Rundschau.

Reiche Spende. Der König und die Königin von Württemberg haben für die durch baS Hochwasser Geschädigten in Bry'rr. in hochherzig.rweise eine Summe von 3000 -/A gespendet.

Stuttgart, 19. Okt. Bekanntlich hat der Stuttgarter Gemeindtrat sich an das Mini­sterium des Innern gewendet mit der Bitte, eS möge eine gesetzliche Bestimmung gen essen werden, daß den Gemeinderäten vom näch­sten Jahr ab in irgend einer Form Diäten für ihre Tätigkeit gewährt werden sollen. Wie nun Sladlschnltheiß Gauß in der heu­tigen GemeinderatSsitzung mitteilte, hat das Ministerium geantwortet, daß dieserMngabe eine praktische Folge nicht gegeben werden könne. Man müsse zuerst abwarten, welche Erfahrungen man mit der Neuordnung der Dinge mache. Diese Frage lasse sich parle- mentarisch überhaupt vor Ente Dezember nicht erledigen. Das Ministerium ist über­haupt der Anschauung, daß die Regelung der Diäten nur in Verbindung mit der Reform der Gemeindegesetzgrbung überhaupt zusammen erledigt werden könne.

Bon den Fildern, 16. Okt. Der Herbst­verkehr hat neuerdings einen solchen Umfang angenommen, daß die Filderbohn nicht mehr imstande ist, denselben zu bewältigen. Es müssen deshalb die Frachtgüter der Gemein­den Pliening n und Möhringen durch Fuhr­werke noch Vaihingen befördert und der Staatsbah» übergeben werden.

Bon den Fildern, 18. Okt. Daß sich Kinder die Finger an der Futterjchneidmajchtne adschneiden, passiert ja leider fast täglich, daß aber eine Junge (wie dies in letzter Zeit in einem Filderort vorgekommen ist) sich mit der Fulterschneidmaschine starke Verletzungen am Hinterteil beibringen konnte, dürfte wohl zu den Seltenheiten gehören.

Eyach, 18. Okt. Rudolf Buse bohrte heute früh bei einer Tiefe von annähernd 30 Meter einen mächtigen Sprudel an. Das Bohrloch hat einen Durchmesser von 20Centi- meter. Hieraus strömt eine Gas- u. Wasser­säule konstant 1618 Meter hoch und bietet »in imposantes Schauspiel. Buse wird wohl sofort daran gehen, die Kohlensäure, die in großer Menge vorhanden ist, zu verwerten. Die Bohrung wurde von der Tiefbohranstalt und Pumpenfabrik M. Schweiger in Fürth unter Leitung des Bohrmeisters Brach aus- geführt.

Heidenheim, 18. Okt. Gestern nach­mittag ereignete sich auf dem Güterbahnhof hier ein gräßlicher Unglücksfall. Ei» 12jihr. Mädchen sammelte Kohlen unter einem schon bespannten Wagen. Der Fuhrmann fuhr an, ohne das Kind zu bemerken, dem die Räder den Kopf vollständig zerdrückten, so daß der Tod sofort eintrat. Ten Fuhrmann trifft keine Schuld.

Munderkingen, 16. Okt. Dem Eifinder des rauch-, knall« und geruchlosen Schieß­pulver», Karl Rapp dahier, ging laut Oberschw. Anzeiger" von seilen des Königl. preußische» Krlegsministeriums ein Schreiben zu, in welchem er aufgefordert wird, eine eingehende Beschreibung seiner Erfindung an die Artillerie-Prüfungskommisstou in Berlin einzuscndcn.

Ulm, 18. Okt. Die Umwandlung der Brauerei zumSchiff" hier, vormals Rettenmeyer, in eine Aktiengesellschaft ist!

seit -rstrrn perfekt. Das Aktienkapital bk-'

trägt 320000 , der Umsatz der Brau­

erei betrug im vorigen Jahre 20000 Hek­toliter. Zum Direktor wurde Karl Nägele gewählt.

Hechingen, 17. Okt. Große Aufregung herrscht hier durch das Verschwinden des dem hiesigen Museumswirt Weber gehörigen zehnjährigen Mädchens. Dasselbe wurde, lautHoh. V.Z ", gestern morgen 11 Uhr weggeschickt, um in der Stadt etwas zu besorgen und ist seit dies-r Zeit spurlos verschwunden. Die angestelltenzNachforsch- ungen waren bis jetzt erfolglos.

Emmendingen, 18. Okt. Die hiesige ArbeilerSfrau Rieth wollte auf einem Spiritus­kocher Milch wärmen, wobei ihre Kleider Feuer fingen. Trotz sofortiger Hilfe durch NachbarSleute starb die arme Frau unter gräßlichen Schmerzen.

. Lambrecht (Pfalz), 17. Okt. Heute abend !lst die Tuchfabrik von Gebrüder Haas fast vollständig niedergebrannt. Der Schaden wird auf etwa 100 000 ^ geschätzt.

Zweibrücken, 18. Okt. In der Nacht wurde in Trulben das Anwesen einer Witwe Hungler angezündet, nachdem die Frau er- mordet und beraubt worden war.

Wohlverdiente Züchtigung. Durch Frau, en vom Rade heruntergeholt und rmidlich durchgeprügelt wurde vor einiger Zeit ein Radfahrer, in Berlin. Der Gelynchte, einer jener rohen Radfahrer, die ohne Zeichen zu geben oder sich um Straßenbiegungen oder Ecken zu kümmern, blindlings darauf loS- rasen, hatte eine Frau, die ein Kind im Arme trug, überradelr. Ohne sich um sein Opfer zu kümmern, wollte der Radler, der sich noch grober Redensarten bediente, davo- eilen. Eine Anzahl Frauen stellte sich ihm entgegen, riß ihn vom Rade herab und be­arbeitete ihn mit Marklkörben und Taschen derart, daß ihm wohl die Lust vergehen wird, dem Radsport wieder in ähnlicher Weise Schande zu machen.

Innsbruck, 18. Okt. Bei der Brenner, bahnstauon GraSstein stieß heute 4Uhr der Schnellzug vom Norden mit einem Lastzug zusamen. Soviel bisher bekannt ist, sind drei Personen vom Lastzugspersonal tot. Von hier ging Hilfszuz mit Aerzten ab. Der Verkehr ist gestört.

17 Millionen Rubel desraudicrt. Aus Moskau wird berichtet: Der frühere Direkior der Eisenbahn Moskau-Archangelsk, Nikisvr A>cybaszefs, wurdenach langem Verhöre vor dem Untersuchungsrichter in Haft genommen. Es handelt sich um nicht weniger als 17 Millionen Rubel, welche der fallite Moskauer Millionär Mamontoff als VerwaltungS Präsident des genannten Bahnnetzes der Eisenbahnkasse entnommen und in seine Fa- briksunternehmungen gesteckt hat. Direktor ArcybaSzeff wird der Mitschuld au dieser kolossalen DefraudationMantvntoffS angeklagt. Tod eines 12jiihrigen Rauchers. In

Wien ereigete sich folgender merkwürdige Unfall: Der bet seinen Eltern wohnhaft 12jährige Schulknabe Karl Gromusch be­suchte seinen am Flötzersteig wohnenden Bruder. Dieser begleitete nun seinen Bruder wieder ein Stück noch Hause f auf dem Wege rauchten die beiden Sporr-Zigarettcn. Karl benützte dazu eine kleine Zigaretten­spitze aus Bernstein. Plötzlich verschluckte er diese. Er wurde von Atemnot befallen und stürtzte bewußtlos zusammen. Der ältere Bruder trug ihn schnell in das in drr

Nähe befindliche Spezereiwarengeschäft, wo man dem Knaben Oel einflößte. Doch da man die Spitze nicht heraufbringm konnte, brachte man oen Jungen in das Wuh lminen- spilal. Da sich leider in diesem Spital keine chirurgische Abteilung befinde!, konnte man dem Knaben auch hier keine Hilfe bringen. Nun wurde rasch ein Wagen herbeigeholt, um den Knaben ins Stcfaniespital zu bringen, doch bevor man noch dascbst anlangte, war der arme eine Leiche.

Ein Dicbsnest mitten im Walde. Ein Diebsnest wurde kürzlich von der Gendarm­erie im Walde bei Bergham ausgehoben. Leider entwischte der Dieb, welcher sich eine b-queme Wohnung in einer Höhle geschaffen batte. Nach den Vorgefundenen Gegenständen muß derselbe schon längere Zeit in diesem Schlupfwinkel gewirtschastet haben, d nn es wurden 3 leere Bierfässer, 30 Pfund Schweinefleisch, 6 Bienenstöcke vorgefunden und die Ueberreste von verzehrten 50 Stück G flügel, sowie 50 leere Weinflaschen. Vielleicht gelingt es, den Räuber noch zu fassen.

Eine Bettlerakademie ist tn Budapest von der Polizei aufgehoben worden. Der Maschinenschlosser Johann Wagner hielt in feiner gut eingerichteten Wohnung eine An­zahl von Bettelkindern mit Vorwissen der Ettern derselben als Pensionäre. Er gab den Kindern Kost und Unterstand, wofür ihm diese den Ertrag ihrer Straßenbeltelei abliefern mußten. Wer von ihnen weniger als zwci Gutden per Tag nach Hause brachte, wurde unbarmherzig geprügelt. Ein Detek» live, welcher Wagner in seiner Wohnung beobachtete, sah sieben Kinder von derArbeit" heimkehren und ihrem Brotherrn als Ergeb, nis ihrer Thäligkeit 18 Gulden auf den T'sch legen. Daß daS Geschäft Wagners florierte, ist daraus zu ersehen, daß man bei ihm ein auf 4000 Gulden lautendes Sparkassenbuch vorfand.

(Kein Platz für Schulkinder ) In der Stadt New Aork gibt eS 510 öffentliche Schulen, die aber nicht für alle schulpflicht» iaen Kinder Raum genug gewähren. Am ersten Schultage dieses Herbstes wurden ru, d 400000 Kinder angemeldet, ungefähr 50 000 mehr als im letzten Jahre. In Manhattan und Bronx mußten 20000 zurückgewiesen werden, da die Schulen sie nicht unterbringen konnten. Man muß dort zu dem sogenannten Halbklaffensystem greisen, d. h. einen Teil der Kinder die Schule am Vormittag, den andern Teil am Nachmittag besuchen lassen. In Brooklyn hatte man für 5000 Kinder keinen Platz, auf Long Island für 3000 und auf Stalen Island für 2000. Auch hier wird man sich mit dem Halbklaffen» tystem behelfen müssen. Wie groß außer­dem die Zahl der Kinder ist, die sich dem Schulzwang entziehen, ist nicht genau bekannt. Man nimmt an, daß 50000 Kinder ohne Schulunterricht sind.

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