Rundschau.
Stuttgart. An Stelle des am 23. Juli d. IS. gestorbenen Stadtschultheißen Sachs von Crailsheim ist nach dem „St.A." Sladl- schullheiß Möhler von Gmünd für den Rest der die Jahre 1898II900 umfassenden AmlS^ Periode zum Mitglied des VcrwaltungsratS der Penstonskasse für Körperschaftsbeamte bestellt worden.
Neuenbürg. 17. Sept. Da der lang jährige verdiente Kommandant der hiesigen Feuerwehr, Herr Obcramtsbaumeister und Bezirksfeuerlöschtnspektor Link, von dieser Funktion kürzlich zurückgetreten ist, mußte eine Nachwahl anberaumt werden. Dieselbe fand gestern abend nach vorausgegangener Korpsübung im Rathaussaal statt. Nach kurzer Ansprache des stellvertretenden Kommandanten, Adjutant Streker, wurde der neue städtische Techniker, Hr. Stadtbaumeister und Oberfeuerschaucr Klingler in schriftlichem Wahlgang einstimmig zum Kommandanten gewählt. An Stelle des bisherigen stellvertr. Zugführers de- I. Zugs mußte ebenfalls eine Neuwahl vorgenommen werden; es wurde dazu Hr. Wagnermeister Mayer gewählt.
Waldrennach, 18. Sept. Am Fr-itag abend hatte Forstwart Günter hier wieder besonderes Jagdglück, indem er in seiner Hut einen prächtigen Zehnender, im Gewicht von nahezu 3 Zentnern erlegte.
Nagold, 15. Sept- Wie der „Gesellsch." vernimmt, hat die Jtendantur des 13. K. württembergischen Armeecorps, die kürzlich die Kuranstalt Waldeck zu einem ErholungS» heim für Soldaten erstanden, nun auch das dem Privatier Sceger in Stuttgart gehörende und nächst Waldcck gelegene und schön her- gerichtele Landhaus Bienenthal zu einem Verwaltungsgebäude zum Preise von 8000 angekau't. Der Besitzwechstl erfolgt am 1. April n. JahrS.
Simmozheim, OA. Calw, 12. Sept. In der Nacht vom Samstag auf den Sonntag stieg ein im hiesigen Ort einquartierter In fanterist aus Westfalen während seine Kameraden sich auf der Scheunentenne zur Ruhe legten, die Scheunenleiter hinauf, vermuilich um sich oben ein weicheres Lager zu verschaffen. Die unten lagernden Mannschaften waren kaum eingeschlafen, als si? durch ein Gepolter, das sie dem HcradsaUcn des Tornisters zuschrieben, vom Schlaf aufgeschreckt wurden. Nichts ahnend schliefen sie ruhig weiter. Aber welch ein Anblick am andern Morgen I Ihr Kamerad war herabgesallen und lag nun tot neben ihnen mit gekreuzten Beinen ; er hatte das Genick gebrochen. Der Soldat stammt von armen Eltern, die zu dem überaus ehren» vollen, am vergangenen Mittwoch stattgehab- ten Leichenbegängnis nicht erscheinen konnten. Dagegen wann 4 Soldaten von seiner Kompagnie bei der Leichenfeier zugegen.
Freudenstadt, 16. Sept. Tausend fleißige Hände sind derzeit mit den VorbereitungS- arbeilen zu dem am 25., 26. u. 27. Sept. stattstndendcn 300jährigen Gründungsfest der Stadl beschäftigt. Maler, Gärtner, Schreiner und Wagner wetteifern in Fleiß und Ausdauer, um zur Abhaltung der F st- lichtesten, insbesondere des historischen Fest- zugs gerüstet zu sein. Der Marktplatz zeigt aus flinkem Holz hergestcllte Gerüste rechts und links vom Königszelt, das eine prächtige Ausschmückung erhalten wird. Aus allen Gegenden Württembergs und der Nachbar
länder laufen Nachrichten ein von Gästen, die dem historischen Festzug anwohnen wollen. In den Straßen, durch welche der Zug zweimal seinen Weg nimmt, sind beinahe alle verfügbaren Zimmer und Fenster zum Voraus gemietet. Nach all den bis jetzt getroffenen Vorbereitungen verspricht der histor. Festzug, bei welchem 1100 Personen Mitwirken und 220 Pferde und 30 Festwagen nötig sind, großartig zu werden.
Tübingen, 15. Septbr. Heute nacht brannte in dem benachbarten Pfeffingen die Ortsmühle total nieder. Der Brand entstand wahrscheinlich durch Hopfen. Die Mühle ist vor einiger Zeit verkauft worden, und der neue Besitzer, der erst einziehen wollte, soll nicht genügend versichert sein. Er verliert seine» vollen Ernteerlrag.
Horb, 14. Sept. Ueber die Entdeckung einer neuen Kohlensäureader herrscht in der Gemeinde Bteringen berechtigte Freude. Der Firma Kohlensäureindustrie Dr. Raydt, Aktiengesellschaft in Eyach, ist es nach vorausgegangenen Bohrungen heute mittag gelungen, auf der Markung Bieringen, unweit des dortigen Bahnhofs, einen mächtigen „Sprudel", der konstant 6—8 Meter empor- schießt, zu erschließen. Für die Gemeinde bedeutet die in Aussicht stehende Gründung eines Kohlensäurewerk auf ihrer Markung einen nahmhasten Gewinn in steuerlicher Hinsicht.
Herrenberg, 16. Sept. Neulich fand ein Bauer in Oberjettingcn auf der Bühne seines Hauses einen Schatz von etwa 200 Stück alter Münzen teils Silber, teils Gold (französisch-, bayerische rc. aus der Zeit Ludwigs XV. von Frankreich), die vielleicht einen nicht unbedeutenden Wen haben.
Pforzheim, 16. Septbr. Der hiesige „Anz." schreibt: Von Bauersleuten wurde bei Wurmberg ein Ulan in einer Klamm tot aufgcfunden. Derselbe scheint von seinem Pferd gestürzt und jedenfalls bewußtlos in einen Wassertümpel gefallen zu sein, in dem er umkam. — Von einem Waldhüter wurde ferner im sogenannten „Segel" im Hagen- schieß ein Dragoner aufgefunden, der beide Beine gebrochen hatte und infolgedessen nicht mehr weiter konnte.
München, 16. Sept. Der Prinzregent hat 50 000 für die Ueberschwemmten zur Verfügung gestellt. D'e Lage unterhalb der Prinzregentenbrücke ist für den dortigen Stadtteil immer noch ziemlich bedenklich. Es wurden heute weitcre 100 Mann Militär dorthin zur Hilfeleistung abkommandiert. Seit 6 Uhr abends hat sich hier neuer Regen eingestellt. Neuerdings kommen eine Reihe von Schreckensnachrichten aus Passau. Dort ist der Wasserstand um zwei Meter höher als bei der größten Uebcrschwemmung im Jahre 1862.
— Eine unmenschliche Thal hat in WallburgSkirchen im Bayerischen eine Frau verübt. Dieselbe versprach ihren Kindern Spielzeug und Leckereien, wenn ste ein Nach- barSkind umbrächten. Daraufhin gingen die Kinder in die Wohnung des Schießl, nahmen das Kind aus dem Bett, trugen es in den Wald und brachten ihm dort durch Steinschläge auf den Kopf die schweren Verletzungen bei, die den baldigen Tod des Kindes herbetführten. Das unmenschliche Weib sitzt hinter Schloß und Riegel. Eine verschärfte Strafe dürfte um so mehr am Platze sein,
als die Mörderin die ruchlose That durch ihre eigenen Kinder ausführen ließ.
WÜrzburg, 18. Sept. Während der Brigadestab in den Manövern war, wurden auS einem im Bureau der zweiten Artilleric- brigade, Gardistenstraße Nr. 7 untergebrachten Schrank mittelst Einbruch sämtliche geheimen MobilmachungSpapiere gestohlen. Der Verdacht des Diebstahl lenkt sich auf den seit einigen Tagen flüchtigen Trainsergeanten Schlösser, der in jenem Bureau als Brigade- schreiber kommandiert war.
— Eigentümlicher Fund. Ein seltener Fund ist in diesen Tagen in Magdeburg beim Bau deS SteindammkanalS in der Nähe der Leipziger Straße gemacht worden. In einer Tiefe von anderthalb Meter stieß man aus das Skelett eines fitzenden Knaben und dicht dabei fand man fünf römische Silbermünzen, die den Namen AntoninuS trugen. Die Münzen stammen danach wahrscheinlich aus der Zeit des römischen Kaisers AntoninuS PiuS, der in der Zeit 138—161 n. Ehr. regiert hat. Die Münzen find gut erhallen.
— Ein geschwätziger Mörder. Ei»
vor sieben Jahren begangenes schweres Verbrechen ist durch Selbstverrat des Verbrechers jetzt ans Tageslicht gekommen und ruht die Angelegenheit bereits in den Händen der Staatsanwaltschaft. In einer Herberge zu Schwedt a.O. machte sich ein betrunkener Müllergeselle dadurch verdächtig, daß er erzählte, Wissenschaft von einem geheimnisvollen Morde zu haben. Der Geselle wurde verhaftet und die mit ihm vorgenommenen Verhöre ließen keinen Zweifel darüber, daß die Aeußerungen deS Gesellen auf Wahrheit beruhen und er selber der Mörder sei. Nach einem abgelegten Geständnis war er vor sieben Jahren auf einer Mühle bei Freien-^ walde als Geselle thäiig woselbst er mit der' Frau seines Meisters ein Liebesverhältnis unterhielt. Den Ehemann räumte er dadurch aus dem Wege, daß er ihn aus einem Hinterhalte heraus erschoß und die Leiche unter der Mühle vergrub. Ueber den verschwundenen Müller wurde das Gerücht verbreitet,' er sei nach Amerika auSgewandert. Bei den Nachgrabungen unter der Mühle ist thatsächlich ein menschliches Skelett aüsge-, fnnden worden. Der Mörder ist in dos Gerichtsgefängnis zu Prenzlau eingeliefert worden.
— AuS dem Zeitalter der Aufklärung. In Tyrol kommen zuweilen Ausbrüche des Aberglaubens vor, die an die glücklich überwundene Zeit der Hexenverbrennung erinnern, wird dem „Tir. Tagbl." aus PfundS folgende ebenso wahnwitzige als grausame That gemeldet, die nur für den vollkommnen glaubwürdig sein dürfte, der mit den dortigen Verhältnissen vertraut ist: Es trafen drei. Bauern ein nicht Ihnen gehörendes Stück Rindvieh auf einer Gemeindealpe an, das mit dem Rauschbrand behaftet war. Bald waren ste einig, das Tier lebendig zu verbrennen, da ja doch der „Brand" noch ihrer Ueberzeugung etwas behextes wäre und im betreffenden Vieh der Teufel stecke. Gesagt, gelhan. Als das arme Vieh in feinen Schmerzen furchtbar brüllte, äußerte einer der Vtehinquisttorrn: „Es wäre bester, wenn eS noch stärker brüllen würde, denn dann ist der Teufel noch drinnen und muß hmauS; thäte es nicht brüllen, wäre der. Teufel schon auögefahren." Der aber«