Auskunft wo Ich mich hinwenden soll.
Ich bin aber schon 42 Jahr alt. Ich
werde doch noch noch angenommen werden.
Achtungsvoll Joh. Sch., Enzberg.«
Hoffentlich kommen der »Alten« diese Zeilen zu Gesicht und sie mag dem Ausreißer dann selbst die erbetene Auskunft geben.
(Pfvrzh. St. Tagbl.)
— In Wald Michelbach bet Heidelberg kaufie ein Bauer von einem Handelsmann ein Pferd um 280 ^ Ter Handelsmann leistete Währschaft, indem er das Alter des edlen Rosses mit höchstens 12 Jahren be- zeichneie. Das Pferd war aber nickt mehr zu gebrauchen und verendete alsbald an Altersschwäche. Es kam zum Prozeß und durch diesen wurde festgestevt, daß das Pferd den Handelsmann nur 60 gekostet hatte, während er es für 280 ^ verkaufte; auch wurde bewiesen, daß das Pferd wenigstens 22 Jahre alt war. Das Gericht verurteilte den Handelsmann zu 4 Wochen Gefängnis, 100 Geldstrafe und zur Tragung der Kosten, die einschließlich der Gebühren für Anwalt, Sachverständige und Zeugen sehr hoch sind.
— In einem eingezäunten Garten in Ludwig-Hafen sollten 230 Schafe übernachten, die nach Metz gebracht werden sollten. In der Nacht brachen Hunde in die Herde und wüteten fürchterlich unter den armen Tieren. 70—80 Schafe wurden zum Teil gelötet, zum Teil so schwer verletzt, daß sie getötet werden mußten. Die Schafherde kam von Heidenheim. Auf dem UnglückSplatze entwickelte sich am Nachmittag eine Feldschlächterei da 4 Metzger damit beschäftigt waren, die Felle der Schafe abzuziehen. Der Schaden beläuft sich auf mindestens 3000
— Es fehlt in Achern so an jugendlichen Arbeitern, daß sich die dortige Champagner- fiaschrnfabrik 33 Knaben im Alter von 15 und 16 Jahren aus Galizien kommen ließ.
— Kampf mit Wilderern. Am Sonntag abend fand im Morathal bei Waidring (Bez. K'tzbühel) ein heftiger Kampf zwischen Gendarmen, Jägern und Wilderern statt, wobei ein Wilddieb, Namens Wolfgang Fuchs, der einzige, kaum 20 Jahre alte Sohn einer Witwe aus Kirchdorf, erschossen wurde. Aber auch der Gendarmeriepostenführer Haas aus Waicring, der einen Schuß in die Brust erhielt, ist seiner tödlichen Wunde erlegen Der zweite Wilddieb, welcher dem Bezirksgerichte Kitzbühel übergeben wurde, heißt Josef Anker, ist Vater von fünf Kindern und Hai schon mehrere Strafen wegen Wilddieberei abgebüßt.
— Es werden bald neue 50 Pfennig- Stücke ousgegeben werden. In der Reichs- tagSkommission zur Vorberatung des Münz- gesetzrs wurde regierunsseitig hcrvorgehoben, daß zur leichteren Unterscheidbarkeit des 50 Pfennig-Stückes vom 10 Pfennig-Stücke wohl notwendig sein werde, die Kerbung des Mü- zrandeS schärfer zu machen, statt der Aufschrift »50 Pfennige« die Aufschrift Mark« zu wählen und vielleicht auch an Stelle des Reichsadlers etwas anderes zu setzen.
— Die größte Lumperei wird vor Gericht mildernd beurteilt, wenn der Frevler betrunken war. Vor den deutschen Gerichten gilt nämlich daS B>trunkensein als midern- dernoer Umstand. Ein Kaufmann in Charlottenburg hatte eine Dame schamlos belästigt.
Als er energisch abgewiesen wurde, hatte er sich obendrein an einen Schutzmann mit der Behauptung gewendet, die Dame habe ihm unsittliche Anträge gemacht. Der Schutzmann verhaftete die Dame als Dirne und führte sie unter großem Auslauf ins Poli- zriamt. Dort stellte sich bald die ganze Niedertracht heraus. Der schurkische Kaut- mann kam vor Gericht und hier erklärte er kaltblütig, mit seinem Freunde eine Bierreise gemacht und außer einer ganzen Anzahl Schnäpse gegen 30 GlaS Bier getrunken zu haben. Diese „hervorragende Leistung« wuro- leider vom Gerichtshöfe als mildernder Um stand betrachtet. Der Staatsanwalt wurde mit seinem Anträge auf Gefängnisstrafe mir Ehrverlust abgewiesen; der „Bierreisende« kam wegen Beleidigung mit einer Geldstrafe von 300 weg. So billig ist also ein. öffentliche brutale Beleidigung anständiger Damen für angetrunkene Schurken. Ein solcher ist gegen gesetzliche Strafen bester geschützt, als eine anständige Dame vo> niederträchtigen u unsittlichen Belästigungen.
— In der Ortschaft Ataquines (Spanien) sind 420 Häuser durch eine Feuersbruu» zerstört worden. Während des Brandes ist viel Bieh umgekommen. Mehrere Menschen sind aus Schrecken wahnsinnig geworbt-. ES herrscht großer Mangel an Lebensmitteln — Der Stacheldraht im Krieg. In den Kriegen der Zukunft wird der Stacheldraht eine Rolle spielen. Die Buren haben ihn zum erstenmale angcwendet und er Hai sich als ein ganz vortreffliches Abwehrmittel erwiesen. Mauern und Pallisaden sind zu überkletten, Gräben zu durchschreiten, Flüsse zu durchschwimmen, ein Drahthindernis aber, das in einer Breite von 20—30 Metern aus kreuz und quer eng gezogenem Stächet draht besteht, ist nicht zu überwinden, ee muß beseitigt werden. Das ist aber sel» zeitraubend und angesichts eines auf 100 Meter feuernden Feindes unmöglich. Besonders unangenehm sind Drahthindernisse bei Nacht, wenn die Truppe, ohne dieselben vorher zu bemerken, in sie hineinmarschteri und plötzlich vor den Gewehren deS GegneiS festgehalten wird.
London, 22. Februar. Aus Jacobsdal, 21. Febr. abends, wird gemeldet: Die tö- dericrten Buren schlugen bis sitzt ave Angriffe ab. Unsere britische Artillerie ist ungenügend. Beide Versuche, die Paardeberg- stellung zu umgehen, sind mißlungen. General Macewnals Rückangriff wurde vollständig abgeschlagen, lieber 100 Offiziere unr 1500 Mann sind angeblich tot und verwundet. 52 Offiziere und einige 600 verwundete Mannschaften, meistens Schotten, sind bereits eingebracht. Der Burengeneral Delarey bedroht bei Koffyfontein die englischen Verbindungen. Ein zweites Freistaatkorps rückt gegen die Straße von Jacobsdal von Süden her vor.
London, 23. Febr. Lord Robert« be. richtet aus Poardsty: Methuen berichtet aus Kimberley, er hoffe die Zufuhr an Lebensmitteln so schnell als möglich ins Werk zu setzen. Kohlenvorrat sei genügend vorhanden, um die de Beersmtnen binnen 10 Tagen in Betrieb zu setzen, um so die größte Noi zu lindern. Den Verwundeten geht eS gut. Das Gebiet werde bald beruhigt sein.
London, 23. Febr. Aus Kapstadt wird gemeldet: Cronje bat um 24 Stunden Zei> zur Beerdigung der Loten; es wurde ihm
erwidert, er müsse kämpfen oder sich bedingungslos ergeben.
London. 23. Febr. Amtlich wird gemeldet: Die Verluste der Engländer am 15. ds. Mts. bei Rendsburg betrugen: 14 Tote, in Offizier und 3 Mann verwundet, 3 Offiziere und 158 Mann gefangen und vermißt.
London, 23. Febr. „Daily News" melden aus Modderriver vom 2l. ds.: General Cronje befindet sich auf der nördlichen Seite des Koodoos- bergdriftes. Zuerst hielt er die Hügel am südlichen Ufer besetzt, doch wurden seine Truppen aus den meisten derselben am Samstag vertrieben. Am Sonntag kam General French mit Kavallerie an. Am Montag wurde die Einschließung vervollständigt. Am Montag nachmittag ersuchte Cronje um Waffenstillstand. Die Kanonade dauerte am Dienstag noch fort. — Weiter melden »Daily News« noch folgende Einzeheiten aus Modderriver vom 2i. ds.: General Cronje, dessen Streitmacht auf 8000 Mann geschätzt wurde, habe, nachdem er zuvor die auf seine Bitte um 24 Stunden Zeit zur Bestattung der Toten von den Engländern gestillte Forderung der bedingungslosen Uebergabe abgelehnt, später einen Boten in das englische Heer gesandt, mit der Meldung, daß ec sich ergeben wolle. Hie-aus wurde ihm erwiedert, er möge in das englische Lager kommen. Cronje lehnte dies ab, mit dem Hinzufügen, er sei mißverstanden und wolle bis zum Tode kämpfen. Hierauf wurde das Feuer wieder eröffnet.
London, 23. Febr. Der militärische Berichterstatter der »Times« sagt in einem heutigen Artikel: Der von uns erzielte Erfolg, auf den wir lange und geduldig warteten, darf uns nicht die vielen noch zu überwindenden Schwierigkeiten übersehen lassen. Alles spricht für die Notwendigkeit den Krieg so schnell als möglich zum Abschluß zu bringen, wozu mehr Anstrengungen und mehr Truppen unzweifelhaft erforderlich sind. Der »Standart" schreibt: Was auch die Buren thun mögen, sie können doch nicht ihre Sache gewinnen, obgleich wir vor ihrer Ausdauer und ihrem Mut, womit sie ein verlorenes Spiel spielen, Achtung haben müssen. Man müsse doch bedauern, daß sie nicht zur Einsicht gelangten, zur Wahrung ihres guten Rufes genug gethan zu haben.
London. 23. Febr. Reutermeldung aus dem Burenlager vor Ladysmith v. 21. Febr.: Am Montag und Dienstag wurde den ganzen Tag heftig gekämpft. Heute früh begann der Kampf von neuem, derselbe dauert noch fort. Die Offiziere der Buren hoffen die Engländer aus ihren Stellungen vertreiben zu können. In der Nacht versuchte eine englische Truppenabteilung den Tugela zu überschreiten, wurde aber zurückgeschlagen. Die Verluste der Buken sind gering. Von Ladsmith her werden die Stellungen der Buren an den Punkten beschossen, wo der Klipflnß in die Berge fließt. Der »Lange Tom« antwortete mit gutem Erfolg.
London, 24. Febr. Aus dem Burenlager bei ColeSberg wird vom 20. d. gemeldet: Die Verbündeten griffen die Engländern bei Rietfon- tein an und nahmen mehrere Positionen, welche die Engländer später wieder besetzten. Das Geschützfeuer dauert auf beiden Seiten noch fort.
Verschiedenes.
— Scherzfrage. In einer holländischen Zeitung befindet sich folgender Witz: »Das Kap der guten Hoffnung wird demnächst geteilt; die Buren erhalten das Kap und die Engländer die gute Hoffnung!
— Von der Fruchtbarkeit der Buren teilt Dr. Bachmann in der »D. Med. Ztg.« einen interessanten Fall mit. Eine ihm bekannte Burenfrau aus dem sog. Borkenfeld schenkte 34 Kindern das Leben.
(Kinderschlauheit.) Gendarm: „Du, sag' mir einmal, ist Dein Vater daheim?« — Bube: »Weunft nit gefragt hätt'st wär' er daheim g'w-sen!«
.'. (Erklärlich) Molly: „Er schwört, er liebe mich und doch kennt er mich erst seit zwei Tagen.« — Elly r „Ja, dann ist cs möglich.«