Die Schachermühle.
Eine bayerische Dorfgeschichte von Fr. Dolch. 14) (Nachdruck verboten.)
Schluchzend verbarg Walpt dos G-sicht in der. Händen. „Alisi, Bruder/ stammelte sie, „denk an die Ewigkeit und an Dei' arme Seel'! Mach' Reu' und Leid, damit Dir unser Herrgott Deine Sünden verzeiht —*
Mit einem Aufschrei des Entsetzens fuhr d>r Sterbende von seinem Lager empor. „JesuS Maria," kreischte er, „also so weit iS 's schon mit mir? O mein Herrgott, laß mich net sterben — ich will mich bessern, will ein anderer Mensch werden! Das is die Straj', weil ich Dir net gefolgt Hab', Walpi, und Du hast'S doch so gut mit mir gemeint! Aber eS kann net sein, daß ich sterben muß, unser Herrgott kann mich so net strafen!"
„Unser Herrgott wird Dir gnädig sein, Bruder! Du hast kein schlechtes Herz g'habt, nur arg leichtsinnig bist g'wesen und daS schlechte Beispiel hat Dich verführt. Unser Herrgott wird barmherzig mit Dir sein, wenn Du seine ErbarmniS anrufst. Bet' Alisi, bet' - "
„Beten —rief er in undeutlichem Gemurmel. „Ja, ja — beten will ich! Hab'S lang net mehr gebetet, das Vaterunser und den englischen Gruß! Heilige Maria, Mutter GotleS, bitt' für mich armen Sünder — in der Stunde meines Absterbend —"
Er verstummte röchelnd, eine lange Zuckung streckte ihn. Laulweinend warf sich Walpi über den Leichnam, der Arzt aber faltete die Hände und sprach ein stilles Gebet für die Seele des Dahingeschiedenen.
-Tief im Walde, aus einer kleinen,
rings von Büschen etngeschlcssenen Lichtung, flackerte ein mächtiges Feuer, welches die Bäume und Büsche mit unheimlicher Röie übergeh, und dessen Rauch daran in sonderbaren geformten Wolken und Ringen ewpor- stieg, um sich in der Schwärze des Nachthimmels zu verlieren. Ein langer wlldauS- sehender Bursche kauerte vor dem Feuer, und warf von Z it zu Zeit einige Blöcke in die Flammen, daß eS krachte und prasselte und die Funken hoch in die Luft emporwirbelten. Dann richtete er sich wieder mit verschränkten Armen empor und starrte finster auf einen jungen Burschen, der schlafend unter einem Baume lag und fast ganz unter einem Haufen MooS und Seegras verschwand.
Da Hab ich mir ein schön's Keuz auf. g'laden," murmelte der Lange und stieß ärgerlich den Kolben seines G.wehreS auf den Boden. „Wenn jetzt der Bursch am End' gar noch das Wuntfieber kriegt und nimmer vom Fleck kann, nachher bin ich wieder amal der Hirsch. Heimlich sortstehl'n darf ich Mich auch net, sonst jagen ihn die grünen Hund auf, und wann er amal drin' iS im Schlaghäus't, nachher darf ich auch sicher sein, daß er mich auf der Stell' angiedt. Der andere Bub' is lodi, und jetzt wc>ß 's nur mehr er allein, daß ich den Kommandanten niedrrgeschvssen Hab' —"
Er schwieg plötzlich und ein unheimlicher Blitz schoß aus seinen Augen. Hastig nahm er sein Gewehr vom Boden aus und horchte, die Hähne emporziehend, einen Augenblick in den Wald hinein. „Weit und breit rührt
sich nix," murmelte er, „ich mein' schon, daß ich's reSkieren könnt'. Wenn ich ihn aus'm Weg räum', bin ich die Last los und verraten kann er mich auch nimmer. Ich zieh' ihn nachher schon hinein in die Boschen (Dickicht) und deck' ihn gut zu mit Mies (Mos), damit 's ihn so leicht net finden. Aber schießen darf ich net, der Schuß könnt' mich verraten. Am Gescheidcsten wird's sein wenn ich ihm mit'm G'nicker (Waidmefser) den Hals abschneid'. Er hat sich schon a paar Mal' gerührt! Wenn ich lang herumdruck', wacht er am End' auf, und nachher geht die G'fchicht so leicht nimmer! Also Kuraschi, der G'ipaß wird gleich vorbei sein!"
Er faßte den Lauf des Gewehres fester und näherte sich auf den Zehen seinem Opfer, das noch immer in tiefem Schlummer lag. Jetzt stand er vor demselben und wollte ichon zum Schlage ausholen, als der Schläfer plötzlich mit einem lauten Schrei emporfuhr und blitzschnell nach seiner Büchse griff. „Zu Hit,', Hans, zu Hilf'," schrie er in Todesangst. „Die G-ünen kommen, da sind sie schon —"
Der Lange hatte, als sein Spießgeselle schreiend auftaumelte, das Gewehr blitzschnell aus'S MooS niederstnken lasten. „Was hast denn auf amal, dummer Teufel, daß D' gar so mörderisch schreist?" brummte er unwirsch. „Willst vielleicht mit G'walt die Grünen auf uns aufmerksam machen? Leicht könnts sein, daß 'S wo in der Nah' herum- jchnuffelnl"
Htesl schaute mit verstörten Blicken um sich. „H-rrgott im Himmel," murmelte er, während er sich die Stirne, die kalter Schweiß bedeckte, trocknete, „was iS dos für ein fürchterlicher Traum g'wesen, der mich mit einem Mal aufgeweckt hat! Mir war, als wenn auf einmal meine Schußwunde aufbrechen und ein Blutstrahl herausschieß n thät. Ich hab's zudecken wollen mit der Hand, aber 's Blut is mir zwischen die F.nger durch ich hab's nimmer stillen können. Da is auf amal der Vater neben mir g'ftanden und hat g'jagt: ,'s nutzt Dich alles nix Hisl! Deine Zeit iS aus, Du mußt fort und Dein Platzl, wo D' hinkommst, is schon herg'richtet. Da schau' nur hinunter!" Und wie er daS g'fagt g'habt hat, hat sich der Boden auseinanderth'an und ich Hab' hinunier- g'sehn in ein' feurigen Abgrund. Auf einmal Hab' ich ein' Stoß kriegt, und bin auf das Feuer gefallen und die Flammen haben über mir z'jamm'geschlagm. Da bin ich mit ein' Schrei aufg'wacht und Du bist vor meiner g'ftanden "
«Ich Hab' Dich g'rad' aufwecken wollen," unterbrach ihn hastig der Lange. „In ein paar Stunden wird's Tag, und wir müssen uns jetzt wieder auf die Füß' machen. Du mußt Dich halt ein bissel zujammennehmen? Wie stehl's denn eigentlich mit Deiner Wunden? Laß' amal nachschau'n, ob sich der Verband net Verschoben hat!"
„Es is alles in Ordnung," murrte HicSl. dem die Zlhne klappernd auseinander schlugen, ,,Wenn's mich nur net so beuteln und schütteln ihät, und wenn mir net die Füß' so schw'i wie Blei wären! DaS wär' ja doch zum Leufelholen, wenn ich auf einmal nimmer weiter könnt' und unter einem Baum oder auf freiem Feld liegen bleiben müßt'!"
„Brauchst keine Sorg' z'haben," tröstete Hans. „Ich thät Dich nachher schon auf '
den Buckel nehmen und hineiniragen in ein Dorf. Darfst net glauben, daß ich Dich lasten thät wie einen Hund. Bös' wär'S freilich, wenn 's so ging, denn wenn Du krank wirst und wir nimmer vom Fleck kommen, nachher find wir olle Zwei verspielt."
„So weit darf's net kommen," erwiedcrte Hiesl finster. „Mußt schon sorgen, daß Du das verhüten kannst. Auch darfst net glauben, wenn ich eingefangen und gefragt werd', wer den Kommandanten erschossen hat, daß ich die Schuld auf mich nchm'. Ich sag's dann gerad' frei heraus daß Du'S gewesen bist —"
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
.. (Großmütig.) Herr (zu einem aufdringlichen Hausierer): „Was werden sie sagen, wenn ich Sie jetzt hinauswerfe?" Hausierer: „Nu, ich werde Ihnen verzeihen und wieder 'ceinkommen."
.'. (Schlau ) Feldwebel: „Sagen Sie 'mal osten und ehrlich, was soll das heißen? Sie sind der beste Schütze der ganzen Kompagnie und heute beim Preisschießen irrsten Sie garnichts; auch gestern fehlten Sie stets! Das muß einen Grund hahen ..! Na, eS soll Ihnen nichts passieren!" Reservist: „Dann will ich's Herrn Feldwebel sagen: Unser neuer Herr Reserve-Leutnant, der unser Amtsrichter daheim ist, hat mich schon zwei Mal in so Jagdgcschtchten freigesprocher.: wenn ich jetzt immer treff', dann gehl'S mir das nächste Mal schlecht vor Gericht!"
.'. (Schlau.) Hausierer (zum Kollegen): „Wohin fo eilig?" »Zum Baron, dem ich Anzug abgekauft Hab'; in der Weste Hab ich e Z hnmarkstück gesunden!" „Und das willst du wieberbringen?" „Nee, will nur fragen, ob er vielleicht noch e Anzug halt zu verkaufen!"
(Ein zweites Weinsberg.) In Flandern und Lravant ist der 12. Januar ein Festtag. Nach altem Brauche sind au diesem Tage die Frauen die Herren im Hause und die Männer müssen im Belte liegen bleiben. Der Ursprung dieses seltsamen Brauches soll nach dem „Figaro" in folgender Geschichte liegen. Der Lehensheir von Haarlem, der gegen seine Basalen hart und grausam war, wurde von diesen in seinem Schlosse belagert und mußte nach langer Verteidigung endlich kapitulieren. Seine Gemahlin aber, die wegen ihrer Tugend und Herzensgüte sehr beliebt war, erhielt die Erlaubnis, beim Abzug aus- dcm Schlosse das Wertvollste, das sie besitze, mil fortzunehmeu. Da packte die mutig« Frau ihren Galten in eine Kiste und trug ihn davon.
(Zu gütig) Mieter: „Letzte Nachi hat es mlr ins Bett hineingercgnet. Dagegen müssen Sie doch elwaS ihun I" Hausherr: „Gewiß! Ich will Ihnen für die folgende Nacht einen Regenschirm leihen I
» Magmjchwachen Leuten ist nach » ärztlichem Ausspruch an Stelle des I aufregenden Bohnenkaffees Kathreiner'S > Kneipp Maizkastee dringend zu empfehlen, d r, richtig zubereitet, ausgezeichnet schmeckt. b
Redaktion, Driö M- Verlag «y» Beruh. Hesorsvn in Wlddsd.