sondern auch den Gewerbetreibenden selbst zu Gute käme. Redner empfiehlt schließlich das technische Zeichnen.
Die Berichte über den hessischen und den schweizerischen Vcrbandstag sowie die Berichte der Gauvvrstände werden der vorgerückten Zeit wegen von der Tagesordnung gestrichen.
Die Neuregelung der Verbandsbeiträge wird debattelos einstimmig genehmigt.
Die Versammlung beschließt ein Gesuch an die Staatsregierung zu richten, anläßlich der Pariser Weltausstellung dort ein Bureau einrichten zu wollen, welches zur instruktiven Führung der die Weltausstellung Besuchenden dienen möge.
Dem Rechner des Verbandes, H. Levy- Stuugart, wird nach Vortrag des Kassenberichtes die Entlastung und der Dank des Verbandes sür die Müheleistung ausgesprochen.
Als Ort der nächstjährigen 42. Wander- versammlung wird Biberach gewählt, wo zu gleicher Zeit eine BezirkSauSstellang stattfinden wird.
Durch Akklamation aus der Versammlung wird der bisherige verdiente Vorstand für das nächste Vereinsjahr wiedergewählt.
Nach Schluß der Verhandlungen in der Turnhalle, begaben sich die Teilnehmer in das Gasthaus zum „Waldhorn*, wo gemeinsames Mittagsmahl stattfand.
Abends fand eine Beleuchtung der St. Nikolaus-Brück-nkapelle statt.
Rundschau.
— Wer reisen will oder muß kaufe sich Greiner u. Pfeiffers soeben erschienen BUtzsahrplan sür Württemberg. Es klingt unglaublich und ist doch wahr, daß dieser nach gesetzlich geschütztem System eingerichtete und wohl Jung und Alt bekannte Fahrplan, trotz seines billigen Preises von 15 Pfennig seinen bisherigen Inhalt wiederum vermehrt hat und NUN bringt: zwei Eisenbahnkarten, Tarif sür die Beiörderurg von Personen, Reisegepäck, Expreßgut und Hunden, die Stuttgarter, Ulmer und Heilbronner Straßenbahnen , Stuttgarter Sehenswürdigkeiten, Droschkentarif, Dtenstmännertarif, deutsche Eisenbahntarif-Einheitssätze, Münztafel, Zinslaset, erste Hilfe bei Unfällen, Kalender 1899/1900 und inst not lonst sogar am Schluß leere Blätter zu Notizen. Stets vorrätig bei Gustav Niexinger, Buchbinder, Hauptstraße 105.
Cannstatt, 30. Skpt. Das 17jährige Töchterchen des verstorbenen Metzgermeisters Wied, Pauline Wied, hatte sich ein Herz gefaßt und ihrer hohen Landsmännin und Namensschwester, der Frau Erbprinzesstn Pauliene von Wied, aus Anlaß von deren Entbindung, ein selbsiverferligteS seidenes Häubchen als Angebinde für den neugeborenen Prinzen übersandt. Man kann sich die Freude der Absenderin denken, als vor einigen Tagen aus Potsdam ein Schreiben eintras, wonach die Frau Erbprinzessin über das Geschenk sehr erfreut gewesen sei und der freundlichen, aufmerksamen Geberin herzlich danken lassen.
Cannstatt, 3. Okt. Die nach den Som- mersertrn hier ins Leben getretenen Psinnig- sparkassen sür Schulkinder haben sich all- seitigen Beifalls erfreut. Bei jedem der 10 hier aufgestellten Kassiere (lauter Lehrer) sind 150 bis 300 ^ im Laufe des September
eingelegt worden; gewiß ein sehr schönes Resultat. Die segensreiche Einrichtung verdient auch anderwärts Nachahmung.
Heilbronn, 3. Ok». Das hiesige Schwurgericht verurteilte heute nach dreitägiger Verhandlung den Raubmörder Xaver Vogl aus Habelöbach (Niederboyrrn), der am 29. Mai dS. Js. auf offener Straße bei Großgartach die 25jährige LehrerStochter Frieda Gilbert aus Schlüchtern überfallen und durch einen Stich in den Hals getötet hat, wegen Raubmords zum Tode.
Laufen a. E., 1. Okt. Daß es noch dankbare Leute giebt, beweist folgendes Vorkommnis. Am vorigen Freitag ließ ein reisender Kaufmann sein Notizbuch, in welchem er seine Aufträge notiert hatte, im Gasthaus zum Ochsen hier liegen. Nach seinem Weggang wurde das Notizbuch bemerkt und dem gerade anwesenden Feldhüter Georg Schlegel übergeben, welcher es dem Reisenden sofort nachtrug und ihn auf der Straße Laufen—Dürrwangen einholte. Als Belohnung bekam er ein „Zwanzigmarkstück*. Der Beschenkte traute seinen Augen nicht und meinte, d-r Reisende habe sich vergriffen. Dieser aber sagte, die Sache habe ihre Richtigkeit und der Finderlohn sei ehrlich verdient.
Gmünd, 2. Okt. Am vergangenen Samstag abend kurz nach GeschäftSschluß ereignete sich in einer hiesigen Goldwaren» fabrik ein bedauerlicher Unglücksfall. Ein Lehrmädchen kam mit einer Schale, in der Spiritus enthalten war, dem Feuer zu nahe, so daß im Nu das ganze Gesäß in Flammen stand. Die noch anwesenden Arbeiterinnen wollten zu Hilfe eilen; in diesem Augenblick ließ das erschrockene Mädchen die Schale fallen und traf eine Arbeiterin, welcher alsbald die Kleider vom Leibe brannten, so daß sie sich erhebliche Brandwunden zuzog.
Tübingen, 2. Okt. In der Strafsache gegen Joh. Georg Pfeifer, Kaufmann und Fiuchthändler von Gültlingen und 3 Genossen wegen betrügerischen Bankerotts u. A. wurde vom Schwurgericht Tübingen folgendes Urteil gefällt: Ehr. Pfeifer wegen betrügerischen BarkcrotrS zu 1'/s Jahren Zuchthaus, wovon Jahr als durch Untersuchungs- Haft verbüßt abgeht, Joh. Pfeiffer wegen einfachen Bankerotts zu 4 Monaten Gefängnis, welche durch die Untersuchungshaft verbüßt sind, Paul Pfeifer und Müller sind frei- gesprochen.
Nagold, 2. Okt. Der Gasthof zum „schwarzen Adler* wurde heule vom seitherigen Besitzer Hrn. Degele an Hrn. Voith, genannt Franzl der lustige Wirt, bisher auf dem Hotel Meli opol in Konstanz um 45 000 Mark verkauft. Der neue Besitzer wird am 15 Okt. aufziehen.
Vom Lande , 28. Sept. Gegenwärtig ist man allerorten eifrig mit der Kartoffelernte beschäftigt. Mit dem Ergebnis derselben kann man sowohl in Bezug auf Menge als auch mit deren Güte durchaus zufrieden sein. Nur begehen Viele Landwirte, namentlich solche mit kleinerem Betriebe, den Fehler, daß sie die Kartoffeln zu früh einbringen. Auf vielen Aeckern, besonders auf den spät- gepstanzten, sind die Kartoffelstauden noch ganz grün, ein Zeichen, daß die Knollen noch nicht reif sind. Die in diesem unreifen Zustande geernteten Kartoffeln sind zu weich und verderben bald, wenn sie im Keller auf- einader liegen.
Horb, 3. Okt. Bischof Dr. v. K-ppler von Rottenburg spendete heute in der hiesigen Stadtpfarrkirche über 800 P-rsonen von hier und den benachbarten Gemeinden das Sakrament der Firmung. Nach der Messe erteilte er den bischöflichen Segen und hielt ein- tiefempfundene geistreiche Ansprache an die Gläubigen. Als bischöflicher Zeremoniar fungierte Regens Rieg von Rottenburg. Beim Festmahl im Gasthof zur Krone toastete Dekan Eiberger in Eutingen auf den Bischof und Stadlschultheiß Noll entbot ihm den Willkommengruß der Stadtgemeinde Horb. Der Bischof erwiderte den beiden Rednern in wohlwollenden Worten.
Ulm, 1. Okt. Mit dem heutigen Tage trat die Neuorganisation der Feldartillcrie auch hier in Kraft. Aus 2 Abteilungen des FeldartillerieregimentS Nr. 13 wurde das Feldartillerie-Regiment Nr. 49, das nun in der Wengen-, Demschhaus- und neuen Ar- tillerickaserne liegt, gebildet; die 49er tragen auf roten Achselklappen die Zahl 49. Vom Feldartillerieregiment König Karl Nr. 13 liegt nur noch der Stab und eine Abteilung hier und zwar in der Donaubostion; die andere Abteilung liegt in Cannstatt.
Hamburg, 3. Okt. Als gestern Abend der von Norden kommende Zug mit Rekruten, meist nach Metz und Diedenhofen bestimmten Dragonern, in den Klosterthorbahnhof ein- ge'aufen war, stiegen viele Rekruten gegen den Befehl des kommandierenden Offiziers aus und blieben auf dem ersten Geleise stehen. Gleich darauf lief der Zug von Blankensee ein und fuhr in die Menge hinein. 3 Personen wurden getötet uud etwa 30 verletzt, davon 7 schwer. Von allen Seiten sind Aerzte und Ambulanzwagcn zur Hilfeleistung an der Unglücksstelle eingetroffen.
Weitere Meldungen über das Unglück besagen:
Hamburg, 3. Okt. Nach polizeilicher Feststellung fragte der kommandierende Offizier dessen Wagen noch im Tunnel stand, ob das Nebcngeleise frei bleibe. Der Schaffner bejahte das. Der diensthabende Bahnhof« asststent gab aber irrtümlich dem Blankenesir Zug das Einfahrtszeichen. Als er den Irrtum bemerkte, lief er den Zug entlang und rief: „Strecke frei!* Viele flüchteten beim Nahen des Zuges. Die Bahnbeamten versuchten, durch Zeichen den Zug zum Stehen zu bringen. Der Führer bremste stark, aber zu spät. Die noch im Tunnel befindlichen Rekruten gerieten zwischen beide Züge und zwischen Zug und Tunnelwand. Verletzungen erfolgten nicht durch Ueber« fahren, sondern durch Quetschungen an Thüren und Laufbrettern, Bisher ist keiner gestorben. Die Blätter bringen scharf« Artikel gegen die Bahnverwaltung.
Hamburg, 3. Oktober. Nach amtlicher Auskunft ist von den gestern überfahrenen Rekruten bis heute vormittag noch keiner gestorben, dagegen sind sieben sehr schwer, 23 weniger schwer verletzt. Der Zug bremste im letzten Moment, konnte aber nicht zum Stehen gebracht werden und fuhr in den Tunnel hinein, wo die Leute förmlich an der Wand aufgerollt wurden. BiS elf Uhr waren alle Verletzten in Krankenhäusern untergebracht.
Redaktion, Druck und Verlag von Bernh. Hosm » nn in Wildb » d.