berichtet wird, zogen drei Viertel der britischen Truppenabteilungen nach dem Lager zurück. Die übrigen hielten Stand, bis sie von größeren Massen des Feindes übermannt wurden und sich ergeben mußten. 70 Mann, einschließlich 7 Offiziere wurden gefangen ge­nommen.

Kapstadt, 8. Jan. Die Weigerung der Truppen, gegen die Buren ins Feld zu rücken, nimmt mit jedem Tage zu. Die Offiziere weigern sich, gegen die Ungehor­samen mit der nötigen Strenge vvrzugchen, da sie einen allgemeinen Aufruhr der Soldaten befürchten.

London, 10. Jan. Balfour hielt auf der Jahresversammlung seiner Wähler in Manchester eine Rede. Er bezeichnete rs als eine falsche Anschuldigung und Ver­leumdung, daß das Verhallen Englands in Südafrika vom Wunsche geleitet sei, das Reich durch reiche Gebiete zu vergrößern. Großbritanien habe von dem Kriege nichts zu gewinnen, der große Kosten verursache. Ueber allen Ausgaben ständen die Menschen­leben, die keinrGeld kaufen könne. Er hoffe auf der nächsten Jahresversammlung von er­rungenen Siegen, von der Wiederherstellung

deS Friedens und der Einführung gleicher Rechte in Südafrika sprechen zu können.

Die englischen Gesamivrrlvste während des kurzen Feldzuges erreichen bis jetzt nach Berechnung desChrowcie" die kolossale Höhe von 6791 Mann, darunter 2166 Ge­fangene.

Durch flüssiges Eisen sind auf den Hochöfen des Hörder Vereins drei Mann schwer verbrannt worden. Einer starb so­fort.

(Dir Fahrt auf der Eisscholle.) Eine unfreiwillige Wasserfahrt mittels einer Eis­scholle, die leicht zu einer Todesfahrt hätte werden kennen, hatte ein neun Jahre alter Schulknabe in Pirna auf der Elbe zu be­stehen. Er halte sich aus dem Ufereis des Stromes- zu schaffen gemacht, als plötzlich einige nur wenige Meter Umfang zeigende Scholle mit dem darauf stehenden Knaben abging, ohne daß eS ihm gelungen wäre, durch einen Sprung noch rechtzeitig das Ufer wieder zu gewinnen. Die beteiligten Knaben liefen, als ihnen die gefahrvolle Lage ihres Spielgenossen zum Bewußtsein kam, davon, während der ringsum vom Trockenen abgeschlossene und nach der Mitte

des Stromes zu treibende Knabe ängstlich zu schreien anfing. Glücklicherweise wurde das Rufen gehört und einem Iährmeister gelang es, das Kind aus der gefahrvollen Lage zu befreien.

Der Mörder der Kaiserin Elisabeth, Luecheni, wurde, nachdem er zwölf Monate in Einzelhaft verbracht, gemäß den Bestimm­ungen des Schweizer Gesetzes in allgemeine Haft übergesührt und einer Werkstätte Ju- geteilt. Auf eine vorhergegangene Anfrage des Genfer Regierungspräsidenten antwortete der Bundrsprästdent, man müsse vorläufig für Luccheni die Bestimmungen des Gesetzes walten lassen, bei dem leisesten Vergehen jedoch ihn wieder in die Einzelzelle bringen.

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Die Schachermühlk.

Eine bayerische Dorfgeschichte von Fr. Dolch. 6) (Nachdruck verboten.)

Was gibt's? Was iS denn g'scheh'n?" rief die Müllerin ängstlich.Du stehst ja aus, wie wenn Du a Wattz (Gespenst) g'jeh'n HLtt'st!"

Vater l Mutter l Um Gotteswill'n, was Hab' ich g'rad' voneh hör'n müssen*

Ich will net hoffen," brauste die Mül­lerin auf und ZorneSröte färbte ihreWangen, daß Du scho' wieder amal gelüst (gelauscht) hast I Oser wär's doch so g'wesen? Wirkli'? Aber es geschieht mir recht I Warum bin ich so dumm g'wesen und Hab' Dich net ein- g'sperrt in Dein Kammerl. Aber wenn Du doch scho' amal alles weißt, so rcd' nur jetzt, wenn Dir vielleicht 'was net recht iS I"

Mutter, Vater," hauchte Walpi angst­voll,ich bin' euch mit.aufg'hodene Händ', laßt's euch net ein auf so schreckliche Sach'n. Ein' solchen Frevel könnt' unser Herrgott ja auf der Stell' strafen durch ein' gachen (jähen) Tod I Aber wenn das auch net ge- fcheh'n thät, könntet ihr denn noch a Nacht ruhig schlafen mit einer solchen Bürd' auf 'm G'wifsen? Auf die Knie bin' ich euch, ihut's so was net, gebi's dem Versucher kein G'hör l Ich will arbeilen für euch Tag und Nacht, will gute Lut' aufsuch'n und sie fuß­fällig bitten, daß 's euch helfen"

Gute Leut'," rief die Alte mit einem schneidenden Hohnlachen,gute Leut' willst aufsuch'n und sie um Hils' bitten? Ich mein', da thät' Dich ras Such'n bald ver­drießen I Du bist roch a jung'ö, unver- fahr'a's Diandl, Du weißt noch nix von der Welt, aber wir zwei, Dein Vater jjda und ich, können ein Liedel fingen von der Gutheit der Leul'i Ja, vor a fünfzehn Jahrt'n, da iS mir der Himmel noch voller Geigen g'hängt, da Hab' ich wohl auch grad' so denkt wie Du. Damals.sind wir noch net lang Verheiratet g'wesen, der Peter und ich, und auch die Schachermühl' hat uns noch net lang g'hört. Das iS noch aLeb'n g'wesen dazumal? Die Müllerei iS gut

'gangen, lustig und fidel sind wir allezeit g'wesen und g'meinl hab'n wir, die ganz' Welt g'yört uns. Net wahr, Peter?"

Das war freilt' a glückliche Z-it," sagte der Müller düster.Red' mir net davon, Besel, wenn Du mir net das Herz im Leib umkehr'n willst!

Ja, wahr ls 's, es war a glückliche Zeit, nur schad', daß 's net lang gedauert hat," lachte die Alte heiser.Also a paar Jahrl'n d'rauf is mei' Bruder in unsere Gegend 'kommen und von der Zeit an is 'S aus g'wesen mit unserem Glück. Mein Bru­der is ein Thunetgut jg'wesen von kleinauf. Ais junger Bursch hat er allerhand schlechte Streich' gemacht, und die hab'n ihn auch richlig z'tetzt in'S Zuchthaus 'bracht. Ec iS aber net lang drin' g'wesen im Auer Zucht­haus in der Mür.chnerstadt; er hat aus'aro- chen und hat sich da her g'flüchl' in unsere Gegend. Verrissen und verlumpt, derlegl wie a g'hetzter Hirsch is er zu mir 'kommen. Schwester, versteck'mich, d'Schandarm sind hinter mir her," hat er g'rufen. Hält' ich ihm da die Hilf' versag'n und ihn ausliefcrn foll'n an d e Schergen? Er iS me>'Biuder g'wesen, ich Hab' ihn net verlassen können. Ich Hab' ihm Unterschupsl 'geben und Hab' ihn gut veersteckl. Und wie Schandarm 'komm-n sind und mich g'fragt bad'n, ob ich den Räuber Pattolini net g'seh'n hält', da Hab'i nein g'jagr und Hab' sie weiter ge- schick, auf einer falschen Fährt. Ein paar Wochen daraus iS er erschossen wor'n von die Schandarm, und nach seinem Tod iS 'S wie a Lauffeuer herum'gangen in der ganzen Gegend, daß der Räuber Pascolini a Bruder g'wesen is von der Schachermüllerin und daß er in der Schachermühl aus- und ein'- gangen is, wie wenn sie sein g'hört hätt'. Das iS freilich net wahr g'wesen, aber die Lem' Habens doch glaubt und die Schacher­müht' >s mit der Zeit ganz in Verruf ge­kommen. Wir habcn'S auch bald g'spürt im Geschäft, nach und nach sind alle die beffer'n Kundschaften weg 'blieben, und a paar Jahren später iS die Mühl' ganz still g'standen. Aber das is noch net alle« ge­

wesen ; Du weißl'S ja selber, wie's euch die Kinder in der Schul' g'macht haben. Hab'n net die Buben 'm Hiesl und 'm Altst all­weil Pascolini nachg'jchrien und Dich das Räuberdiandl g'heißsn ? Und so wie d'Kindcr, so haben's auch die Alten g'macht.. Es ist net an den Himmel z'malen, was die Böses nachg'sagt und wie sie uns ang'feindet hab'n. Im Wirtshaus sind die Männerleut' vom Peter, und im Kirch'nstuhl die Weiber von mir wrgg'ruckt, vom Danken auf ein Gruß war gar nimmer die Red' und von einer G'fälligkeit oder ein'm Aushelj'n schon gleich gar net. Wie die G'jchiche' alleweil ärger 'worden is, haben wir verkaufen woll'n, aber kein Mensch hat sich g'funden, der die Schachermühl hält' kaufen mögen. Also hab'n wir halt wieder in Gotl'Sname» fortg'hausi und schön stad unser ersparte- Geld zug'setz». Wie das dahin g'wesen is, haben wir einen Acker um den andern um ein Spottgeld hergrbn müssen, weil wir uns anders nimmer helfen haben können. Wären w r vielleicht das 'worden, waö wir jetzt sind, wenu's die Leut' net so Arg gemacht hätten? Haben wir net die Händ' aus» g'strcckt nach alle Seiten, und haben rin­net alle z'ruckg'stoßen und uns alleweil tiefer hiiieintreten in den Koth? Wenn ich sie vergifitn könnt' alle mit einander, keinen Augenblick thät ich mich b'finnen l O der Haß steckt tief drin' da im Herzen, der iS g'wachsen die langen Jahr her und nimmer herauSz'reißen l Und wenn ich ihr BöseS zufügen kann , der giftigen Brut, nachher is's mir a Freud und a Lnst, nachher möcht «ch springen und jauchzen vor lauter Selig» keil I"

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

Oh weh! Madame:Warum haben Sie denn Ihre letzte Stellung verlassen?" Dienstmädchen:Weil der Herr mich küssen wollte," Madame:Und vas wollten Sie sich nicht gefallen lassen?" Dienstmädchen: »Ich, schon; aber die Madame wollte es sich nicht gefallen lasten."

Siediktt,», Druck und Berl«z v«n B«r n h. H«sm»nn in Wilbbsh.