Die Schachcmühle.
Eine bayerische Dorfgeschichte von Fr. Dolch. 12) (Nachdruck verboten.)
Als sie vor dem Ortsgefängniffe anlangten, blieben sie lauschend stehen, denn sie vernahmen streitende Stimmen im Hause und hastiges Hin- und Herlaufen. Auf das Klopfen des Kommandanden wurde die Thür hastig aufgerissen und ein alter Mann, der Gemeindcdiener des Ortes, erschien auf der Schwelle. „Ich kann gewiß und wahrhaftig nix dafür, Herr Kommandant," jammerte er, als er den Polizisten erblickte. „Wer hält' das denken können, daß sie die dicken festen Eifiastangen umbiegen könnten. Und doch haben ste'S fertig gebracht, die Arrestanten haben ausgebrochen und das Nest ist leer."
Er verstummte, denn die Männer machten ihrem Unmute in lauten Worten Luft und der Kommandant stampfte ärgerlich mit dem Fuße auf den Erdboden, „Da möchte man ja schon am liebsten ans der Haut fahren," rief er zornig. „Die Schufte entwischt und das Gefängnis in unbrauchbarem Zustande? W» sollen wir jetzt den Gefangenen unter- bringen bis morgen —"
Er schwieg betroffen, denn der Schachermüller brach plötzlich lautlos zusammen. Bestürzt beugten sich die Männer zu ihm nieder, hoben ihn auf und trugen ihn rasch in's HauS. Er wurde auf ein Belt niedergelegt und der nebenan wohnende Landarzt herbeigeholt. Als er in's Zimmer trat, that der Schachermüller eben den letzten Atemzug. Ein Schlagfluß hatte seinem Leben ein Ende gemacht.
3 .
Einige Tage später — der Schachermüller hatte bereit- in einem Winkel des Dorfkirch- hofeS seine letzte Ruhestätte gefunden — saß Walpi aus der HruSbank vor der Schachermühle und starrte mit den rotgeweinten müdm Augen in den Abendschein, der ihre bleichen Wangen mit Purpur,öte übergoß. Die Rechte hatte sie auf den Kopf des großen Hofhundes gelegt, der sich an sie schmi'gte und mit klugen Augen zu ihr emporsah. Plötzlich sprang daS Tier empor, seine Haare sträubten sich und mit wütendem G bell fuhr es auf eine dunkle Mannes- gestallt, die sich langsam aus einem kleinen Gebüsche am Eingänge der Schlucht auf richtete, los.
Walpi war von der Bank emporgefahren UNd dem Ankömmling entgegengeeilt. „WaS Willst, HieSl," rief sic ihm zu, „warum bleibst net in Deinem Bau, bis 's Nacht geworden iS? Wie kannst auf den Einfall kommen, am helllichten Tag da herschleichen zu wollen?"
„Wirst's schon hören," ries Hiesl grimmig. „Z'erst aber ruf' das HnndSvich z'ruck, oder ich schlag' ihm das Schädeldach auseinander I Die TeufelSbestie Ihut ja g'rad', als ob's mich noch mit keti.'m Aug' geseh'n HS«t' und macht mich auf d' L-tzt mit seinem Gebell gar noch aufmährig auch. Die andern Zwei haben mich vorauSgeschickt als Quartiermacher, sie kommen nach, sobald 's finster geworden iS. Wirst woht 'was z'essen im HauS hab'n, denn Hunger haben wir wie die Wölf', und den ganzen Tag iS uns kein Haal in Schuß 'kommen. Einbrechen haben
wir auch nirgends können, denn überall laufen die Wachtpatrouillen umeinander, und aus'm Holz dürfen wir uns beim Tag schon z'erst nimmer hinaustrauen. Bei der Nacht kommen wir halt sitzt alleweil in die Schachermühl', und Du mußt 'was kochen für unS. Wo Du's hernimmst, das is Deine Sach' und wenn sich amal einer von die grünen Hund' blicken laßt vor der Hütten, nachher mach' ich kurzen Prozeß und brenn' ihn nieder auf der Stell'. Aber jetzt mach', daß D' in's Haus hineinkommstI Ich will die Thüren schon verriegeln, bis die andern Zwei kommenI"
Sie verschwanden im Hause. Als sich die Thüre hinter den beiden geschloffen, schlüpfte hinter einem Baume, der oben am Rande der Schlucht stand, ein Knabe hervor und sprang leichtfüßig über die Felder dem nahen Dorfe zu. —
Eine halbe Stunde später — der Vollmond stand strahlend über dem Walde und machte die Nacht fast zum Tage — huschten zwei Männer durch die Schlucht und näherten sich behutsam der Mühle. Leise klopften sie an die HauSthüre, dieselbe wurde Augenblicklich geöffnet, die Männer schlüpften in den HauSgang und hinter ihnen schloß sich die Thüre wieder.
„So, da wären wir glücklich," sagte der Lmge und warf sich, nachdem er sein Gewehr an die Wand gelehnt, tiefaufseufzend auf die Ofenbank nieder. „Ein HauS iS halt ein Haus, da steht nix d'rüber auf! Die Schachermühl is freilch a alte Hütten, aber doch alleweil noch besser als a Lagerstatt draußen im Holz, wo Dir-die Hasen und Füchs' gut' Nacht sagen. Brüderln, das Hundleben halt' ich nimmer aus —"
„DaS g'schicht Dir Recht," unterbrach ihn Hiesl gellend. „Dir sollt's noch viel schlechter geh'n, d>nn Du haßt uns in das Schlamassel 'bracht und uns die Grünling' auf den Hals gehetzt."
„Wie oft wird mir jetzt das noch vor- g'rupft Von Dir," rief ärgerlich der Lange. „ES iS ja wahr, daß ich dazumal was verraten Hab' im Rausch, aber das hat soviel nimmer auf sich g'dabt, weil wir so schon verraten und verkauft gewesen sind. Und wer bat unS aufmährig gemacht? Deine garg'scheide Mutter, die Müllerin I Wenn sich die net erwischen hält' lassen drinn in der Stadt —"
„Nachher hätt'st du uns verraten," lachte Hiesl bitter. „Da springt d' Kotz' auf die alten Füß'I Ihr seid's alleweil die Ganz- g'jcheiden g'wesen, ihr Zwei, und habt's gemeint, durch andere könnt' amal 'was auf- kommen. Derweil iS 's aber g'rad umkehrt 'gangen. Du hast uns mit hineingeritten, jetzt kannst uns auch wieder heraushklfen aus der Patschen. Streng' Dein' Verstand an, wenn D' ihn net am End' schon ganz versoffen hast, und gieb unS ein' Rat, was wir denn jetzt eigentlich anfangen sollen I"
„Da brauch' ich mein H rn net lang z' martern," erwiderte HanS und that einen tüchtigen Zug aus der Schnap'flasche, die auf dem T'sche stand. „Wir können vorderhand nix Besseres thun, als uns im Holz draußen so lang in ein Fuchsloch zu verschliefen, bis 'S wieder a bist ruhiger 'worden is in der Gegend und nimmer so viel Streif- patrouillen umeinanterschleich'n. Nachher
helßt's dem Boarnlandl Abjes sag'n und durchbrennen nach Amerika."
„Mit was nachher ?" rief Hiesl unwirsch. „Mit 'was willst die Uebcrfahrt zahl'n und was willst drent' anfangen in dem wildfremden Land ohne einen Stecken Geld? Ja, wenn wir in dem vermaledeiten Herrgottsruh' ein' guten Fang gemacht hätten, nachher wär'S 'was ander'« I Aber so haben wir ja n x erwischt, als a paar Goldfüchse! und des bissel Kirchensach', denn in dem Wandkastl beim Dechanten sind wohl allerhand Papicr- fetzen g'legen, aber keine zwanzigtausend Mark. Und wegen einem solchen Pfifferling haben wir uns eine solche Brüh ein- gebrockl! DaS Messer möcht ich Dir im Leib umdkehr'n, wenn ich nur g'rad d'can denk'."
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
— Eine drollige Geschichte passierte in der großen rheinischen Stadl K- Dem dortigen Gymnasium steht seit langen Jahren der Direktor — nennen wir ihn Wollenhaupt — vor. Er hatte den deutsch-französischen Krieg als Reserve-Unteroffizier mitgemacht und war verwundet worden. Nicht lange darauf wurde er als Gymnasiallehrer ange- stellt und vor twa 15 Jahren zum Direktor gewählt. Plötzlich erhält er vom KrtegS- ministerium in Berlin ein Schreiben folgenden Inhalts: An dem dortigen Gymnasium ist die Stelle eines Kastellans frei geworden, wir wollen diese dem früheren Reserve-Unteroffizier Wollenhaupt verleihen und fragen an, ob dem etwas im Wege steht. Der Direktor Wollenhaupt ersteht kopfschüttelnd aus dem Nationale, daß er selbst mit dem zu versorgenden Reserve-Unteroffizier gemeint ist. Nach reiflicher Ueberlegung beschließt er, die angebolene Stelle nicht anzunehmen und schreibt zurück: „Da der Unteroffizier Wollenhaupt mittlerweile Direktor des Gymnasiums geworden ist und sich in dieser Stellung wohlfühlt, so steht er sich gezwungen, den Posten eines SchuldienerS an derselben Anstalt dankend abzulehnen!" Kurz darauf wurde Unteroffizier Wollenhauptzum Leutnant befördert.
(Dunkle Ahnung.) „Was wollen Sie von mir?" „Ich bin nämlich der Mann, den Sie neulich bei der Treibjagd 'naufgc« schossen haben . ." „Dafür Haben Sie ja bereits ein Schmerzensgeld bekommen l" „Freilich l Aber nächste Woche ist wieder Treibjagd, und da wollt' ich den Herrn Baron güligst um einen kleinen Vorschuß gebeten haben!'
.'. (Stille.) Frau (dieZeitung lesend): „Du, Mann, da wird schon wieder ein „stilUr" Teilhaber mit 6—8 Mille Einlage gesucht — was soll denn das heißen?" —Mann: „Er soll daS Geld einlegen und das Maul halten."
MrklieLtzü Xull'oo- AtzZeLmaolL 3
besitzt Kathreiner's patentierter Malz- kaffie, nach wissenschaftlichem Urteil der beste und gesündeste Ersatz für Bohnenkaffee; als Zusatz allgemein beliebt.
Sied-kitsv, Druck und verlas von vrr«h, H»fW « « n in Mddad.