mittag In der Mannschaftsküche de« Infanterieregiments Kaiser Friedrich in der großen Jnsantriekaserne an der Rothbühl- stroß; es waren gerade 5 Soldaten in den Räumen beschäftig», als plötzlich die Decke einstürzte. Zwei Mann wurden schwer, einer leicht verletzt, während die übrigen beiden mit dem Schrecken davon kamen.
LudwigSbnrg, 11. Febr. Gegenwärtig werden in den württembergischen und allen deutschen Garnisonen amtliche Berechnungen angestellt, was die Einführung des Gaslichtes in den Kasernen und sämtlichen militärischen Gelassen kosten würde. Es soll einerseits die Beleuchtung gegenüber der jetzigen Petroleum-Beleuchtung verbessert werden, und andererseits will sich auch die Militärverwaltung von dem Terrorismus des amerikanischen Petroleumrings frei machen, der den Preis des Erdöls in den letzten Jahren so unverschämt in die Höhe getrieben hat.
Neuenbürg, 7. Februar. Stadtvikar Loebich, seil mehr als 5 Jahren in hiesiger Stadt t'vät'g, ist zum Pfarrer in Schura, OA. Tuttlingen ernannt worden. Als Auf- zugSlermin ist der 7. März d. I. bestimm».
Nagold. lO. Febr. Der seit 5. Januar vermißte 50 Jahre alte Bauer Gottlob Stichele von Dcckenpfronn OA. Calw wurde vorgestern abend 5 Uhr oberhalb des Ziegeldachs, Markung Wildberg tot aus der Nagold gezogen. Der Verunglückte hintcr- läßt eine Witwe mit drei Kindern.
Psrungen, O.A. Saulgau, 8. Febr. Heute vormittag siel bei der Beerdigung eines Veteranen, des Hofbesitzers R-ichle, der schon betagte Ortspsairer Burgmaier, plötzlich vom Schlage gerührt, während der Predigt vor versammelter Gemeinde zu Boden und verschied unmittelbar darauf. Der Schrecken der Gemeinde war groß. Der herbeigeeilte A>zt konnte nur noch den Tod feststillen.
Ulm, 11. Febr. AlbvereinSmitglieder dürfte es interessieren, daß von Pfarrer Dr. Engel soeben eia „Reiseführer" über die ganze schwäbische Alb erschienen ist, ein prächtiges Buch, gediegen und flott geschrieben und von der Verlagshandlung G. Ebner- Ulm mit zahlreichen Illustrationen auSge- stattet.
Bon der Uracher Alb, 8. Febr. Der 18 Jayre alte Sohn deS Kirchenpfl gerS von Donnstelten wollte am Dienstag abend von Wtesensteig in seine Heimat gehen. Er ermattete in dem liefen Schnee, blieb liegen und wurde erfroren aufgcfunden.
Vom Algäu, 9. Febr. In Kißlegg bei Leutkwch wurde die Familie des Schuhmachers Lecher von einem schweren Unglück betroffen. Die Mutter, welche eben im Begriff war, ihr 1 Jahre altes Kind zu baden, stellte zu diesem Zweck einen Behälter mit heißem Wasser in das Zimmer. Während sie sich entfernte, um am Brunnen kaltes Master zu holen, ergriff das andere, etwa 3jährige Mädchen, daS kleine Kind und setzte es, um dasselbe zu baden, in den Behälter. Auf bas Geschrei der Kleinen eilte die Mutter herbei und hob das schrecklich verbrühte Kind heraus, welches noch am selbigen Tag seinen Brandwunden erlag.
Pforzheim, 1l. Febr. Eine Meldung deS Tagdlattrs besagt, daß hier wieder 2 sogen. Goldschnipfi-r, 2 Brüder aus Singen, Verhaftet wurden. Dieselben solle» die Goid-
diebstähle schon über ein Jahr lang betrieben haben.
Pforzheim. Dem Reisenden einer bi - sigen Goldwarenfabrik, der von Frankfurt nach Karlsruhe den Nachtschnellzug benutzte und eingeschlafen war, wurde sein Muster- kvffer im Werte von 5000 ^ gestohlen.
Karlsruhe, 9. Febr. Während des gestrigen Brandes im Landaucrschen Geschäft ließ der Grvßherzog zweimal Eikundtgungen einziehen und darnach fragen, ob Gefahr vorhanden. Heute vormittag beauftragte der Großherzog den Hofmarschall Grafen And- iaw mit der Besichtigung der Brandstätt-, welche auch Minister Elsenlohr heute n. Augenschein nahm.
Karlsruhe, 9. Februar. Landgerichtsrat Schönle aus Freiburg wurde gestern mittag, als er von einer Audienz vom Grvßherzog kam, im Roten Hans von einem Schlag beroffen und war aisbold tot.
Rothenburg o. T, 6. Febr. In New York ist, nach amtlicher Mitteilung des Konsulats der Vereinigten Staaten in Bamberg, kürzlich die Großbterbrauerswitwe Frau Eichler mit Hinterlassung von 15 Millionen gestorben. 2 Millionen fallen an die in Kaiserslautern und hier lebenden Verwvndten. Auch die Stadt Rothenburg soll hervorragend an der Erbschaft beteiligt sein.
— In einer Schneehöhle verschüttet. Ein eigenartiger Unglücksfall hat sich tn Kohlitz bei Greiz ereignet. Dort belustigte sich eine Anzahl Schulknaben damit, groß- Schneemassen zu einem Hügel zusammeuzu- ballen. Dieser Hügel wurde dann von unten h-r ausgehöhlt, so daß im Schnee ein kleiner, höhlenartiger Raum entstand. In diesen kroch der Konfirmand Jung hinein. Plötzlich brach aber das lokere Gebäude zusammen und der Knabe wurde im Schnee begraben. Es wurden sofort von den Spielkameraden Leute Herbeigerufe», welche mit fieberhafter Eile an der Beseitigung des Schnees arbeiteten. Bald wurde auch ein Bein sichtbar. Doch lag der Schnee so fest, daß man den Knaben noch nicht hervorziehen konnte. Um dem Verunglückten Luft zuzuführen, legte man ihn nunmehr bis zum Halse frei, aber auch dann gelang eS noch nicht, ihn aus dem eisigen Gefängnis zu befreien. E- war bereits inzwischen bewußtlos geworden und die Augen quollen ihm aus dem Kopfe. Endlich wurde die Arbeit vollendet und der Verschüttete seiner verhängnisvollen Hülle entkleidet. ES gelang dann bald, ihn wieder zum Bewußtsein zurückzurusen. Nur durch die rasche Hilfeleistung wurde der Knabe vor dem Ersttkungstode bewahrt.
— Baron Adolf Rotschild ist in Paris in einem Alter von 77 Jahren g-storbcn.
— Von Wölfen zerrissen. Die in O"ess, dienende 20jährige Katharina Nepomnjatschr- schaja wollte, wie die ,O». Ztg." berichtet, ihre im Dorfe Strukowo wohnhafte alte Mutter besuchen und fuhr mit einem Fuhr mann bis zur deutschen Kolonie Gudewitsche- wo, wo sie über Nacht blieb. Den andern Morgen in aller Frühe begab sich das junge Mädchen zu Fuß nach dem 6—7 Werst entsernt liegenden Hcimatsdorf, wurde unterwegs aber von drei Wölfen umringt und, als sie sich zur Flucht wandte, von den Bestien angefallen und in Stücke gerissen Ein Kolonist hörte den Hilfeschrei der U» glücklichen und holte bewaffnete Leute her
bei, welche aber zu spät kamen und nur noch die verstümmelte Leiche Vorsand.
Brüssel, 10. Febr. Nach hier eingc- aangenen Meldungen ist die Niederlage BullerS vollständig. Das gesamte Armeekorps zog sich hinter die Tugelalinie zurück. Ladysmith mußte seinem Schicksal überlasten werden. DaS Armeekorps Buller wird an die Oranjegrenze abmarschiere». Joubert stellt eine Armee von 40000 Mann zur Verteidigung de» Oranjestaates auf.
Durban, 10. Febr. Die Buren bemächtigten sich deS Sitzes der Behörden in Jnkandhla im Zululande. Dem Ortsvor- Neher gelang es, vorher das Pulvermagazin in die Lust zu sperngcn und mit denPolizei- besmten nach Eshowe zu entkommen.
Pretoria, 11. F-br. Eine Depesche aus dem Hauptquartier der Buren bei Ladysmith vom 9. d. M. besagt: Vom oberen Tugela wird gemeldet, daß in dem gestrigen Kampfe in dem die Buren von Transvaal und aus dem Oranjefreistaat die Engländer gezwungen haben, unter schweren Verlusten sich wieder über den Tugela zurückzuziehen, die Buren 4 Tote und 8 Verwundete hatten. Als die Buren das Kopje, das die Engländer besetzt batten, wieder einnahmen, fanden sie dort 22 tote Buren. G gen Mitternacht wurde gemeldet, daß die Garnison von Lakysmith >n der Richtung deS Lagers der Buren de» OranjefreistaateS durchzubrechen versuchen. Man hörte heftiges Geschützfeuer. Einzelheiten fehlen noch.
Berlin, 12. Febr. Das „Kleine Journal" meldet aus Brüssel: Während der letzten Kämpfe am Tugela wurden drei englische Bataillone gefangen genommen. Die Buren erbeuteten acht Kanonen größten Kaliber« und sechs MunitionSwagen.
London, 12. Febr. Nach den letzten Nachrichten sollen zwei Buren-Adtcilungen Bullers Verbindung mit dem Meere bedrohen; eine kleinere, die Zululand durchzieht, und 6000 Mann, die unter Joubert den unteren Tugela überschritten haben. Die Buren bei ColeSberg sind sehr aktiv, ihre Bewegungen erregen hier Besorgnis. Ga- Werts Lager leidet sehr unter Dysentrit.
London, 12. Febr. Aus Durban und Pielermaritzburg wird eine Panik gemeldet auf die Nachrichten von Joubert« Offensive und dem Anlücken anderer Burenkorps gegen Creyton und Westen, Pietermarttzburg direkt bedrohend. Buller befindet sich in vollem schleunigen Rückzug gegen Estkourt. Di« Truppen sind demoralistert, die Wiederstands, kraft der Belagerten ist gebrochen. Lord Rv- vertS traf am SamStag im Mcdderlager ein. Kimbertry ist schwer bedrängt. Cronje brachte neue Verstärkungen und weiteres schwere- Geschütz bis auf 4,000 Jards an die Stadt heran und in Position mit dem er Shrap- nels in das Stadtzentrum wirft. Seit 8. Jan. ist Pferdefleisch ausschließlich jNahrung der Männer, während Frauen und Kinder, unfähig Roßfleisch zu genießen, massenhaft sterben. Besonders die Kinder sterben unge« Neuer ab. Die Sterblichkeit der Erwachsenen stieg seit Dezember um 500 pCt.