Untersuchungshaft ab. Der Verurteilte wurde auf s-in? Bille gegen Erlegung einer Kaution von 3000 ^ zur Herstellung seiner Gesuid- heit auf freien Fuß gesetzt. Die Verhand­lungen dauerten von morgens 9 Uhr bis nachmittags 6 Ubr.

Weilderstadt, 7. Okt. In Kieselbronn wollte der 21 Jahre alte Goldorbeiter Walther mit einem Gewehr bei einer Taufe schieß «. Dasselbe versagte aber; nun wollte der junge Mann nach der Ursache sehen, plötzlich, als er sich über das Gewehr gebeugt, ging der Schuß loS und dem Schützen in den Kopf zwischen die Augen und verletzte ihn schwer. Falls es der ärztlichen Kunst gelingt das Leben zu -rhalten, wird der Unvorsichtige doch den Verlust beider Augen zu beklagen haben.

Plochingen, 5. Okt. In dem benach. Karten Pfauhansen wollte gestern nachmittag die 28 Jahre alte Ehefrau de- Schäfers Ernst Zink von da vom Heuboden herab­steigen, glitt aus und fiel mit dem Unterleib so unglücklich in eine Gabel, daß solche auf der anderen Seite wieder hervordrang. Gestern nachmittag noch wurde sie im hiesigen JohanniterkrankenhauS operiert; ihr Zustand ist sehr bedenklich.

Geisillgen, 5. Okt. Vorgestern abend hat sich hier laut LudwigSb. Ztg. ein schreck­liches Unglück zugetragen. Kinder machten auf einem Acker ein Feuer aus dürrem Kar­toffelkraut und setzten sich um dasselbe. Bei dem stark herrschenden Luftzug singen die Kleider eines fünfjährigen Mädchens Feuer und im Nu brannte das Kind lichterloh. Di« auf das Geschrei der Kinder zu Hilfe eilende Mutter, welche in einiger Entfernung auf dem Acker beschäftigt war, kam leider zu spät. DaS Kind ist am ganzen Leibe jäm­merlich verbrannt und heute früh seinen furchtbaren Qualen erlegen. Auch die Mut­ter hat sich an den Händen erhebliche Brand­wunden zugezogen.

Balingen, 5. Okt. Ein wohl seltenes Hindernis bei einem Todesfall resp. Beerdig­ung eines Kindes dürfte gestern hier vorge- kommen sein. Als die zur Beerdigung fest­gesetzte Stunde geschlagen, die Leidtragenden versammelt waren, wartete man vergebens cuf den Schreiner mit dem Sarg. Als dei» selbe trotz des schon einige Zeit dauernden Trauergeläutes noch nicht erschien und man nun nach seinem Fernbleiben sich schnellstens erkundigte, hatte derselbe (oder die Leicher» sagerin) die Anfertigung resp. Bestellung des Sarges vergessen und nun mußte, da ein Sarg nicht zu beschaffen war, die Beerdig» ung auf heute v-rlegt werden. So etwas dürfte wohl selten in einer Oberamlsstadt vorgekommen sein.

Braunsbach, OA. Künzelsau, 2. Okt. Vorgestern morgen wurde in allernächster Nähe unseres OrtS ein Mordansall ausge. führt, dem wohl ein junges, blühendes Menschenleben zum Opfer fallen wird. Ein Mädchen, das in nächster Woche Hochzeit machen will, ging mit ihren Eltern aufs Feld, schlug aber einen andern Weg ein alS diese. Als es nach längerer Zeit auf dem Felde nicht ankam, gingen die besorgten Eltern zurück und fanden ihr Kind bewußt» loS in einer Blutlache liegend vor. Das Mädchen war furchtbar zugerichtet, der Kops zeigte verschiedene schwere Verletzungen, die anscheinend vor. einem Karst oder Messer herrü-ren. Nach Aussage des Arztes dürsten

die Verletzungen den Tod Im Gefolge haben. Vom Thäter hat man keine Spur.

Willershausen, 1. Okt. Die Ehefrau des Schuhmachers W. von hier litt schon längere Zeit an Magenleiden. Häufig stellten sich bei ihr heftige Magenkrämpfe rin. Vor­gestern wurde die Frau wiederholt von einem solchen Magenkrawpf befallen. Statt der Arznei trank die FrauKarbolsäure. Un­glücklicherweise war der Ehemann zur Zeit der Tbai im Hause beschäftigt und wurde erst durch den widerlichen Geruch auf das Geschehene aufmerksam. Der herbeigerufene Arzt erklärte sofort, nicht mehr helfen zu können, da der Magen der Unglücklichen schon total verbrannt sei. Unter furchtbaren Schmerzen verschied die Frau tags darauf.

Von der badischen Grenze. 4. Oktober Nach einer bezirkSamtltchen Bekanntmachung sind in Pforzheim seit 20. Juli d. I, 384 Typhusfälle zur Anzeige gebracht. Dieselben erstrecken sich aber auch auf das Landgebtet. Todesfälle sind nur wenige vorgekommcn.

Mühlacker, 5. Okt. l.Döte dal») Bei dem vorgestern von Sr. Maj. dem König den Waldenserorten abgestatteren Besuch trug sich, alS der König von der Station Mühl­acker die Rückreise antrat, folgender Zwischen­fall zu. Durch die den Wagen des Königs dicht umlagernde Menge drängte sich ein Bauer mit einem Jungen an der Hand. Endlich gelangten die beiden bis zum Wagen» worauf der Junge dem König einen schönen Blumenstrauß entgegenhielt und zurief: Döte dal* (Der Junge ist der 7. Sohn des Bauern und nach altem Brauch der König sein Taufpate.* Ee. Majestät, wohl etwas überrascht, ob dieser Anrede, hob den Jungen in den Wagen, was einen großen Beifallssturm hirvorrief. Der König unter­hielt sich einen Augenblick mit seinem Paten­kind und verabschiedete dann dasselbe.

Karlsruhe, 6. Okt. Der Bremser Wilh. Kämmerer aus Königsbach ist gestern früh auf der Station Neulußheim verunglückt. Es wurde ihm ein Arm und Fuß abgefahren, ferner erlittt er einen rechtsseitigen Becken­bruch. Er wurde hierher zurück in das städtische Krankenhaus verbracht wo er bald darauf seinen Verletzungen erlag.

Freiburg , 6. Okt. Vorgestern früh 6 Uhr erwartete ein junger Maurer beim Ueber- gang an der Goethestraße den Zug 451 der Höllenthalbohn und warf sich beim Heran­nahen desselben auf die Schienen. Die Räder gingen ihm über die Brust und er wurde in zwei Teile geschnitten.

Reucheu, 2. Ok«. Ein schwerer Un­glücksfall traf das 7 Jahre alte Mädchen eines hiesigen Expeditorts. Dasselbe wollte einem Fuhwerk auSweichen und stieß dab-i an einem in der Nähe stehenden Prellstein so heftig mit dem Köpf an, daß es sofort eine Leiche war.

Sinsheim (Elsenz), 2. Okt. Die Kunde von einer entsetzlichen That durcheilte gestern die Stadt. Ein Ikjähriger Bursche aus dem benachbarten Rohrbach wurde aus freiem Felde von einigen Burschen aus Sinsheim, mit denen er in Streit geraten war, erschlagen. Die Thäter, 3 Burschen im Alter von 1516 Jahren wurden ver­haftet. Der Vater deS Gelöteten war zu­fällig in Sinsheim anwesend und mußte den einzigen Sohn als Leiche ins Eltern­haus zurücksühren.

Neue» Mordinstruumt. Beim dies.

jährigen Kaisermanöver wurden Versuche mit Maschinengewehren gemacht. Diese Gewehre, die allerdings mehr einem Geschütze ähnlich sehen, ermöglichen die Abgabe von 600 Schüssen in der Minute. Es werden 250 Patronen auf einmal in den Mechanis­mus gebracht. Das Schloß trennt sich nach jedem einzelnen Schüsse vollständig vom Lauf und wirft dabei auö diesem die abgeschossenc Patronenhülse heraus. Beim selbstthätigen Vorgehen des Schlosses wird jedesmal eine neue Patrone in den Lauf geschoben, die der Schlagbolzen ebenfalls selbstthätig zur Entzündung bringt, worauf sich das Spiel so lange fortsetzt, als noch Patronen im Gurt vorhanden sind und kein Versagen eintritt. Drückt man mit dem Daumen auf einen an der Hinteren Bodenfläche befindlichen Knopf, so geht der erste Schuß los und das Gewehr schießt in unausgesetzter Folge doppelt so schnell, als man zählen kann, von selbst weiter, bis der Druck auf den Knopf auf- dört. So kann man in einer Minute 600 Schuß in gezieltem Feuer abgeden. Der Gewehrlauf müßte bet solchem schnellen Schießen natürlich glühend heiß werden, was seine alsbaldige Unbrauchbarkeit zur Folge hüte, wenn er nicht in einem mit Wasser angefülltem Mantelrohr von Bronze gelagert wäre, wo die dauernde Abkühlung des Laufes beim Schießen stattfindet. Dieser Bronzemantel im Verein mit dem ziemlich umfangreichen Schloßkasten giebt dem Gewehr das Ansehen eines Geschützes. Die Feuer­geschwindigkeit von 600 Schuß in der Minute wird wohl kaum jemals zur Anwendung kommen. Je nach Wunsch kann mit dem Maschinengewehr auch Einzelschüsse abgeben, in der Sekunde etwa einen, was langsames Feuer bedeuten würde; auch vermag man kurze oder lange Reihen in nnunterbrochener Reihenfolge, ohne Ermüdung des Schützen zu schießen. Sollte ein Versager durch einen Fehler im Schloß einlreten, so läßt sich dieses in wenigen Sekunden durch ein Reserveschloß ersetzen. DaS Maschinengewehr wird auch auf einem Karren gefahren.

In der Trunkenheit erstickt. Einem zur Reserve entlassenen Infanteristen, der etwas angeheitert war, wurde in einer Wirt­schaft in Bamberg das Badezimmer als Nachtquartier eingeräumt. Der Mann öffnete im Dusel den Gashahncn am Badeofen und wurde heute morgen erstickt aufgefunden.

Der Sprung in den Tod. Die

Dienstmagd des Medizinalrates Dr. Mathias zu Bingen begleitete am Samstag abend eine Freundin nach dem Tlajektboot. Sie ging mit auf das Schiff und achtete in ihrer Unterhaltung nicht auf das Abfahrtszeichen. Als sich das Schiff bereits in Bewegung setzte, versuchte daö Mädchen noch auf die Landungsbrücke zu springen; eS sprang zu kurz, fiel in den Rhein und ertrank.

Kennzeichnend für unsere Zeit der Ramschwaren und deS Restenhandels ist der Konkurs Behrendt in Berlin. Behrendt war 1893 noch Agent in Hannover. Er errichtete, ohne Mittel zu besitzen, in diesem Jahre ein Restengeschäft, siedelte später nach Berlin über und überzog ganz Deutschland mit einem Netze von 62 Filialen. Die Sache wuchs ihm schließlich über den Kopf. Er machte Bankrott mit über 3 Millionen Schulden I Dieser Unsumme gegenüber sind die vorhandenen Dcckungsmittel gleich Null. lEinrm Manne, der kein Vermögen hat,