Rundschau.

Sr. Majestät der König hat den Bahnmeister Staudt in AipirSbach seinem Ansuchen gemäß auf die erledigte Bahn­meisterstelle in Calw versetzt.

Wir haben in unserer letzten Num­mer mitgeteilt, daß nach dem Vorganze vieler Städte und Dörfer des Landes auch die 3600 Einwohner zählende Stadt Nagold durch Darreichung von 400, bczw, 300 ^ jährlichen Ortszulagen über den durch das Ges'tz vom 31. Juli ds. Js. normierten Grundgehalt dir Lehrer hinausgegangen ist. Heute sind wir in der Lage Mitteilen zu kön­nen, daß auch Gemeinden des Bezirks Neuenbürg (Bieselsberg, Ottenhausen, Gräfenhausen u. a.) anseheliche Zulagen für ihre Lehrer verwilligt haben, so daß dieselben sich um 200 und mehr besser stellen als ihre Kollegen in solchen Städten u. Dörfern, die keine oder kaum nennenswerte Zulagen reichen. (Nebenverdienste sind ja durch die neiierdings angeordnete Bezahlung des Orga. nistendiensteS wie der Fortbildung-- und Sonntagsschulen überall ziemlich in gleicher Höhe vorhanden I Ehre solchen Gemein- den, die auch durch solche gewiß wohl an­gelegten Geldcpfern zeigen, daß ihnen die Schule und ihre leider immer noch ziemlich gering bezahlten vielgeplagtcn Lehrer am Herzen liegen I

Vom 1 Januar an fordert die Jn- validitätSversicheruug für alle, welche einen höheren Jahresverdienst als 1150,^ haben, einen um 6 höheren Wochenbeitrag. Das bedeutet für größere Geschäfte einen nicht unbe­deutenden Aufwand. Krupp in Essen z B. erwächst aus der Neuerung eine Erhöhung der Beiiragsgebühren um 87 360

Freudenstadt, 26. Okt. Vorgestern nacht wurde der Fahrknccht einer hiesigen Bier­brauerei als er wieder nach Hause fuhr, von zwei Strolchen beim Katzenholz, wo die Straße Steigung hat, und langsam gefahren werden muß, angepackt, der eine hielt ;die Pferde, wogegen der andere auf den Wagen sprang und den Knecht packte, der sich aber tüchtig wehrte, so daß ersterer von ihm ab- leß. Der Knecht fuhr dann im Galopp davon, die beiden Strolche verfolgten noch eine große Strecke das Fuhrwerk, konnten es aber nicht mehr einhoien. Der Knecht machte von dem Vorfall sofort beim SlationS- kommando Anzeige. Non zwei Landjägern wurden dann in einer Wirtschaft in Dorn« stetten zwei Stromer im Bette verhaftet, deren Signalement mit den Angaben des Fuhr­manns auffallend stimmte. Dieselben wurden dem Amtsgericht eingeltefert. Der Knecht hatte etwa 70 ^ einkasstertes Biergeld bei sich, auf das eS die Strolche abgesehen hatten.

Balingen, 27. Okt. Das neue Post- gebäure, das nahe dem Bahnhof erstellt wurde, kann per 1. Dezember bezogen werden.

Gmünd, 27. Okt. Gestern wohnte Ge­neralvikar v. Ege aus Rottenburg einer Konferenz der Geistlichen des Gmünder Kapitels an, nachdem derselbe an den vor­hergehenden Tagen das Dekanut in Wäschen­beuren visitiert hatte. Hier besuchte er auch Verschiedene Anstalten, so St. Ludwig, St. Loretto und das Schullehrersemtnar. Rektor Frick hielt eine Ansprache, die der General» Vikar huldvoll erwiderte. Derselbe ließ sich dann das Lehrerkollegium und die Zöglinge vorstellen. Letztere trugen zu Ehren des Hohen Besuchs einige Lieder vor.

Kiinzelsau, 27. Okt. Zn Bieringen feierten Joseph Engelhardt und seine Frau das Fest ihrer goldenen Hochzeit. Von dem König und dem württembergischen Krieger­bund wurde das Jubelpaar mit einem Ge­schenk von je 20 ^ erfreut.

Rottweil, 27. Okt. Heute früh zwischen 5 und 6 Uhr brach in einem Anbau des Acciser Btblschen Hauses in Villingendorf F'uer aus, wodurch dieses und das anstoßende Wohngebäude des ZtmmermannS Link in Brand gerieten und vollständig niederbrann­ten. Dem umsichtigen und energischen Ein­greifen der Feuerwehr von Villingendorf gc» lang es, ein weiteres Umsichgreifen des Feuers zu verhüten. Es wird Brandstiftung ver­mutet.

Friedrichshofen, 27. Okt. Heute vor­mittag erwischte ein hiesig r Schutzmann eine Milchhändlerin, welche noch Aussage» eines Augenzeug-n schon wiederholt Wasser aus einem Graben des RiedlcweiherS schöpfte und ihre Milch damit fälschte. Die gerechte Strafe für diese That dürfte insofern empfind­lich ausfallen, da das verwendete Wasser sehr gesundheitsschädlich ist.

Breiten, 27. Okt. Ein Bürger aus dem Nachbarorle Bauerbach kam vorgestern hierher, um seine Verwandten auf dir am nächsten Sonntag stattfindende Kirchweihe i» Bauerbach einzuladen. Derselbe scheint sich unterwegs durch zu rasches Gehen erhitzt zu haben und nahm dann hier einen Trunk zu sich. Bald darauf wurde er so heftig vom Fieber befallen, daß er sich bei feinen Ver­wandten zu Bette begeben mußte und gestern gestorben ist.

Aus der Pfalz, 18. Okl. DemFranks. Journ." wird geschrieben: In Kirchennon­bach (Kirchenarnbach?) hat der Feldschütz Maulwurfsschwänze aus alten Filzhüten an- geferttgt und auf dem Bürgermeisteramt ab­geliefert, um sich die ausgeschriebene Be­lohnung von 10 für jeden getöleten Maul­wurf zu verdienen. Im ganzen brachte er 1057 Schwänze zur Ablieferung. Die Klagen der Bauern üver Ueberhandnahme der Maul­würfe wurden aber immer mehr und ver- anlaßten den Adjunkten, in dem ein gräß­licher Verdacht aufstieg, die Schwänze einer genaueren Besichtigung zu unterziehen, wobei sich oben angeführter Thatbestand herauS- stellle. Zu seiner Entschuldigung führte der Feldschütz den Umstand ins Feld, daß er be> seiner schlechten Bezahlung durch die Ge meinde sozusagen gezwungen gewesen sei, auf diesem ungewöhnlichen Weg sein Gehalt zu verbessern. Der pfi'fige Flurschütz ist jetz, nicht nur seines Amtes entsetzt worden, son­dern wird sich demnächst vor dem Gerichte wegen Betrugs zu verantworten haben.

Vom Kaiserftuhl. Recht gut ist der Herbst am Kaiserstuht ausgefallen. So wird beispielsweise in Jhringen das Gesamter- rägniS aus 13 4000, in Bötzingen auf 9000 und in Endingen auf 7800 Hektoliter ge­schätzt.

München, 21. Okt. Auf dem Gute Leut­stetten des Prinzen Ludwig von Boy rn hat vorige Woche ein Dreschen mittels einer Petrol-Lokomobile der Moiorenfabrlk Ober­ursel, Akt.-Ges., stattgefundkn. S. Kgl. Hoheit hat dem Dreschen längere Zeit selbst beigcwohnt, sich für diese Neuerungen außer­ordentlich interessiert und sich über das Re­sultat sehr anerkennend ausgesprochen.

Berlin. Der Magistrat bewilligt« vor­

behaltlich der Zustimmung der Stadtverord­neten für die Ueberschwemmten in Bayern 30 000, für diejenigen in Oesterreich 20 000 Mark.

Zarenbesuch in Potsdam. Wie ver­lautet, erwartet man den Zarenbesuch am kaiserlichen Hole am 4. November.

Vom Konsistorium zu Weimar wird gegenwärtig frstgesteltt, welche Geistliche dem Vergnügen der Jagd und Fischerei nachgehen, dabei Jagdkieidnng tragen und sich des Fahr­rades bedienen.

Metz. 28. Okt. Bischof Louis Fleck ist gestern abend 11 Uhr gestorben.

300 Fahrräder sind in der Fahr­zeugfabrik Eisenach verbrannt; 4 Feuerwehr« lcule wurden verletzt, davon einer schwer.

Ein starker Schneesturm herrschte am Freitag nachmittag in Petersburg.

Ein Familiendrama. Die Frau des BauerngulSbesitzers Winter tn Schmiedefeld (Sachsen) wurde heute in ihrem Bett erwürgt vorgefunben, auf dem Heuboden fand man ihre zwei Kinder getötet und nebn ihnen halte sich der Vater an einem Batken erhängt.

Sie werden nicht alle. Eine alte Haus­besitzerin in Riga erhielt ganz unerwartet den Besuch zweier junger Männer, die sie bald über ihr Anliegen aufklärten. Ein imenser Schatz in Gestalt eines halben Zentners Goldgeld schlummere schon lange tn dem nahe gelegenen Waide, bewacht und behütet von einembösen Geiste" , der nur gewillt sei, jene Rnchtümer herzugeben gegen sofortige Anzahlung von 259 Rubeln. Sobald der Schatz gehoben, würbe die alte freund- ttche Frau stlredend die Hälfte davon erhal­len. Bereitwilligst übergab sie den Jüng­lingen die gewünschte Summe. Nach einigen Tagen stellten sie sich abermals ein, der böse Geist" beanspruche noch so eine Summe. Um sich von der Wahrheit zu überzeugen, wurde die Alte aufgefordert, selbst in der nächsten Nacht in den Wald mitzukommen, um beim Ausgraben anwesend zu sein. Als das Trio gerade nachts um die zwölfte Stunde beim Graben war, erscholl von allen Seiten Aechzen und Stöhnen. Natür­lich war'S der döje Geist. Die Alle grub eifrigst weiter. Plötzlich zuckten Flammen empor, die einer der jungen Leute durch Petroleum erzeugte. Einen SalanSspuck ver­mutend , ergriff die Alte schleunigst die Flucht. Währenddessen stießm die eifrigen Schatzgräber auf einen Blechkasten, der ein Zettelchen des Inhaltes enthielt!, daß der Schatz erst nach einigen Jahren erhoben werden könne. Da kamen sie aber bei der Alten schlecht an. Sie verktagte die beiden Gauner, die sich demnächst vor Gericht über ihre Schatzgräber«! auSweisen werden.

Mit Grausamkeit rächte inGrabovei in Posen ein Mädchen die Untteue ihre- Verlobten. Sie lockie den Treulosen tn ihren Garten und schnitt ihm, während ihre Eltern ihn niederwarfen und festhielten, beide Ohren und ein Stück Wange ab. Der Schwerver­letzte wurde ins Spital, die Uebelthäter iuS Gefängnis gebracht.

Bei dem Mahl anläßlich der Hoch­zeit der einzigen Tochter eines reichen Bauern in Pate (Ungarn) stürzte plötzlich der Dorf- jchmied, der von der jungen Frau früher eine Absage erhalten hatte, mit der Bp in das Zimmer und spaltete der Frau den Schädel.