stück am Meeresstrand — am nördlichen Ende von Jaffa gelegen — erworben, auf welchem nun ein jüdisches Krankenhaus errichtet wird. Ein anderer Teil der Legatszinsen soll für kolonisatorische Zwecke verwendet werden.
— Von einem Maffenübertritt zur kotho- lischen Kirche wird aus Konstantinopel berichtet: 80 000 Armenier und 50 000 Ne- storianer aus der Umgegend von Mossues traten über.
— In Braunschweig stürzte sich ein jugendliches Liebespaar, der I9jähr. Schlosser Nippe aus Gründerg i. Schl, und die 15- jährige Toni Jons von hier in die Oker und ertrank. Be! den einige Stunden später geborgenen Leichen fand man ein Schreiben an die Polizeidirektion, worin das Paar um ein gemeinsames Grab und darum bittet, daß seine Liebesgeschichte in einen Roman verarbeitet werden möge.
— In Gens ist der 31 Jahre alte deutsche Ernst Wagner, der in Karlsruhe einen Chek von 10 000 ^ gefälscht hatte, verhaftet worden. Er wird nach Karlsruhe ausgeliefert.
— Der jüngste Offizier der Welt dürfte
Wilde Mose.
Novelle von Jenny Pivrkowska.
(Nachdruck verboten.)
10.
Er führte sie durch das große, offene Portal in die zweite Halle, deren Wände mit Waffen und Jagdtrophäen geschmückt waren. Erna sühlte sich thotsächlich wie in einem Märchenland. In sprachloser Bewunderung schweiften ihre Augen umher. Er führte sie die breite Treppe hinauf, über die Gallerte, die rings um die Halle führte; er zeigte ihr allerhand Kuriositäten aus ferneren Landen und machte sie auf das und jenes wertvoll? Gemälde aufmerksam. Und dazwischen lauschte er ihren naiven Bemerkungen, ihrem munteren Lachen, ihren kindlichen Fragen mit einem ihm selbst unerklärlichen Interesse, — denn war dieses schöne thörichte Kind nicht sein Verderben?
Die Zeit verstrich schnell, und als sie endlich den Salon betraten, schlug die Uhr halb zwölf.
Erna.stutzte.
„Das ist Frau MerlingS Frühstückszeit/ rief sie erschrocken. „Wie lange brauche ich, unr nach Haus zu kommen?«
„Mindestens eine Stunde,« entgegnete ihr Nölten. „Da steht auch mein Frühstück bereit," fuhr er mit einem Blick auf den gedeckten Tisch fort. „Würden Sie mir wohl die große Freude machen, cs mit mir zu teilen? Sie haben von dem weiten Spaziergang sicher Hunger bekommen."
„Ob Frau Meiling nicht aus mich warten wird?« meinte Erna.
„O, gewiß nicht. Bevor Sie nach Hause kommen, ist die Frühstücksstunde ja längst vorüber."
„Dann nehme ich Ihr Anerbieten an, denn offen gestanden, ich verspüre einen wahren Wolfshunger l«
Sie nahm aus Nöltens Aufforderung diesem gegenüber am Tische Platz, — zum großen Erstaunen des alten Dieners, — und sprach dem kalten Ausschnitt und Geflügel tapfer zu.
der Sohn des türkischen Generalkonsuls in Tauris in Persien sein. Er ist nämlich erst — zwei und ein habeS Jahr — alt I Unlängst wurde, so schreibt man aus Konstantinopel, die Frau des Bevollmächtigten der Pforte des von der persischen Kronprinzessin in Audienz empfangen und hatte zu derselben, wie es dort üblich ist, auch ihren kleinen Sohn mitgebracht. Die Prinzessin und ihr Gemahl beschäftigten sich mit dem kleinen Knaben, und der Prinz fand solches Gefallen an ihm, daß er das Kind zum Ehrenosfizier der persischen Armee ernannte und ihm die Insignien seines Range- eigenhändig auf die Brust heftete.
— Folgende kuriose Einladung zur Fahnenweihe bringt die „Freiburger Ztg.": Militärverein Ebnet. Wir bringen den Kameraden der Umgegend zur Kenntnis, daß wir am 16. Juli d. I. unsere Fahnenweihe abhalten, und daß wir uns am 1. Juli in den Landes-Verband angemeldet haben. Jedoch müssen wir von einer förmlichen Einladung der Vereine absehen, da zur Zeit in vielen Ställen unserer Gemeinde noch die Maul- und Klauenseuche herrscht. Sollten aber Kameraden der Umgebung die Seuche
Unter Ernas arglosem Geplauder verstrich die Mahlzeit; dann sprang das junge Mädchen plötzlich auf; ihr kam der Gedanke, dag Frau Merling sich am Ende vielleicht gar ihres langen Ausbleibens halber um sie ängstigen könnte.
„So erlauben Sie, daß ich Sie heim geleite," sagte Nölten.
Erna hätte seine Begleitung zurückgewiesen, aber das brachte sie doch nicht zustande, und so verließen sie zusammen das Schloß.
Als Erna voller Freude Frau Merling erzählte, welch' angenehmen Vormittag sie verbracht und wie liebenswürtig Baron Nölten sich ihr erwiesen habe, mußte sie voller Erstaunen vernehmen, wie unpassend st« damit gehandelt hatte, und daß sie sich nicht wundern dürfe, wenn dieses ihr Abenteuer bald in der ganzen Nachbarschaft die Runde machen würde.
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Denselben Tag harte Herr von Halden eine längere Unterredung mit seiner alten Freundin. Voll Schrecken vernahm sie die Einzelheiten, von Herrn von KortiS Testament.
„Ich Unglückliche habe auf diese Weise Melanies ganze Zukunft zerstört I« ries sie außer sich, was ist nun zu thun?«
„Ich halte es für das Richtigste, Erna van der ganzen Angelegenheit nicht eher etwas zu sagen, bis wir die nötigen Erkundigungen über sie eingezogen haben," entgegnete Herr von Halden.
„Sie hegen über ihre Person doch keine Zweifel?« fragte Frau Merling beunruhigt.
„Ich nicht," versetzte jener, „doch bin ich das Melanie sowohl, wie Erna schuldig, da Nölten der kleinen Fremden nicht traut."
„Baron Nölten?« rief die alte Dame erstaunt.
„Allerdings; er hat sich um Melanie's Hand beworben und ist natürlich nicht sehr erfreut über den Gedanken, ihr Vermögen zu verlieren.
„Nölten — Baron Nölten hat sich um Melanie's Hand beworben?" wiederholte
nicht scheuen, so sind dieselben am Feste herzlich willkommen. Der Vorstand. Will- mann.
— Die Opfer des Meeres. Wie erheblich die Zahl der alljährlich durch verschollene Schiffe verloren gegangene Mannschaften ist, ergibt eine Zusammenstellung der See-BerufSgenossenschaft. Es wurden 1888 17 deutsche Schifft als verschollen erklärt mit einer Besatzung von 218 Mann. In den zehn Jahren von 1888 bis 1897 sind 1453 Mann auf deutschen Schiffen verschollen, darunter 1163 auf Seglern.
(Ganz einfach.) A.: „Wie soll ich dem Schuhmacher die engen Stiefel nur zurückschicken — als Packet?« — B.: „Un- sinnl Als Drucksache."
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durch Wasser beschädigt worden, und hält einen Ränmungs-Ausverkrnf. Man kann jetzt daselbst noch billiger kaufen als sonst. Gelbes Schuhwerk rc. unter Preis. Schwarze Wichsleder-Frauen Zngstiefel, Wert 6.— zu 3.90. Herren-Wichsleder Zugstiesel gute Qualität zu 4.50,
Frau Merling betroffen. „Dies bedaure ich zu hören ; ich fürchte er ist ein Glücksjäger."
„Was das anbelangt, wird er sehr bald die Probe bestehen müssen," .erwiderte Herr von Halden. „Inzwischen müssen wir etwas für Erna thun. Als ihr Vormund werde ich Ihnen vorläufig eine Geldsumme zu ihrem Unterhalt und ihrer Erziehung einhändigen. Sie ist ja entsetzlich unwissend und bedarf noch sehr der Erziehung. Sie sind doch bereit, sie vorläufig unter Ihrer Obhut zu behalten?"
„Ich würde mich nur ungern von ihr trennen, denn ich habe das Kind wirklich von Herzen lieb gewonnen," antwortete Frau Merling.-—
Wenige Tage später wurde eine Dame engagiert, zu dem Behuf, Erna in allem Möglichen zu unterrichten. Das war aber keine leichte Aufgabe. Das junge Mädchen war gegen Gefährtinnen ihres Alters noch sehr zurück, und alles Lernen und Studieren war ihr verhaßt.
Nölten sah sie jetzt nur selten. Frau Merling hielt sie möglichst fern von ihm und erachtete es für geraten, Erna mitzu- tetlen, daß Nölten heimlich verlobt sei mit Melanie, eine Nachricht, welche Erna mit einem ganz eigenartigen GestchtsauSdruck entgegennahm.
Endlich aber sah Nölten seinen schönen Gast doch wieder. Als er eines Nachmittags auf Elgenhof Besuch machte, fand er beide jungen Damen im Wohnsalon.
Melanie saß in einem bequemen Armstuhl vor dem Kamin, Erna ihr zu Füßen auf einem niedrigen Schemel. Als er ein- trat, wandte sie ihm ihr von der Glut des Feuers leicht gerötetes Gesicht zu. Ihre schönen Züge, ihre geschmeidige Gestalt, die zarte weiße Hand, die in Melanies Schoß lag, ließen ihn für den Augenblick seine Verlobte vergessen und nur sie sehen — Erna.
(Fortsetzung folgt.)
Merk's.
Glück macht oberflächlich, Unglück tief.
Redaktion, Dr:ick und Verlag von Beruh. Hofmann in Wildbad.