Bettchen schliefen, fand der vierjährige eine Schachtel Streichhölzer, mit denen er spielte und das Bett in Brand setzte. Als die Eltern nach Hause kamen, fanden sie zwei verkohlte Leichen.
Pforzheim, 1. Okt. Bei der gestern vor der Karlsruher Strafkammer stattgehablen Verhhandlung gegen nachstehende Personen, welche teils wegen Gold» und Edelsteindiebstahls, teils wegen Hehlerei angeklagt waren, sind folgende Urt-ile gefällt worden: Fässer Andreas Rein erhielt 10 Monate, Fässer Johann Decker 10 Monate, Fässer August Panitz 6 Monate, Fässer Friedrich Vetter 5 Monate, Ausläufer Georg Fueß 5 Monate, Kaufmann Rothfus 10 Monate, Goldardeiter W. Rupp 3 Monate, Geflügel» hündlcr Gropp 5 Monate (je) Gefängnis, diese sämtliche überdieß noch 3jährigen Ehrenverlust, ferner Bijouteriesabrikant Ernst Hermann Blind und Goldarbeiter Adols Hintermann je 2 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrenverlust.
— In Burrweiler (Pfalz) hat sich eine Vereinigung von Weinproduzenlen gebildet, welche aus Ehre und Gewissen schriftlich sich verpflichtet haben, nur Most zu verkaufen, wie ihn der Weinstock geliefert, und sich ferner zur Zahlung einer Konventionalstrafe von 300 Mark unterwerfen bei Nichteinhaltung ihres schriftlich gegebenen Versprechens.
— Im nächsten Jahre findet in Mainz eine Gutrnbergfeier statt. Mit derselben wird eine Ausstellung verbunden, welche den Fortschritt der Buchdruckerkunst versinnbildlichen soll. Für die historischen uud graphifch-n Erzeugnisse ist das kurfürstliche Schloß als Ausstellungsraum vorgesehen. Zur Ausstellung zugelassrn sind graphische Erzeugnisse oller Zeiten und Völker. Als prov', sorischer Anmeldctermin gilt Ende Oktober.
— Noch ist der furchtbare Sturm ia aller Erinnerung, welcher am 7. Aug. 1898 über Köln dahinbrauste und allein der Maschinenfabrik Bayenthal einen Schoden von mehreren Hunderttausend Mark vcr» ursachte. — Sehr viele Landstriche werden von Zeit zu Zeit von derarartigen großen Stürmen heimgesucht, so daß — und besonders in industriellen Kreisen der Wunsch nach Versicherung gegen Sturmschäden laut wurde. Die Kölnische Unfall-Versicherungs-Aktien- Gesellschast hat von allen deutschen Anstalten auf dem Kontinent als die erste sich entschlossen , das zu Tage getretene Bedürfnis zu befriedigen. Sie versichert gegen denjenigen Schaden, welcher durch Stürme (Wirbelwinde, Cyclone, Tornados) verursacht wird und zwar dis zur vollen Höhe der Versicherungssumme.
Lemberg, 1. Oktober. Nach Bläiter- meldungen sind in Lubaezow 860 Häuser abgebrannt, darunter befindet sich das Rathaus, die Kirche und die Schule. Der angerichtete Schaden soll nahezu 1 Million fl. betragen.
— Der pflichteifrige Gendarm Aue Darmstadt wird folgende hübsche Geschichte berichtet: Dieser Tage machten der Großherzog und der Kaifer von Rußland einen Spaziergang im Walde. Da wurden sie plötzlich von einem aus Oberhcssen nach Wolfsgarten kommandierten Gendarmen mit dem Bemerken angehallen, daß der Auf. enthalt hier nicht erlaubt sei und sie sich schleun.gst entfernen sollten. Auf die Er
widerung der hohen Herren, daß sie wohl das R-cht hätten, hier spazieren zu gehen, habe der Uebereifrige die Vorzeigung der Papiere verlangt. Als der Gendarm nun über seinen Irrtum aufgeklärt wurde, soll er kein besonders vergnügtes Gesicht gemacht haben.
— Eine Kapelle ohne Instrumente. AuS Görz wird der .Neuen Freien Presse* berichtet: Heute ist das hier garnisonierende Infanterie-Regiment Nr. 47 von den Manövern aus Kärnthen eingerückt. An seiner Sp'tze marschierte die Kapelle ohne Instrument. In ihrem Quartier bei Klagenfurt war durch Umstürzen einer Petroleumlampe Feuer entstanden, das so rasch um sich griff, daß sämtliche Instrumente und Mustkalien der RegimentSkapelle verbrannten.
— Ein ganzer Zng über ein Kind hinweggerollt. Nahe der Station Swatonitz der Oesterreichischen Nordwestbahn kroch ein zweijähriger unbeaufsichtigter Knabe aus den Bahnkörper und spielte dort in sitzender Stellung zwischen den Schienen. Dem Lokomotivführer eines herandrausenden Per» sonenzugeS war es nicht mehr möglich, die Maschine anzuhalten, und so fuhr der ganze Zug über das Kind hinweg. Man glaubte, den armen Knaben als verstümmelte Leiche wiederzufinden, doch zur größten Ueber- raschung lebte er und hatte nur unbedeutende Hautabschürfungen erlitten. DaS Kind war, nachdem es von der Maschine nieder- gestoßen worden, ruhig liegen geblieben und so der Gefahr entronnen.
— Eine Partie Billard per Zweirad.
AuS Parts kommt die etwas unwahrscheinlich klingende Nachricht, daß zwei passtnnierte Billardspicler, die ebenso leidenschaftliche Radfahrer sind, sehr geschickt mit dem Quene zu hantieren vermögen, während sie auf dem Sattel des in Bewegung befindlichen Stahlrosses sitzen. Die beiden Herren ein hervorragender Journalist und ein wohlbekannter Künstler — spielten kürzlich in dem Saal ihres eleganten Klubs eine solche Partie Billard auf dem Zweirad vor vielen Zuschauern. Es war Bedingung, daß die Spieler ihre Stöße ausführen mußten, ohne die Maschine auch nur einen Augenblick anzuhallen oder gar die Lenkstange des RadeS die Kante der Billardtafil berühren zu lassen. Sobald dies geschah, sollte der etwaige Erfolg des Stoßes dem Partner gutgeschrieben werden. Nachdem man einige Zeit sehr im Zweifel darüber war, wer von den beiden gleichgewandten Gegnern den Sieg davontraqen würde, gewann der Küt.stler mit einem Male einen großen Vorsprung und durfte den ausgesetzten Preis in Gestalt einer netten Summe in die Tasche stecken.
— Die entführte Schwiegermama. Ein
recht fatales Abenteuer ist, wie aus Bukarest geschrieben wird, dort einem unternehmenden jungen Don Juan passiert. Damian Vlada ein reicher walachischer Schloßherr, war in heißer Liebe zu der schönen Anna Procovicz, der Tochter seines Gulsverwalters, entbrannt, die auch weit entfernt davon war, die Annäherung deS reichen FreierS zurückzuweisen. Die Ellern des Mädchens jedoch mochten den Liebesschwüren ihres als unbeständig bekannten GutSpatrons nicht recht trauen und hielten schon seit Jahresfrist mit ihrer Einwilligung zurück. Unter diesen Umständen nun kam Damian zu dem Entschlüsse, die
Geliebte zu entführen und sich auf österreichischem Gebiete mit ihr trauen zu lassen. Er traf also alle nötigen Vorbereitungen, von der Strickleiter an bis zu der mit f urigen Rossen bespannten Kutsche, und hob im Dunkel der Nacht sein vermeintliches Bräutchen, das noch keinen Laut von sich gegeben, auch das Antlitz nach Art der Römerinnen dicht verschleiert trug, zu sich in den Wagen. Wer indessen vermöchte das Entsetzen deS jungen Mimnes zu beschreiben, als er, endlich den Moment für seine Herzensergüsse gekommen glaubend, sich seiner künftigen — Schwiegermama gegenüber sah! Selbige hatte, da sie von der beabsichtigten Entführung Wind bekommen, für gut befunden, ihres Töchterchens Stelle einzumhmen.
— Auf eigenen Wunsch lebendig begraben. Ein Fall von Selbstopferung in Folge Aberglaubens wurde durch Polizei- beamte in einer nordwestliche» Provinz Indiens zufällig ans Tageslicht gebracht. Zwei Polizisten hörten während ihrer Patrouille durch Zufall rin Gespräch, in besten Verlauf ganz nebenhin bemerkt wurde, daß ein Mann Namens Durba seine Frau lebendig begraben habe. Der Mann wurde ausge- forscht, zur Polizei gebracht und mochte hier folgende Angaben: Seine Frau habe an der Lepra gelitten und sich in der letzten Zeit darüber beklagt, daß es ihr schlechter gebe; schließlich habe sie den Wunsch ausgesprochen, lebendig begraben zu werden, da sich dann die Krankheit nicht auf ihre Kinder vererben könnte. Im Einverständnis mit der Kranken gruben ihr Mann und ihr Sohn eine Grube, in die sie hineingelegt wurde. Bei dem Begräbnis der lebenden Frau waren vier Nachbarn behilflich. Die sechs Leute wurden verhaftet und gestanden ihre That ohne Weiteres ein. Es ist kein Zweifel, daß die Frau in ihrem mütterlichen Heroismus ihr Leben ihren Kindern zum Opsir brachte und daß alle an der schrecklichen Tbat Beteiligten im besten Glauben handelten. Von dem Aberglauben, daß die Selbstopferung eines Leprakranken die Uebertragung der Krankheit verhindere, hat man allerdings bisher noch nichts gehört.
— Eine Reihe von Erderschütterungen, begleitet von bedeutenden Erdrutschen und außerordentlichen Regengüssen ereignete sich zu Dardschiling (Indien). Den ersten Meldungen zufolge sind 9 Europäer und mehr als 20 Eingeborene umgekommcn. In Puhl wurde der Bazar überschwemmt, 200 Personen sind tot.
— Plätze im Paradies. Man schreibt aus London, 23. Sept. In der„Kommer- zml Jntelligenze* erzählt ein russischer Korrespondent ein Vorkommnis, das auf die Leichtgläubigkeit der Ural-Kosaken ein amü- iantes Licht wirft. Ein russischer Tierarzt, der bei ihnen Pferde einzukaufen hatte, fand, daß es kurz vor seinem Eintreffen einem Schwindler gelungen war, den biederen Kosaken eine ganze Reihe Eintrittskarten w's — Paradies zu verkaufen! Der Tierarzt sah verschiedene solcher Billette, die die Aufschrift „Erste Reihe* trugen und 25 Rudel kosteten. Die Hinteren Plätze waren bedeutend billiger.
Unsere Dienstboten. „Eie können gar nichts, wo haben Sie eigentlich kochen gelernt,?* — „Auch bei so'ner jungen Frau.*