bedrohte und ihn mit den gemeinsten Schlmpf- worten überhäufte. Schließlich forderte der Stromer den vei hafteten Kollegen auf mit ihm ihm zu entfliehen, was sich dieser nicht zweimal sagen ließ. Der Polizist war den beiden handfesten Kerlen gegenüber machtlos und mußte sie laufen lassen. Bis jetzt hat man ihrer noch nicht habhaft werden können.

Ravensburg, 26. Jan. Gestern tagte hier der Wirtevercin Ravensburg, Wein, garten und Friedrichshafen, wozu auch R>cht- milgti-der geladen waren. Als Referent war Restaurateur Schramm aus Stuttgart er­schienen. Zunächst behandelte er die Gläser- Eiche und ging rann auf das Stellenver- mittlungSwesln über. Auch machte er den Vorschlag, daß vie Kohlensäure, welche nun einmal zum Ausschank junger Biere notwendig sei, von den Brauern selbst ge­liefert werden müsse. Nachdem er noch das Trunksuchtsgesetz gestreift ging er auf den gegen­wärtigen Stand der Umgcldsfrage über und betonte, daß der Gesetzentwurf den Wünschen der Wirte durchaus nicht entspreche. So­dann empfahl Redner den Wirten den Ein­tritt in einen Haftpflichtverein, da daS neue Bürgerliche Gesetzbuch den Wirten bei Unfällen und Diebstählen besonders harte Vorschriften mache. Schließlich stellte er an seine Kollegen die Aufforderung zum Ein­tritt in dte Verbandsstcrbekasf', welchem Wuniche ziemlich entspochen wurde.

Berlin, 27. Jan. Anläßlich des Ge- burtSiags deS deutschen Kaisers fand heute früh großes Wecken statt. Mittags begab sich der Kaiser zu Fuß zur Parade und zur Paroleausgale vom Schloß nach dem Zeug­haus, von der trotz des Regenwetters zahl­reich versammelten Menschenmenge lebhaft begrüßt. Während der Paroleansgabe, an welcher die Admiralität und die Abordnungen des Gartecorps teiinahmen, feuerte die Bat­terie im Lustgarten den Kaisersalut ab. Nach der Paroleausgabe fand im Schlosse Früh- stückStasel statt. Abends findet Abendtafel im engeren Kreise statt. Aus allen Teilen des Reiches gehen Telegramme über die festlichen Veranstaltungen in den Schulen, Festgotttsdienste in den Kirchen, Paraden und Feiern von staatlichen und städtischen Körperschaften und Vereinen ein. Auch aus dem AuSlande treffen zahlreiche Meldungen über die Geburtstagsfeier deS Kaisers ein, wobei die im Auslande lebenden Deutschen der Liebe zu Kaiser und der Treue zum Reich Ausdruck geben.

Hohe Umsatzsteuern sind das beste Mittel gegen die großen Schleudergeschäfte, die den soliden Kaufmann ersticken und er­drücken. Ein Breslauer Warenhaus klagte gegen die Stadt Beuchen, weil es nach dem Umsatzsteuer-Regulativ sür seine Beuthener Filiale bei 10 000 Gewinn 6000 Steuern zahlen muß. Der Bezirksausschuß wies die Klage ab.

Die Bestie im Rausch. Ein furcht­bares Famitienorama hat sich dieser Tage in Lobeding bei Römerstadt in Mähren er­eignet. Wie von dort geschrieben wird, er­griff der dem Trünke ergebene Schmicdmeistcr Kröncs, Vater von sechs Mätchen, aus Wut darüber, daß seine Frau abermals mil einem Mädchen nicdergekommcn war, die Badewanne mit dem neugeborenen Kinde und schleuderte sie mit solcher Wucht zu Botei, daß die Wanne zertrümmert und das Kind sofort getötet wurde. Hieraus

packte er seine schwer krank darniederliegende Frau, warf sie zu Boden und schlug solange auf sie ein, bis sie bewustlos blieb. Der Unhold batte ihr dabei auch die halbe Nase weggerissen. Er wollte hierauf noch die Hebamme mit seinem Gewehre erschießen, wurde aber noch rechzeitig durch das Da­zwischentreten des GemeindevorstandeS daran gehindert. KröncS wurde von der Gendarmerie verhaftet und dem Bezirksgerichte in Nömcr- stadt eingcliert.

Sittliche Verwilderung. Die skanda­lösen Vorgänge in Walburgskirchen bet Pfarr­kirchen, die seiner Zttt die gesammte Presse beschäftigten, fanden dieser Tape beim N'eder. boycischen Schwurgericht in Straubing ihre Sühne. Die Verhandlung fand bei be­schränkter Oeffentlichkeit statt. Der verheiratete Schneider Joseph Aigner von WalburgS- k'rchen gilt als ein g-wffsenloser, roher McnsL ohne Religion und Lust zur Arbeit. Seine beiden Töchter Therese und Hedwig, im Atter von sechs und acht Jahren, schickte er aut den Bettel; sie blieben oft mehr-r Tage aus. Seine Ehe war unglücklich. Die Anklage gegen ihn laut auf J'-cest und Verbrechen der Anstiftung zum Mord. Der Wüstling scheute sich nicht, sich wiederholt an seiner achtjährigen Tochter zu vergehen. Am 29 Oktober v. Ir. abends verrreiteie sich im Ort p.ötziich die SchrcckenSkunde, das sechs Wochen alte Töchierchen Marie des Nach­bars Schießl sei in dem Augenblicke aus der Wi ge veeschwunden, als die Mutter wenige Augenblicke von der Wohnung ab« wesend wa--. Ein im Hause beschäftigter Maurer »ob an, eS seien die Aigner'jchrn Kinder Therese und Hedwig dagewesen, die das kleine Kind sorigenommen haben könnten. Man durchsuchte die Umgebung, den Wald alles vergebens. Endlich drang man in die Kinder des Aigner und diese gestanden ein, daß sie das Kind in den Wald getragen, es gemeinsam an den Füßen gepackt und cs an den harrten Straßenrand geschlagen Kälten; darauf seien sie wieder heiwgeloufen. Die Aussage bestätigte sich zum Schrecken von ganz WalburgSkirchm. Am bezeichnten Orte wurde das arme Kind mit zerschmettertem Schädel aufgefunden. Es lebte zwar noch, starb aber alsbald. Wie die Kinder zu einem so schrecklichen Verbrechen kamen, sollte sich bald auskiären. Sie gestanden ein, daß ihre Mutter sie 'angestiftet habe. (Diese Frau ist inzwischen in der Untersuchungshaft gestorben. Bald aber stellte eS sich heraus, daß nicht die Mutter, sondern der ruchlose Vater die jugendli. Verbrecherinnen zur Thal verleitet hatte, weil er dem Schießt feindlich gesinnt war. Der Angeklagie leugnet hart­näckig. Aus der Vernehmung geht seine sittliche Verwilderung und Nohttt in er­schreckender Deullichkeit hervor. Die Ge­schworenen bejahten die Schuldfragen aus Ire st und Verbrechen der Anstiftung zum Totschlag. Aigner wurde unter Ausschluß mildernder Umstände zu 12 Jahren Zucht­haus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt.

London, 26. Jan. Warren entdeckte, als er die Haupiredoute deS seine Stellungen beherrschenden PlateaurandeS genommen hatte, daß das Plateau nur die Vorterrassc des Spionkops sei, von desstn Spitze die Buren- geschütze die Redoute mit Bomben über­schütteten. Nach vergeblichen Anstrengungen, Verstärkungen heranzuztehen und am 24 die Epionöspitzk zu nehmen, gab Warren

nach schweren Verlusten die Rcdoute in der Nacht vom 24, auf den 25. auf und begann mit den völlig erschöpfen Truppen den Rück­zug an den Tugela.

Die Nachricht vom Rückzug der Division Warren vom Spionkopf hat in Eng­land großen Eindruck gemacht. Dieser kommt auch in der Posse zum Ausdruck. Die Times" schreiben, Lord Robert müsse ent­scheiden, ob es möglich und klug erscheine, weitere Versuche zur Befreiung LabysmuhS zu unternehmen. Es sei wahrscheinlich, daß man früher oder später eine beispiellose Ka­tastrophe erfahre, welche nur mit der Kata- stiophe von der Uedergade von Ijorkstown an die Amerikaner zu vergleichen sei.

DieTimes" raten der Regierung, sür möglichst beschleunigte Absendung von 50,000 Mann Sorge zu tragen und Schritte zu thun weitere 50,000, die erforderlich seien, zu entsenden. DieMorgenpost" sagt, die ernsten Erfordernisse der jetzigen Lage seien die sofortige Instandsetzung der Marine sür alle Fälle, die Mobilisierung der Miliz und die Einberufung der Freiwilligen. Die Na­tion verlasse sich bezüglich der Verhinderung einer Intervention von außen aus die Marine.

Eine schlaue Stadtverwaltung. Seit mehreren Tagen ist Palermo, eine Stadt von 350000 Einwohner, ohne Fleisch und ohne Gemüse. Die Läden aller Schlächter, Geflügel» und Gemüsehändler sind geschlossen, weil der Stadtrat» um ein Defizit von 800000 Lire, das durch eine skandalöse und un­ehrenhafte Verwaltung entstanden ist, zu decken zu neuen Steuern seine Zuflucht nehmen müßte, und eine Fleisch-, Milch-, Eier-, Hühner-, Wein-, Papier-, Gemüsesteuer aus- schrieb. Die kleinen Händler schlossen em­pört ihre Läden. Das Vieh, welches auS der nächsten Umgebung in die Stadl getrieben wurde, reicht bet weitem nicht, um den not­wendigen Bedarf zu dicken, und die volk­reiche Stadt sieht' einer großen Teuerung, und vielleicht auch blutigen Ausständen ent­gegen, wenn der Slodtrat keine Abhilfe schafft. Die VolkSmassen demonstrieren täglich zu Tausenden vor dem Rathaus, jedoch wurden bisher noch blutige Zusammenstöße vermieden.

(Momentan.) A.:Lieber Freund, ich habe Dich Herausrufen lassen . . ich bin momentan . . .1" B.:Strenge Dich nicht an, ich bin schon seil drei Wochen momentan ... I"

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Freitag, den I. Februa r tsao

wozu höflichst etnlavei.

Gustav Toussaint.