Rundschau.

S. Maj. der König ha! den Am'srichter Rücker von Neuenbürg, derz-li HtlfSrichier bei dem Landgericht Roitwril, zum Land­richter bei dem Landgcrickt Tübingen ernannt.

Bietigheim, 22. Oki. Ein hiesiger Weingäriner hatte mit seinem „Neuen' ordentlich Pech. Steht nähmlich da neulich ein Weingärtner vor seiner Bülte und fragt staunend mit lachendem Gesicht: Wer hat denn zu meinem noch ein Ladfaß voll hineingeleert? So viel Wein habe ich doch nicht! Niemand weiß von der Sache. Tie Nachbarn werden gefragt, aber keiner will es gethan haben. Der glückliche Besitzer denkt, die Sache wird schon ans Licht kommen und verkauft das ganze Quantum. Nach 4 Tagen endlich läßt ein Nachbar seinen Wein ab. 3 Eimer hat er verkauft und — 2 laufen nur ab aus der Bütte. Wo ist der 3. Eimer? Natürlich in dcS Nach­bars Bülte und zwar halte der Eigentümer den Wein selber am Hellen Morgen dahin gebracht, obgleich auf jeder Bütte mit roter Farbe der Name des Besitzers steht.

Oehringen, 20. Okt. Zn Psid lbach wurde gestern einer unbemittelten Witwe aus dem auf der Bühne stehenden verschlossenen Kleiderkasten der Erlös aus verkauftem Obst im Betrag von 50 entwendet. Vom Thäter hat man keine Spur.

Kirchheim u. T, 20. Okt. An einem Herzschlag gestorben ist heute am Fuße der Burgruine Diepoldsburg der hiesige VolkS- schullehrer Leonhardt Weiß, 47 Jahre alt. Der schöne Sonnenschein hat den so rasch Dahingeschiedenen veranlaßt, einen kleinen Ausflug in die Berge zu machen, in seiner Gesellschaft befanden sich noch einige hiesige Kollegen. Ohne Zweifel hat der rasche Aufstieg vom Thale aus den Einlitt der Katastrophe herbeigcführt. Im Umstnken fiel der Sterbende noch einen Abhang hinab und mußte von da durch seine Kollegen heraufbclördert werden.

Tübingen, 13. Okt. Dem Gemeinde» Pfleger von Würzbach, O.A. Calw, wurden am 27. August d. I. aus jdem in seinem Wohnzimmer stehenden Schrank 835 Mark bares Geld gestohlen. Der Verdacht fiel alsbald, nicht mit Unrecht, auf den früheren Dienstknecht .Ehr. Kremer von Möckmühl. Nach einer am 30. August von Berlin aus eingelausenen Postkarte schrieb Kremer dem Gemeindepfleger: „Berlin, das Geld ist bald alle, Christian." Kremer stellie sich ohne jeden Geldbesitz am 12. S>pt. in Neuenbürg und räumte die That ein. Das Geld Hit er verputzt. Urteil: 1 Jahr und 6 Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust.

Wurzach, 21. Okt. Der hiesige Post­halter geriet mit einem seiner Dienstknechte in Differenzen; er nahm einen Besenstiel, um ihm seine Meinung beizubringen und miß­handelte ihn so, daß der Mann in das Spital Verbracht werden mußte. Gegen den Post- hallr ist Untersuchung eingeieitet.

Allmannswciler, 22 . Olt. Der Io Jahre alte Sohn des Landwirts K. Stlberer von Schustern geriet unter den KieSwagen seines Vaters und blieb laut „Lahrer Ztg." auf der Stelle tot.

Vom Bodensee, 22. Okt. In Davos, dem weltberühmten Kurort für Lungenkranke in Graubünden, fand gestern und heute die Feier der Grundsteinlegung einer deutschen HeilMr für Lungenkranke statt. Der ge»

samte Bau kostet 300000^, wozu bereits 230000 eingegangen sind.

Nußloch (A. Heidelberg), 19. Okt. Ein 7jährigeS Kind kam hier dem Feuerherd zu nahe, so daß sein Kleidchen Feuer fing und lichterloh brannte. Das arme Geschöpf ist seinen gräßlichen Brandwunden erlegen.

— Eine seltene Magd. Aus Heidelberg wird der Breisgaucr Zeitung berichtet: Im benachbarten Nußloch wurde eine 66jährige Dicnstmagd beerdigt, die in Kirchheim über 50 Jahre in einer und derselben Familie diente. Ihren Lohn zog sic nie ein; im Laufe der Zeit ist dieser auf 6000 ^ mit Zins und Zinsesztnsen auf der Sparkasse angewachsen. Von dem letzten Glied der nunmehr ausgestorbenen Familie ihrer Dienst- Herrschaft wurden ihr 5000 ^ vermacht. Diese 11 000 c/L fallen nun zum Teil be­dürftigen Anverwandten der Entschlafenen hier zu.

Pforzheim, 18. Okt. Die Lokalbahn JtterSbach-Pfortzheim soll am 1. November in Betrieb genommen werden.

Pforzheim, 17. Oktober. Buchstäblich in Strömen floß vor der Wirtschaft zur «guten Hoffnung" der Wein. An einem Faß von 200 Litern wurde durch die Gewalt des Neuen der Boden hinauSgedrücki, so daß der ganze Inhalt auf der Straße herumgefloffen ist.

— In den.Fabrikdetricben des Albthals macht sich neuerdings ein Arbeitermangel geltend. Die Spinnerei und Weberei Neu­rod sah sich daher veranlaßt, 80 italienische Arbeiter zu engagieren.

Ansbach, 12. Okt. Rechtsanwalt Bayer hier, der den berühmten, mehrere Jahrhunderte alten Waldprozeß der Gemeinde Bugstnn gegen die Frhrn. v. Thüngen jetzt zum glüchlichen Ende geführt hat, erhält von der Gemeinde neben den Prvzeßkosten ein besonderes Hono­rar von 25 000 ^

Aus Baden, 19. Okt. Beim Herbste sind einzelne Gemeinden doch recht gut weg- gekommrn, darunter gehört unter anderen Jhringen mit einem Ertrag von 13 000 Hektoliter; bet einem Durchschnittspreis von nur 40 ^ für jdcn H kioliter würde dies gegen 500 000 ergeben, was bei einer Gemeinde von etwa 520 Haushaltungen doch von Hohem Belang ist. Als weitere Er­trägnisse werden u. a. noch gemeldet Bötzingen mit 9000, Endingen mit 7800, Hallingen mit 3000 Hektoliter.

— Der Besuch des Zrren in Potsdam wird Anfang November erwartet. Bis dahin bleibt der Zar mit seiner Gemahlin im Wolfs­garten in Hessen-Darmstadt.

— Gegenüber dem Reichstagsgebäude in Berlin (am Retchötagsufer) wird das Haus für daö Präsidium deS Reichstages errichtet werden. Der Bau wird zwei Jahre währen und die Ausstattung ein weiteres Jahr in Anspruch nehmen, so daß das HauS also in drei Jahren wird bezogen werden können.

— Eine Submissionsbliite wird aus Dresden gemeldet. Die Anstreicharluiten für die dortige neue Eisenbahn-Elbbrücks, an­nähernd 49 000 Quadratmeter Anstrichfläche umsaffend, einschließlich aller Rüstungen und Materialien, waren ausgeschrieben worden. Um diese Arbeit hatten sich 18 Maler be­worben, und von diesen lautete die niedrigste Forderung auf 19845 ^ die höchste hin­gegen auf — 100 900 ^

Alls Schlesien, 18. Okt. Im Laufe der letzten SchwurgrrichlSstsflyn in Hppeln

machte, wie die «Oppeln. Nachr." melden, Der Staatsanwalt» M. in einem seiner Piaideyrrs u. a. die Bemerkung: «Bei Gott und den Geschworenen ist alles möglich." Dadurch fühlten sich die Geschworenen ver­letzt und erhoben Beschwerde beim ersten Staatsanwalt, die den Erfolg hatte, daß der Staatsanwalt seine Acußerung schriftlich zurücknahm.

— WaS einem Radfahrer alles passieren kann l In der Nähe von Ostrau, einem Städt­chen im Königreich Sachsen, fand ein Radler beim Vorüberfahren ein 17jähriges Mädchen aus einem Stoppelfeld«, mit dem Gesicht dem Eidboden zugekehrt, bewußtlos liegen. DaS Mädchen sah am Kopf und Hals bereits blau aus und aus seinem Munde quoll Blut. Der Radler ahnte sofort, das Mädchen könnte zu fest geschnurrt sstn; er öffnete das Kor­sett, worauf sich die dem Tode nahe Ge­wesene nach einiger Zeit wieder erholle.

— Unternehmer-Bestrafung. In Grciz wurde ein Zigeleibesitzer wegen Beschäftigung von Kindern unter 13 Jahren mit Ziegel­abtragen zu ganzen 30 Straf« verurteilt.

— Der erste wcibliche Advokat der Schweiz, Fräulein Dr. Mackenroth, ist, wie man aus Zürich berichtet, dieser Tage zum erstenmal vor Geeicht ausgetreten.H

— Infolge Genusses vergifteten KäseS sind in Osnabrück etwa 40 Personen er­krankt. Eine Untersuchung ist eingeleilet.

Bukarest, 15. Okt. Das weibliche Kor­sett ist nunmehr glücklich bis in den rumän­ischen „SiaalSanzetger* hineingclangt. Vom Unterrichtsminister wurde an alle Privat- öchterschulen folgender im amtlichen Blatt des Landes veröffentlichter Erlaß gerichtet: „Da es durch die Erfahrungen auf wiffen- ichafllichem und praktischem Wege festgestellt ist, da es ein dauerndes Hindernis für die Entwickelung deS Körpers und für die Tätig­keit der Brustorgane bildet, so ordnet der Unterzeichnete an, daß sie den Schülerinnen Ihres Instituts das Tragen von Korsetts streng zu untersagen haben."

— Schiffsuntergang. Da« 846 Regt- sterions große Barkschiff „Fortunato", dessen Kapitän Oneto war, und da- mit Holzlad» u»g von Pensaeola nach Buenos Aires be­stimmt war, ist du Malsonado (Uragnay) gksirandet und vollständig verlonn. Der Kapitän, der erste Steuermann, sowie die sieben Mann der Besatzung sind ertrunken.

— Eine WellvolkszShlung im Jahre 1900. Die tlalienische.Regierung will cS durchsetzen, daß alle Völker Europas, wenn möglich alle zivilisierten Nationen der Welt, am 31. Dez. 1900 eine Volkszählung veranstalten. Man könnte allerdings den Anfang des neuen Jahrhunderts nicht bester feiern, aber wir glauben doch, daß sich dem schönen Plane unüberwindliche Schwierigkeiten entgrgenstellen würden.

(Die Heilung deS Schnupfens ohne alle Kostens Personen, welche mtl derjenigen Form des Schnupfens behaftet sind, die man die Grippe zu nennen Pflegt, werden eine wunderbare Wirkung in dem einfachen Mittel wahrnehmen, sich aller flüssigen Nahrungsmittel zu enthalten, bis die Symptome der fieberhaften Aufregung das Thränen der Augen nnd die öftere Nötig­ung, sich zu schneuzen, Nachlassen. DaS M'tte! wurde von einem Arzt empfohlen, schon vielfach versucht und in den mrisleiz FälUn sür gut bksnnhen.