Rundschau.

Pforzheim, 27. Aug. Für das mutige Verhalten, das der Fasserlehrling Knecht bei der Rettung eines 1 Jahre alten Kindes, das in die Enz gefallen war, an den Tag legte, wurde ihm von seiten des großh. Landeskommissars eine öffentliche Anerkennung ausgesprochen.

Bönnigheim, 25. August. Bei den Uebungen des Feldartillerie - Regiments Nr. 29 in der Nähe von Hofen stürzte ein Mann mit seinem Pferd, wobei er auß r Verwundungen am Kopf eine Quetschung deS rechten Oberschenkels erlitt. Der Ver- letzte wurde ins hiesige Krankenhaus ver­bracht.

Cleebronn, 25. Aug. Die anhaltend günstige Witterung kommt dem Stand un­serer Weinberge sehr zu statten. In allen Lagen sind jetzt gefärbte Trauben anzulresfen und hoffen urs >e Weingärtner biS zur Kirchweih (3. S Pt.) gute Trauben ihren Gästen vorsetzen zu tö men. — Die Ein heimsung der F>l srüchte ging flott von statten. Die Ernte ist quantitativ und qua­litativ befriedigend. Auch die Oehmdernte ist beendigt. — Beim Verkauf des Allmand- o-steS wurden 242 Mark erlöst, immerhin noch einnehmbarer Betrag bei Berücksichtig­ung des nahezu gänzlichen LbstausfallS.

Cannstatt, 29. Aug. Die Versteigerung der WirtschaftSplätze für das diesjährige Volksfest findet am 9. September vormittags von 9 Uhr an auf dem Wasen statt. Die Gejamteinnahme der Stadt Cannstatt aus Platzgeldern und Wasserzins betrug in den letzten Jahren je ca. 30000 ^

Untertürkheim, 27. Aug. Wie gering Heuer der Obstertrag auf hiesiger Markung ist, dafür mag der Verkauf des Allmand- obstes einen deutlichen Beweis lieflrn. Der Ertrag von den zusammen etwa 40 Morgen großen Obstgü'epn der Gemeinde wurde aus 15 Simrt geschätzt und hiefür 39 ^ er­löst. Im Jahr 1884 wurde für das Obst von demselben Areal die Summe von 4500 ^ gelöst.

Untertürkheim, 29 Aug. Ganze Wagen­ladungen von Einmachgurken werden schon seit längerer Zeit von hier nach auswärts verschickt. Schon mehr oenn 10000 wurden hiefür getost.

Markgröningen, 25 Aug. Gestern fand vom schönsten Wetter begünstigt hier der Schäferlauf statt. Das Fest ist vollständig programmmäßig verlaufen. Die Schäfcr burschen legten die 300 Meter lang Renn­bahn in 28 Sekunden zurück, was gewiß als eine große Leistung bezeichnet werden darf. Die Restauration und der Tanzsaal auf dem Rathaus waren so stark besucht, daß viele Gäste tunen Platz finden konnten. Die Zahl der Festbesucher dürfte über 7000 betragen haben. Das Fest ist glänzend ver­laufen und darf als ein in jeder Beziehung gelungenes bezeichnet werden.

Wangen, 29. August. Am Samstag Nacht wurden dem Kaufmann Glemser 300 Hopfenstöcke abgeschnitten. Da die Hopfen» stocke noch nicht vollständig reif waren, so ist der Schaden bedeutend, umsomehr als dieselben sehr schön gestanden haben. Von dem Thäter, der wohl aus Rache dieses elende Bubenstück aussührte, fehlt bis jetzt jede Spur.

Plochingen, 25 Aug Gestern abend

wurden im nahen Steinbach ein den 50er Jahren stehender Einwohner und seine 19 Jahre alte Tochter verhaftet. Beide stehen in dem Verdacht, sich Vergehen gegen § 173 des Str.G.B, haben zu schulden kommen lassen.

Balingen, 27. Aug. Bei dem gestern abend auf dem hiesigen Rathaus stattgefun- dcnen Obstverkauf wurde der zu 348 Simri geschätzte Ei trag um die Summe von 382 ^ versteigert. Auch in den Privat- gärlen ist ein reichlicher Obstertrog zu er­warten und dürste im Herbst wohl ein ziemlicher Verkehr auf dem Obstmarkt statt- stnden.

Herrenberg, 20. Aug. Gestern abend kam in Ulanenunisorm der Generaloberst, Geueralinspekteur der 3. Armeeinspektion, Graf von Walbersee, hier an und über» nachtete im Gasthof zur Post. Heute morgen fuhr er in Begleitung des kommandieren­den Generals Frhr. v. Fallenhausen und einiger anderer Offiziere auf den Bahnhof, um mit der Bahn nach Hochdorf ins Manöver zu gelangen.

Friedrichshasen, 27. August. Aus dem am 24. August, 11.05 Uhr hierangelangten Dampier „König Karl," welcher 9.45 nachts von Roischach abging, brach unterwegs im Requisitenraum Feuer aus, welches erst in Langenargen gelöscht werden konnte. — Auf vem First der Lustballonhalle in Märzell ist gegen die AusgangSscite ein Podium ange- vrocht, ans welchem jeden Tag die oberen Lufströmungen durch Auslassen amerikanischer Drachen, die an einem riesig langen Seil angebunden sind, beobachtet werden. Etwa 150 Meter vom Ufer entfernt, ist ein Schuppen für eine Gaöfabrik erstellt, in welchem die Pontons untergebracht sind, welche Flaschen enthalten, die mit Wasser­stoffgas angefülll werden. Daneben steht auf Pfählen eine Schutzhülle für die Motor­boote. Nahe am Ufer auf dem Lande ist eine Breltcrhültc erbaut, in welcher 25 Arbeiterinnen aus der Ballonfabrik zum Nähen und Gummieren der Ballonteile be­schäftigt werden.

Von der badischen Grenze, 26. August. Vor einigen Tag?» wurde rin in Bretien im Quarncr lugender Reservist deS J»s.- Negimenis Nr. 113, der zum Manöver eingezogen war, wegen Gehorsamverweigerung in Untersuchungshaft genommen- Derselbe sollte auf Befehl eines Unteroffiziers auf dem Marsche einen Spaten tragen, was er nicht lhat Es fand nun im Ralhaufe zu Bretten Gericht über denselben statt. Wie verlautet, soll derselbe 1 Jahr Festungs­haft erhalten. Er wurde bereits nach Ristalt überführt.

Bonn, 28. August. Ein Mullerh rz. Hier hat sich das etwa 8jährige Töchterchen des S. B. den Unterleib mit kochendem Wasser schwer verbrannt und trotz mehr- monatlicher sorgsamster Pflege trat keine Besserung ein. Der behandelnde Aizt er­klärte die Heilung nur dann für möglich, wenn die große offene Brandwunde mit Haut von einem gesunden Menschen belegt werde. Die Mutter des Kindes, keineswegs mehr jung und durch die unermüdliche Pflege des schwer leidenden Kindes stark angegriffen, gab sofort freiwillig ihren Oberarm her, von dem sodann zweimal große Hautflächen abgezogen wurden. Die wackere Mutter

hat die Freude, ihr Kind nun bald gesund zu sehen.

Leipzig, 26. Aug. Die sächsische Eisen- bahnverwaltung beabsichtigt, Verhandlungen mit den Eiscnbahnbehirden Nord- und Mitteldeutschlands einzuleiten, zwecks Herbei­führung einer Verbilligung der Personen­beförderung in Norddcutschland.

Verschiedenes.

Der in Münster verstorbene Verlags- Buchhändler Eduard Hüffer hat für die Armen und für gemeinnützige Zwecke in Münster 160000 Mk. vermacht.

Diejenigen Berliner Zimmerleute, die noch nicht der Sozialdemokratie verfallen sind, hielten eine Versammlung gegen dieselbe ab. Es wurde ein Vortrag über die Terro­risierung der christlichen Zimmerer gehalten und dabei das Gebühren der Sozialdemokraten auf den Arbeitsstellen scharf beleuchtet- Schließ­lich wurde als Gegenwehr gegen die Sozial­demokratie die Gründung eines Verbands christlicher Zimmerleute beschlossen.

Ein reicher Walfischfaug wurde bei den Färöern gethan. Der dänische Dampfer „Laura", der von den genannten Inseln in Kopenhagen anaekomman ist, berichtet, daß man in den ersten Tagen vom August so viele Walfische w>e noch nie früher auf ein­mal gefangen habe. Am 9. August wurden 400 Stück gefangen, darunter eine Menge Grindelphinen, und das Wasser war in weitem Umkreise vom Blute der getöteten und verwundeten Tiere rot gefärbt. Im ganzen wurden in den Tagen vom 7. bis 10. August nicht weniger als 17—1800 Walfische getötet, was, wie gesagt, noch nie vorgekommen ist. Wäre der Preis ebenso hoch wie früher, 50 Kronen per Stück, gewesen, so würde der Fang einen Geldwert von 80—100000 Kronen repräsentiert haben. Jetzt sind die Preise jedoch bedeuiend ge­fallen, immerhin bleibt aber der NahrungS- werl der getöteten Tiere sehr groß. Das gesamte Gewicht der Tiere beträgt 1 Mill. Psund Fleisch, was 1500 Ochsen gleich­kommt.

In Leo Mändle's Schuh-Fabriklager Drimliugstraße Ecke Marktplatz, in Pforz­heim, findet wegen baulicher Veränderung ein Räumungs-Ausverkauf statt, bei dem alle Preise ermäßigt find. ES kosten z. B. gute starke Herren - Zngstiefel ^ 4.50. starke Frauen - Schnür - Schuhe ^ 3.20. Damen- gelb Spangen-Schuhe ^ 2.75 rc.

Ein verbotenes Buch. In Oester­reich ist die Sensations-Broschüre

„Die volle Wahrheit über den Tod des Kronprinzen Rudolf von Oesterreich" von Ernst Edler von der Planitz, Verlag von A. Pichler u. Co. Berlin, mit Beschlag belegt und das Verbot der Verbreitung „innerhalb Oesterreich" durch amtlichen Er­laß bestätigt worden. Ein interessantes Streiflicht auf den Dualismus der habs­burgischen Monarchie und die dort herrschen­den Zustände wirft die Thatsache, daß das Buch in Ungarn nicht verboten wurde und dort nach wie vor reißenden Absatz findet.