kostet nur noch die in Heilbronn täglich erscheinende für das Vierteljahr i» Heilbronn und

MK. 1.50 Neckar-Zeitung

samt Unterhaltungsblatt u. Wllrtt. Landwirt, land ^ 1.90. einschließlich sämtlicher (dreimal wöchentlich) (einmal wöchentlich) Postgebühren.

B e st e ll u n g e n bei allen Postämtern, Postboten und den bekannte» Agenten. Verbreitetste Zeitung des Württemberg. Unterlandes. Amtsblatt für die Oberamtsbezirke Heilbronn, Brackenheim, Neckarsnlm, Weinsberg, und für den hessischen

Bezirk Wimpfen, sowie für die Stadt Heilbronn.

Inserate haben bei der großen Verbreitung stets den besten Erfolg ; die Colonelznle kostet von obigen fünf Bezirken 10

und von Auswärtigen 15 ^s

Rundschau.

Die zur Ableistung ihrer Militär Pflicht demnächst einrückenden Rekruten werden gut thun, ihre Quittungskarten über die ge­zahlten Beiträge zur Alters- und Jnvalidi- tätsversichcrung, soweit sie solche besitzen, sorgfältig aufzubewahren, da dieselben nach der Entlassung bei Wiedereintritt in Ver» sicherungspflichtige Beschäftigung abzugeben sind. Die Militärdienstzeit wird den Ver­sicherten so angerrchnet, als hätten sie während dieser Zeit ihre Beiträge voll und ganz bezahlt.

Stuttgart, 21. Eeptbr. Eine köstliche Perle amtlichen Humors, wie er sich noch ab und zu vorfindet, möge der Mit- und Nachwelt nicht vorenthaltcn werden. Der 2. Beamte einer Bezirksstelle, welcher Heuer im Mai sich verheiratet und aus diesem An« laß einen Urlaub erhalten hatte, kam im Juli um den üblichen Sommerurlaub ein. Sein Herr Amtsvorstand befürwortete dieses Gesuch bei der Vorgesetzte» Behörde mit dem wohlwollenden Bemerken: Zwar habe Herr N. N. erst kürzlich anläßlich seiner Verheiratung Urlaub gehabt, da man aber meistens nur einmal heirate und mit einer Hochzeitsreise nicht blos Vergnügen, sondern auch Anstrengung und Aufregung verbunden fei, so werde das Urlaubsgesuch empfehlend vorgelegt. Die Vorgesetzte Behörde hatte denn auch ein Einsehen und genehmigte das Gesuch gemäß der Empfehlung des Herrn Amtsvorstandes.

Marbach, 21. Sept. Hier wurde letzter Tage in einem Gasthof ein eigentümlicher Handel abgeschlossen. Ein Metzger bot einem Bauern für sein Kalb 42 ^!l Die Beiden konnten nicht Handelseinig werden. Da mischte sich ein anwesender Schreiner in den Handel und bot 30 ^ pro Quad­ratmeter Kalb. DaS leuchtete unserem Bäuer­lein ein. Er sagte zu, nahm auch 3 Draufgeld an, mochte aber ein sehr langes Gesicht, als man ihm die Berechnung der Kaufsumme miiteilte. Bei 1,20 m Länge und 0,85 w Höhe des Kalbes ergaben sich 1,02 <zm 30 ^ 60 Dem Rein­gefallenen Verkäufer soll die Lust vergangen sein, in Zukunft noch mehr derartige Ge­schäfte adzuschließen.

Eßlingen, 21. Sept. In der gestrigen Sitzung des Gemeinderats ist eine Kommission gewählt worden, welche darüber Bericht zu erstatten hat, ob an Stelle der am 1. Jan. 1900 in Wegfall kommende Erkenngelder, welche seither eine gewisse Entschädigung für Zeitversäumnisse bildeten, anderweitige Ent­schädigung eintreten soll und welche Wege eingeschlagen werden könnten, um Ersatz er­langen zu können.

Calw, 20. Sept. Der hiesige Bezirk ist in diesem Jahr mit Obst besonders be­

günstigt. Die Einnahmen aus Aepfcln und auch Zwetschgen werden für manche bedeutend sein, da in den meisten Orlen viel Obst ver­kauft werden kann und die Preise ziemlch höher werden als im Vorjahr. Am Sonn­tag wurden In Stammheim die ersten Käüse mit 6'/, ^ pro Ztr. Aepfel abgeschlossen. In Neuhengstett wurden ,für 200 Zentner gebrochene Aepfel 12 ^ für den Zentner bezahlt. Im allgemeinen , glaubt man noch höhere Preise erzielen zu können, man rechnet für später auf 7 für den Zentner Most äpfel.

Calw, 20. Sept. Der Hopfenhandel ist noch nicht recht im Gange. Die Ware hat infolge der schlechten Witterung notge- litten. In Neuhengstett wurden für den Zentner 60 und 3 ^ Trinkgeld bezahlt, in Simmozheim wurden für den Ztr. 70 ^ geboten, aber die Ware nicht abgegeben, da die Produzenten 80 fordern.

Vom Bodensee, 21. Sept. Im ersten Tunnel ab der großen Trisannabrücke hinter dem Arlberg, wurde ein Mann von dem herannahenden Zug überfahren; seine Leiche, furchtbnr verstümmelt, wurde in einer Nische des Tunnels ausgefvnden. Der stetig an Einwohnerzahl wachsende Marktflecken Singen amHohentwiel" hat vom Großherzog von Baden die Eigenschaft einer Stadt erhalten.

Die schlechte Gewohnheit, beim Viehhüten sich daS Seil um den Leib zu schlingen, Hai in Biethingen einem 9jährigen Knaben das Leben gekostet. Derselbe wurde zu Tode geschleift.

Mühlacker, 29. Sept. Gestern erhielten wir die Nachricht, daß Se. Majestät der König anfangs Oktober seinen Besuch in den Waldenserorten machen wird. Der König wird per Bahn nach Mühlacker fahren, von hier aus über Pinache, Wiernsheim nach Serres kommen. Alsdann fährt Se. Mas. zurück nach Mühlacker und besucht hierauf das Waldenserdörfchen Schönenberg.

Nansen über Andrer. Aus dem schon an anderer Stelle angesährten Vortrag, den Nansen in der Münchener Naturforscher­versammlung hielt, ist insbesondere die Er­klärung hervorzuheben, daß nach seiner, Nansen's, Ueberzeugung die nächste Polar­expedition ihr Ziel erreichen werde. Die Erfahrungen der letzten Nordpolfahrten würden einer künftigen Unternehmung de» Erfolg sichern. ES gebe keine Gegend der Erde, wo nicht lebende Wesen existirea und Nahrung finden könnten. Gerade dies sei

so äußerte sich Nansen im Privatgespcäch ein Grund für die Annahme, daß Andrer noch lebe. Auch andere Momente sprächen dafür, daß man an einem günstigen AuS- gang von Andree's Expedition nicht zu ver­zweifeln brauche.

Paris, 21. Sept. Kriegsminister Gallifset

erließ anläßlich der Begnadigung Dreyfus einen Tagesbefehl an das Heer, worin es heißt: Die Angelegenheit ist nunmehr er­ledigt. Vor der Thatsache der Begnadigung müsse sich jeder beugen, wie sich alle vor dem Urteil in Rennes beugten. Von irgend einer Vergeltungsmaßregel dürfe nicht mehr die Rede sein. Ich richte an Euch die Auf­forderung, und würde eS auch nötigenfalls befehlen: Vergeht, was gewesen, denkt nur an die Zukunft. Es lebe das Heer, welches keiner Partei angehört, sondern einzig und allein Frankreich.

Wettlauf mit dem Tode. Fünf Minuten entsetzlicher Angst und Qual hat ein Arbeiter einer Newyorker Brauerei durch- aemacht. Man schreibt darüber aus New- Jork: Der Arbeiter Spiro befand sich auf dem Boden eines kupfernen Behälters, in welchem Malz gekocht wird, um das Gefäß zu reinigen. In diesen Behältern ist in der Mitte ein Schaft angebracht, an welche», sich, einander gegenüber liegend, Messer be­finden. Sobald der Behälter mit Malz gefüllt ist, wird der Schaft in Bewegung gesetzt. Er dreht sich in wirbelnder Be­wegung, und die Messer durchfurchen das Malz und mischen es gleichmäßig durch­einander. Als Spiro mit dem Reinigen dieses Gesäfscs fertig war, rief er einem Mitarbeiter zu, den Flügelapparat in Be­wegung zu setzen. Der Arbeiter drehte jedoch einen falschen Hahnen auf, so daß der Schaft mit dem Messer, zwischen denen Spiro sich befand, in Bewegung gesetzt wurde. Die Geschwindigkeit des Schaftes wurde eine immer größere, und Spiro stürmte nun iu rasendem Laufe auf dem Boden des Ge- fässes umher, indem er genau die Distanz zwischen den Messern innezuhalten sich be­mühte. Dieser grauenhafte Wetllauf mit dem Tode währte fünf Minute». Den Un­glücklichen drohten schon die Kräfte zu ver­lassen, als man endlich seine lauten Hilfe­rufe hörte und den Apparat abstellte. Ohn­mächtig wurde er aus dem Malzkessel heraus­geholt, erholte sich jedoch bald wieder. An seinen Wettlauf mit dem Tode aber wird er sein Leben lang denken.

Ein versteinerter Mensch wurde vor Kurzem im Missouirflusse in Nordamerika, nicht weit von der Mündung de« Juditflusses, aufgefunden. Die Arme der Leiche sind auf der Brust gekreuzt, die Hände durch einen Riemen gefesselt, es liegt also vielleicht ein Verbrechen vor, das vor mehreren Jahr­zehnten begangen sein muß. Der ganze Körper ist verkieselt, und mit Ausnahme einiger kleiner Löcher und Risse, so aus­gezeichnet erhalten, daß man ein Werk von Künstlerhand vor sich zu haben glaubt. Die seinen Runzeln der Hände, der Fuße und de- Gesichts sind tadellos auSardiidet. Bei