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dem Durchschnittsvermögen ist Frankfurt a. M. (Roiichild); dann folat Essen (Krupp); an dr>tter Stelle kommt Charlottenburg und elst an vierter Stelle Berlin mit seinem zahlreichem Proletariat.

Eine Mißgeburt. In Sendling (Bayern) gebar eine T'ftlvhnerSfrou, die schon früher vier Kinder geboren hatte, die sämtlich Mißgeburten waren, ein Kind, das zwei Köpfe, vier Hände und vier Füße hatte.

Eine zornige Magd. In Wiede­bach bei WeißenfelS erschlug die Dienstmagd des Landwirts Zimmermann im Jähzorn den Ibfährigen Sohn ihres Dienstherrn. Der Tod trat sofort ein. Die Thätecin wurde verhaftet.

Der Gescchtswert der englischen Marineartillerie. Zum erstenmal hat die Welt Geangihuung, englische Marineartillerie gegen eine gleichfalls mit Kanonen bewaffnete Truppe im Gefecht zu sehen; ein hoch in­teressantes Schauspiel. Denn der Wert jeder Seemacht, auch jener der englischen, ist zum größten Teil abhängig von ihrer Arlillerie.

Ein im Felde stehender Bur schreibt darüber: Seit Wochen suchten die Geschütze verschiedener englischer KrigSschiffe in Lady- smith gegen unsere numerisch viel schwächere BelagerungSanillerie und zwar mit einem Mißerfolg, der in jedem unparteiischen Be­obachter den politischen Glaubenssatz:Eng­land ist für unabsehbare Zeit hin die un­bestrittene Herrin des Meeres, tfttz wistress ok tsts svus" mit Stumpf und Stiel zer­stört hak. Trotz einer gewaltigen MunitionS- verschwrndung und obgleich die Engländer vor Beginn deS Krieges alle Distanzen aus- gemessen haben, ist eS ihnen doch nicht ge­lungen, auch nur ein einziges unserer Ge­schütze zum Schweigen zu bringen. Obgleich die Zeltlager unserer BelagerungStrvppen sämtlich im Bereich der englischen Sch'ffs- kanonen liegen und obwohl ihnen ihre Ballon kaplive genau unsere Positionen verraten haben sie doch noch nicht mehr Schaden ge- than, als dann und wann ein paar Pferde getötet, und so groß ist die Verachtung der Buren vor dieser englischen Schiffsartillcrie, daß sie auch während des heftigsten Bom­bardements ruhig und in dichten Haufen zusammen stehen, um zu plaudern, zu spei- sen oder zu beten. Ganz im Ernst fragte mich kürzlich ein Mann während einer leb­haften Kanonade, ob nicht auch meiner An­sicht nach die goßen englischen Kugeln für die Pferde gemacht seien, während die kleinen Gewehrkugeln für die Menschen bestimmt seien. Einen Beweis ihrer absoluten Un­fähigkeit lieferte die englische SchiffSarlillerie kürzlich wieder, als unser Kommando (Prä- toria-Distrikl) den Freistaten zu Hilfe ritt. Wir hatten dabet für eine lange Weite unter den Augen des Feindes offenes Feld zu passieren unter dem verdienstvollen Kom- Mandanten EraSmus, und nach beendigtem Gefecht denselbW Weg zurückzukommen. Die Engländer nahmen uns dabei unter ein heftiges Ariilleriefeuer, aber Shrapnells ex­plodierten in der Luft, ohne auch nur einen Mann zu verletzen.

Das liegt ebenso an der Unterwertigkett der englischen Munition als in der Un­fertigkeit und Unsicherheit der englischen Artilleristen, die nur zum Teil ihren Grund jn fehlerhafter Ausbildung haben dürste.

Des Näheren auf Einzelheiten einzugehen, erscheint jetzt, während der Krieg noch on- dauert, nicht angebracht. So viel aber steht für unS fest: ob wir nun siegen oder einer hundertfachen Uebermacht unterliegen, daß, wenn England heute in einen Seekrieg mit irgend einer, auch einer kleineren europäischen Seemacht verwickelt wird, seine Artillerie sich als absolut unzulänglich erweisen muß und baß die Schießerei der engl. Batterien ein Hohn auf das stolze:Lrittuoiu rulos blitz rvavtzo" ist.

Was die Buren wollen. Eine Jo- hannesburger Zeitung schreibt: Die Buren verlangen die Unabhängigkeit ihres Lautes, die Abtretung des von ihnen besetzten Ge­bietes und eines Hafens, 1000 Millionen (1 Milliarde) Kriegsentschädigung. Wenn die Engländer nicht Frieden schließen, werden sie sicher noch mehr Prügel erhalten, der Aufstand und Abfall in Englisch-Südafrika wird sich auSbreilen und auch in anderen Kolonien des brittischen Weltreiches wird die Neigung zur Befreiung vom englischen Joch sich verstärken- Das Weltreich hat einen Stoß erhalten, sein Ansehen hat furcht­bar gelitten.*

Kimberlky, 3l. Januar. Die britischen Unlerthanen i» Borkiey East werden von den Buren zum Kriegsdienst herangezogen. Es wurde ihnen befohlen, morgen vor dem Trup- penkommandanten in voller Ausrüstung zu erscheinen. Sollten sie dem Befehle nicht folgen, so werden sie zu 37 Pfund 10 Schil­ling oder 3 Monaten Gefängnis mit Zwangs­arbeit verurteilt. Diese Maßregel betrifft 300 Engländer.

London, 1. Febr. DieTimes" melden aus Laurenzo Marquez vom 30. ds.: Aus Transvaal eingelaufencn Meldungen zufolge ist man dort davon überzeugt, daß es nutz­los sei, einen Sturmangriff auf Ladysmich zu versuchen und die wirkungslose Beschießung fortzusetzcn. Das Kriegsdepartement der Buren hat daher beschlossen, die Taktik in diesem Punkte zu ändern. Eine grrße Menge von Holz und Sandsäcken, sowie Hunderte von Koffern sind von Johannesburg und Pretoria aus abgesandt worden. Man be­absichtigt, den Klipriver einige Meilen unter­halb Ladysmith adzudämmen in der Hoff­nung, auf diese Weise eine Ueberfchwemmung hcrbeizuführen und die Einwohner aus ihren Kasematten zu vertreiben, svdaß sie dem Ge­schützfeuer mehr ausgesetzt sind.

Kapstadt, 1. Febr. Meldung vom 31. Januar. Es verlautet, eine briltische Streit­macht mit Artillerie besetzte Prieska (am Oranjefluß, südwestlich von Kimbertey), ohne auf Widerstand zu stoßen.

Laurenzo Marquez, 1. Febr. Ein aus Prätoria eingelaufrns Telegramm besagt: General Joubert de» ließ am Montag das Hauptquarlicr vor Ladysmith und begab sich nach Uppertugela. Eine weitere Depesche aus dem Hauplchrartier vor Ladysmtlh meldet, in dem Lager der Buren herrsche völlige Ruhe. Derlange Tom" feuert hin und wieder auf Latysmilh, wo die Zahl der am Fieder oder aus anderen Ursachen Gestorbenen lehr groß sein muß.

Ein Unterseetuunel zwischen Eng­land und Irland soll, wieIndustries and Jron" Mitteilen, dem Wunsche des Vice- königs von Irland enispechend, hergestellt werden. Der Tunnel soll zwischen Porio- helld in Wighlowushire und der Insel

Mayec In der Grafschaft Antrim gelegt werden und würde eine Länge von etwa 24 Meilen haben, außerdem müßte noch ein zehn Meilen langer Tunnel weiter daran angeschlvssen werden. Die Wassertiefr über diesem Tunnel ist überall gl ichmäßig und beträgt nur 152 Meier. Die Erbauungs­kosten des Tunnels belaufen sich aus 200 Millionen Mark, zu denen noch weitere 40 Millionen hinzukommen, die durch den ZinS- v-rlust während der zehnjährigen Bauzeit verursacht werden. Sobald die englische Regierung ihre Unterstützung zusagt, soll mit der Ausführung des interessanten Pro­st kts begonnen werden.

Eine Schule im Viehstalle besitzt die Gemeinde Bersezo in der Provinz Cuneo. lieber diese merwürdigen Zustände wird gr- lchrieben: Der Lehrer Pietro Giavelli ist, weil die Gemeinde für keine andere Räum­lichkeiten sorgt, in einem Stalle Unterricht zu erteilen gezwungen. Während 30 Stück Vieh, darunter ein Ochse und rin Esel, eine ebenso laute, wie interessante Unterhaltung führen, bringt Giavelli den jungen Berse- zefen das ABC bet. Diese sitzen auf im­provisierten Bänken, deren Pfähle der Lehrer selbst in den Boden getrieben hat. Der von der Gemeinde zum Schulraum bestimmte Srall hat eine Länge von 10 Meter, eine Breite von 4 Meier und eine Höbe von 2 Meier. Der davon dem Lehrer gütigst über­lasseneSchulraum" ist 3 Meter lang und 2 Meter breit hier lauschen über 30 Schüler den Worten ihres Uasstro, der ihnen daS an dem Schrei des Grautieres, das 17 am Brummen des Ochsen, das 0 am Blöcken der Schafe, das L am Meckern der Ziege und das 7 am Quilschen der Ferkel deibeingt. Da hierdurch nach Ansicht der Gemeindevertrrter dem Lehrer natürliche Hilfsmittel für den AnschaungS- und Sprech­unterricht geboten sind, wie sie so leicht keine andere SLule der Welt besitzen dürste und diese seine Thätigkrit außerordentlich erleichtern, fo haben die braven Stadtväler auch dement­sprechend das Gehalt bemessen: Sie zahlen dem plichttreuen Lehrer 120 Lire im Jahre und gkstattten ihm, sich des Nachts aus den von ihm selbst gezimmerten Bänken im Stalle auSzuruhen, ohne daß sie eine besondere Miete erheben. Wenn man bedenkt, daß vaS kleine Italien 21 teure Universitäten > nlerhält, so fällt die mangelnde Sorge der Regierung für die Volksschule um so mehr uf.

Eine obstinate Kuh hat dieser Mgr i» England durch ihren Eigensinn sich um idr schönes Leben gebracht und sonst noch arges Unheil angerichtrt. Der Expreßzug von Aork nach Manchester war eben im Begriffe in einen Tunnel einzufahren, als >er Lokomotivführer im Tunnel eine statt» i'che Kuh auf den Schienen lagern sah. Der Zug wurde angehalten, doch blieben alle Anstrengungen und Hiebe vergeblich. Die Kuh rührte sich nicht vom Platze. Da ver Zug nicht zu lange aufgehaltcn werden durste, beschloß man über die Kuh wegzu­fahren. Das gelang auch für Maschine und Tender; die anderen leichteren Wagen wurden aber durch den mächtigen Kadaver zum Entgleisen gebracht, die Waggons polterten übereinander, mehrere Personen wurden leicht verletzt und eine mehrstündige V rkehrsstörung war die Folge des Eigen­sinn« einer splenstigen Kuh.