Rundschau.
Stuttgart, 29. Jan. Der große Hofball findit am Donnerstag dev 15. Februar statt.
Untertürkheim, 28. Jan. Gestern abend gegen 7 Uhr wurde dem Ausseher Schaal am diesigen Bahnhof ein Aim abgefahren.
Heilbronn, 29 Jan. In einem Hauke der Flsebergasse schüttele am Samstag eine Frau ihrem Mann einen Hafen voll kochenden Wassers über den Körper, so daß dieser schwer verbrüht ins Spiiat verbracht werden mußte. Ob der Mann mit dem Leben davon kommt, läßt sich noch nicht sagen. Die Frau, weiche allem Anschein nach geistesgestört ist, nu^de gleichfalls dem Spital übergeben.
Hall. 29. Jan. Am 1. Februar wird das Steinsalzwerk Wilhelmsglück für immer geschlossen; die Gebäulichkeiten sind zum Teil auf den Abbruch verkauft, die Beamten werden versetzt, die älteren Bergleute pensioniert, sechs kommen hierher in die Saline. Das Werk war über 70 Jahre in Betrieb und wird nur noch einen Gegenstand geschichtlicher Erinnerung bilden; denn auch der Besuch des Innern des Bergwerkes wird nicht mehr gestattet wegen d.r durch das Einströmen von süßen Wassern drohenden Gefavr, vir bei der Schließung des Bergwerks heuplsächlich maßgebend war. Mit der Z it dürfte das ganze Werk unter Wasser gesetzt sein.
Von der oberen Donau. 28. Januar. Am 25. ds. brannte in Jppingen, Amt Donoucschingen, das Gasthaus zum Kreuz vollständig nieder. Das Feuer soll im Kamm entstanden sein. — In Hüfingen hat eine Frau ihr noch nicht ein Jahre altes Kind derart vernachlässigt, daß «S bei lebendigem Leib verfault ist. Der Fall kam durch den Leichenschaucr an den Tag und ist zur Anzeige gebracht.
Bllkrnseld , 29. Januar. Der hiesige Veleraueuvrrein feierte gestern ein JubiläumS- scst, bas Fest seines 25jährigen Bestehens. Anläßlich desselben wurde ihm dir von Sr. Mas. unserem König gestiftete Erinnerungs« Medaille durch den Bezirksobmann des Württ. Kriegerbundes, Herrn Stadtschultheiß Bätzner aus Wilvbad, überreicht. Um 2 Uhr versammelten sich um den Jubilarverein der Miiitär- und Turnverein und der hiesige Sängerbund mit ihren Fahnen vor dem Rathaus. Auch von Wildbad und Neuenbürg waren Deputationen der dortigen Milttär- vereinr erschienen. In stattlichem Festzug begaben sich die Festteilnchmer in den für diese Feier dekvnterten Saal des Gasthauses zum Löw-m, woselbst die offizielle Feier vollzogen wurde. Nachdem Hr. Schultheiß Holzschuh von hier mit Herz! chem Gruß die Feier eröffnet hatte, wuroe von Herrn Stadischult- heiß Bätzner die Stiftungsurkunde verlesen und mn einer eindringlichen Ansprache die Medaille an die Fahne geheftet. In verschiedenen kernigen Reden wurde von d-m BezirkSobmann die Bedeutung des TageS und der Medaille zum Ausdruck gebracht; letztere sollte sein ein Cympol der Treue, der Ehrfurcht und des Gehorsams gegen den König. Auch gab der Redner seiner Freude über die Einigkeit der hiesigen Vereine Ausdruck und ermahnte zu fernerer Einigkeit und treuer Kameradschaft. Hr. Pfarrer Weidner zog eine Parallele zwischen den Hahlen 1809 und 1900; er kennzeichnt
in seiner schwungvollen Rede unsere heutigen guten staatlichen Verhältnisse und Einrichtungen gegenüber denen zu Anfang dieses Jabrhunderts. Auf die vielen auSgcbrachten Toaste wurde mit Begeisterung eingrstimmt. Bei dieser schönen Feier, welche noch durck die herrlichen Liedervorträge des hiesigen Sängerbundes gewürzt wurde, bekam man so recht den Eindruck, daß das deutscheVolk, trotz der verschiedenen Parteischott>erungen sein Vaterland hoch und teuer hält und G»t und Blut einsetzt, wenn es gilt, deutsche Freiheit und Errungenschaften zu verteidigen Noch lange wird diese Fei r den Teilnehmer» in angenehmer Erinnerung bleiben! (Enzth.)
Pforzheim, 28. Jan. Der Eröffnungsfeier der Deutschen Bäckerei-und Kondilorei, Ausstellung am 23. Juni l. Jahres Hierselbst, wird auch Sc. Kgl. Hoheit der Grox- heizog beiwohnen.
Pforzheim, 29. Jan. Das altrenommierte Gasthaus zum „Römischen Kaiser" hier ging um den Preis von 137 000 ^ von seinem s-itberigen Besitzer Kühn an die Akiienbrauerei Zahn in Böblingen über.
Dortmund, 30. Jan. Durch plötzlich ausstlömende Gase wurden auf dem Hochofen des Hörder-VereinS 5 Personen mr brannt, darunter 4 schwer.
London, 28. Jan. In militärischen Kreisen geht das Gerücht, das Verteidigungskomitee habe Lord Roberts die Genehmigung zum Aufgeben der Entsetzung Ladyimiths und zur Kapitulation von L-atysmith erteilt. Es ist jedoch unmöglich, die Richtigkeit dieses Eeiüchts festzustellen.
London, 30. Jan. Eine Meldung der „Central N^ws" aus Durban zusoiqe berichtete ein Flüchtling aus Johannesburg, die Burer hätten einen unersetzlichen Verlust dadurch erlitten, daß ihre Munitionsfabrik in Johannesburg zerstört wurde. Das Unglück fand am 20. Januar statt.
Pretoria, 30. Jan. Ein Telegramm aus dem Burenlagec berichtet, daß l)r. Jameson vergangene Nacht durch eine Kugei ins Bein verwundet worden ist.
(Wenn die Nachricht sich bestätigen sollte, so hätte den „Räuber" das Schicksal rinmai angefaßt.)
London, 30. Jan. Den „Times" wird aus Laurcnzo Maigaez von gestern berichtet, daß sich unter den am Tugela Gefallenen der frühere deutsche Leutnant v. Bcüsew-tz befindet, der sich den Buren angeschlossen hatte.
London, 30. Januar. Dem Kriegsamt ging gestern vormittag 1l Uhr eine Depesche des Lord Roderts z», worin es heißt, di Lage sei unverändert. — Bnller telegraphierte unterm 29 er: In dem Kampf am Spions- kopf am 24. Jan. wurden von der 5. Division und der Kivallerieirigade 22 Offiziere getötet und 20 verwandet; 6 werben vermißt. Unter den Verwundeten befinden sich General Woodgate (inzwischen gestorben),
1 Oberst und zwei Majore. — DaS Kriegö- amt bezeichnet das Gerücht, Ladysmith sei gefallen, für unbegründet.
Pretoria, 3l. Jan. Reutermeldungaus Colesberg vom 27. Jan.: Der Kommandant Delarey berichtet, daß er am Donnerstag eine starke englische Abteilung, welche vorrückte, angegriffen .und mit schweren Verlusten zurückgejchlagen habe. Von den Buren seien
2 Mann leicht verwundet. General Grvbier
^ berichtet, seit Tagrsanbrnch sei ein heftiges
Gefecht im Gange. Die Engländer versuchten mit einer starken Streitmacht, die Buren» stellungen zu umfassen. Schömavn, welcher auf der Hut war, kam dem General Groblr zu Hilfe und kehrte abends 8 Uhr zurück. Er meldet, daß die Engländer geschlagen wurden und die Buren ihre Stellungen behauptet hätten. Die Verluste der Buren betrugen 5 Verwundete. Die Verluste der Engländer seien unbekannt, müssen aber bedeutend sein. Auch ein anderer Versuch der Engländer, die Burenstellungen zu umfassen, wurde vereitelt. — Die Beschießung Kim- berleys dauert fort.
London, 31. Jan. Die „Daily Mail" berichtet aus Kapstadt vom 30. ds.: General Buller verlas gestern den Truppen des Generals Warren folgende Botschaft der Königin Viktoria:
Ich muß den Truppen, besonders den von Ihnen beznchneten Regimenlern, meine Bewunderung aussprechen für die Haltung während der letzten schweren Wochen und für die Ausdauer bei dem beschwerlichen Marsche.
Buller sagte hiebei zu seinen Soldaten, sie sollten nicht glauben, daß weil sie sich von ihrer Stellung zurückzogen, nunmehr alle Mühe nutzlos gewesen sei. Denn nach seiner Meinung hätten sie den Schlüssel zu dem Wege nach Lalysmtih gewonnen, wo sie, wie er glaube, binnen einer Woche sein würden. (??)
London, 31. Jan. „Daily Chroniclc" erfährt, das Ministerium habe in seiner Sitzung vom Samstag die Mobilisierung der Flotte erörtert. Es sei jedoch nichts weiter abgemacht worden, als daß die 8. Division nicht nach Südafrika abgehen solle, so lange nicht eine weitere Sicherung für die britischen Küsten durch maritime Vorkehrungen erreicht sei.
— Weinende Generale. Kürzlich beschrieb ein englischer Soldat bereits den General Gatacre, wie er schluchzend an einem Schenktisch saß und Lhränen über sene Niederlage bei Slormberg vergoß, jetzt schreibt wieder ein anderer Gemeiner deS East Surrcy Regiments an den Londoner „Globe" aus Chievefty: „Unsere Parade am Morgen nach der Schlacht bei Colons» war bejammernswürdig. General Hildhard weinte wie ein Baby, als er dir Reihen abritt." Buller hat Fieber.
— DaS Neue Wiener Tagdlatt bringt folgende zwei charakteristische Depeschen vom südafrikanischen Kriegsschauplatz:
Telegramm der Engländer am 25. ds.:
„Warren auf dem SpionSkop."
Telegramm der Engländer am 26. ds.:
„Waren auf dem SpionSkop."
— Die erste Beratung der Flotten-Vorlage wird nach den nunmehrigen Dispositionen für Donnerstag den 8. Febr. auf die Tagesordnung de« Reichstage» gesetzt werden.
Eine seltene Ueberraschuug wurde einem Bankier in Zabern zu teil. Der Postbote übergab ihm einen eingeschriebenen Brief mit 3420 Inhalt. Der Aasender, der seinen Namen verheimlicht hatte, beschränkte sich aus folgende Worte: „Anbei die 3420 welche vor drei Jahren aus Ihrem Kassenschrank verschwanden." Der Empfänger, der natürlich sehr erfreut war, kann sich deS an ihm begangenen DiebstahlS ntcht entsinnen,