Rundschau.
— Am 19. Januar ist von der Evangelischen Oberschulbchörde die Schulstelle in Neusatz vem Unlerlehrer Karl Semmler in Höfen übertragen worden.
Stuttgart, 24. Jan. General der Infanterie v. K-örzer ist heute früh '/>8 Uhr gestorben. Derselbe hat bekanntlich im Juli v. I. sein 80. Geburtsfest und im Oktober sein bOjöhr-geS Dienstjubiläum gefeurt-
Laupheim, 22. Jan. Die Überschwemmung beb Rottum- und des RißlhaleS hat wenigsten- ein Gutes milgebracht. Unser zahlloses Mäustvolk hat ein solches Vollbad erhalten, daß nirgends eine Zuflucht für di se Million von Nagern, welche unö schon beinahe 8 Jahre hindurch schwer geschädigt haben, zu finden war. Sie sind alle samt und sonders zu Grunde gegangen, wodurch unsere Fluren wie die Landbebauer von einer gewaltigen Not kostenlos befreit wurden.
Budenorbis, Oll. Hall, 23. Jan. Im Januar 1890 wurde in dem zur hiesigen Gemeinde gehörigen Weiler Maibach ein 2'/, jähr. Kind vermißt. Im Frühjahr darauf wurden im nahen Walde Körperüberreste von dem Kind gefunden und haben die da. mals gepflogenen Erhebungen die Annahme als gerechlscrtigt erscheinen lassen, daß das Kind sich in dem nur 150 Schritte vom Orte entfernten Wald verlaufen habe, dort infolge von Ermüdung tingeschlafen und erfroren sei. Nun find in der letz en Zeit Gerüchte in Umlauf gesetzt worden, ein Angehöriger der betreffenden Familie habe das Kind getötet und in den Wald geschafft. Infolgedessen war gestern der Untersuchungsrichter auS Hall hier und hat eingehende Untersuchung geführt.
Pforzheim, 23. Jan. In der gestern abend ovgehallenen BürgerauSschußsttzung wurde der Gehalt deS Oberbürgermeister Habermehl von 11000 auf 13000 ^ erhöht. Ebenso wurde durch Resolution der Sozialdemokraten beschlossen, den G-Halt des 2. Bürg Smeistcr Holzwart ebenfalls zu erhöhen. Derselbe bezieht 6000 ^ Im Späijahr wurde eine gesordete Erhöhung des letzteren abgelehnt.
Karlsruhe, 22. Jan. Das badische Feldartillerieregiment Nr. 14 feierte gestern in Anwetenheir des Grcßhcrzogs sein sünfzig- jähriges Jubiläum. Der Großherzvg hob in einer Ansprache die Notwendigkeit der Einigkeit aller Parteien zum Zwecke der Erhaltung der Schlagserttgkett de« Heeres hervor. Vom Kaiser wurde dem Regiment das Recht verliehen, auf den Achselklappen die königliche Krone zu tragen.
Straßburg (Elsaß), 23. Jan. Kaum hat sich da» Grab über dem fünften Opfer der Bischweiler Katastrophe, dem Lokomotivführer Baumgartner geschlossen, so trifft uns schon wieder ein neues Unglück. Heute Dienstag morgen wurde der Lokomotivführer David Epnßer II. von dem um 7 Uhr 7 Min. von Basel «»kommenden Personenzug infolge HinauslehnenS von der Maschine herabge- schleudcrt, und von dem in entgegengesetzter Richtung sohlenden MolSheimer Personen- zug erfaßt und sofort gelötet. Der Verun. glück-r hinterläßi Frau und Kinder.
Dresden, 22. Januar. Der Kohlcn- mangel infolge des Böhmischen AuSstaudes macht sich hier bereits bemerkbar, Der Rat sah sich genötigt, den Betrieb der Lickt- und Arastlvrrke rtnzuschrSnkrn, wodurch drr Brr,
kehr der elektrischen Straß nbahn und die elektrische Beleuchtung betroffen wurden. Eine Reihe Schulen soll geschlossen werden. I» den Schulen, die weiter Unterricht halten, tritt eine beschränkte Unterrichtszeit ein. Die Stadt kaufte alle« an, was anzukaufen war. Die vorhandenen Vorräte reichen etwa eine Woche.
Dresden, 25. Januar. Die Herzogin Friedrich von Schleswig-Holstein, die Mutter der Kaiserin, ist heule vormittag II'/» Uhr gestorben.
Berlin, 22. Jan. (Der deutsche Kaiser und die Buren.) Als vor einigen Tagen die Präsidenten der beiden Häuser deS preuß. Landtags vom Kaiser in Audienz empfange» wurden, gaben tie Herren darüber einen Bericht an die Presse, der wie es »ft geschieht, politisch wichtige Aeußerungen ver- schwieg. Die hier erscheinende ,Berliner Montagszeitung* teilt nun mit, daß der Kaiser sich auch über den TranSvaalkrieg geäußert hat. Er rühmte die erfolgreiche Taktik der Buren, die unter Verzicht auf j de blanke Waffe ohne Säbel und Bajonett einzig auf ihr Gewehr sich verlassen, das allerdings ganz vorzüglich sei und das ste mit bravoureuscr Treffsicherheit zu handhaben verstehen. Zugleich drückte der Kaiser sein lebhaftes Bebauern darüber au«, baß auf englischer Seite so zahlreiche Offiziere gefallen und daß viele der besten Familien Englands durch den Heldentod ihrer Auge, hörigen in tiefe Trauer versetzt seien. Endlich beklagte der Kaiser auch die Haltung der deutschen Presse in der Transvaalsrage, die eS ihm unendlich erschwere, Reibungen mit England zu vermeiden. Der Kaiser erinnerte dabei an das bekannte Wort des Fürsten Bismarck, die Fenster die unsere Presse einwirft muffen wir bezahlen. Wir haben Grund, duse Mitteilungen in der Hauptsache für zuverlässig zu halten. Die Aeußerungen des Kaisers über die' Pi esse, die sich nur auf einen sehr kleinen Teil der Priffe beziehen können, bew-ifin j densalls, wie sehr die Zeit und die Auffassung siw seit dem berühmten Telegramm an den Präsidenten Krüger geändert hat.
Lourenzo Marques, 24. Jan. Eine Depesche aus dem Hauptquartier der Buren meldet vom 22. d. M.: An der Straße nach OlivierShvek wütet seit Sonntag zwischen den Buren unter PretoriuS und 6000 Engländer eine Schlacht. Dieselbe konzentriert sich vom SpivnSkop. Unterstützungen unter Vota und Cronje wurden dorthin entsandt. Präsident Steijn befindet sich in der Feuerlinie.
Laurenzo Marquez, 24. Jan. Die ,Times" meiden vom 20. dS.: Die Brücken der Nataleisenbahn, der Tunnel von Laings- nell und die Brücken der nach dem Dranje- frcistaat führenden Eisenbahn sind unterminier!, sodaß dieselben jederzeit ohne weiteres von den Buren zerstört werden können, wenn ihr Rückzug notwendig wird.
London, 24. Jan. Ein Telegramm aus dem Burenlagcr am oberen Tugela besagt (in Schilderung schon bekannter Vorgännge): 1000 Mann englischer Infanterie rückte» am Donnerstag (das war am 18. d. M.) mit einer Batterie diesseits deS Tugela nach oer zweiten Reihe der niederer Hügel vor, die zwischen der Burenstellung und dem Flusse liegt. Während des Vormarsches der brjtlischen Jnsanterlk unlrrhirlttn die Eng.
länder ein starkes Mschützfeuer. Die Buren beobachteten jedoch absolutes Schweigen. Dies scheint die Engländer verblüfft zu haben, da sie nicht weiter vorrückien und Wie sich am nächsten Morgen herausstellte, in ihre Stellring zurückgegangen waren.
London, 25. Januar. Das KriegSamt veröffentlicht folgende Depesche aus Spear- manSkamp von heute Mitternacht 12 Uhr 10 Min.: General Marrens Truppen besetzten am Dienstag nacht den SpivnSkop wurde den ganzen Mittwoch über von den Engländern besetzt gehalten unter den heftigsten Angriffen, besonders durch ein große-, schaden- dringendes Granatfeuer. General Warren befürchtet große Verluste. Wotgatc wurde gefährlich verwundet. General Warren glaubt, er habe die Stellung des Feindes unhaltbar gemocht; seine Truppen seien in ausgezeichneter Verfassung.
— Mordthat in Hamburg. Das aus Hcilgenbeil gebürligte Dienstmädchen Henriette Thurau, das in Hamburg seit 1890 bc- dienstet ist und nach einem längeren Besuche in Heiligenbeil mitte Juli 1899 hierher zu- rückkehrte, wird seit seiner Rückkehr vermißt. Am SamStag abend nahm die Polizei bei den in der kleinen Bornstraße wohnenden Eheleuten Buchholz, mit denen die Thurau verkehrte, eine Haussuchung vor und fand Kleidungsstücke und sonstige Sachen der Vermißten. Im Verhör gestand der Mann, die Thurau, die in seiner Wohnung erkrankt und gestorben sei, im Keller verscharrt zu haben. Die Leiche des Mädchens wurde 1'/, Meter unter dem Boden deS Keller- gesunden.
— (Entdeckter Mörder ) Der Grün- warenhändler Buchholz in Hamburg gestand, die in seinem früheren Keller vergraben Vorgefundene Dienstmagd Thurau am 11. Juni vergewaltigt und dann erdrosselt zu haben.
— (Aufgehobenes Todesurteil ) Wie wir seiner Zetr mitgeteilt haben, wurde in Wien Marie Kutschern wegen tödlicher Mißhandlung ihres fünfjährigen TöchterchenS zum Tode durch den Strang verurteilt, genau so wie einige Wochen vorher wegen des gleichen Falle» die bestialische Stiefmutter Juliane Hummel. Während nun an letzterer das Todesurteil vollzogen wurde, hat der Wiener Kassationshof das vom Schwurgericht gegen die Kutschers verhängte Urteil in geheimer Sitzung aufgehoben und die Mörderin zu 8 Jahren schweren Kerkers verurteilt. Präsident Soß verkündete der Kutscher« da» Votum in ihrer Zelle. Sie war zuerst sprachlos, dann schrie und weinte ste vor Freude, den» nach der Hinrichtung der Hummel hatte ste jede Hoffnung auf Gnade verloren.
Verona, 17. Jan. (Eine zerstückelte Frauenletche.) Ein Wäscherknabe, welcher am Elschufer arbeitete, fand in einem Lein» wandsacke, den er auf dem Flusse schwimmen gesehen und erfaßt hatte, eine auf furchtbarste Weise zerstückelte Frauenleiche. Der Sack war sorgfältig zugrbunden. Das Opfer ces geheimnisvollen Verbrechens dürft« im jugendlichen Alter gestanden sein.
— Rencontre mit Wilderern. Aus Mainz wird berichte!: Vorgestern abend hatte oer Forstwart Engelhardt im Oberolmer Walde den Landwirt Schnorrenberger mit noch drei anderen Wilderern angetroffen. Da Schnorrenberger auf den Forstwirt sein Gewehr anlegie, kam Engelhardt ihm zuvor und «schoß ihn.