, wo der Wagen auf mich wartet, denn ich kann mit meinen lahmen Beinen nicht bis in die Stadt zmücklaufen," sagte jetzt Kleemann. „Natürlich lade ich Sie ein, mit mir in die Stad! zurückzufabren. Ich bin nicht gern allein, also erweisen Sie mir die Ehre.'
„Ich nehme Ihr Anerbieten gern an erwtederte Berg. Er bot dem so rasch wieder gefundenen alten Spielgenossen zur Stütz- den Arm und langsam schritten sie nach der Richtung des Fahrweges weiter.
8 .
In einem großen, nach hinten ziemlich versteckt gelegenen Zimmer eines Hotels in Baden-Baden bewegte sich Abends gegen zehn Uhr eine vornehme Spielergesellschast. Der Mittelpunkt derselben war aber nicht
wie gewöhnlich sonst ein glücklicher oder unglücklicher Spieler als Bankhalter, sondern eine vornehme, stattliche Dame mit ausländischem Typus. Verwegen rollten die dunkeln Auge» der Dome bei jeder Bewegung ihres schönen Gesichts, leidenschaftlich erglänzten ihre G-stchtSzüge bei jedem Spiele, welches sie gewann und mit verächtlicher Gleichgültigkeit schob sie das Gold weg, welches sie in hohen Beträgen mit Vorliebe auf die Herzdame fitzte und statt zu gewinnen auch öfters verlor.
Die Dame war die schwerreiche mexikanische Wiltwe Elvira Gusnez, und als Freund und Berater saß zu ihrer Linken der alte raffinierte Spieler Kleemann, während der schönen Frau gegenüber Adolf von Berg Platz genommen hatte und fast mehr in die glänzenden Augen der Mexikanerin als auf die Karten deS waghalsigen Spieles sah.
Wohl hatte Berg anfangs gezögert, in den Spielsaal cinzutreten, aber als ihn Kleemann der schönen Witlwe vorgestellt und diese mit einem sehr freundlichen Lächeln Berg an ihre Seite gewinkt hatte, da war es mit dem letzten Reste der guten Vorsätze BergS vorbei; und auch die Furcht vor einem fatalen Zusammentreffen mit früheren gefährlichen Spielgenossen hielt Berg nicht davon ab, in dem Spielkluv zu erscheinen.
Allerdings hatte Kleemann das Feld auch erst für Berg sondiert, und nun saß derselbe gegenüber der schönen Frau und spielte und spielte mit abwechselndem Glück und blinder Leidenschaft.
Und als endlich nach Mitternacht die Spielgesellschaft auseinander ging, da fragte Kliemann den neuen Verehrer der schönen M-xikanerin Herrn von Berg nicht etwa danach, ob er gewonnen oder verloren habe, sondern er sagte mit bedeutsamem Lächeln nur zu ihm:
„Herr von Berg, Ihre Chancen bet Madame Gusnez sind gestiegen. Fahren Sie mit uns nächste Woche nach Monako oder begeben Sie sich nach Gunbach zum praktischen Studium der Landwirtschaft?"
„Ich muß schon mit nach Monako," erklärte Berg, „denn erstens ist mein Vermögen heute um die Hälfte durch Spielverluste zusammengeschmolzen und der Rest reicht als landwirtschaftliche« Anlage- und Betriebskapital erst recht nicht und zweitens will ich Ihrem Rate folgen mich um Frau Gusnez' Hand zu bewerben. Ich finde dir Dame entzückend."
„So sind wir also einig, Herr von Berg," entgegnete Kleemann mit schlauem Lächeln, „und ich hätte Ihnen nur noch mitzuteilen, wann wir nach Monako abreisen."
7 .
Es war an einem sonnigen Herbsttage, als vornehme und gewöhnliche Spieler und Spielerinnen aus aller Herren Ländern sich um die Spielbänke Monte Carlos in Monako drängten.
Unter ihnen sah man auch die schöne Mexikanerin GuSnez am Arme deS Herrn von Berg und außerdem begleitet von dem alten Spieler Kleemann.
„Hier findet man wirklich daö wahre Spielerelrment, Himmel und Hölle, olle Nachmittage beisammen,' sagte Kleemann halb laut zu Berg, und man hat eS nicht nötig, erst mühsam eine Spielgesellschaft zu
sammen zu bringeu. Mir gefällt eS außerordentlich hier."
„Natürlich wenn man so viel Glück hat wie Sie," entgegnete Berg, „Sie haben doch schon viel gewonnen seit wir in Monako sind, während ich gewöhnlich am nächsten Tage verliere, waö ich am vorigen gewonnen habe"
„Sie nutzen eben Ihr Glück nich aus," bemerkte Madame Gusnez lächelnd. „Wenn Sie im Glück sitzen müssen Sic Alles wagen, Herr von Berg. Das Glück muß man beim Schopfe fassen, sonst entwischt es uns wieder."
„Ich werde Ihrem Rate bei nächster Gelegenheit folgen, gnädige Frau," sagte Berg verbindlich. „Vielleicht winkt mir schon heute das Glück. Ich hätte heute gerade Laune die Bank zu sprengen und mich binnen drei Stunden in einen Millionär zu verwandeln."
„Dieser Gedanke, daß Sie sich heute in einen Millonär verwandeln wollen, gefällt mir außerordentlich," sagte Frau Gusnez lachend und tippte mit ihrem Fächer neckisch auf Bergs Hand.
„Ich habe die verschiedenen Spielarten hier seit unserer Anwesenheit in Monako beobachtet und bin zu dem Resultate gekommen, daß rouZs kt nolrs tatsächlich die meisten GewinnouSstchten bietet." meinte jetzt Kleemann. „kouZs et noirs ist das einfachste Glückspiel und kann cs am leichtesten vermeiden, sich dabei zu verrechnen und von dem Bankhalter überlölpeln zu lassen."
„Nun gut, Herr Kleemann, so versuchen wir heute unser Glück mit „rouAS st noirs" entgegnete die schöne Mexikanerin „und wir wollen hoffen, daß unser Freund von Berg die ersehnte Million gewinnt."
(Schluß folgt.)
Kumoristisches.
— Sieht seinem Vater sehr ähnlich. Ein Landbürgermeister in Bayern hatte kürzlich das Signalement eines seiner verschwundenen Gemeindeall gehörigen festzustellen und führte unter den „besonderen Kennzeichen" auf: „Sieht seinem Vater sehr ähnlich und raucht Cigarren." Ob der Gesuchte auf Grund dieser genauen Personalbeschreibung schon gefunden sein mag?
(Beweis.) „Du, Spund, warum studiert denn Dein Bruder nicht?" „Ach, der hat kein Latent zum Studieren." „Wieso?" „Er kann kein Bier vertragen."
(Guter Rat.) Baronin: „Welche Tracht würden Sie für meinen Liebling empfehlen?" — Hausarzt: „Eine Tracht Prügel!"
(Günstiges Angebot.) Schauspieler (als Richard III ) : „Ein Pferd, ein Pferd, ein Königreich für ein Pferd!" — Pferdehändler (im Parket aufspringend): „DaS Geschäft mach' ich!"
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D- und anderen Gefässen ver-
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Strdakttov , Druck und Verlag von N e r n h. Ho f mg « ntn WUdbad.