Der Spieler.
NoveUette von Fr. Ferd. Tamborini.
3) (Nachdruck verboten.)
Allmählich lernte er sich zwischen den Zahlen des Bogens zurecht zufinden, sodaß er jeglicher Unterweisung entbehre» konnte. Er warf, kasstierte und zahlte, alles me» chanisch und unter dem Druck einer Er» regung, die ihm die Schläfe beinahe zu sprengen drohte. Der Geldhaufen vor ihm wurde immer größer und größer, er mußte sich von der Ordonnanz einen Teller geben lassen, um das gewonnene Geld zu bergen.
Bald wurden die Einsätze kleiner, denn viele Offiziere halten tüchtig verloren, einzelne der Mitspieler halten sich sogar bereits bei Berg Geld geliehen. Baron Stolzing, der sehr vorsichtig pointiert hatte nnd etwas im Gewinn war, beugte sich zu ihm herunter und raunte ihm in's Ohr:
„Nun ist's genug, sagen Sie die drei letzten Schläge an."
Lieutnant Berg that wie ihm geheißen, jedoch erhoben die Kameraden Widersprich.
„Halten Sie die Ohren steif I" flüsterte Stolzing.
Und Berg erkläite, nicht mehr weiter spielen zu können, da er schon um fünf Uhr Dienst habe.
„Metr etwegen I" ries Herr von Pöllnitz herüber — er stand bei den Kürassieren und war Besitzer eines der giößten Majorate deS Bezirks. „Aber bevor wir aufhören, müssen Sie mir gestalten, diese drei Schläge baar zu pointieren, bis morgen Mittag."
„Mit Vergnügen," entgegnete von Berg und stülpte den Becher um.
„Vs, banrzus auf die linke Seite I"
Es wurde still um den Tisch. BergS Hand bebte, als sie nach dem Würfelbecher griff; er hob auf — cS war eine Acht.
„Bittte zählen Sie, Kamerad, was Sie in der Bank haben," sagte Pöllnitz,
Mehrere Hände waren behülflichl in einer Minute war die Summe sestgestellt, Berg hatte fünftausend Mark baares Geld vor sich liegen.
„Es ist gut," sagte gleichgültig der Verlierer, „noch einmal va bsnyus auf die linke SeiteI"
Berg wurde schwindelig, er wollte etwas sagen, doch ein Blick Siolzings ließ ihn schweigen. Er warf — hob aufl es war eine Zehn.
Er hatte wieder gewonnen.
Unheimliche Schweigsamkeit herrschte in dem Raume, man hörte deutlich das Knistern der Lampe.
„Sie haben Grück, Herr Kamerad. Noch einmal vs dsnyus auf die linke Seite!"
Leutnant von Berg warf eine Sieben und hatte zum dritten Male gewonnen.
Herr von Pöllnitz zog sein Notizbuch hervor. „Wie viel machi's, Herr Kamerad?
Baron Stolzing antwortete statt seiner: „Dierzigtausend Mark! '
„Gut also bis morgen Mittag," erwiedrrle Pöllnitz nachlässig und schrieb etwas in sein Notizbuch; dann griff er noch Mütz? und Mantel. „Guten abend, vielmehr guten Morgen, meine Herren!" Mit diesen Worten schritt er gelassen zur Thüce hinaus.
Kaum war er hinaus, da erhob sich ein wirres Durcheinander. Man drängte sich
um den glücklichen Gewinner, gratulierte ihn nickte ihm zu und trank zu. Von alledem begriff Berg nur das eine, daß er eine Summe gewonnen hatte, die ein Vermögen representierte.
„Drücken wir uns," flüsterte ihm Stolzing in's Ohr, und ehe Berg recht wußte, was geschah, stand er auf der Straße, über die im Morgengrauen die ersten Arbeiter hasteten.
„Kommen Sie'" sagte Baron Stolzing, der mit ihm hinaus getreten war.
Ein feiner Regen schlug ihnen ins Gesicht. Berg schob die Mütze zurück und ließ sich die fiebernde Stirn von der Feuchtigkeit kühlen.
Langsam schritten sie die Straße hinauf nach der Kaserne, in der beide im Quartier lagen. Stolzing batte die Hände in die Paletottaschen versenkt nnd schaute sinnend vor sich hin, als wollte er die Pflastersteine zählen.
Vor der Kaserne blieben sie stehen und Stolzing sagte ganz unvermittelt:
„Lieber Berg, haben Sie schon einmal Ihr Ehrenwort gegeben? Sehen Sie, Sie haben heute eine Summe gewonnen, die Ihre Zukunft sicher zu stellen geeignet wäre. Sie brauchen das Geld nur zu einem Bankier zu tragen und Sie hätten Ihren Zuschuß für die ganze LeutnantSzeit und Ihre Frau Mutter brauchte sich nicht mehr einzuschränken und zu sorgen. Sie werden eS aber baldigst wieder unter die Leute bringen, verthun, vertrinken, verspielen. Wollen Sie mir Ihr Ehrenwort geben, daß Sie nie wieder spielen wollen?—"
Dem jungen Mann wallte eS heiß im Herz-n auf. Wie richtig und edel war das, was ihm der Baron sagte. Seine Augen flammten aui, ec streckte dem guten Ratgeber die Hand entgegen und ries:
„Ich gebe mein Ehrenwort, bester Freund!"
Baron Stolzing fuhr sich mit der Hand über dir Augen. Als er sie wieder sinken ließ, hatte sein Gesicht einen veränderten Ausdruck angenommen; er sah kalt, fast feindselig auf den jungen Leutnant
„Lassen wir es lieber, Herr von Berg. ES ist Unsinn, was ich von Ihnen verlange und waS Sie versprechen wollen. Ich habe Sie diese Nacht beobachtet: Sie kommen roch nicht wieder vom Spielen los. Der Spielteufel hat von Ihnen Besitz genommen. Und wenn Sie mir auch heute in dieser Stimmung ihr Wort verpfänden, eS hilft nichts, ich kenne das. Früher oder später kommen Sie doch zu mir und bitten mich, es Ihnen zurückzugeben, weil Sie sich da- g-g-n vergangen hätten, oder Sic's ernst nehmen, schießen Sie sich eine Kugel vor den Kops — also, lassen wir'sl
Er drehte sich kurz auf dem Absätze um und ging über den Kasernenhof rach seiner Wohnung.
Lieutenant Berg wollte ihm Nacheilen, doch ein trotziges Gefühl hielt ihn zurück. Wenn er mein Ehrenwort nicht haben will, so dachte er, so mag er's lassen. Ich gebe es mir selbst und ich werde es halten.
In seinem Zimmer angckommen, warf er sich aufs Sopha, um in der kurzen Zeit, die ihm noch bis zum Bgian des Dienstes blieb, die ermatteten Glieder auszuruhen und einen Moment der Sammlung zu gewinnen.
Er malte sich aus, was seine Mutter sagen würde, wenn er ihr mitteilte, daß er ihre Unterstützung nicht mehr brauchte und dann
-ein tirsir Seufzer hob seine Brust
— feine Elli, seine kleine, angebetete Braut, die zu arm war, um einen armen Schlucker Wie er war, zu heiraten. Jetzt mar die Sachlage plötzlich geändert; er war vermögend, Kapitalist geworden, sie mußte jetzt seine Frau werden, und brauchte nicht mehr mit wehmütigen Lächeln zu sagen: Lieber Adolf, wir dürfen beide an eine Verbindung noch nicht denken!
Die Brust wurde ihm zu eng; er riß den Woff-nrock auf, jauchzte und lachte, daß sein Bursche dachte, sein Herr sei irre geworden.
Tausenderlei Gedanken wälzten sich in Bergs hin und her, dazwischen klang noch immer das Geräusch des Würfelbechers, abgerissene Worte umschwirrten seine hämmernden Schläfen, brennende Spieleraugen, erhitzte Gesichter vollführten vor ihm einen rasenden Reigen, dazwischen die Würfel mit den schwarzen Punkten — es war zum Tollwerden I Er hielt's nicht mehr aus, sprang auf und kühlte den Kopf mit kaltem Wasser.
Auf den Korridoren fing es an lebendig zu werden; die Compagnie begann sich in Korporalschvften zu formieren — es war Znt zum Dienst. Elastisch sprang Lieutenant von Berg auf und that seinen Dienst.
(Fortsetzung folgt.)
Berschie-erres.
— Humor im Zuchthause. Daß der Humor selbst unter ZuchihauSgefangenen zu finden ist, beweist folgender Fall, der sich in Coswig zutrug. Ein Sträfling, der mehrere Jahre abgeseffen hatte und in der Wtttmundschen Cccosmattenfabrik hier beschäftigt wurde, sollte entlassen werden. Da erfreuien ihn mehrere Arbcttsgenoffen — ebenfalls Sträflinge — durch einen auf seinem Platze niedergelegten Teppich, in welchem sie in hübscher Ausführung einen mit Schleifen versehenen Lorbeerkranz und darunter die Worte: „Reserve hat Ruh! Wer treu gedient hat seine Zeit, dem sei ein Lebehoch geweith" eingewebt hatten.
(Schwer ausfiihrbahr.) Herr: „Warum kamst du nicht herein, al« ich klingelte?" — Diener: „Ich habt die Glocke nicht gehört, Herr Doktor!'' — Herr: „DaS ist keine Ausrede! Wenn du das nächste Mal die Glocke nicht hörst, dann kommst du herein und sagst eS mir!"
.'. Eine neue Uhr. „Nun, Freundchen, hast Du das NeujahrS-Geschenk für Leine Schwiegermama schon gewählt?" — „Großartig, sag' ich Dir: kaufte ihr . . . eine Holdichder-KuckuckUhr!"
.'. Schlagfertig. Mann: „Dein Hut ist wirklich klassisch!" — Frau: „Ja, alt genug ist er!"
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Als bezeichnet Dr. Sondereg
ger den Bohnen-Kaffee 11 Ein gesunder u. wohlschmeckender Ersatz dafür ist der patentierte 1
Kathreiner's Malzkaffee.
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Redaktion, Druck und Verlag von B«rn h. Hssmann in Wildb » d.