Die Schachermühle.
Eine bayerische Dorfgeschichte von Fr. Dolch. 10) (Nachdruck verboten.)
»Was kann ich nimmer?" rief Hans und richtete sich taumelnd auf. »Du grasgrün« Bürschl, daß ich Dir fein net über Deine nasse Luser (Ohren) komm'! Wenn ich vielleicht auch ein' klein' Dampes (Räuschchen) Hab', so mächtig bin ich allweil noch, daß ich Dir ein paar saftige aufwichsen kann. Was hast du dich um den Alten daheim z' kümmern I Er soll nur ordentlich aufpassen, daß die Schachermühl' Niemand aus'm Buckel davontragt."
HieSl, der wieder einen tüchtigen Zug auS dem Kruge gethan, rückte jetzt den Hut auf'S Ohr und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Stad seid's," schrie er, „müß?S denn allweil a Hackierci hab'n! Du wirst Dein Maul halten und weiter spielen, Allst, wenn ich Dir ein' guten Rat geben darf, und Du Hans, sollt'st auch net gleich so in der Höh' sein wegen jedem Daunder- loun (Kleinigkeit). Aufg'jpielt Musikant I Jetztn möcht' ich extra noch a paar Schnadahüpfel loslasten!" Jauchzend schwenkte er den Hut und sang:
„Und lustige Buam san ma Und Geld Ham ma a',
Z'weg'n der lustigen Weis'
San ma einakemma,
Din a lustiger Bua,
Laß 'm Teufel koa Ruah,
Und d' Engerln im Himmel,
Die lach'n dozua.
Me? Vater hat g'sagt.
I' soll dahoam bleib'»;
Da Hab' t verstand'»,
I' soll Kegel scheid'«.
Me? Vater hat g'sagt,
I' soll Prügel klieb'n;
Da Hab' ? verstand'«,
I' soll d' Diandeln lieb'n.
I' bi', wie ? bi',
Und ? bleib, wie ? b?,
Und ? laß mi? net ändern— Kreuzsakeradi!"
„Hoho," lachte der Lange, „wär auch ewig scha»' um Dich, wenn Du o Betbruder W'rden thät'st! No, brauchst keine Sorg' z'haben! Dein Schwester! laßt Dir schon a Ruah, aeit's weiß, daß 's mit gute Lehren bi Dir doch nx ausrich?, Frcili', ans'n Mist müssen wir sch»n alleweil a wachsames Aug' hab'n! Der tönn? leicht amal wieder
rin' Rücktall-haltaul, nur n' Maßkrug
st'h'n laste», Bursch! Mußt ein' Spaß versteh'» und brauchst Dich net gleich so zu schleimen (ärgern) deswegen. Aber wir wollen lieber von 'was Anderem red'n! Weißl'S was, Bub'n, singe» wir g'jchwtnd noch unser Wildschützenliedl —"
„Warum denn?" rief Hiesl. „Js ja kein Mensch da! Ja, wenn der Jäger von Sulzemoos oder d'Schandarm in der WirtS- stub'n wärn—"
„Das macht nix," unterbrach ihn der Lange eifrig. „Erfahren thui's der Jäger doch daß die KneiSlbuben im Wirtshaus ein Spottliedl ans ihn g'sungen
hab'n. Das ärgert ihn nachher soviel, als wenn er's selber gehört hätte'."
„Meinetweg'n," sagte HieSl. „Also fangt's an!"
Er begann herzhaft und die Andern sangen mit.
„I bin a junger Wildschütz,
A frischer, kecker Bua,
Und wenn i' geh' in's Schießen auS, So geh' ? in der Fruah.
I' Hab' mi' vergangen Wobl mitten in dem Wald,
Hör' i' 'n Jager pfeifen.
Was gilt's jetzt kimmt er bald.
Der Jager pirscht st' näher,
I' schau '» trutzig o',
Da schlagt er d' Augen nieder Und schleicht ganz stad davo'.
I' hab's ihm a g'schworen,
Wenn er a Wort thät sag'n,
Er müsset mir mein Rehbock Aus'm Buckel heimzu trag'«.
O Du verjagte Bruthenn',
Hast denn koa G'wehr bei Dir,
Und latzt Dt' gle? schreck'n Allhier in Dein' Revier?
Geh heim, leg' Dich nieder,
Häng 's Büchserl an die Wand,
Und nimm mir nur de? Lebtag Gar koane mehr in d' Hand."
Der Gesangs brach ab und ging in Gelächter über, denn der Lange dessen Trunkenheit immer mehr zumahm, hatte seinen Krug auf den Boden fallen lassen und blickte jetzt mit gläsernen Augen auf die Scherben nieder. „No, Du hast ein schön Brandari," sagte Hiesl. „Zu Dir darf man schon auch sag'»: geh' heim leg Dich nieder—"
„Fallt mir net im Traum ein," ries der Trunkene. „Jetzt fang ich 's Trinken eist recht anl Von euch laß ich mir noch lang nix schaffen, ihr geschupften Buben! Alles muß versoffen sein, das ganze Herr- gvttSruh' laß ich mir durch die Gurgel lauf-n —"
Er konnte nicht weiter reden, denn Hiesl hatte sich blitzschnell auf ihn geworfen und ihm die Hand auf den Mund gepreßt. „Willst dein Maul halten, rauschigS Vieh," knirschte er wütend. „Ein WörtU, wenn D' noch von Dir giebst, nachher drostel ich Dich, daß dir die Seel' aus dem Leib fahrt! Wenn ein Mensch in der Näh' iS und dich hört, sind wir alle verloren!"
Keuchend rangen die Beiden mit einander, denn der Trunkene setzte sich zur Wehre und suchte sich von seinem Angreifer losznmachen. „Laß mich geh'»," rief er schwer atmend. „Die Händ' weg, sag' ich, oder eS passiert ein Unglück! Mir kannst das Maul so leicht net stopfen, wie dem Dechanten von Herrgottsruh'l —"
Mit einem wilden Fluche drückte Hiesl den Trunkenen auf die Bank nieder. „Ich sag' dir's zum letzten Mal," keuchte er. „Nimm Deine fünf Sinn' zusammen, oder Du hast den letzten Schnaufer gethan!"
In diesem Augenblick stieß Allst einen Schreckensrus auS und taumelte leichenblaß auf seinen Sitz zurück. „Da — schau hin, HiSl," stammelte er und wieS nach der Thüre, „Teufel, jetzt iS 's gefehlt!"
Vor dem Sommerhaus« standen mehrere Männer, an ihrer Spitze der Kommandant der Gendarmerie-Station.
„Da hört man ja recht auferbauliche Dinge," sagte der Kommandant, der die drei Burschen mit finsteren Blicken betrachtete. „Die werden auch das Gericht denk ich in- terrssiren, und deshalb werdet ihr vor demselben schon noch genauere Aussagen machen müssen. Es thut mir leid, daß ich euch in eurer Unterhaltung stören muß, aber mr müssen euch schon in ein sicheres Quartier bringen, ehe wir uns auf den Weg machen nach der Schachermühl'."
„Was wolll's von uns?" rief Hiesl trotzig. „Ich versteh' kein Wort von dem Gered'I"
„Dann will ich deutlicher Reden," sagte rer Kommandant scharf. „Wir haben die Anschuldigungen, die der Bursche da" — er wies auf den Langen, der wie vernichtet auf der Bank lag — „Dir vor wenigen Augenblicken in's Gesicht geschleudert hat, gehört und wissen nun, daß ihr Mitglider der Bande seid, die die Wallfahrtskirche in Hcrrgottsruh' ausgeplündert hat. Ich verhafte euch daher, ergebt euch in euer Schicksal —"
(Fortsetzung folgt.)
Bersch ieden es.
— Was wir essen und trinken, ist wie für das körperliche, so für das geistige Leben von höchster Wichtigkeit. Wie jede Arbeitsleistung des Körpers die Folge von Muskelzusammenziehungen , so ist geistige Arbeit das Ergebnis von Veränderungen der Gehirnsubstanz. Die durch Arbeit abgenützten (oxydierten) Körperteile müssen fortlaufend durch neue Substanz ersetzt werden, sonst verlieren Körper und Geist ihre Leistungsfähigkeit. Geistige Arbeiter bedürfen infolge ihrer meistsitzenden LcbenSwweise einer zwar kräftigen, aber leicht verdaulichen Nahrung. Die Verdaulichkeit zu fördern und den Appetit anzuregen ist nun ein Hauptverdienst der Suppenwürze Maggi, deren Zusatz zu Suppen und Speisen nicht genug empfohlen werden kann.
— Er ist wieder da. Ein hübsches Geschichtchen macht augenblicklich unter den Hutmachern von Paris die Runde. Anläßlich der Weltausstellung von 1867 unter dem Kaiserreiche war ein braver Bürger aus einem entlegenen Provivzneste nach Paris gekommen und hatte sich bet einem bekannten Hutmacher der Rue de Rivvli einen neuen Cylinder gekauft. 32 Jahre verstrichen, ohne daß der gute Provinziale Gelegenheit fand, wieder die Hauptstadt zu besuchen. L>tzthln veranlaßte ihn ein dringendes Geschäft, sein Städtchen zu verlassen und nach Paris zu kommen. Als er feine Angelegenheiten geordnet hatte, wollte er sich auch etwas zu Gute thun und beschloß den Ankauf eines neuen Hutes. Die Adresse des HutmacherS in der Rue de Rivvli war ihm aus dem Jahre 1867 im Gedächtnis geblieben, und er etile sofort hin. Der Laden befand sich noch an der alten Stelle. Unser Provinziale öffnete seelenv.rgnügt die Thür und grüßle den Besitzer, ihm wie ein alter Bekannter zulächelnd, mit den klassischen Worten: „Da bin ich schon wieder!"
«rdsktisn. Drrck und Verlag va» Beruh. i« Wltztzsh.