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Anläßlich der Rckruteueinstellungen sei auf die Postvorschriftcn bezüglich der an Soldaten gerichteten Sendungen hingewiesen, wonach Postkarien und gewöhnliche Briefe an Soldaten einschlllßltch Unteroffiziere überhaupt kein Porto kosten. Für die an Soldaten gerichteten Postanweisungen bis inkl. 15 beträgt das Porto ohne Unter­schied der Entfernung 10 Soldat n- pakete bis 3 Kilo Gewicht kosten überall hin 20 ^ Porto. Diese Vergünstigungen kommen aber nur dann zur Geltung, wenn die Postkarten, Briefe rc. den B'rmcrk haben: Soldatenbrief. Eigene Angelegenheit des Empfängers." Ohne diesen Vermerk zahlen die Sendungen tarifmäßiges Porto.

Stuttgart, 6 Okt. DerStaatSanz." enthält folgende Bekanntmachung des Justiz­ministeriums, betreffend den Titel und Rang der Beamten bei d-n künftigen Bezirks- Notariaten. Vom 3. Okt. 1899:

Der König hat am 2. Okt. d. I. mit Wirkung vom 1. Jan. 1900 an den Beamten bei den künftigen LezirkSnotariaten den TitelBezirkönotar" verliehen, übrigens gleichzeitig verfügt, daß die bisherigen GertchtS- notare diesen Titel für ihre Person weiter zu führen haben, wie auch dieser Titel künftig, hin einzelnen älteren verdienten Bezirks- notarcn als Zeichen besonderer Anerkennung für ihre Person verliehen werden soll. Weiter­hin ist mit Wirkung vom 1. Januar 1900 an für die Bezirksnotare, wie auch für die­jenigen Beamten der BezirkSnotariate, welchen für ihre Person der Titel eines Gerichts« Notars verliehen worden ist, der Rang auf der achten Stufe der Rangordnung festgesetzt werden.

Stuttgart, 9. Okt. Ueber die Taufe des Sohnes des Ecbprinzenpaares von Wied wird aus Potsdam vpn gestern berichtet: In Ge­genwart des Kaisers, der Kaiserin, der Königin Wilhelmiitg und der Königin-Mutter Emma der Niederlande, sowie des Königs und der Königin von Württemberg fand heule mittag die Taufe des erstgebmenen Sohnes des ErbpcinzenpaaccS zu Wied statt. Den Taufakt vollzog Pfarrer Lohmann-Nenwied unter Assistenz des Hofpredigers Keßler. Während des Taufaktes hielt Königin Wil- helmina den Täufling, welcher die Namen Herrmann, Wilhelm, Friedrich erhielt. Nach dem Taufakt fand Gratulation statt.

Stuttgart, 3. Okt. Der württembergische Buchbtnderverband hat die Absicht, an den Landtag eine Eingabe zu richten, in welcher um Erlaß eines Verbots des Vertriebs von Schulbüchern und Schulartikeln durch Lehrer und Schuldiener ersucht wird, damit endlich einem schweren Unfug gesteuert wird.

Cannstatt, 8. Oktober. Das vorjährige Volksfest ergab für unsere Stadt einen Ein- nahmeüberschuß von 30,000 , während

das diesjährige Fest wohl kaum 13,000 zu Gunsten der Stadlkasse abwerf'n wird.

Lausten a. N., 6. Okt. In den näch­sten 14 Tagen beginnt hier die Weinlese. Man darf in diesem Jahre auf günstige Resultate hoffen, namentlich wenn der Himmel noch einige Tage sich gnädig zeigt.

Ulm, 8. Okt. Ein Veteran von Leon- berg, der im 3. Jägerbataillon 1870/71 tapfer mirkämpfte, hatte sich vorgestern Abend mit seinem Weib von zu Hause aufgemacht, um die lOOjähr. Jubiläumsfeier seines Regi- rmniS in Ulm milzufeiern. Doch verpaßten

sie leider gestern morgen den 1. Zug nach Ulm. Tief betrübt standen sie auf dem Stuttgarter Bahnhof, immer wieder fragend, ob denn kein Zug mehr nach Ulm gehe, daß sie zur Parade und zum Veteranenessen noch recht kämen. Da fuhr der Sonderzug für den König in die Halle ein. DaS Weid faßte sich ein Herz und wandte sich an einen herantrctendcn Offizier: O Herr, mein Mann ist Veteran, da gucket sie, da hott' er sein Medaillon I Könnnen Sie uns denn nichi mit nach Ulm nehmen? Der Adjutant hieß die Frau warten, und als der König kam, trug er ihm dos Anliegen der 2 verspäteten Festgäste vor. Der König lachte und gab die Erlaubnis, daß sie im Dienerschasts- wagen milfahren könnten. So gelangte das Veteranenehepaar in rascher Fahrt noch recht zeitig nach Ulm, und die überglückliche Frau erzählte gestern Nachmittag in der ganzen Stadt, wie sie habe im kgl. Extrazug fahren dürfen und daß sie das dem Herrn König ihr Lebtag nicht vergessen wolle.

Friedrichshafen, 5. Okt. Die Jnstalla tionsarbejten am Ballon dcS Grafen Zeppelin dürsten in spätestens 14 Tagen zu Ende gehen. Der Sturm der letzten Tage hat allerlei Beschädigungen verursacht. Ueber 100 Flaschen WosserstoffgaS sind in den See gestürzt und müssen aus der Tiefe geholt werden. Der Ballon selbst ist ziemlich fertig. Gegenwärlig werden durch Hofrat Dr. Bayer- München chemische Dichtigkeitsproben ander Ballonhülle gemacht. Baron Ziegfeld, Leut­nant der Luftschifferabteilung-Berlin war längere Zeit hier gewesen und ist nun naL Berlin zurückgekchrt. An den ersten Aus­stiegen bet günstigem Wetter gegen Ende Oktober, nehmen in den zwei Gondeln Teil Graf Z-ppelin, zwei Ingenieure und zwei Maschinisten. Ueber die Teilnahme des kgt. Hofes ist bis zur Stunde noch nichts Be­stimmtes entschieden.

Karlsruhe, 5 Okt. Eine originelle Sitte ist gegenwärtig hier modern. Um Fortuna zu einer reichen Gabe ans ihrem Füllhorn zu veranlassen, erbitten sich Damen, von gut­bekannten, besonders jungen Herren, je einen Pfennig. Ist der Betrag von einer Mark erreicht, dann kauft die Dame ein Los und gelobt dabei einen Dil des event. Gewinnes zu Zwecken der Wohlthätigkeit zu verwenden. Solchergestalt gekaufte Lose sollen in letzter Zeit mehrere gewonnen haben.

Die goldenen Fünfmarkstücke werden nach und nach ungezogen. Dieser Tage wurden in der großherzvgl. Münzstätte in Karlsruhe 11 Zentner solcher Goldstücke, 275000 Slück, zum Umschmelzen eingeliefert.

Von Katzen verzehrt. Ein grauen­erregender Vorfall hat sich, wie aus Paris geschrieben wird, dort kürzlich zugeiragen. In der Rue Crox Nwert wohnte ein 75jähriges Mütterchen, Marguertt« Guerctle mit Namen, das sich seinen Lebensunterhall kümmerlich durch Lumpensammeln erwarb. Den Hausbewohnern war cs nun aufgefallen, daß die alte Frau, die zu bestimmten Zeiten ihrem Tagewerke nachzugehen pflegte, sich seit mehreren Tagen nicht mehr hatte blicken lassen. Dagegen wurde auf ihrem Treppen­flur ein sonderbarer, widerwärtiger Geruch verspürt, während ihre steten Gesellschafter, ein halbes Dutzend langgeschwänztcr Katzen, einen Heidenlärm in der Wohnung der Alten verursachten. Mit dem alsbald hcrbet- gehvlten Schlosser drangen zahlreich« Neu-

gierige in die geöffneten Räume, aste aber prallten zurück vor dem entsetzlichen Anblick, der sich ihnen darbot. Gesicht und Hände bis auf die Knochen abgenogt, lag Margurrite Guerelle entseelt auf dem Fußboden, indessen vie sechs Unholde aus dem Katzengrschlechte sich scheu in den Ecken herumdrückten oder unter den Möbeln des Gemaches verbargen. War der Tod des armen Geschöpfes von selbst eingetreten, oder hatten ihre durch Hunger getriebenen einstigen Lieblinge den­selben aus dem Gewissen? Mitleidige Haus­genoffen sorgten für ein anständiges Be­gräbnis ihrer Nachbarin, an den Unglücks­tieren aber wurde eine sofortige Exekution vollzogen.

Einereiche Arme". Vorige Woche starb in Oranienburg die Wiiwe Hülsberg, von der bekannt war, daß sic sich mit ihrem Pflegekinde recht kärglich ernähre. Ihr Mann halte zu seinen Lebzeiten die letzten Jahre keinen Pfennig ln die Finger be­kommen, das Grundstück war stark belastet und nach außen hin verstand die Frau den Eindruck der Aermlichkeit vollständig zu wahren, so drängte sie etwa acht Tage vor ihrem Tode noch einen Mieter, ihr eine kleine Summe zu leihen. Al» sie gestorben war, fand man unter ihrem Kopfkissen 36000 -/A, in einem Schubkasten weitere 10000 ^ in Papieren, außerdem wmde bekannt, daß sic in Mecklenburg wertvolle Grundstücke und in Berlin ein Haus besitze, so daß heute schon der Wert der gesamten Hinterlassenschaft auf über 200000 geschätzt wird. An hinterzogenen Steuern wird sich da ein recht erkleckliches Sümmchen nachträglich einziehen lassen. Die Schwester dieserarmen" Witwe muß sich in Berlin kümmerlich vom Streichholzhandcl ernähren.

Von ihrem Kammerdiener ermordet wurde eine ungefähr 50jährige, anscheinend reiche Spanierin, die in Begleitung eines 40jährigen Mannes in einem Hotel von Calöre (Pyrönecs-Orientalcs) abgestiegen war. Sie wollte in der Nacht nach dem Badeorte Banguls abreisen, ließ sich aber von ihrem Begleiter, angeblich ihrem Kammer­diener bereden, nach diesem Orte sich zu Fuß auf einem durch die Berge führenden Maultierpfade zu begeben, als sie den Zug versäumt hatte. Am nächsten Morgen fand man den Leichnam der Unglücklichen auf dem Wege auögestrcckt. Sie war nach augenscheinlich verzweifeltem Widerstande von dem Mörder erwürgt worden. Der Mörder hatte seinem Opfer alle Papiere ab­genommen, so daß die Identität der Un­glücklichen nicht sestgestellt zu werden ver­mochte.

.'. König Milan von Serbien in Paris. Am 27. April, nachmittags 1 Uhr 10 Min. blieben in Pari« sämtliche pneumatischen Uhren stehen. Man glaubte anfangs, daß ein Rohr der Leitung geplatzt und die kom­primierte Luft entwichen sei; indessen stellte sich bald heraus, daß Milan die Zentral- anstatt besichtigt hatte. Bei seinem Erscheinen hörten die Maschinen sofort auf zu pumpen. (Jugend'.)

(Aus der Kinderstube.) Onkel Also Ihr spieltMenschenfresser"; thust Du denn nicht mit, Hans?" Hans; »O ja, aber ich bin schon gefressen worden!"

(Ein Bericht.) Gerichtsvollzieher: »Habe zu melden, die Pfändung war ohne Erfolg gekrönt!"