Die Schachermühle.
Eine bayerische Dorfgeschichte von Fr. Dolch 13) (Nachdruck verboten.)
Kannst's ja amal probier'»/ rief der Lange mit einem giftigen Blick. «Dummkopf, möchtest net jetzt mir die ganz' Schuld in die Schuh' schieben? Das Geld is da g'wesen, das Hab' ich mit meine eigenen scharfen Aug'n g'seh'n. Der Dechant muß halt das ganze Geld in der Zwischenzeit fortg'schafft hab'n, und wir sind zu spät gekommen und hab'n das Nachschauen gehabt? WaS hilft jetzt da alles Schimpfen und Streiten? Was g'scheh'n is, iS g'scheh'n, da« läßt sich nimmeranders machen I G'scheider wär'S, wenn wir fleißig zum Fenster hinaus- schau'n thäten. damit uns net am End' die Schandarmen unversehens auf'n Hals kommen. Draußen iS 's, Gottlob, glöckelhell und wenn sie sich heranpirschen wollten, könnten wir ihnen den G'spaß dos versalzen/
«Sie sollen nur kommen/ brummte HIeSl mürrisch. „Mir thäl's sogar ganz recht sein, wenn ich dem Kerl, dem Kommandanten, zu guter Letzt noch ein Kügerl zu verkosten geben könnt'. — Aber was is 's denn eigentlich mit Deiner Kocherei, Walpi?" unterbrach er sich plötzlich und steckte den Kopf in die Küche. «Tisch' nur endlich amal auf, oder ich pack' noch einen an vor lauter Hunger!"
DaS Mädchen gab keine Antwort, nur der Hund, der neben dem Herde lag, fl tschte dem Eintretenden die Zähne entgegen. Brummend kehrte HieSl wieder in die Stube zurück. als er sah, daß Waipi einen dampfenden Topf vom Herde nahm und den Inhalt desselben in eine große Schüssel schüttete. Wenige Minuten später stand das Gericht auf dem Tische in der Wohnstube, und die drei Bürschen machten sich heißhungrig über die Speise her. Walpi, die bis jetzt kaum ein paar Worte gesprochen hatte, wollte sich wieder in die Küche zurückzieheu, allein der Lange haschte noch ihrer Hand und hielt sie trotz ihres Eträubens fest. «Willst uns net ein d'ssrl Gesellschaft leisten, Walpi?" sagte er einschmeichelnd. „Setz Dich nur a biSl her zu uns, damit Du Dir die traurigen Gedanken rin biSl aus dem Sinn schlägst! Schau, sterben müssen wir alle, gdgen den Tod giebl's kein Kräutl, und so a gacher Tod iS ganz' was Schön's, einen schönern könnt man sich net wünschen."
«Ich wünsch' Dir' 'n net/ stiiß das Mädchen, das sich noch immer loszuretßen trachtete, zornglühend hervor. «Du thälst ein' ganz ander'n Tod verdienen! Der Tod am Galgen Wär' für Dich noch z' gut! Auf der Stell laß' mein' Arm los oder —"
«Oder?" rief der Lange mit tückischem Blick. «Ich laß' dich net ehnder los, bis ich amal weiß, wie ich eigentlich mit Dir d'ran bin > Ich kannS wirklich net begreifen, warum Du gar so einen Haß auf mich hast I Bin ich villeicht schlechter als Deine Leui'—" Er brach mit einem Wutschrei ob, denn Walpi hatte ihm blitzschnell in'S Gesicht gespukt nnd sich gleichzeitig mit einem kräftigen Rucke von ihm losgerissen. Sie floh nach der Thü-e, aber sie hatte dieselbe noch nicht erreicht, als sie schon die Fäuste des Verfolgers im Nacken fühlte. Rasch wandte sie sich um und rang mit dem Wütenden,
aber sie würde in dem Kampfe bald unterlegen sein, wenn sich nicht der Hund mit einem heiseren Geheul auf den Angreifer gestürzt hätte «So kommts mir doch z' Hits' in drei TeufelSnamen/ schrie der Lange, der das Mädchen loSgelassen und da« rasende Tier von sich abzuschütteln suchte. „G'bt's doch der TeufelSbestir eins auf den Schädel, wenn's mich net zu Schanden beißen soll!"
„Wart', dem werd' ich jetzt eins hinauf» brennen auf den Pelz," rief HieSl und griff nach seinem Gewehre. «Mann is ja seinem Leben nimmer sicher bei dem elenden Hundsvieh I"
Rasch hob er die Büchse, aber ebenso rasch hatte Atisi den Lauf desselben ergriffen und in die Höhe gerissen. „Bist verrückt worden?" rief er erschrocken. „Du wirst doch net in der Stuben herin' auf den Hund schießen wollen? Weg' mil'm G'wehr, sag' ich! Ich leid'S net, daß ihr so umgeht mit der Schwester und will, daß ihr sie auf der Stell' in Rnh' laßt!"
Inzwischen war es dem Langen gelungen, den Hund auf den Boden ntederzuwerfen und sein Gewehr aus dem Ofenwinkel her- vorzureißen. Schon wollte er auf das Tier anlegen, als er plötzlich zusammenzuckle und mit dem Ausrufe des Schreckens nach dem Fenster deutete. „D' Schandarm kommen," rief er mit heiserer Stimme. «Sie sind schon ganz nah'! Jetzt müssen wir uns unserer Haut wehren, Buben! Neißt's die Fenster auf und schießr's auf die Grünling oder wir sind verloren —"
Rasch wurde diesem Befehl Folge geleistet. Das Fenster wirbelte auf, Hans riß die Büchse an die Wange und drückte ad. Der Donner des Schusses rollte durch die Nacht, aber im selben Augenblicke krachten auch draußen rasch nach einander zwei Schüsse, und HieSl taumelte mit einem Aufschrei vom Fenster zurück. „Hölltcufel," stöhnte er, die Hände auf die rechte Brustfelle pressend, „ich bin 'troffen! Schieß' aus den andern Schandarm, Alisi! Der Kommandant, glaub' ich hat sein' Tbril!"
Gehorsam neigte Allst sich vor und schob die Büchse durch'« Fenster. A!s er eben abzudrück n im Begriffe war, krachte es draußen aut'S Neue und wie vom Blitze getroffen brach der junge Bursche neben dem Fenster zusammen.
Der Lange feuerte noch einmal seine Büchse durch's Fenster ab, dann bückte er sich rasch zu dem Burschen nieder, der in einer Blutlache am Boden lag. «Um den iS 's g'fehlt," murmelte er, «der steht nimmer auf. Wir können uns aber net abgebn mit ihm, sondern müssen's probieren, ob wir net unsere Haut in Sicherheit bringen können. Sie bucken sich g'rab' zum Kommandanten nieder — j.tzt wollen wir schau'n, daß wir ihnen aus den Augen kommen.
Während Watpi, die inzwischen jammernd in die Stube gestürzt war, neben dem Schwerverwundeten nieder kniete, huschten die beiden Burschen durch die Stallthüre in's Freie. Sie wurden zwar augenblicklich bemerkt yrzd' und verfolgt, aber die Verfolgung mußte bald wieder auigeoeben wilden, deni^die nachgesch cklen Kugeln gingen fehl, und die Flüchtlinge verschwanden gleich darauf im Dunkel des Waldes.
Inzwischen war der Kommandant in's Haus geschaft und auf ein ärmliches Stroh
lager niedergelegt worden. Er lag ohne Zeichen deS Lebens, und der Arzt, der rasch herbeigeholt worden war, schüttelte sorgen» voll das Haupt, als er die Schußwunde untersuchte. Nachdem er dieselbe verbunden, begab er sich in die Wohnstube, in welcher Allst untergebracht worden war. Ein Bück auf den Leidenden, dessen Brust sich krampfhaft hob und senkte, zeigte ihm, daß seine Kunst hier machtlos sei. Während er die Wunde untersuchte, vermied er es sorgfältig, den angstvollen Blicken des Mädchens zu begegnen. „Hier ist keine Rettung möglich," sagte er endlich mitleidig. „Edle Teile sind verletzt worden und der Tod wird in kurzer Zeit erfolgen. Still! Er öffnet die Augen, er erwacht!"
Mit thränenüberströmten Wangen kniete Walpi neben dem Verwundeten, dessen tiefe, schmerzliche Atemzüge erkennen ließen, daß der Nebel der Bewustlosigkeit noch einmal von seinen Sinnen zu weichen begann, nieder. Sie faßte die kalte Hand, die auf der Bettdecke zuckte, und drückte sie an ihre Lippen. „O mein Gott im Himmel," murmelte sie mit erlöschender Stimme, «sei ihm gnädig und barmherzig, geh' net mit ihm in's Gericht!"
Der Sterbende regte sich und versuchte sich aufzurichlen. «Wo bin ich? WaS is mit mir g'ichehn? lallte er. „Walpi Du? Du weinst? Weinst vielleicht wegen meiner — Herrgott, was is das für ein Brennen und Stechen da drin'/ ächzte er plötzlich, auf das Lager zurückstnkend und die Hand auf die Wunde pressend. «Ah, jetzt fallt mir alles wieder ein! Das is die Kugel, die mich 'troffen hat — Jesu« Maria! Sie wird mir den Garaus machen und ich muß sterben — aber ich will noch net sterben! Ich bin noch so jung — ich Hab' ja noch gar net gelebt! Walpi, um Gottes Barmherzigkeit willen sag' mir, ob ich sterben muß?
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
.-. (Zu rücksichtsvoll ) „Ah, gut, daß Ich Sir hier treffe! . . Wie steht es denn mit den hundert Mark, die ich Ihnen geliehen und die Sie mir schon vor 6 Wochen zurückgeden wollten?" «Ich hätte sie Ihnen auch schon zurückgegeben; aber Sie halten damals tiefe Trauer und da durfte ich Ihnen doch nicht eine so große Freude machen!"
(Eiu samoseS Zuchthaus.) Gast
(aufhorchend, als in der Nahe die Melodie; «Weh, daß wir scheiden müssen", gesungen wird); „Was ist das für ein Gesangverein?" Wirt: «Ach, daS ist der Männerchor drüben im Zuchthaus ... da wird jedenfalls wieder einer entlassen l"
.'. (Eine schöne Gegend.) Er: „Na, was sagst du, Frau, zu der herrlichen Aussicht?" Sie: „Ich bin sprachlos!" — Er: „Sprachlos? Da bleiben wir!"
1 . , , ist der beste Kaffee-Zusatz
DtlUÜtz 8 für Jedermann, der eine Ü886U2 »ul- Tasse Kaffee trinken will. 4
Redaktion, Druck und Verlag von Bernh. H«fmann in Wildbad,