Der Spieker.

Novsllette von Fr. Ferd. Tamborini.

2) (Nachdruck verboten.)

Nun?" fragte gespannt der Baron.

Vermag nur wenig zuzuschteßen." Ich wüßte aber nicht, daß dies besonderen Anlaß zu Ihrer Kleinmütigkeit geben könnte.'

Berg fuhr sich mit der Rechten über die Elirn. Erst nach einer Minute, während welcher er innerlich zu kämpfen schien, sagte er seufzend:

Sie kennen nicht meine niederdrückende Situation Herr Baron, und ungern ent­schließe ich mich dazu, Ihnen davon Mit» teiluug zu machen. Aber immerhin" Bitte, bitte," entgegnen Stolzing höf­lich, es ist nicht meine Absicht, mich in Ihre innersten Angelegenheiten als Unbe­fugter oder Neugieriger einzudrängen. Ich sprach nicht darüber, weil mir schon seit einiger Zeit Ihre Mißstimmung aufgefallen ist und Sie mich schon häufiger einen Ein­blick Ihun ließen"

ES sei," unterbrach Berg,ich will Ihnen kurz meine Leiden erzählen. Sie wissen, ich bin Verlobt, verlobt mit dem besten, bravsten"

Schönsten, klügsten und liebenswürdigsten Märchen von der Welt," lachte Ctolzing, das kenne ich alles, nun weiter I"

Sie meinen nun, ich lebe in erträg­lichen Verhältnissen. Jawohl, erträglich sind die Verhältniss', aber leider ist diese Erträg­lichkeit nicht von Dauer zu ertragen. Ich erhalle von meiner Mutter einen monatlichen Zuschuß von neunzig Mail. Es wird diese Summe wohl fast die Hälfte ihrer Witwcn- penflon sein, von dem übrigen unterhält sie sich und meine unverheiratete Schwester. Also, Herr Kamerad, wir sind arml Ob sich nun meine Mutter meinethalben Ent­behrungen auferlegen muß und wie weit­gehend diese sind, vermag ich nicht zu er­messen. Ich muß eben diesen Zuschuß haben, sonst kann ich nicht in dem Regiment bleiben. Es ist das älteste der Armee und und unser OtfizierSkorps rekrutiert sich aus dem besten Adel der Provinz."

Berg schwieg und als der Baron durch gleichgültiges Wortgeplänkel die Grillen des jungen ManneS zu verscheuchen suchte, wehrte dieser ab mit den Worten:

Nein, nein, Verehrlester, ich bin noch nicht zu Ende. Hält« ich nichts weiter auf dem Herzen, als das Gesagte, dann ließe stch'S noch eine längere Zeit ertragen, aber das Schlimmste ist noch meine Verlobung."

Komisch, Herr Kamerad, verzeihen Sie daß ich lache, aber Sie sehen zu komisch aus in Ihrem Weltschmerz. Was ist denn das mit Ihrer Verlobung so Schreckliches."

»Ist es nicht schrecklich genug, wenn beide Verlobten arm sind? Ist es für einen Offizier nicht der Uebel größtes, wenn sein Herz einem solchen Wesen zuneigt und der Verstand eine andere Bahn an- wcist? ES ist, um rasend zu werden I" Gemach, junger Freund, auch dieses Uebel wird zu beseitigen sein," tröstete Slolzing.

Ich wüste nicht wi-1 Eine Elternlose Braut ohne Mitgift, auf die Mildthätigkei, unbemittelter Familieangeböriger angewiesen, dürfte schwerlich mit FortunaS Füllhorn in Berührung kommen."

Bel wem hält sich Ihr« Braut auf?"

Bei einer Tante, der Conststorialrätin Fischer"

Die Unterhaltung wurde durch den Hin- zutrtt einiger O'fiziere gestört, die grüßend näher getreten waren.

Wollen die Herren nicht mit?" schnarrte der lange Sekondeleutnant Bollwitz.

Adolf von Berg zog seine Uhr.Wie schon neun Uhr? Ich bcdaure habe morgen sehr früh Dienst"

Dienst, Dienst!" schallte es im Chor. Auf der Hauptwache ist auch DienstI"

Ah," sagte der Baron, drohend den Zeigfinger erhebend, ,eS soll wohl wieder gespielt werden?"

Wie immer," lachte Bollwitz.

Das Resultat der noch einige Minuten währenden Unterhaltung war, daß sämt­liche Offiziere zur Hauptmacht aufbrachen.

Der lange Bollwitz drängte sich auf dem Wege an Berg heran und fragte:

Haben Sie Geld bei sich, Kamerad?"

Als der Angeredete bejahte, fuhr er fort. Na dann kommen Sie nur getrost mit; auf der Hauptwache wird heute eine große Schlacht vor sich gehen."

Nach etwa zwanzig Minuten war das Dienstgebäude erreicht.

In dem kellerarligen weiten Raume, der das Offizierqnartier der Hauptwache bildete, saßl-n beim Scheine einer mattbrennenden Petroleumlampe etwa fünfundzwanzig Ölst ziere um den unpolie-ten Holztisch herum, alle Waffengattungen durcheinander, In­fanterie, Artilleri, Pioniere, etliche vom Train ein kaleidoskopisches Bild. Man schwatzte und lachte durcheinander, trank von dem üblichen Wachfäßchen und rauchte, daß die Last kaum mit einem Säbel zu durchhauen war.

Sehen Sie," sagte Baron Stolzing zu Berg,das sind die Spielratten der ganzen Garnison. Wenn Lehndorf die Woche hat, dann kommen sie aus ihren Schlupfwinkeln herausgekiochcn, als gäbe es hier auf der Hauptwoche Zucker."

Es scheint gute Stimmung vorhanden zu sein," enlgegnele Berg.

Immer, mein Lieber," flüsterte Stolzing. Wenn die letzten Posten abgelöst find, gehl's loS."

Ich h^e noch nie gespielt," sagte Berg.

Also ein Neuling, na, dann bieten Sie dem Glück einmal die Hand, dev Neuen ist Fortuna hold, legen Sie eine kleine Bank."

Ich sagt- Ihnen ja, daß ich noch nie Hazard gespielt habe," versetzte Berg schüchtern.

Baron Stolzing lachte.Narben drum, schüchterner Jüngling. Sie müssen sich heute Gold viel Gold gewinnen. Was giebl's denn auch dabei groß zu ihun? Sie nehmen den Würfelbecher, und stülpen ihn um: das andere kommt von s'lbst. Ein vorzügliches Spiel und doS einzig wahre ist die lustige Sieben." Werden's schon lernen!"

Eine Viertelstunde später hatte Adolf von Berg den Würfelbecher in der Hand. Die Kameraden waren enger zusammenge- ,ückt und in ihren Augen glänzte die Gier des berückenden Spiels. Vor Leutnant Berg war ein großer Bogen Papier auSgebreitkt, an dessen Kopfende eine großeSieben" stand mit darunter befindlichem senkrechtem Strich, und rechts und links davon waren

die Zahlen von zwei bis zwölf angebracht. Neben dem jungen Leutnant war seine ganze Barschaft die noch fast vollzählige Monats­rate aufgestapelt und zweihundert Mark, ein Extrazuschuß der sorgenden Mutterhand, die sie in Anbetracht des glücklich bestandenen Examens gespendet hatte. Diese Summe war jedenfalls sauer erspart worden, und sie sollte nur ein im äußersten Notfälle an­greifbares Kapital sein.

Das Spiel hatte begonnen.

In kurzer Zeit war der Bogen mit Geldstücken besetz», Gold und Silber, Bank­noten, alles durcheinander. Mechanisch wie in einem Traume befangen, kehrte Leutnant Berg den Würfelbecher um, er hob auf eS waren sieben Augen.

Sie haben gewonnen," sagte Baron Stolzing,ziehen Sie ein."

Den jungen Mann durchzuckte es wie ein elektrischer Slchag. Er schätzte die ge­wonnene Summe ab es waren wohl über dreihundert Mark. Es flimmerte ihm vor den Augen war eS denn möglich, daß sich sein Vermögen in dieser Minute um die Hälste vermehrt hatte?

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

(Das Hochwasser.) Hoch oben im Wipfel der Dorslinden hängt eine Tafel: Wasserhöhe I859I"Das ist ja nicht möglichI" bemerkt ein Fremder. Ja, woaßl D'", sagte ein vorüdergehendes Bäuerlein,wia ma dazumal Hochwasser g'habt hab'u wars Bäumt halt no' kloan iatzc hm's beim Wachsen dös Taferl mit 'nausg'nommal . . Aber woaßt D', so a' alt'S Zeichen muß ma' ehr'n, daurt's nv' die KindtSkinder seh'n wie hoch'« Wasser g'sjand'n iSl"

(Unnötige Warnung.)Nun, Kärtchen, wohin willst Du denn so früh?"

Zum Kaufmann, ich soll etwas holen I"

So, das ist hübsch von Dir I Verlier'nur nicht das GelbIO nein ... wir pumpen!"

(Kühne Behauptung.) Nordpoifahrcr (erzählend):Da hockten wir nun auf dem Eise; immer kälter wurde eS, und noch im» mer war nicht» von unfern Gefährten zu sehen wir saßen wie auf Kohlen!"

(Der Sauere.) Wirt (einem Ver­wundeten, der in sein Lokal gebracht wird, einen Schluck Wein einflößend):Gott sei Dank, er lebt... er hat's Gesicht ver­zogen l"

Wir machen ganz besonders auf Leo Mändle's Schuh-Fabriktager in Pforzheim, Deimlingstraße, Ecke Marktplatz, aufmerk­sam. Das G-schäft ist hier längst für gute reelle Ware und billige feste Preise bekannt.

Malzkaffee heißt ein- » zig derKalhreinkr'sche, denn allein diesem ausgezeichneten Fabrikat hat Pfarrer Kneipp sein Bild und seine Unter­schrift als Schutz-Marke gegeben. Verkauf nur in plombierten

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Mgkiivn, Druck und Verlag von B e rn h. Hofm » nn in Viki» bad.