Wilds Mose.

Novelle von Jenny Piorkowska.

(Nachdruck verboten.)

14.

Er schrieb an Melanie. Mit scheinbarer Osfenbeil gestand er ihr, daß es ihm eine große Enttäuschung sei, sein väterliches Erbe nicht, wie es sein heißer Wunsch gewesen war, von den darauf lastenden Verpflicht­ungen frei machen zu können, aber er liebe Melanie und lege ihr deshalb sein Herz zu Füß-n. Er hoffe, sie durch seine Treue für die Entbehrungen zu belohnen, die ihrer als der Frau eines verhältnismäßig armen Mannes warteten. Dafür würde ihnen bei­den das befriedigende Gefühl zu Teil wer­den, der Ehre, Gerechtigkeit und Liebe alles zum Opfer gebracht zu haben.

Diesen Brief sandte er noch am Abend des traurig verhängnisvollen Tages nach Etgenhof.

Und dann saß er, auf jeden Ton von außen her lauschend, in seit em Gemach, völlig unfähig, nur noch einen klaren Ge­danken zu fassen, sich eines Willens bewußt zu werden.

Und stiller ward eS Im Hause und ganz still, und es kam Niemand!

Niemand, eS kam Niemand!

Der Schweiß trat ihm eisigkalt vor die Stirn. Warum kam Niemand? Was war geschehen? Hatte man sie wie ihm schauerte vor dem Wort! hatte man sie gesucht, gefunden, oder war noch nichts, nichts entdeckt worden?

Herr von Halden hatte Erna in sein Zimmer bitten lassen, aber sie wir im ganzen Hause nicht zu finden. Der alle Diener meinte, sie wäre mit einem Körbchen in der Hand fortgegangen und hätte gesagt, sie wolle in den Wald gehen und Veilchen suchen, und danach sei sie noch nicht zurückgekchrt.

Und als die Zeit verstrich und Erna noch immer nicht zurückkam, fing Melanie au unruhig zu werden. Besorgt trat sie an das Fenster und schaute hinaus; von Erna war keine Spur zu sehen.

Nach einiger Zeit kam der Diener ins Znnmer.

«Ist Fräuleiu von Kortis noch immer nicht da?" fragte Melanie.

Gerade soeben ist das gnädige Fräulein zu, ückgekehrt. Sie ist durch die kleine Seiten- rhür gekommen und hat sich sofort in ihr Zimmer begeben. Das gnädige Fräulein hat das Unglück gehabt, in den großen Teich zu fallen, wie die Köchen mir sagte."

»In den große» Teich!" rief Melanie, indem sie erschrocken aufsprang.Mein Got', welcher Gefahr ist sie da entgangen!'

Und eilends lies sie die Treppe hinauf nach Ernas Zimmer. Auf ihr Klopfen ant­wortete eine zitternde Stimmeherein" und wie sie einirat, stand Erna mitten im Zim­mer, triefend von Kopf bis zu Fuß, wäh­rend die Jungfer ihr behilflich war, sich der nassen Kleider zu entledigen.

WaS ist Dir geschehen, liebste Erna?" ries Melanie.Du bist in den großen Teich gefallen?"

Und wäre ertrunken, wenn ich nicht zufällig schwimmen könnte!" erwiderte diese mit trübem Lächeln.

«Welches Glück!« sprach Melanie.« Der Teich ist so so tief wie der Fluß."

Und eilends half sie Erna auSkleiden, damit dieselbe schnell ins Bett kam, und dann ging sie und brachte ihr eine heiße Limonade.

Als sie dabei gewahrte, daß Erna heftig erregt und dennoch sichtlich angegiffen war, wollte sie sie eine Weile allein lassen, aber Erna bat sie inständig, zu bleiben und mit ihr zu plaudern, «damit sie den Ge­danken an den schrecklichen Teich loswerde,« wie sie schauernd sagte.

Da meinte Melanie, es wirde Erna an­genehm zerstreuen, wenn sie ihr von Herrn von Kortis Testament und dem Wechsel er­zählte, welchen dasselbe in ihr Leben bringen würde.

Mit größter Vorsicht und feinem Takt erzählte sie Erna, daß Elgenhof und ein größeres Vermögen ihr gehöre, und daß sie und nicht Melanie, die reiche Erbin sei.

«Mir mir soll dies alles gehören?« rief Erna in höchstem Erstaunen. «Und dies wissend, wissend, daß ich Dich um alles das beraube, behandelst Du mich wie eine Schwester? O, Melanie,Du irrst, wenn Du meinst, ich würde dieses Opfer annehmen!«

«Das muhst Du, Kindl" versetzte Me­lanie.Es ist Dein volles Recht. Im Uebrigen bin ich deshalb lange noch nicht arm."

Weiß Baron Nölten davon?" fragte Erna nach kurzem Schweigen.

Melanie nickle.

So heiratet er Dich nicht um Deines Reichtums willen?" fuhr Erna fort.

DaS hoffe ich I" erwidrte Melanie, in­dem es ihr einen leisen Stich durchs Herz gab; noch wußte sie ja nicht, ob er seinen Worten treu bleiben wurde.

Eben schlug es 9 Uhr, als die Jungfer eintrat und Melanie einen Briefvon dem Herrn Baron" etnhändigte.

Es entging Erna nicht, daß Melanies Hand zitterte, als sie dieselbe nach dem Brief ausstreckte. Sie trat an die Lampe, um ihn zu lesen. Als sie wieder an Ernas Belt trat, strahlte ihr Antlitz vor Glück und Freude.

Erna", hob sie an, «Du fragtest mich vorhin» ob Nölten mich auch ohne mein großes Vermögen heiraten würde. Ich habe die Antwort darauf in meiner Antwort da­rauf in meiner Hand. Du sollst sie lesen, damit Du davon überzeugt bist, daß ick jetzt viel glücklicher bin, als wenn seine Treue nie aus die Probe gestellt worden wäre."

Erna nahm den Brief und las ihn. Derselbe war, wie Nölten oben neben dem Datum bemerkt hatte, kurz vor neun Uhr geschrieben, zu einer Stunde, in der er zweifellos geglaubt haben mußte, daß sie, Erna, die er so grausam ihrem Schick­sal überlassen hatte, tot in dem großen Teiche lag.

Nur mit Mühe unterdrückte sie einen Ausruf des Entsetzens. Der ganze Vorfall verwirrte sie namenlos. WaS sollte das heißen? Am liebsten hätte sie sich mit Me­lanie ausgesprochen, wie sie aber in deren glückstrahlendes Gesicht sah, preßte sie die Lippen aufeinander. Nein, nur das nicht I

Ich freue mich, daß Du so glücklich

bist,« sagte ste etwas zögernd. Indem sie

Melanie den Brief zurückgab.

Bist Du müde?" fragte diese, betroffen von dem plötzlich veränderten Ton des jungen Mädchens.

Ja, ich bin müde," entgegnete Erna erschöpft. «Gehe und beantworte Deinen Brief. Ich will versuchen, zu schlafen. Gute Nacht, meine teure Melanie I*

Diese drückte einen herzhaften Kuß auf Ernas bleiche Wange, dann begab sie sich leichten Herzens die Treppe hinab zu ihrem Vater, um auch demselben die frohe Kunde zu bringen, welche ste in einen Himmel voller Glück erhob. Welch trügerisches Glück! . .

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

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- Johannisbeeren einznmachen. Auf je 500 Gramm Johannisbeeren 500 Gramm Zucker. Die Beeren werden gewaschen, auf ein Sieb gelegt und darauf mit einer Gabel von den Stielen gestreift. Dann läutere man den Zucker, lege die Beeren hinein, lasse sie auf schwachem Feuer bei vorsichtigem Umrühren durchweichen, doch nicht im Ge» ringsten zerkochen, lege ste mit einem Schaum­löffel auf einen porzellanenen Einleger oder eine flache Schüssel, füge den abgelaufeuen Saft zum kochenden und lasse dieselben dick­lich einkochen; erkaltet, rühre man die Bee­ren durch und fülle sie in Gläser.

Gegen Fußschweiß ist ein gutes Mittel, Weizenkleiein die Strümpfe zu streuen. Besser noch ist feines Kohlcnpnlver, ebenso angewendet. Das beste Mittel aber ist Bor- sylpulver, einige Prisen in die Strümpfe gestreut und dies mehrere Tage wiederholt. Dieses Mittel ist deswegen allen andern ver­ziehen, weil es nicht nur den üblen Geruch vermindert, sondern auch die Haut stärkt.

.-. (Vornehm erzogen) Elschen: «Ma­ma, essen wir nicht bald mal wieder Ochsen­mundsalat ?"

Redaktion. De ick uni» Berlqq »an Beruh- Hofmann in WUdbad.