Die Schachermühle.

Eine bayerische Dorfgeschichte von Fr. Dolch. 7) (Nachdruck verboten.)

Regungslos und mit verhülltem Gesicht hatte Walpi zugchört. Jetzt ließ sie die Hände mit einem liefen Seufzer in den Schoß sinken und hob langsam das thränen- überströmte Gesicht.O Mutter," murmelte sie mit tonloser Stimme,Deine Wort' bre­chen mir 's Herz! Wenn Du so denkst, nach­her iS freilich alles ans und vorbei, nach, her mag uns unser Herrgott gnädig und barmherzig sein!"

Unbeweglich wie ein Steinbild starrte die Alte auf das weinende Mädchen.Wein' net so, Walpi," sagte sie noch einer Pause mit milderer Stimme,ich kann das net verlrag'n. Weil's Dir gar so viel Kummer macht, so will ich Dir v.rsprech'n, dag vor­derhand die Red' nimmer sein soll vom Hans sein' Plan. Der Vater Hot so n x wissen woll'n davon, und ich seh's selber ein, daß 's eine döse Sach' iS damit. So wollen wir's halt z'ützl doch roch auf eim andere Weis' probieren. In JndcrSdors lebt noch a Schw stcr von mein'm Vater, die aber die langen Jahr' niemals von sich hat 'was hör'n lassen und auf alle unsere Brief' nie eine Antwort 'geben hat. Sie is scho' steinait und hat ein jchö»'s Sach'r, aber zäh und geizig w e der Teufel is sie Hali auch. Kannst Dich ja mor^'u in der Früh' auj'a Weg mach',, und schau'n waS D' auS- richten kannst bei ihr"

Von H-rzen gern," rief Walpi schnell. Wirst'S seh'n Mutter, daß sie sich erbitten läßt!"

Warten wir's ab," lachte die Alte kurz auf.Wenn D' aber nix auörichten sollest, nachher fahr',, wir übermorgen'm Bolen von Taxa nach Münka (München). Wie ich noch ledig g'wesen bin, Hab' ich auch amal das is freilich scho' lang her a paar Jahr' in der Stadt 'oient. Ich Hab' rin gutes Platzl tz'habl beim Pfarrer von St. Peter und had's auch nur auf'geben, weil ich nachher bald darauf geheiratet Hab'. Der hochwürdige Herr Pfarrer is ein recht miidthätiger Mann g'wesen und hat mich alleweil recht gut leiden können. Ich such' ihn auf und red' mit ihm; bet dem Hab' ich mehr Hoffnung als bet der Bas' von Jnders- dorf, Vielleicht richt ich doch 'was bei ihm aus"

Unser Herrgott wird unS beisteh'n," sigtt Walpi ausstchend.Ich will'n an rufen die ganz' Nicht, u"d morg'n in aller Fruah mach' ich mich auf den Weg. Die Bas' Hilst unS q'avß! Du wirst's seh'n, Mutter, doß ich Recht g'habt Hab'!"

Sie verließ die Stube und kehrte in ihre Schlaikammcr zurück. Lange lag sie noch schlaflos auf ihrem Lager und starrte mit gefalteten Händen, die Lippen leise bewegend, vor sich hin in das Dunkel. Schon däm­merte dir Morgen, als ihr endlich der Schlummer die müoen Augen schloß.

2 .

Die Lerche hatte schon längst d>n ersten Sonnenstrahl gegrüßt unk sich ihm entgegeu- geschwungen, die Vögel jubilierten schon lange in den Zweigen, die Käser summten, die Bienen und Schmetterlinge flogen umher endlich erwachte Walpi. Sie rieb sich

die Augen, blickte v-rwunbert umher und sprang dann fast erschrocken aus dem Belte. Rasch verließ sie die Kammer, öffnete die Hausihüre und trat hinaus ins Freie.

Im Hause war noch alles in lautloser Ruhe, nur, der Hofhund kam schweifwedelnd auf dos junge Mädchen zu und drückte seinen struppigen Kopf an ihre Kniee. Schon wollte sie wieder ins Haus zurück, als ihr Blick auf Alist fiel, der, nur mit Hemd und Hose bekleidet, am Rande des munter dahinschießen- dcn Baches knieeie und pustend Kopf und Arme in das frische Wasser tauchte. Einen Augenblick zögerte st-', dann eilte sie rasch auf den Burschen zu und legte die Hand auf seine Schulter.

Rasch fuhr Allst, als er die Berührung fühlte, in die Höhe.Du bist'S, Walpi?" rief er erstaunt.Willst mir 'leicht 'was? Ich Hab' net lang Z it, denn die Andern warten schon auf mich!"

So? Habt'ö schon wieder a Lumperei vor in aller Fru-H? Kann mir's denken, was dos wieder sein wird!"

Das is leicht zu erral'n," sagte Alist und sprang auf.A bist jagern geh'n wir halt, fitzt iS g'rad die schönste Zeit! Aber was iS 's denn eigentlt' mit Dir, daß Du heut' gar schon aus die Federn bist?'

Ich geh'nach Jndersdorf zu der Bast," erwiderte Walpi,und da muß ich mich srühzeiiig auf den Weg machen. Die Mut­ter schickt mich hin, ich soll die Bas' um B.istand und Hilfe bitten, damit wir unS wieder in die Höhe arbeiten können. Nach­her wollen wir alle auch wieder ein ehr­liches, arbeiissames Leben führen, und der Wstdgruber Hans muß fort und darf sich nimmer blicken lassen bei uns"

Was D' net sagst," rief der Bursche, der mit offenem Munde zugehört halte.Das glaub' ich Dir noch net auf's erste Wort! Da müßieu's alle ihren Sinn gewaltig ge­ändert hab'n über Nacht, denn gestern Habens nach ganz andere Sachen auögemacht mit­einander. Und meinst denn, daß der Hans sich so gutwillig aus dem Haus jagen lass n thäl? Der hat uns in der Hand und thäi uns wohl ord n iich einheizen, wenn wir unS mit ihm verfeinden wollten."

Mit dem Ihäten wir schon fertig wer­den," sagte Walpi.Wenn ihr net so kura­schiert seid und euch net aufzutreten ',raul gegen ihn, nachher muß halt ick mit gutem Beispiel vorangch'n. Hat der schlechte Kerl euch gestern net den Vorschlag g'maebt, die WallfahrtSkirch' HerrgoltSruh' auöz'rauben? Aber dasmal hat er sich verrechnet! Die Müller will nix davon wissen und der Vater auch net. Und Du wirst ihm wohl auch net Beistand leisten und eine solche Tod- sünd aus Dein G'wiss n laden"

Gewiß net, wenn tst Mutter net mit thun will," sagte Alist Verwirrt.Aber Hiesl, der is ganz Feuer und Flamme da­für, d>r wird sich wohl kaum abhatten lassen!"

Zwei all-in können n x auSrichlen," erwiderte Walpi hastig.Aber Du mußi halt auch g'wiß fest bleib'n, Alist, und mußt Dich net, wie so oft, wieder überreden lassen von die Zwei"

Aber sie werd' mir arg zusehen," sagte Allst unschlüssig.Du hast leicht reden, aber die Zwei rauchen kein Guten, und ich muß alleweil den Kürzeren ziehen, wenn sie

einruck'n über mich und mir den Pelz auS- klopfen."

Halst Dich nur zum Vater," sagte Walpi aufmunternd.Sie werden sich hüten, Dir was zu lhun, wenn Du bei ihm bist. Und wenn ich wieder heimkomme, nachher mi ß der Hans auf der Stelle fort, und der Hiesl kann mit ihm geh'u, wenn er net gut thun und von seinem lüderlichen Leben nim­mer lassen will. Schau, Alisi, ich bitst Dich mit aufg'hobene Hand', folge Deiner Schwe­ster, die es gewiß von Herzen gut mit Dir meint I Du bist noch so jung, Du kannst schon wieder zurückgebrachi werden auf den rechten Weg. Du wirst doch net a blutiges Ende nehmen oder Drin junges Leben im Zuchthaus vertrauern woll'n! Ist es denn net Viel schöner, wenn Du fleißig arbeiten und ein ordentliches Leben führen thust? Alle Leute sind nachher wieder freundlich mit Dir und hab'n Dich gern' und auch unser Herrgott gibt Dir Glück und Segen, wenn Du das Beten und das Kirchengehen nim­mer versäumst. Komm' gieb mir die Hand darauf, daß Du mir folgen und umkehl en willst"

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

Mitgebrochenem" Herzen 104 Jahre alt geworden ist eine Miß Elisabeth Jones, die kürzlich in Charleston im Staate West-Vtrglnien gestorben ist. Der Tod dieses greisen Fräuleins ist dir Abschluß eines Romans, wie er sich nur selten tm wirk­lichen Leben abspietcn dürfte. Mit kaum 18 Jahren verlobte sich Miß Jones, die dazumal süc eine gieße Schönheit galt, mit einem flotlen Krieger, einem Leutnant der Virginia-Miliz, die im Jahre 1812 im Dienste der Vereinigten Staaten in den Krieg zog. Am 23 Aug. 1814 ffil der junge Offizier in dem Gefecht mit den britischen Trupp,« bei Alexandria in Virginien. Dies war wenige Tage vor dem für die Hochzeit festgesetzten Termin. Ais man der Braut die Todesnachricht überbrachte, geberdete st« sich wie eine Wahnsinnige. Nur mit Mühe konnte sie daran gehindert werden, sich ein Leid anzulhun. Nach längerer Zeit kehrte ihr Lebensmut und zum Teil auch ihr Froh­sinn zurück, aber ihrem Schwure, dem Wien Liebsten die Treue bis zu ihrem letzten Atem­zuge zu bewahren, hat sie gehalten. Dieser Moment hat freilich etwas lange auf sich warten lassen.

Nicht von Bedeutung.Warum hat denn Ihre Frau Gemahlin auf einmal so viel Kopfschmerzen«"Ja ist ihr nur eine Equipage durch den Kopf gefahren!" Schwankende Bezeichnung Frau (in

eine Knerpe einlrelnrd):Ist mein Mann nicht hier!" Wirt:Grade ist er fort­gegangen IGrade? Na, na I"

(Gipfel der Heuchelei.)Nun, Frau Nätin, wie ist Ihnen denn jetzt zu Mule, alle f Töchter fo glücklich verheiratet zu haben?"Ach, Herr Professor wie einer Löwin, brr man die Jungen geraubt hat."

(Vor Gericht) Richter:Sietran­ken zwanzig GiaS Bier und Hallen keinen Psennig in der Tasche?" Angeklagter: Das stimmt, aber ich wartete von Glas zu Glas darauf, daß mich der Wirt hinaus­werfen würde!"

Rrdsklton, Druck und Verlag vsn Beruh. Hofm « n » i» Mlbhad.