genauerer Untersuchung stellt sich in der Thal heraus, daß eine Versteinerung vorliegt, die durch heiße, kalk- und kieselsäurehaltige Quellen, die in den Judithfluß sich ergießen, bewirkt sein muß. Der glückliche Finder, ein mittelloser Arbeiter, ist auf dem besten Wege, sich durch die Ausstellung dieses Naturwunders ein Vermögen zu verdienen.
Verschiedenes.
Zum Besten der Waisen. Dieser Tage sandte ein guter Freund des Reichs- waisenhauseS Lahr, der in Mexiko wohnt, 2 Packete mit Zigarrenabschnitten, im Ganzen etwa 600 Kilogramm. Die Sendung war gewiß gut gemeint, aber, o weht Die Steuerbehörde verlangte 10 Mk. 80 Pfg. Zoll dafür, und so viel war der Inhalt uicht wert, denn der Erlös daraus würde höchstens 6 Mk. betragen haben. Um die Sache zu erledigen und daS ReichSwaisenhauS vor Unkosten zu bewahren, blieb nichts anderes übrig, als die Sendung auf dem Steueramte vernichten zu lassen.
Gauuerhumor. Ein Stromer namens Frank von Ulm drang in das Haus de» Echreinermeisters Kunz in Mühlhausen bei
Schwetzingen rin, stahl verschiedene KleidungS. stücke und machte sich auf dem Heuboden ein Lager, das er nach Einbruch der Dunkelheit mit seinem Raub zu verlassen gedachte. Der Verlauf der Dinge war aber ein anderer. Kunz kam um 6 Uhr vom Felde heim, mußte aber noch »Kurzes* für seine Kühe haben, stieg daher auf den Heuboden und traf dort den Eindringling. Kurz besonnen stieg er wieder herab, verriegelte von außen alle Thüren und rief die Nachbarn zu Hilfe. Zum Glück kam auch der Landjäger noch dazu und eingedenk des Sprichwortes: Viele Hunde sind des Hasen Tod, schickte sich der Dieb in» Unvermeidliche. Im Triumph wurde er auf« Rathaus gebracht, wo man bei seiner Durchsuchung außer den gestohlenen Kleidern eine Menge wertvoller Gegenstände (Uhren, Ringe, Reißzeug, Messer u. s. w.) vorfand, welche sämtlich notiert und schön zusammengepackt wurden. Der Dieb kam ins Loch und der Herr Schultheiß verfaßte noch am gleichen Abend ein sehr eingehende» Protokoll über die Art der Festnahme deS gefährlichen Einbrechers u. s. w., doch dieser verstand sich nicht bloß aufs Ein- sondern auch aufs Ausbrechen; denn als der Schult
heiß am andern Morgen auf« Rathaus kam, war da« Fenster offen und auf seinem Pulte lag ein Zettel folgenden Inhalt«: „Sehr schlecht gefiel mirs im Arrest, drum flog der Vogel aus dem Nest. Adel* Der Dieb war im Arrest aus- und im Schultheißenzimmer elngebrochen und halte dort die ihm abgenommenen Gegenstände wieder mitgenommen, ohne Andeutungen überfein Reiseziel zu hinterlassen.
In einem Badeorte der normannischen Küste, so schreibt das „Cri de Paris" setzte der Direktor eine» Kasinos, um Familien anzulocken, für daS Kind, welches daschönste Sandschloß bauen würde, als Belohnung ein Fahrrad und hundert Franken aus. Am Tage de« Wettbewerb« herrschte große Aufregung am Strande. Alle Erwachsenen, Badgäste, Vertreter der Gemeindebehörde, umringten die bauenden Kinder und waren ihnen mit Rat und Thal behilflich. Al« alles fertig war, hielt da» Preisgericht Umschau und billigte einmütig da« Stahlroß und daS Geld einer großen Festung zu, welche eine Inschrift al« „Fort Chabrol" bezeichnet«. Auf dem Dache weher eine Fahne mit der Inschrift: „Tod den Juden."
Die Ehre des Hauses.
Novelle.
Originalbearbeitung nach dem Englischen von Klara Rheinau.
8) (Nachdruck verboten.)
Lilly stimmte begeistert in den Wunsch der Schwester ein, aber Frau Mervyn wandte da« Gesicht zur Seite, und ihre Stimme klang heiser vor innerer Erregung, als sie erwiderte: »Ihr wißt nicht, was Ihr von mir begehrt, Kinder. Warum sollte ich Euch betrüben durch die Schilderung meiner Entbehrungsreichen Jugend, der Leiden und Kränkungen, die ich, da ich früh verwaist, in meiner abhängigen Stellung zu erdulden hatte."
»Arme, arme Mama!" seufzte Lilly, zärtlich die schmale Hand Frau MervynS streichelnd.
»Nach dem Tode meiner Mutter,* fuhr die Dame fort, „adoptirte mich Frau Mor- daunt, eine entfernte Verwandte meines Vaters. »Meine Adoptivtochter" — ja, dies waren die Worte, mit welchen sie mich ihren Besuchern vorstellte, und Niemand ahnte, wie hart, wie grausam sie das Mädchen behandelte, das schutzlos ihrer brutalen Heftigkeit preiSgegeben war. Frage mich nicht weiter, Lilly, ich kann mir jene Tage nicht ins Gedächtnis zurückrufen, ohne daß meine schlimm- steu Leidenschaften von neuem in mir erwachen."
»Ich will Dir Deine LieblingSmelodien spielen, liebe Mama, dies wird Dich beruhigen," sagte Rosa und trat an den Flügel um ihn zu öffnen. In diesem Augenblick brachte ein Diener die Meldung, daß die Frau, die neulich beinahe überfahren worden sei, Frau Mervyn zu sprechen begehre. Aergerlich über die Störung, wollten die beiden Mädchen die Zudringliche abweisen lassen, aber Frau Mervyn ries in gebietendem Tone: »Nein, nein, ich will sie sprechen. Führe sie in da» Speisezimmer, Johann."
Der Diener entfernte sich und seine
Herrin erhob sich mit einer solchen Niedergeschlagenheit in den schönen Zügen, daß Rosa besorgt ihren Arm um dir Mutter schlang.
„O, Mama, laß mich mit der Fremden sprechen," bat sie zärtlich; »Du überschätzest Deine Kräfte."
Aber Frau Mervyn riß sich loS, hieß die beiden Mädchen ruhig in dem Wohnzimmer bleiben, und ging dann hastig hinunter in das Gemach, wo PriScilla Füllen ihrer harrte.
»Zum dritten Male, Adelheid, mußte ich nun den Weg von Camden Town bis hierherzurücklegen," begann diese in mürrischem Tone. »Am Montag waren Sie auSge- gangen, gestern hatten Sie das Haus voll Besuch und heute wollte Ihr Naseweis von Diener meine Botschaft anfangs auch nicht überbringen."
»Warum sind Sie hier?" war die kalte Frage.
„Warum?" wiederholte PriScilla schnippisch, »weit ich Hunger und Durst habe, wenn Ihnen solch gemeine Gefühle vielleicht bekannt sind. Hier gab es ja heute ein flottes Diner, und da gewiß viel übrig geblieben, können Sie mir wohl etwas serviren lassen. Ich bin nicht wählerisch; ein Omelette und ein GlaS guten Weines genügt mir."
»ES geht durchaus nicht," versetzte Frau Mervyn entschieden; meine Dienerschaft würde Verdacht schöpfen, was ist aus dem Gelde geworden, das ich Ihnen gab? Bringen Sie mir die Nachricht, für deren Erlangung ich Sie bezahlte?"
»Nein," versetzte PriScilla, ihre Hände an der Glut des Kaminfeuers erwärmend; „das Geld reichte n'cht lange, und ich wohne zu entfernt von der Stadt, um zu Fuß Erkundigungen einzieheu zu können."
„Was sie überhaupt nicht gethan haben, PriScilla. Ich verstehe Ihre Taktik: ihr vergeblicher Glaube an eine wirkliche Existenz
von-" sie zitterte und dämpfte ihre
Stimme zu einem kaum hörbaren Geflüster — »ist das Schwert, das Sie über meinem
Haupte halten. Würde ich Ihr« Worte für wahr halten, so hätten Sie unbeschränkte Gewalt über meine Börse, aber ich bin nicht das schwache, leichtgläubige Wesen, welche« Sie zu finden hofften."
»Soll ich ihn aufsuchen und hierher bringen?" fragte PriScilla höhnisch. »Ein solcher Besucher wäre der gnädigen Frau wohl sehr erwünscht?"
Hatte sie kein Mitleid? Sah st« nicht die furchtbare Seelenqual, welche sich in den Zügen ihres Opfers auSprägte?
»Geld muß ich haben, woher e« auch komme," fuhr sie ungerührt fort; »ich hahe keine Lust, da» Nötigste zu entbehren, während meine nächsten Verwandten im Ueberfluß leben."
„Hier ist Alle«, wa« ich besitze," sagte Frau Mervyn, den Inhalt der Börse auf den Tisch leerend. „Nehmen Sie eS und lassen Sie sich nie mehr in meinem Hause blicken.
Pricilla blickte höhnisch auf die Sprechende. »Unter der Bedingung, daß die gnädige Frau mir jeden Monat eine bestimmte Summe zusenden wird, will ich Eie mit meinen Besuchen verschonen."
Frau Mervyn verzog keine Miene. „Würde ich Ihnen morgen einen Wechsel über hundert Thaler zuschicken, so wäre da« Geld bereits am andern Tage verschwendet. Dies können Sie nicht leugnen. Also ist es unmöglich, Ihnen gründlich auizuhelfen. Auch besitze ich vurchauS nicht die Verfügung über große Summen, wie Eie zu glauben scheinen. Ich kann nichts mehr für Sie thun."
Die enttäuschte Person geriet in förmliche Wut. Frau MervynS kalte, gemessene Töne klangen überzeugend, und PriScilla sah voller Angst ihre Beule sich entschlüpfen. „Aber ich sage Ihnen, Adelheid," rief sie heftig, »Hubert ist am Leben, ich bin besten sicher."
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. Hofmann in Wildbad.