Lokales.

Wildbad, 18. August. Bei der vom I. dis 8. August ds. Js. ftallgefundenen Diplomprüfung an der landwirtschaftlichen Akademie z» Hohenheim ist u> A. Ferdinand Bätzner von hier mit einem Diplom bedacht worden.

Wildbad, 18. Aug. Auch unsere Stadt wird aus Anlaß der diesjährigen Kaiser- mannöver Einquartierung erhalten und zwar am 18. September in der Stärke von 9 Offizieren, 126 Unteroffizieren und Mann» schäften und 66 Pferden.

Wildbad, 18. Aug. Das diesjährige BezirkSmissionSfest wird am Montag den 20. August in der Kirche zu Feldrennach abgehalten werden, wobei Missionar Dipel und Missionar Wertz Vorträge halten «erden. Die Predigt wird von Dekan Uhl gehalten.

Rundschau.

Calmbach, 14. Aug. Heute mittag bald nach 1 Uhr passierten zwei Straßburger Radfahrer den sog. "Alten Weg" Höfen» Calmbach. Mitten im Wald wird derselbe etwas holperig. Einer der Radler kam zu Fall und brach das linke Bein unmittelbar unter dem Knie. Mit Hilfe eines Fuß- rrisenden brachte der Gefährte des Verun­glückten bald die nötige Hilfe zur Stelle, den Calmbacher Ortsarzt und den Jagdwagen derSonne". Nach Anlegen eines Not- Verbandes wurde der Bedauernswerte inS Spital Wildbad verbracht.

Eutendorf, OA. Gaildorf, 15. August. Heute früh 2 Uhr wurden die hiesigen Einwohner durch Feuerlärm aufgeschreckt. In der Teilgemeinde Großaltdorf war Feuer auSg ebrochcn, welches das von Jakob Grom- bach und Sohn bewohnte Wohnhaus mit angebauter Scheuer bis auf den Grund zer­störte. Mit Mühe konnte das dicht an­stoßende Nachbargebäude gerettet werden. Der Sohn ist versichert, dagegen der Vater nicht. Entstehungsursache unbekannt.

Stuttgart, 15. Aug. Durch Allerhöchste Ordre vom 11. dS. MlS. hat Se. Majestät der König dem Infanterieregiment Kaiser Wilhelm, König von Preußen (2. württbg.) Nr. 120, als etatSmäßiges Paradestück zum Helm den schwarzen, für Sptellente den roten Haarbusch verliehen und bestimmt, daß die Haarbüsche erstmals zu der Parade am 7. September ds. Js. angelegt werden.

Tübingen, 15. August. Die feierliche Beerdigung des Kanzlers der Universität Geh. Rat Prof. Dr. v. Weizsäcker fand heute Nachmittag 4'/i Uhr unter ungeheurer Beteiligung seitens der Stadt wie vom Lande statt. Um genannte Zeit bewegte sich der imposante Zug unter Vorantritt der Stadt­kapelle vom Kanzlerhaus nach dem nicht unweit gelegenen Friedhof. Sämtliche studentische Verbindungen, obwohl in Ferien, waren durch Deputationen vertreten und in vollem Wichs und mit Jahnen erschienen, sowie der beinahe vollzählige Lehrkörper der Universität. Außerdem beteiligten sich am Leichenkondukt die Vertreter Sr. Majestät deS Königs Frhr. v. Plato und Ihrer Majestät der Königin Frhr. v. Raßler, sämtliche Offiziere des Bataillons, Kammer­präsident Payer, ReichSgerichtSrat a. D. Landtagsabg. v. Geß namens der Fraktion der Deutschen Partei, der ReichStagsabg. Pros. Hieber, als Vertreter des LandeöauS-

schuffeS der Deutschen Partei und Landtags­abgeordneter Weidle u. a. mehr. Den Kondukt hatte die VerbinvungKönigsgesellschaft, welcher der Verstorbene als alter Herr angehörte, übernommen. Die Rede am Grab hielt Stadlpfarrer Demmler, welcher dem Ver­ewigten warme Worte des Dankes und der Anerkennung widmete. Die Vertreter Ihrer Majestäten legten prächtige Kränze am Grabe nieder, ebenso auch Rektor Prof. Dr. Schanz im Namen der Universität, Kammerpräsident Payer im Namen deS Abgeordnetenhauses, Professor Schönberg im Namen der Stadt. Weitere Kränze wurden niedergelegt von vem Landes- und Bezirksausschuß der Deutschen Partei, dem Kriegervcrein König Karl, sowie von den einzelnen studentischen Verbindungen je unter entsprechenden Worten. Ein Choral der RegimentSkapelle bildete den Schluß der ernsten und erhebenden Feier.

Epsendorf, 17. Aug. Wegen Sittlich­keitsverbrechens, § 176, Z. 1, wurde der ledige Taglöhnrr Valentin LuS von hier durch den Landjäger Abele verhaftet und an das K. Amtsgericht Oberndorf eingelieferl.

Blaubeuren, 16. Aug. In der ver­gangenen Nacht tobte ein heftiges Gewitter in unserer Gegend. Während desselben schlug der Blitz im Nachbarort Seißen in das dem Bauern Paul Maurer gehörige Anwesen und zündete sofort. Wohnhaus und Scheuer waren in kurzer Zeit ein Raub der rasend um sich greifenden Flammen ge» worden. Auch 2 Kühe wurden vom Blitz erschlagen. Den Hausbewohnern gelang es mit aller Mühe, dem Feuertode zu entrinnen.

Ulm, 15. August. Bei dem gestrigen Regimentsexerzieren gab eS eine Carambolage zwischen anreitender Kavallerie und einer Abteilung Infanterie. Von letzterer wurden einige Mann verletzt, indem einer das Nasen­bein brach, ein anderer eine Quetschung durch einen Huftritt erlitt.

Münsingen, 15. August. Ein schwerer Unglücksfall, dem ein junges Menschenleben zum Opfer fiel, ereignete sich heute mittag im hiesigen Portlandzementwerk. Der 25 Jahre alte Zementarbeiter Johs. Ostertag von Döttingen wollte an der Maschine einen Riemen anlegen, wurde erfaßt, herumgeschlcu- dert und ihm ein Fuß gänzlich aus dem Leide gerissen, so daß er sofort starb.

Pforzheim, 15. Aug. Letzten Samstag verteilten die Herren Rodi und Wienen- berger anläßlich de« UebergangS de« Ge­schäfts an eine Aktiengesellschaft an ihr Personal die respektable Summe von 4000 Mark.

Pforzheim, 16. August. Gestern abend kam der 56 Jahre alte Privatier Schwarz von Eßlingen mit seinem 11jährigen Sohn von Wildbad, woselbst er zur Kur weilte, auf dem hiesigen Bahnhof an; er wollte sich eine neue Fahrkarte lösen, wurde aber am Schalter von einem Herzschlag getroffen und fiel tot nieder. Der Verstorbene wurde in die Leichenhalle gebracht.

Einen schrecklichen Tod fand gestern der 12jährige Sohn des BauratS Baron v. Schmidt aus München. Während eines Besuchs bei Verwandten in Liebenburg kam er beim Spielen den Flügeln einer Wind­mühle zu nahe, wurde von diesen getroffen und schwer verletzt, daß er bald darauf starb.

Scharfrichter Reindel jr. hat am Frei­tag in Güstrow in Mecklenburg zwei Hin­richtungen auf einmal vorgenommen. Die

armen Sünder waren der Arbeier P. Riedel und der Schuhmacher K. Rammln. Beide wurden vom Schwurgericht zu Güstrow, elfterer wegen Ermordung seiner Braut, letzterer wegen Ermordung seiner Ehefrau, zum Tode verurteilt.

Jnusbruck, 16. Aug. Vom Seekarleßpitz im Pitzthal stürzte der Student Friedrich Stolz ab, der Sohn des hiesigen Universltätö- professorS Otto Stolz. Er ist tot; die Leiche wurde geborgen.

Le ManS, l4. August. Ein Polizei- kommtffar verhaftete auf dem hiesigen Bahn« Hofe einen Marinemaschinisten Namens Galleich, der aus Renne« kam und sich nach Havre begeben wollte. Sein Signalement stimmt mit demjenigen de« Attentäters auf Labori überein.

Rennes, 15. Aug. Das letzte Bulletin besagt: Labori hat nachts nicht geschlafen; er leidet sehr, aber sein Zustand hat sich nicht verschlimmert. Ein bekannter Chirurg ist aus Paris berufen. Die Aerzte «ollen versuchen, die Kugel herauszunehmen.

Der amtliche Bericht über den Aufen­thalt Dreyfus' auf der Teufelsiusel liegt nun vor; er fußt auf den Berichten des Gouverneur«. Am Anfang ist das Ge­setz angeführt, wonach die Verschickten alle Freiheit genießen sollen, die mit der Sicher­heit ihrer Person und ihres Gewahrsams verträglich ist. Vom März 1895 bis Sep­tember 1896, wo das Gerücht seiner Ent­weichung in Paris umging, genoß Dreyfu« denn auch eine größere Freiheit. Sein Haus auf der Teufelsinsel war aus Stein, umfaßt vier auf vier Meter. Das Fenster und das Loch der Thür waren stark vergittert. Der Thür war eine zwei auf drei Meter große Wachstube au« Holz vorgebaut, in welcher stet« ein schußbereiter Wächter sich befand, der Dreyfus auch deS Nachts, da dessen Raum erleuchtet war, nicht au« dem Auge verlor. Dreyfus wurde vom Untergang bis Aufgang der Sonne in diesen Raum gesperrt. Am Tage konnte er sich auf einem ziemlichen Teil der Insel, welcher abgesteckt war, frei ergehen. Seine Briefe wurden vom Gou­verneur und dann von dem Oheraufseher gesichtet, welcher sie ihm übergab. Dreyfus erhielt Soldatenkost, aber ohne Wein, da er nicht arbeitete. Seine Bitte, sich mit Tisch­lerei beschäftigen zu dürfen, wurde abge­schlagen, da die Werkzeuge ihm bei einer Entweichung hätten dienen können.

Ende 1896 wurde die Gefangenschaft verschärft, da Gerüchte über eine Entweichung umgingen. Von den Briefen erhielt er nur noch Abschriften. Manche Stellen und ganze Briefe wurden unterdrückt. Am 4. Sept. 1898 erhielt der Gouverneur den Befehl, Dreyfus während der Nacht doppelt, (an Händen und Füßen) in Eisen zu schließen. Die Hütte war schon vorher mit einem hohen Plankenzaun eingefriedigt worden, aus welchem Dreyfus nicht mehr heraustreten durfte. Außerhalb der Einfriedigung wurde ein zweiter schußbereiter Soldat ausgestellt. Ein Wachtschiff wurde an die Insel gelegt, die Annäherung fremder Schiffe streng untersagt. Alle Briefe und Sendungen (von Nahrungs­mitteln) an Dreyfus wurden verboten. Er konnte nur noch durch die Verwaltung sich Nahrung verschaffen. Der 2'/» Meter hohe Bretterzaun hielt 16,30 auf 12 Meter;