Die Schachcrulühle.

Eine bayerische Dorfgeschichte von Fr. Dolch 8) (Nachdruck verboten.)

Mit gesenktem Kopfe hatte Allst zuge­hört.Du meinst'S gut mit mir, Walpi," sagte er dann leise.Ja, ich seh's ein, daß Du Recht hast l Ich will Dir folgen und mich bessern, da hast meine Hand!"

Da« Mädchen ergriff sie und drückte sie an ihre Brust.Ich dank' Dir, AUst, ich dank' Dir tausendmal!" sagte sie gerührt. Ich bin ganz glücklich, daß meine Wort' Eingang g'funden hab'n bei Dir, und ich mach' mich jetzt mit leichtem Herzen aus'» Weg."

Laute« Gelächter, das in diesem Augen­blick von der HauSthüre her erscholl, ließ die Beide» emporfahren. Auf der Schwelle stand HieSl, der sich vor Lachen die Seilen hielt, und hint-r ihm wurde die dürre Ge­stalt des Wildgruber Hans sichtbar. Der Lange schnitt eine greuliche Grimasse und tätschelte den Lauf de« Gewehres, das er in den Händen hielt.

Das iS wert, daß man's anschaut," rief HieSl, der sich noch immer nicht be­ruhig'» konnte,die Bekehrung des hett'gen Aloysius"

Geh' weiter," unterbrach ihn aber der Lange verächtlich.Laß' een dummen Bud'n in Ruh', mit dem iS wx anz'sangen! Der soll ein Wciberkittel anzieh'n und hinter'» Ofen kriech'», das iS 's Gescheidtrste, was er thun kann."

Rasch verschwanden die Beiden in dem dunklen Gange. AUst, dem die Spottreden daS Blut in die Wangen getrieben, wollte ihnen nachstürzen, aber das Mädchen klam­merte sich an ihn und hielt ihn fest. Nun wandte sich der Grimm des Burschen gegen Walpi, und er stieß sie so heftig von sich, daß sie einige Schritte seiiwärtS taumelte. Geh' miraus'mWeg, Betschwester!" knirschte er.Ich will nix z'ichaffen haben mit Dir!" Er stürzte in's Haus und warf die Thüre krachend hinter sich iu's Schloß.

Wie versteinert blieb Walpi roch einige Sekunden aus dem Platz- stehen, dann wankte ste stumm und bleich in's Haus zurück. Eine halbe Stunde später verließ ste dasselbe wie­der und schritt rasch, ohne sich noch einmal Umzublicken, auf dem Feldsträßchen dahin. Bald darauf verschwand ste im nahen Walde.

Am Abend des nächsten TageS saß die Schachermüllerln auf der Bank vor der HauS­thüre lind blickte von Zeit zu Zeit unge­duldig nach dem Walde hinüber. Piötzlich fuhr ste empor und legte die Hanv über die Augen, denn ste halte eine weibliche Ge­stalt, die am Waldessäume stand und sich dann langsam gegen die Mühle in Beweg­ung setzte, erspäht.Das is sie," murmelte ste vor sich hin, nachdem ste einen scharfen Blick hinübergeworfen.AuSg'richt, scheint'« hat's net viel, sonst thär's net so daher- schleich'u wie a Schnick- DaS Hab' ich mir z'erst denkt, denn die Bas' in JnderSdorf iS net von Gebenhausen. Da werd'n wir halt jetzt toch noch nach Mänka fahr'n und 'n Pfarrer von St. P-ter anbettkln müssen. DaS iS ja a mildthätiger Herr, und ich weiß S'g'wiß, daß uns der net mit ganz leere Händ' heimgeh'n laßt l"

Ein seltsames Lächeln spielte bei d'esen

Worten um Ihre Lippen. Sie stand auf und schritt dem Mädchen, das nicht mehr weit vom Hause entfernt war, entgegen. Ich s-h' Dir's am G'stcht an,' rief sie der beranschreitenden schon von ferne zu, daß Du einen Mehgergang g'macht hast. Gel', Du hast nix ousg'richt' bet dem Neid- krag'n? Die Müh' hätt'st Dir sparen können!'

Mein Bitten und Betteln is umsonst g'wesen" sagte Walpi tonlos.Eher glaub' ich, hätt' sich ein Stein erweich'n lassen"

3^ , ja , die Jndersdorfer Bas' kenn' ich," lachte die Müllerin heiser.Die giebt kein' Pfennig her, weil's meint, sie kann das Geld mitnehmen in die Gruben. No laß Dir nur keine Traurigkeit g'spür'n des- weg'n! Mit'm Bolen von Taxa Hab' ich schon gered't, weil ich's voraus g'wußt Hab, was Du für eine Nachricht heimvringen wirst. Komm nur 'rein in d' Stub'n und und trink und rast' aus I Heut' Nacht um zwölf fahrt der Bot' fort, er nimmt uns schon mit hinein in d' Stadt, hat er g'sagt, wenn wir ein Trinkgeld spendir'n woll'n. Ich Hab' ein bissel Butter und Eier aus'tricben und hab'S in ein Körbel gethan, damit ich doch net mit ganz leere Händ' zum hochwürdigen Herrn Pfarrer von St. Peter komm'. Wirst's seh'n, dast ich bei dem net umsonst bitt' I Da müßt ich ihn net kennen den guten Herrul"

Gott geb's" seufzte Walpi.DaS iS unsere letzte Hoffnung! Aber was iS 'S mit'm Vater? Is er daheim?

Niemand is daheimerwiderte die Müllerin.Komm nur herein I Ich muß nur noch a paar Schreibereien zusammen­suchen und mein G'wand Herrichten. Kannst mir a bissel an die Hand gehen dabei!"

Vom Thurme der Dorfktrche dröhnte die MitternochlSstunde, als das schwerbepackte Botenfuhrwerk, unter dessen weißer Btahe dir Gesichter der Schachermüllerin u. Walpt's hervorsahen, langsam durch das Dorf fuhr. Der Fuhrmann schritt neben dem Wagen her, und ein grauer zottiger Hund umkreeste da« Gefährt und sprang zuweilen bellend an den Pferden empor. Sobald die letz'en Häuser hinter ihnen lagtzp, kletterte der Fuhr­mann auf den Wagen und nahm neben der Müllerin Platz. Dann knallte er mit der Peitsche, die Pferde zogen schärfer an, und schwerfällig rasselte der Wagen auf der Land­straße dahin.

Es war bereits hohe Mittagszeit, als das schwere Fuhrw-rk, von müden Gäulen ge­zogen, sich langsam durch die Straßen Mün­chens bewegte. Mit einem Seufzer der Er­leichterung klktlerte Walpi, als die Pferde endlich im Hofe des BögnerbräuhauseS im Thal stille standen, vom Wagen und reckte die von der langen Fahrt ganz steif gewor­denen Glieder.So, jetzt komm' nur gleich herein in d' Wirisstub'n," sagte die Müllerin, nachdem ste hastig den Korb, den ihr der Fuhrmann gereicht, in Empfang g-nommen. Wir wollen geschwind Mittag machen, und nachher schauen wir gleich hinüber zum hoch­würdigen Herrn. Was meinst, Bot'? Krieg'» w r a Nachtherberg beim Bögner, weil Du ja doch erst morg'n wieder heimfahrst"

Frcili', da seid's gut auf^'hoben," er­widerte der Fuhrmann und schritt mit den Pferden dem Stalle zu. Die beiden Frauen atnr traten in die geräumige Gaststube, in

der eS sehr lebhaft zuging, und nahmen be- scheiden in einer Ecke Platz. Nachdem ste sich mit Speise und Trank gestärkt machten ste sich auf den Weg »m den Pfarrhcrrn von St. Peter, dessen Wohnsitz nicht sehr weit von dem Bräuhause entfernt war, auf» znsuchen.

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

.'. (Kleines Mißverständnis ) Eine be­rühmte Primadonna sitzt eines Abends im Zuschauerraum der Oper, während ein ebenso berühmter Tenorist als Gast auftrat. Hin­gerissen von seiner gesanglichen wie darstelleri­schen Leistung nimmt die temperamentvolle Künstlerin eine ihrer Visitenkarten, kritzelt mit Bleistift darauf die Worte:Einfach zum Fressen!" und schickte die Karte dem Kollegen in die Garderobe. Wer ermißt aber ihr Staunen, als sie fünf Minuten später durch den Theaterdiencr die Antwort des Sängers erhält. Er sandte nämlich gleichfalls seine Visitenkarte, und unter seinem Namen stand, gleichfalls mit Bleistift ge­kritzelt :Bedauert außerordentlich, der ebenso liebenswürdigen wie originellen Einladung nicht Folge leisten zu können, da er heule beim Kommmerzienrat H. frißt."

.-. (Demletzten Grand General" Sr. Lordschafi,) midmet die MünchnerJugend" in ihrer jüngsten Nummer folgendes Bei- lkidsgedichl:

Auf allen Wegen,

O Grau'n,

Sind die Kollegen Verhau'n

Nach bestem Brauch!

Die Buren lauern im Felde.

Warte in Bälde Hau'n sie dich auch!

(Ein Scherz PodbielSkis.) Daß der Staatssekretär des Reichspostamtes, Herr v. PodbtelSki, gut zu parieren weiß, bewies er kürzlich einmal wieder recht schlagend. Kaust sich da eines Tages ein Mann in Westfalrn einen Kartcnbrief, aber stehe da, die Gum­mierung fehlt. Erbost schickt der Mann den Brief mit einem Faden zugenäht an Herrn v. Podbielskt und fragt in dem Briese irnisch an, ob man so mit mangel­haft gummirten Kartendriefen verfahren müsse? Mit wendender Post traf eigen­händige Antwort ein und in liebendswürdig- ster Weise teilte der Staatssekretär dem Frager mit, daß er den qu. Brief ganz richtig behandelt habe, nur müsse er den Faden durch jedes Loch der Zähnung ziehen ! Wer lachte nun zuletzt? Uebrigenö ist die Sache auch auf dem Dienstwege erledigt worden.

(Aus der guten alten Zeit.) Sol-

dat (sich von eine: Patrouille zurückmeldend): Hauptmo', der Huber isch wieder do I" Hauptmann:Geh' noch amal zurück und meld' Dich! Daß D' mir .aber das Wirtl Herr" nit verglicht I"Soldat:Haupt­mo' I Der Herr Huber isch wieder do!"

(Kindlich ) Eine Mutter erzählt ihrem Jungen die Gesch-chte von Adam und Eva; wie Eva aus einer R ppc des Adam ent­standen sei. Bald darauf kommt der Kleine nach Hause und rujt:O, Mama, ich habe einen schrecklichen Schmerz in der Seite. Ich glaub', ich krieg 'ne Frau l"

Bchakttsn, Dr-,6 >M Kerlyg von Beruh, Hss«?nn in Mbbah.