Verschiedenes.
— Eine eigenartige Wette. Der Baron Sir W. B. gehört zu den Menschen, die lieber ihr Leben lassen möchten, als eine Wette verlieren. Der Baron auf dessen Gütern zahlreiche Herden weideten, ging nämlich kürzlich die Wette ein, er würde um 7 Uhr abends in einem wollenen Anzug spnstli, dessen Wolle an demselben Morgen vom Rücken seiner Schafe geschoren wäre. Der Einsatz war 5000 Am Morgen des festgesetzten Tages um 5 Uhr ließ der Baron ein halbes Dutzend seiner Schafe holen, sie wurden gewaschen und drei Männer waren damit beschäftigt, sie zu verscheren. Die erhaltene Wolle wurde sofort zur Fabrik in Mewbury gesandt, um dort entfettet, dekatiert und getrocknet zu werden, darauf in die benachbarte Fabrik zum Weben und Schwarzfärben geschickt. Alle diese Operationen waren um 3'/- Uhr beendet. Darauf bestellte man einen Schneider, Zuschneider und sechs Arbeiter, die sogleich ans Werk gingen, um das Kostüm herzustellen. Endlich, pünktlich um 7 Uhr, setzte sich der Baron ! in dem versprochenen Anzug zum Diner an >
Die Ehre des Hauses.
Novelle.
Originolbearbestung nach dem Englischen von Klara Rheinau.
14) (Nachdruck verboten.)
.Konntest Du — könnte ich ihn tadeln, wenn er eS thun würde?" fuhr Oberst Mervyn fort.
,O, laß ihn rufen, Reginald," drängle Frau Mervyn, „sage ihm Alles, ich kann nicht glauben, daß er unsere süße, unschuldige Rosa so leicht aufgeben wird."
»Es geschehe, wie Du eS wünschest," sagte der Oberst, der einem Diener klingelte und Herrn Tuston in sein Arbeitszimmer bitten ließ, »aber mache Dir keine großen Hoffnungen. Der junge Mann hat vielleicht zu viel Stolz, um die Tochter der Frau eines elenden Verbrechers zum Altäre zu führen."
„O Reginald, Reginald I" stöhnte die Unglückliche, „sprich nicht so grausam zu mirl Wenn ich gefehlt habe, so bin ich bereits hinlänglich bestraft. Wolltest Du mein strengster Ankläger sein?"
„So schwer Du Dich auch gegen mich Vergangen, ich könnte Dir vergeben, wäre es nicht um des Unrechts willen, das Du unseren Kindern zugefügt. Denke ich an die Schmach, die Du auf ihre jungen Häupter gehäuft, so —"
Frau Mervyn zog mit sanfter Gewalt seinen drohend erhobenen Arm herab. „Auch ich liebe meine Kinder und gräme mich um sie," sagte sie mit einfacher Würde, „aber nicht durch meine Schuld trifft sie dieses schwere Leid. Ist Hubert Morrison wirklich noch am Leben, so bin auch ich getäuscht worden und habe sie unwissentlich ins Unglück gestürzt. Diese Gerechtigkeit werden ste mir sicher widerfahren lassen."
In diesem Augenblick trat Walter in daS Z'mmer, heiteres Lächeln auf den Lippen. »Eie wünschen mich zu sprechen?" begann er fröhlich, aber das Wort erstarb ihm auf der Zunge, als er das veränderte Aussehen
die Tafel und steckte entzückt die wohl verdienten 5000 ^ in die Tasche.
— Ein gesunder Schlaf. Ein gutes Gewissen ist das beste Ruhekissen, heißt cs. Der Bauer Johann Schmidt in Wappolten- reith (Niederösterreich) hat ein so gutes Gewissen, daß er kaum zu erwecken ist, zumal wenn er ein Räuschchen hat. Vorgestern ist dem Manne ein merkwürdiges Abenteuer passiert, er hat im Schlaf eine unfreiwillige Reise mitgemacht. Es war ziemlich spät in der Nacht, als er mit schwerem Kopfe aus dem Wirtshause nach Hause wankte, statt in seine Wohnung, kam er auf den Bahnhof. Dort stand ein Lastzug und der Bauer, den seine Füße nicht mehr tragen wollten, machte stch's auf dem Laufbrett eines dem Train eingeschobenen Personenwagens bequem. Er legte sich hin und schlief. Das Zugspersonal bemerkte ihn nicht und der Train ging ab. SigmundS- herberg, 10 Kilometer weit von der vorerwähnten Station entfernt, hörten die Bahnbediensteten das laute Schnarchen des Mannes, > der noch immer auf dem Laufbrett hingestreckt >lag. Der Bauer war sehr ungehalten, als
von Rosas Eltern bemerkte und erfuhr, warum seine Gedenwart verlangt werde.
So wenig er auch damals auf die Erzählung PriScillas geachtet, so hatte Frau MervyaS Erregung ihm doch verraten, daß etwas Wahres an der Sache sei; aber er liebte Rosa zu innig und war ihrer Mutter zu dankbar für alle Güte, die ste ihm, dem fiüh Verwaisten, stets erwiesen, um den Glauben aufkommen zu lasten, ste habe sich eines Verbrechens schuldig gemacht. Sein Urteil üder ihr Betragen war so milde, wie das des Obersten strenge war, und seine ernsten Worte zeugten von tiefem Mitleid für die unglückliche Frau.
„Verzeihen Sie, Herr Oberst," sagte er, „aber ich kann nicht begreifen, warum Sie so großes Gewicht auf die höchst unwahrscheinliche Aussage jener gefährlichen Person legen und glauben, daß Morrison noch am Leben se>. Mir scheint es sehr unglaublich, daß er sich zwanzig Jahre lang im Hintergrund gehalten haben solle."
„Um meiner armen Kinder willen soll mir keine Mühe zu viel sein, über diesen Punkt Gewißheit zu erlangen," versetzte der Oberst. „Doch warum bei diesem schmerzlichen Thema verweilen. Ich ließ Sie rufen, Walter, um Sie sogleich von Ihrem, meiner Rosa gegebenen Wort zu entbinden. Still I still! keine voreilige Weigerung I Mit der Zeit werden Sie einsehen, daß es so am besten ist."
»Und Rosa, Herr Oberst? soll ihr Glück gänzlich bei Seite gesetzt werden?" ries Walter erregt. „Warum soll ste überhaupt etwas davon erfahren? Ich will ihr dieses und jedes andere Leid zu ersparen suchen, soviel es in meiner Macht stehen wird."
„Und vergessen Sie, Walter, daß ein Makel auf ihrer Geburt hastet?" fragte der Oberst mit einem Seufzer.
,O, schweigen Sie, bitte I" rief Walter und neigte sich dann liebevoll über Rosas unglückliche Mutter. „Liebe Frau Mervyn, glauben Sie, daß ich vergessen könnte, wie sie während der vielen Jahre treulich die
man ihn aus dem Schlaft rüttelte. „Lasst mi in Ruh'", brummte er, „sunst nimm i'n Steck'n. Erst als er über seine Situation aufgeklärt wurde, meinteer: „Sakra, i Hab' glaubt, i lieg in mein' Bett und mel' Alte sekkiert mi' scho' wieder mii'n Aufsteh'n."
(Aus dem Gerichtssaal.) Richter: „Sic wollen die Vertagung der Verhandlung, Angeklagter, weil Ihr Verteidiger erkrankt ist; aber da Sie auf frischer That ertappt wurden und den Diebstahl eingestanden, wüßte ich nicht, waS der Verteidiger zu Ihren Gunsten Vorbringen könnte!" — Angeklagter: „Darauf bin ich eben auch neugierig, Herr Richterl"
Edelmut. Sie: „Ach, Adolf, Schreckliches ist geschehen — Papa hat falsch spekuliert und alles verloren!" — Bräutigam: Dann liebe Anna, will ich Dich nicht auch noch ihm rauben I"
Beim Kunsthändler. Herr: Was ist denn das sür ein Dokument? — Kunsthändler: DaS ist das Telegramm, das Kolumbus an den König von Kastilien schickte, als er Amerika entdeckte!
Pflichten der Mutter, Gattin und Freundin erfüllten, oder daß ich Eie, selbst nur in Gedanken, verurteilen könnte, wegen des schweren Kummers, der ohne Ihre Schuld über Sie gekommen? Nimmermehr! Zudem liebe ich Rosa zu innig, um meine Rechte an sie abzutreten. Rosas Mutter wird stets ein Heim unter meinem Dache finden, sollte sie jemals dessen bedürfen."
„Gott segne Sie, Walter, für diese tröstlichen Worte," murmelte die Aermste unter heißen Thränen. „Ich werde meine schwere Prüfung leichter ertragen, wenn meine Kinder nicht darunter zu leiden haben. Um ihretwillen zittere ich vor dem Urteil der Welt."
Waller trat jetzt vor den Obersten und bot ihm herzlich die Hand. „Also die Sache ist abgemacht, lieber Vater. Meine Rosa trete ich nicht mehr ab. Ich werde Ihnen den Beweis liefern, daß ich nicht der wankelmütige Jüngling bin, für den Ste mich halten."
Der Oberst fühlte sich überwältigt; unfähig, ein Wort hervorzubringen, schüttelte er dem jungen Mann herzlich die Hand, und Walter erklärte, jetzt rasch in das Wohnzimmer zurückkehren zu wollen, damit seine lange Abwesenheit bei den Mädchen kein Aussehen errege.
„Aber zuvor, liebe Frau Mervyn," flüsterte er sanft, „müssen Sie gestatten, daß ich Sie auf Ihr Zimmer geleite."
Dankbar nahm die gebeugte Frau sein Anerbieten an und erhob sich langsam. Ihre Augen suchten die des Gatten. Würde er nicht ein mildes Wort zu ihr sprechen, ehe ste ihn verließ? Sollten all' die Jahre hingebender Liebe und treuer Pflichterfüllung auS seinem Gedächtnis ausgelöscht sein?
An der Thüre hielt sie innne, unfähig weiter zu gehen, und warf einen hilfesuchen« den Blick auf Walter; Dieser verstand dessen Bedeutung.
„Wollen Sie nicht mit Ihrer Frau iprechen, ehe sie sich entfernt?" wandte er sich zurück. „O sehen Sie, wie sie leidet!"
(Fortsetzung folgt.)
Sieixckiton, Druck uud Verlag von Beruh. Hosm « nn in Wildhai,,