Die Ehre -es Hauses.

Novelle.

Originalbearbeitung nach dem Englischen von Klara Rheinau.

13) (Nachdruck verboten.)

Aber jetzt fiel die Maske/ fuhr Frau Mervyn fort,und man sagte mir, daß ich, fall« Frau Mordaunt wie damals Manche glaubten ein Testament zu meinen Gunsten gemacht habe, da bleiben und über meine Interessen wachen müsse. Die frevelhaften Zumutungen und Winke der Verworfenen machen mich bei der Er. innriung daran noch heute schaudern. Sollte eS aber, wie Morrison sich auSdrückie, sich nicht lohnen, daraufzu warten, so verlangte man unverfroren meine Beihilfe, die Dame auszuplündern. Da« würdige Paar hielt mich nach seinen früher gemachten Er­fahrungen für eine leichtgliubige Närrin, mit der sie leichtes Spiel hätten. Aber diesmal hatten sie sich verrechnet. Mit einer Entrüstung, deren Macht sie beunruhigte, weigerte ich mich ganz entschieden, ihnen beizustehen. Ich verwünschte das heuchlerische Weib, das mich so hinterlistig gefangen, lachte Verächtlich über die Drohungen des Elenden, der zornig Gehorsam von mir forderte und stürmte schließlich halb von Sinnen hinaus, ohne zu wissen, wohin ich meine Schritte lenken sollte. Erst spät am Avend suchte ich die Hütte mein« allen Amme aus und lag hier, gebrochen an Geist und Körper, bis die Nachricht von dem Einbruch uns erreichte. I tzt kehrte ich zu Frau Mor­daunt zurück, mir im Geheimen Vorwürfe machend, daß ich es nicht früher gethan, um womöglich die alte Dame vor der drohen­den Gefahr zu schützen.

Tadeln Sie mich, wenn Sie wollen/ wandte sie sich zu dem Detektive,daß ich die Sache geheim hielt, daß ich nicht dem Gericht meine Ueberzeugung von der Schuld jener Beiden mitteilte. Ich hatte nickt den Mut zu einem solchen Schritt, und in den Augen de« Himmels war ich jemS Mannes Weib sein unglückliches betrogenes Weibl In Guernscy sah ich Morrison noch einmal; aber er hatte sein Aeußeres so verändert, daß ich ihn nur durch einen reinen Zufall erkannte. Er sah mich nicht, und am anderen Tage nach jener zufälligen Begeg­nung wurde er wegen Ermordung eines Herrn am Spieltisch verhaftet und zu lebenS länglicher Zwangsarbeit verurteilt. Das Fahrzeug, in welchem er die Insel verließ, erlitt Schiffdruch in einem heftigen Sturm und ging mit Mann und Maus zu Grunde. Ich begnügte mich jedoch nicht mit dieser Zeitungsnachricht, sondern kehrte nach Guern- sey zurück und erlangte dort, wir ich glaubte, den überzeugenden Beweis, daß ich frei sei. O, mein Gott! wenn ich Dir Alle« off n gesagt hätte, Reginald, als Tu mich batest, Deine Gattin zu werden, so hättest Du Dich Vielleicht voll Mißfallen von mir ab- gewendet, aber mich gewiß nicht mit solchem Abscheu betrachtet, wie Du eS jetzt thatest. O, Reginald, sprich zu mir! Zch habe nicht mit Vorbedacht gegen Dich gesündigt. Wenn ich im Uebermaß meiner Liebe besser in Deinen Augen zu erscheinen suchte, als ich wirklich war, so rechne dies der an­geborenen Schwäche meines Geschlechtes zu

gut. Sei barmherzig gegen mich, Reginald, mein Gatte!"

Du vergißt, daß wir nicht allein sind/ bemerkte der Oberst kalt, sich gewalt­sam von dem Griff ihrer Hände befreiend und die Weinende zu einem Sessel geleitend. Dann wandteer sich an den Geheimpolizisten: Sie sagten, daß jener Schurke jener Morrison noch am Leben und in Eng­land sei. Ist es so?"

»Ich sagt« «S nicht mit Bestimmtheit, Herr Oberst; ich sprach nur meine Meinung aus, daß er in der Nähe sich aufhalte. WaS die Dame von seiner Verurteilung und Transportation erzählte, war mir ganz neu, aber ich kann bald die Wahrheit aus. findig machen. Ich wciß, daß Prisctlla Fullon in einer Mustkhalle gesehen wurde in Begleitung eines Mannes, den sie ihren Bruder oder Cousin nannte; doch ist er noch nicht als der echte Hubert Morrison in- diffiziert. Kann nicht die Dame uns Auf­klärung geben?"

,O Himmel!" rief die Aermste, ihre Hände ringend.PriScilla deutete an, daß er gerettet worden sei. Allmächtiger Gott! muß ich denn meine eigene Schande de- siegeln und selbst Dir dies sagen?"

Uebrrwältigt von dem Entsetzlichen ihrer Lage, sank Frau Mervyn hülflos zu Boden. Aber ohne sich um sic zu kümmern, fragte der Oberst in hoher Erregung den Detektive, was er zu thun Vorschläge.

Ich kann es kaum sagen," versitze Dort.Vielleicht ist eS am besten, wenn ich Frau Fullon fcstzunehmen suche. Wollen Sie mir Ihr Wort geben, daß Ihre Ge­mahlin gutwillig erscheint, sobald ich ihrer bedarf, so will ich Herrn Hvllis erst Bericht erstatten, wenn ich jenes Weib vernommen habe?"

Handeln Sie, wie es Ihre Pflicht vorschreibt/ sagte der Oberst.Ich bürge Ihnen für das Erscheinen Frau Mervyns, so bald dieses verlangt wird. Genügt Zhnen das?"

Vollkommen, Herr Oberst, und so erlaube ich mir, Zhnen jetzt einen guten Abend zu wünschen/ Dart verneigte sich und hätte gern ein Wort des Bedauerns über das Peinliche seiner Mission beigesügt, aber ein Blick auf die str ngen Züge des Obersten ließen ihn davon abstehen. Er respektierte die außerordentliche Selbstbe­herrschung de« schwergeprüften Manne« und zog sich zurück, nicht ohne vorher einen Blick der Teilnahme auf die unglückliche Frau geworfen zu haben.

Als die Thür sich öffnete, drangen Musik- klänge und lieblicher Gesang in das Z mmcr und verhärteten das Herz deS Vaters gegen die Unglückliche zu s inen Füßen.Höre Adelheid," rief er und seine Stimme klang kalt und fest,di s ist kein Augenblick zu egoistischem Nachfinnen. Wir müssen über­legen, wie RosaS Verlobung ohne allzu- großeS Aufsehen w eder aufgehoben werden kann."

O muß dies geschehen?" rief Frau Mervyn, sich langsam aufrichtend.

Und dies fragst Du noch, Adelheid. Kann sie, mit dem jetzt auf ihr lastenden Makel das Weib eines ehrenhaften Mannes werden?"

Giebt es denn gar keinen Ausweg, Reginald; muß das Glück unseres Kindes

geopfert werden? Nein, v nein, eS kann nicht sein!"

Du wagst es, abermals eine Verheim­lichung vvrzuschlagen?*

Höre mich an, Reginald," fl hte die Aermste.Waltor weiß bereits etwas von der Sache."

In der That! So ist meine Schande also schon bekannt?"

Frau Mervyn berichtete hastig, wie Walter durch einen Irrtum PriScillaS davon Kenntnis erhalten.Wie viel er erfahren, weiß ich nicht/ fuhr sie fort,aber sicher wird er das Kind nicht unter der Schuld der Mutter leiden lassen!"

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

Kunst und Mode zeigt wiederum die neueste Nnmmer der im Verlage von Franz Lipperheide in Berlin erscheinenden Modenwelt* (nicht zu verwechseln mit Große Modenwclt und Kleine Modenwelt), die am l. Oktober ihren 38. Jahrgang begann. ES ist eine wahre Freude, die stetigen Fort­schritte in den Illustrationen dieses berech­tigten Lieblingsblalte« unserer Frauen zu beobachten; wie die graziösen Gestalten der mit den neuesten begehrenswerten Toiletten bekleideten Modefiguren der Natur abgelauscht sind, und wie dabei doch die für das Nach­arbeiten der Modelle nötige Genauigkeit keine Einbuße erleidet. In erster Reihe berück­sichtigt die vorliegende Nummer das Haus­kleid, die einfache Gebrauchs-Toilette, deren man bei Beginn der Saison-Schneiderei zunächst zu gedenken hat, zeigt aber auch in einem anmutigen Bilde die ersten Gesell- schafls-Loiletttn, ohne daß die Promenadeo- Toilette sür Damen dabei in den Hinter­grund tritt. Man kann sich hieraus einen Begriff von der Reichhaltigkeit eines einzigen Heftes machen, dem noch je rin Blatt für Kindermoden" undHandarbeiten", rin extragroßer Schnittbogen und ein Unter- haltungödlatt mir anregendem Inhalte bet­liegen. Unter der RuprikAus dem Leser­kreise" finden wir ein Preisausschreiben auf ein gesticktes Theegedeck, dessen Bedingumgen gewiß Viele zum Wettkampf ermuntern werben.

Die Putzfrau aus dem Fahrrad. Die Verwendung des Fahrrades zur schnelleren Beförderung der Hebamme zu Berusszwecken ist bereit« überholt. Aus Köln wird mitgeteilt, daß man dort eine Radfahrerin tu Arbeitskleidung bemerkte, di« unter dem linken Arme eine kleine Bütte mit Aufnehmerlappen und auf dem Rücken einen Putzbesen, sog.Schrubber" trug. ES war eine Putzfrau, die zur schnelleren Bedienung ihrer vielen Kunden sich deS Fahrrades bedient.

Aus der Schule. Lehrer:Ich werde Dir einmal ein Exempel aufgeben. Sieben Knaben wollen baden gehen, aber zweien wird eS nicht gestaltet. Wieviel gehen nun in's Wasser?" Schüler:Alle sieben."

Ein schöner Traum. Süffel:WaS ist Dir denn passiert, Bummerl, daß Du so beglückt d'reinschaust?" Bummerl: »Ich habe einen wunderschönen Traum gehabt: Trinke ich da im Hofbräu zehn Krügel, und wie'S zum Zahlen kommt, wache ich auf!"

Rrhaktiou, Druck uob Verlag von. Beruh. Hofm-nn in Attdbab,